Blutarmut im Alter hat nicht immer einen Krankheitswert, sondern kann durch das hohe Alter bedingt sein. Die Ursache sollte dennoch stets ermittelt werden.
Eine Blutarmut (Anämie: an = nicht, ämie=Blut) bezeichnet eine Erniedrigung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), der Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) oder des Anteils der Zellen im Blut (Hämatokrit).
Man spricht von einer Blutarmut, wenn das Hämoglobin unter 13 g/dl bei Männern oder unter 12 g/dl bei Frauen sinkt. Alternativ liegt eine Blutarmut vor, wenn der Hämatokrit bei Männern unter 42% oder bei Frauen unter 38% liegt.
Für die Verwendung des Begriffs „Blutarmut im Alter“ gibt es keine genaue Altersgrenze. Meist sind dabei Personen jenseits des Rentenalters gemeint. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der betroffenen Personen, die an einer Blutarmut leiden, kontinuierlich an. Nicht immer hat die Blutarmut einen Krankheitswert, jedoch sollte man ihr in jedem Fall auf den Grund gehen, um behandelbare Grunderkrankungen auszuschließen.
Die typischen Symptome einer Blutarmut umfassen eine Blässe der Haut und der Schleimhäute. Zudem können eine allgemeine Schwäche, eine Verminderung der Leistungsfähigkeit sowie eine vermehrte Müdigkeit auftreten. Gegebenenfalls kommt es zu weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen, häufig einreißenden Mundwinkeln (Mundwinkelrhagaden), einer erhöhten Herzfrequenz und Konzentrationsschwächen.
All diese Symptome sind sehr unspezifisch und können auf viele verschiedene Erkrankungen hindeuten. Insbesondere im Alter sind die Beschwerden oftmals nur gering ausgeprägt. Gerade bei einer chronischen Blutarmut im Alter fallen die Beschwerden den betroffenen Personen oftmals gar nicht auf. Zudem können die Symptome schnell mit allgemeinen Alterserscheinungen verwechselt werden. Daher ist die Blutarmut im Alter häufig eine Diagnose, die durch Zufall auftritt.
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Weiter Hinweise auf eine Blutarmut im Alter können die Folgen der Anämie sein:
Durch die verringerte Zahl an roten Blutkörperchen und rotem Blutfarbstoff kommt es zu einer Gesamtabnahme des Gesundheitszustandes. Das Sturzrisiko erhöht sich, während sich die Beweglichkeit beispielsweise durch eine verkürzte Gehstrecke und weniger Kraft verringert. Auch das Gedächtnis kann unter einer Blutarmut leiden, betroffene Personen werden schneller vergesslich, zudem steigt das Risiko für eine Demenz. Auch die Knochendichte kann durch eine Blutarmut im Alter verringert werden. Zudem kann die Blutarmut auf die Stimmung schlagen und bis hin zu depressiven Symptomen führen.
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Müdigkeit und Erschöpfung sind zusammen mit einer allgemein verringerten Leistungsfähigkeit häufige Symptome einer Blutarmut im Alter.
Der rote Blutfarbstoff ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Verringert sich durch die Blutarmut die Kapazität für den Sauerstofftransport, kann dies zu einem leichten Sauerstoffmangel in wichtigen Organen führen. Weniger Sauerstoff im Gehirn führt beispielsweise zu einem Müdigkeitsgefühl, betroffene Personen gähnen häufig. Zudem muss das Herz stärker pumpen, um alle Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Dies führt zu einer allgemeinen Erschöpfung sowie einer geringeren körperlichen Leistungsfähigkeit.
Eine chronische Blutarmut kann zudem durch den leichten Mangel an Sauerstoff in den verschiedenen Organen zu langsamen chronischen Schäden führen. Dies macht sich am Gehirn beispielsweise durch eine schnellere Vergesslichkeit bemerkbar. Auch die Muskeln sind nicht mehr so gut versorgt und bauen schneller ab, wodurch die körperliche Leistungsfähigkeit stärker abnimmt.
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Die Diagnose einer Blutarmut basiert zunächst auf einem begründeten Verdacht. Diese können z.B. Blut im Stuhl, schwarz gefärbter Stuhl, ausgeprägte Müdigkeit oder Blässe sein. Daraufhin kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin), dem Anteil der Blutzellen im Blut (Hämatokrit) und den roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
Eine Blutarmut kann allein durch diese drei Werte festgestellt werden. Um die Ursache herauszufinden, sollten auch der Eisenwert und das Ferritin (Transporteiweiß für Eisen im Blut) untersucht werden.
