Brucellose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch infizierte Tiere über kontaminierte Rohmilchprodukte, rohes Fleisch oder auch Urin, Kot und Blut von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen wird.
Die Brucellose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch infizierte Tiere auf den Menschen übertragen wird. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten.
Besonders häufig tritt diese Erkrankung im Mittelmeerraum (besonders in der Türkei) sowie in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika und auf der arabischen Halbinsel auf.
In Deutschland ist die Brucellose eher selten und ist meist Folge von importierten Erkrankungen aus dem Ausland.
Bei der Brucellose handelt es sich um eine weltweit verbreitete bakterielle Erkrankung, die durch verschiedene Bakterien der Gattung Brucella hervorgerufen wird. Brucellen sind kleine, unbewegliche, gramnegative Kokken, die v.a. Nutztiere wie Rinder, Schafe und Ziegen befallen und die über den Kontakt mit infizierten Tieren wiederum auch auf den Menschen übertragen werden können.
Wichtige humanpathogene, d.h. auch den Menschen befallende Erreger, sind Brucella melitensis (Ursache des Maltafiebers und v.a. bei Ziegen, Schafen und Kamelen zu finden), Brucella abortus (hauptsächlich bei Rindern, Auslöser des Morbus Bangs), Brucella suis (vor allem bei Schweinen) und in geringem Maße auch Brucella canis (vor allem bei Hunden zu finden).
Da die Symptome einer Brucellose oft unspezifisch und variabel sind, ist eine frühzeitige Diagnose oft erschwert. Eine sorgfältige Anamnese (ärztliches Aufnahmegespräch) mit Erfragung von Essgewohnheiten, Beruf und eventuellen Auslandsaufenthalten spielen daher besonders bei der Brucellose eine wichtige Rolle.
In etwa 90 Prozent der Fälle treten bei der Brucellose keine Symptome auf, in den restlichen 10 Prozent variieren die Krankheitszeichen von leichtem Fieber und Kopfschmerzen bis hin zu schwerem Gelenkbefall und Organschäden. Folgen wie Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Leberentzündungen, Störungen des Blutbildes oder auch Entzündungen des Bauchfells (Peritonitis) und der Herzklappen sind möglich und können mitunter tödlich verlaufen.
Die Inkubationszeit (d.h. die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch) der Brucellose kann sehr unterschiedlich sein. Sie kann von 5 Tagen bis zu mehreren Monaten und Jahren reichen. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass Erkrankte während der gesamten Inkubationszeit für andere ansteckend sein können.
Die Brucellose kann sich in vielen verschiedenen Symptomen wiederspiegeln. In 90% der Fälle verläuft eine Infektion subklinisch, d.h. ohne die geringsten Anzeichen einer Erkrankung. Dass dann tatsächlich eine Brucellose vorliegt, kann nur durch den Nachweis von Antikörpern (Abwehrstoffe gegen den Erreger) im Blut festgestellt werden.
In 10% der Fälle kann es jedoch auch zu einem akuten oder chronischen Verlauf kommen, der entweder schleichend (subakut) oder plötzlich (akut) mit starkem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Nachtschweiß, Müdigkeit und unterschiedlich langen fieberfreien Intervallen einhergeht.
Eine chronische Brucellose betrifft meist Patienten, deren Erkrankung nicht lang genug therapiert wurde oder bei denen die Erkrankung schlichtweg nicht erkannt worden ist. Hier stehen vor allem unspezifische Symptome, wie Leistungsabbrüche, Depressionen, Schweißausbrüche, Wirbelsäulenentzündungen und Augenentzündungen (Uveititden) im Vordergrund.
Oft besteht zusätzlich auch eine Infektion von Knochen, Gelenken, Leber oder auch der Milz.
Häufig kommt es hier zur Bildung von Entzündungsherden, von denen immer wieder neue Erreger frei gesetzt werden, sodass die Erkrankung stetig fortbesteht. Vor allem der Befall des Herzens und seiner Klappen kann lebensgefährliche Folgen mit sich ziehen.
Von einer chronischen Brucellose spricht man, wenn die Symptome mindestens 1 Jahr lang bestehen.
Die Diagnosestellung einer Brucellose ist oft schwierig und stützt sich vor allem auf die Bestimmung von Antikörpern oder DNA-Sequenzen (mittels PCR) aus dem Blut. Alternativ ist auch das Anlegen von Blutkulturen hilfreich, gestaltet sich jedoch meist sehr schwierig.