Außerdem ist die Durchführung einer Magen- und/oder Darmspiegelung sinnvoll, um Blutungsquellen im Verdauungstrakt finden und behandeln zu können. Führt dies zu keiner Erklärung für die Blutarmut im Alter, können weiter diagnostische Schritte wie eine Knochenmarkspunktion mit Untersuchung der Blutbildung durchgeführt werden.
Blutarmut kann sich durch verschiedene Beschwerden bemerkbar machen. Lesen Sie daher doch auch: Symptome einer Blutarmut
Die Behandlung der Blutarmut im Alter richtet sich grundsätzlich nach der Ursache der Erkrankung.
So können Mangelzustände gut durch die Gabe entsprechender Präparate ausgeglichen werden.
Bei einer Blutarmut durch Eisenmangel sollten Eisentabletten über mehrere Monate hinweg eingenommen werden. Außerdem kann man die Eisenaufnahme durch die Nahrung verbessern, indem vermehrt eisenhaltige Nahrungsmittel verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise Fleisch, Fisch, Linsen, Erbsen, Spinat, Bohnen, etc. Zudem sollte auf eine ausreichende Zufuhr und ggf. medikamentöse Einnahme von Vitamin B12 und Folsäure geachtet werden.
Liegt der Blutarmut im Alter eine chronische Erkrankung zugrunde, sollte diese bestmöglich eingestellt werden. Bei chronischen Blutungen sollten die Blutungsquellen im Magen-Darm-Trakt durch eine Magen- oder Darmspiegelung aufgefunden und verschlossen werden. Ist die Blutarmut besonders stark ausgeprägt, kann auch eine sofortige Gabe einer Bluttransfusion nötig werden. Liegt der Blutarmut im Alter eine schlechte Nierenfunktion zugrunde, können gegebenenfalls auch Medikamente gegeben werden, die die Blutproduktion steigern.
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Eine Bluttransfusion wird dann benötigt, wenn die Blutarmut besonders stark ausgeprägt ist. Dafür gibt es zwei Gründe: Es kann zu einem plötzlichen (akuten) starken Blutverlust kommen. Dieser erfordert gegebenenfalls eine Bluttransfusion, bereits bevor sich die Blutwerte messbar verschlechtern. Daher ist die Erwägung für eine Bluttransfusion bei akuten Blutungen sowohl vom klinischen Zustand als auch vom Hämoglobinwert abhängig. Bei starken Beschwerden wie deutlich erhöhter Herzfrequenz, Blutdruckabfall, Atemnot aber auch bei Veränderungen der Herzaktivität im EKG kann eine Bluttransfusion schon ab einem Hämoglobinwert von 10 g/dl (Normwert 12-13 g/dl) erforderlich sein.
Ab einem Hämoglobinwert von 8 g/dl ist eine Bluttransfusion bei Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems auch ohne Symptome notwendig. Bei einem Hämoglobin unter 6 g/dl sollte immer eine Bluttransfusion durchgeführt werden. Die gleichen Grenzwerte gelten auch für einen chronischen Blutverlust, der in der Regel unbemerkt vor sich geht und daher nur selten Symptome zeigt.
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Wie lange eine Blutarmut andauert, ist von der Behebung der Ursache abhängig.
Bei akuten Blutungen kann eine schnelle Erholung stattfinden, wenn die Blutung schnell gestillt wird.
Besonders bei einer chronischen Blutarmut im Alter dauert die Genesung länger, jedoch ist sie durch eine gezielte Eisenzufuhr über die Ernährung und eine medikamentöse Eisengabe häufig gut zu händeln. Wichtig ist zudem bei chronischen Blutungen, dass die Ursache gefunden und therapiert wird. Sofern der Blutarmut im Alter eine gutartige Erkrankung zugrunde liegt, ist die Prognose bei zügiger Behandlung gut.
Wie die Prognose bei bösartigen Erkrankungen (Tumor im Verdauungstrakt, bösartige Störung der Blutbildung) ist, hängt stark von der einzelnen Erkrankung ab.
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Eine Blutarmut kann durch verschiedene Mechanismen gefährlich werden. So kann eine unbemerkte Anämie im Alter zu Komplikationen wie eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, verminderte Knochendichte, vermehrte Stürze und damit zu Folgeverletzungen wie Knochenbrüchen führen. Ein Knochenbruch ist an sich keine lebensgefährliche Erkrankung, kann jedoch einen langen Krankenhausaufenthalt und Bettlägrigkeit mit der Gefahr einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit und einer erhöhten Gefahr für Infektionen mit sich bringen.