Besteht der Verdacht auf eine fortgeschrittene Infektion mit Organ- und Gewebebefall, so können auch andere Gewebe und Flüssigkeiten, wie Urin, Liquor (Rückenmarksflüssigkeit), Milz, Leber und Knochenmark auf Brucellen untersucht werden.
Die Therapie einer Brucellose erfolgt in der Regel 6 bis 12 Wochen mit einer antibiotischen Kombinationstherapie aus Rifampicin und Doxycyclin bei Erwachsenen, alternativ Cotrimoxazol bei Kindern oder wenn Doxycyclin nicht vertragen wird.
Um eine Chronifizierung der Brucellose zu verhindern, wird eine Therapiedauer bis zu 12 Wochen empfohlen. Sollten neurologische Ausfälle oder der Befall von mehreren inneren Organen hinzukommen, so können zusätzliche Medikamente, wie Amoxicillin oder Chloramphenicol, in Erwägung gezogen werden. Die Therapiedauer sollte auch hier auf mindestens 12 Wochen verlängert werden.
Das Anschlagen bzw. Versagen der Therapie wird durch regelmäßige Blutkontrollen überprüft.
Häufigste Ursachen für eine Brucellose ist der Verzehr kontaminierter, roher (d.h. nicht abgekochter/ pasteurisierter) Milch oder der Verzehr kontaminierter Rohmilchprodukten, wie Ziegen- oder Schafskäse, oder von rohem Fleisch.
Gerade Reisende im Mittelmeerraum sollten auf Vorsichtsmaßnahmen und das Vermeiden des Konsums von Rohmilchprodukten und rohem Fleisch denken. Oft sind viele der dort lebenden Nutztiere von Erregern der Brucellose befallen.
Ferner ist eine Übertragung auch durch kleine Verletzungen an der Haut bei Kontakt mit infizierten Tierprodukten wie Urin, Kot und Blut möglich. Gerade Fleischer und Tierärzte sind hierbei besonders gefährdete Berufsgruppen und gelten neben dem Laborpersonal zu den beruflich exponierten Risikogruppen.
Gelangen die Erreger der Brucellose schließlich über Schleimhäute oder Hautverletzungen in den menschlichen Körper, so werden diese meist von Zellen des Immunsystems aufgefangen und zu den nächstgelegenen Lymphknoten transportiert, wo der erste Ort der Abwehr erfolgt.
Gelingt es dem Körper nicht, die Erreger zu bekämpfen, so streut die Brucellose ungehindert in die Blutbahn, von wo aus sie nächstfolgende Organe wie Leber und Milz befallen kann.
Gerade bei chronischen Verläufen kommt es oft auch zu einem Befall von Gelenken und Knochenmark. Die dort entstehenden Entzündungsherde halten die Infektion oft viele Jahre lang aufrecht.
Eine spezielle Impfung zur Vorbeugung einer Brucellose beim Menschen gibt es nicht. Daher spielt vor allem das Vermeiden einer Übertragung eine wichtige Rolle. In Deutschland sind nach der sogenannten Brucellose-Verordnung alle Tiere amtlich brucellosefrei. Für viele andere Länder (v.a. im Mittelmeerraum) gilt dies jedoch nicht. Daher sollte hier auf den Verzehr von rohem Fleisch oder nicht pasteurisierter Milch sowie Rohmilchprodukten verzichtet werden. Auch der Kontakt zu potenziell infektiösen Tieren sollte in endemischen Gebieten gemieden werden.
Menschen, die beruflich viel mit Tieren beschäftigt sind, sollten auf entsprechende Hygienemaßnahmen wie Handschuhe, Schutzkleidung und sorgfältige Händedesinfektion achten.
An Brucellose erkrankte Mütter dürfen primär nicht stillen; sie dürfen nach Abkochung ihrer Milch diese jedoch an den Säugling weitergeben.
Der Verlauf und die Prognose der Brucellose sind von verschiedenen Faktoren, wie der Art der Infektion, des Schweregrads, individuellen Vorerkrankungen usw. abhängig. Bei ordnungsgemäß durchgeführter Therapie ist die Prognose einer Brucellose im Allgemeinen sehr gut.
Nur in seltenen Fällen (bis zu 5%) kommt es zu einer Chronifizierung der Erkrankung, wo es mehrere Jahre nach Erstinfektion noch zu Fieberintervallen und Organbefall kommen kann.
Die Letalität (Sterblichkeitsrate) ist jedoch sehr niedrig (2%). Nur Patienten, bei denen eine schwere Brucella-melitensis-Infektion (Maltafieber) mit einer Herzklappenentzündung (Endokarditis) vorliegt, sind von einer höheren Letalität betroffen.
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