Eine chronische Blutung kann auch die Hirnfunktion dauerhaft schädigen und so über längere Zeit gefährlich werden. Eine andere Art der Gefahr geht von bösartigen Erkrankungen aus, die die Blutarmut im Alter verursachen. Diese sollten schnellstmöglich therapiert werden, um eine möglichst gute Prognose zu erhalten und eine Gefahr zu minimieren.
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Die Ursachen für eine Blutarmut (Anämie) im Alter unterscheiden sich grundsätzlich wenig von den Gründen einer Anämie in jedem anderen Lebensalter. Jedoch sind die Häufigkeiten der zugrundeliegenden Ursache anders verteilt.
1. In den meisten Fällen kommt es durch Mangelzustände zu einer Blutarmut im Alter. Typischerweise liegen Probleme in der Ernährung (unausgeglichene Ernährung oder zu wenig Nahrungszufuhr) vor, die zu einem Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 führen. All diese Komponenten benötigt der Körper jedoch, um weiterhin roten Blutfarbstoff und rote Blutkörperchen bilden zu können. Daher kann es bei einem Mangel dieser Substanzen zu einer Blutarmut kommen.
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2. Eine weitere Ursache ist die Anämie bei chronischen Erkrankungen. Viele ältere Personen leiden an mehreren chronischen Erkrankungen. Diese führen zu einem verminderten Antrieb zu Blutbildung (beispielsweise bei Nierenerkrankungen) oder dazu, dass rote Blutkörperchen schneller kaputt gehen und durch neue ersetzt werden müssen (z.B. Erkrankungen von Herzklappen).
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3. Weitere Ursachen können ein chronischer Blutverlust (häufig im Magen-Darm-Trakt) durch Geschwüre im Magen oder Zwölffingerdarm oder durch Divertikel in den unteren Darmabschnitten sein. Ein chronischer Blutverlust (teilweise auch unbemerkt) kann auch auf Wachstumsprozesse im Darm hindeuten. In einigen Fällen ist eine starke Blutarmut auch auf Erkrankungen des blutbildenden Systems (beispielsweise des Knochenmarks) zurückzuführen.
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Eisenmangel ist die häufigste Ursache für die Blutarmut im Alter.
Die Gründe für den Eisenmangel sind vielfältig. So kann eine verminderte Zufuhr an Eisen (am häufigsten bei vegetarischer/veganer Ernährung, aber auch bei grundsätzlicher Mangelernährung) der Grund für den Eisenmangel sein. Auch eine verminderte Aufnahme im Verdauungstrakt durch Magen- oder Darmerkrankungen kann einen Eisenmangel hervorrufen. Weniger häufig tritt die Blutarmut im Alter aufgrund eines erhöhten Eisenbedarfs (typisch für Sportler, Kinder im Wachstum, Schwangere) auf. Dagegen werden Eisenverluste durch chronische Blutungen im Verdauungstrakt im Alter besonders häufig.
Daher sollte bei einer Blutarmut im Alter bei niedrigen Eisenwerten eine ausführliche Untersuchung des Magen-Darm-Traktes (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Test auf verstecktes Blut im Stuhlgang) durchgeführt werden.
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Krebs ist eine von vielen Ursachen, die für eine Blutarmut im Alter verantwortlich sein können. Deutlich häufiger treten andere Ursachen für die Blutarmut wie chronische Erkrankungen oder Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt auf. Jedoch können chronische Blutungen auch auf einen gut- oder bösartigen Tumor im Magen oder Dickdarm hindeuten. Aus diesem Grund ist beispielsweise die regelmäßige Darmkrebsvorsorge mit dem Test auf verstecktes Blut im Stuhl eine sinnvolle Maßnahme.
Deutlich seltener ist eine Blutarmut im Alter ein Hinweis auf Erkrankungen des blutbildenden Systems. Jedoch kann es auch in diesem Bereich im Alter zu Krebserkrankungen (Leukämien) kommen.
Blutarmut im hohen Alter kann ein Hinweis auf Krebs sein. Zur Vorsorge wird ab dem 50. Lebensalter jährlich eine Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchgeführt. Lesen Sie mehr dazu unter: Test auf Blut im Stuhl
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