Dem akuten HWS-Syndrom gehen meist Verletzungen durch plötzliche Überbeanspruchung voraus. So kann beispielsweise ein Schleudertrauma bei einem Verkehrsunfall zu einem akuten HWS-Syndrom führen. Von einem akuten HWS-Syndrom spricht man, wenn die Beschwerden 3 Monate oder kürzer bestehen. Das HWS-Syndrom lässt sich nicht nur nach akutem und chronischem Stadium einteilen, sondern auch nach Schmerzausstrahlung und Lokalisation des Schmerzes.
Der Bereich der Halswirbelsäule (HWS) umfasst die Wirbel 1 bis 7. Als HWS- oder Zervikalsyndrom werden allgemein die Beschwerden bezeichnet, deren Ursprung in diesem Bereich liegen. Dabei wird oft zwischen akuten HWS-Syndromen und chronischen HWS-Syndromen unterschieden. Dauern die Beschwerden länger als 3 Monate an, spricht man von einem chronischen HWS-Syndrom.
Bei den akuten HWS-Syndromen sind meist Verletzungen durch plötzliche Überbeanspruchung als Ursache festzustellen. Dazu gehören z.B. die Verletzung der Halswirbelsäule bei Verkehrsunfällen, das sogenannte Halswirbelsäulen-Schleudertrauma. Akute HWS-Syndrome können auch bei starker körperlicher Betätigung oder bei Aussetzung von Zugluft entstehen.
Das HWS-Syndrom kann nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden. Eine Möglichkeit ist, die Einteilung nach dem Verlauf vorzunehmen. Bei Beschwerden, die länger als 3 Monate anhalten, spricht man von einem chronischen HWS-Syndrom. Im Vergleich zum akuten HWS-Syndrom, bei dem die Schmerzen auf die Wirbelsäule beschränkt bleiben, kann beim chronischen Verlauf kein bestimmter Schmerzpunkt angegeben werden.
Das HWS-Syndrom kann auch nach Schmerzausstrahlung eingeteilt werden:
Das radikuläre HWS-Syndrom betrifft die Nervenwurzel (latein. radix) und strahlt dabei entlang der betreffenden Nerven aus. Das pseudoradikuläre HWS-Syndrom hingegen betrifft nicht die Nervenwurzel und äußert sich in Kopfschmerzen, Schwindelattacken und Hör- und Schluckstörungen. Wenn der untere Teil der Halswirbelsäule betroffen ist, können die Schmerzen auch in die Arme ausstrahlen.
Eine weitere Einteilungsmöglichkeit des HWS-Syndroms ist nach Lokalisation der Schmerzen:
Beim akuten HWS-Syndrom unterscheidet man allgemeine von spezifischen Beschwerden, die sich nach Höhe der Schädigung der Halswirbelsäule richten. Zu den allgemeinen Schmerzen gehören lokaler Klopf-/Druckschmerz über der Wirbelsäule, Schmerzen bei Überstreckung der HWS und eine Schmerzverstärkung bei Bewegen des Kopfes. Unabhängig von der Lokalisation der Schädigung können auch Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Sensibilitätsstörungen in den Armen auftreten.
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Beim oberen HWS-Syndrom sind die Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in den Kopf charakteristisch. Hierbei ziehen die Schmerzen oftmals vom Hinterkopf bis an die Stirn.
Beim mittleren HWS-Syndrom treten die Beschwerden typischerweise mit ausstrahlenden Schmerzen zwischen die Schulterblätter und über die Schulter hinaus auf. Neben den Armschmerzen können auch Taubheitsgefühle oder Lähmungen in den Arm entstehen. Dies ist beim radikulären Syndrom der Fall (=Krankheitsbild infolge einer Nervenschädigung).
Beim unteren HWS-Syndrom kommt es neben den Schmerzen bzw. Lähmungserscheinungen im Arm auch zu Beschwerden in den Händen. Dabei kann je nach genauer Lokalisation der Beschwerden ermittelt werden, welcher Halswirbel betroffen ist.
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Die Blockierung kann sowohl ursächlich für ein akutes HWS-Syndrom sein, als auch ein Symptom darstellen. Letztgenanntes wird vor allem durch ein vorausgehendes Schleudertrauma begünstigt, welches als eine häufige Ursache des akuten HWS-Syndroms gilt. Daneben können auch degenerative Prozesse im Zusammenhang mit dem akuten HWS-Syndrom eine Blockierung auslösen. Auch die Dauerbelastung der HWS kann das Auftreten einer Blockade provozieren.
Aufgrund der Blockierung leiden Betroffene an einer eingeschränkte Beweglichkeit. Vor allem die Rotations-, Streck- und Beugebewegungen sind in ihrem Ausmaß reduziert. In der Fachsprache wird eine solche Einschränkung der Beweglichkeit bedingt durch eine Blockade auch als „segmentale Dysfunktion“ bezeichnet.
Ein weiterer nennenswerter Aspekt ist der, dass sich die Blockierung im Rahmen eines akuten HWS-Syndrom selbst verstärken kann. Da die Blockierung mit starken Schmerzen einhergeht, nehmen Betroffene oft eine Schonhaltung (Schiefhals) ein. Das Resultat ist eine extreme Verspannung, welche letztlich das Lösen der Blockierung verhindert.
Weitere typische Symptome, die bei jeglichen Blockierung im Rahmen eines HWS-Syndroms auftreten, sind Missempfindungen an den oberen Extremitäten, wie ein Kribbel- oder Taubheitsgefühl. Des weiteren können durch Irritationen oder Schädigungen mancher Nerven Schwindelattacken, Sehstörungen und Schluckstörungen auftreten.
Laut aktuellen Leitlinien spricht man von einem akuten HWS-Syndrom, wenn die Beschwerden maximal 3 Monate andauern. Sobald die Symptome länger als 3 Monate vorliegen, klassifiziert man das HWS-Syndrom als eine chronische Form.
Ein relevanter Hinweis für die Klassifizierung des HWS-Syndroms anhand der Dauer ist der, dass „unspezifische Nackenschmerzen“ als akut gelten, wenn sie maximal 3 Wochen andauern. Das bedeutet, dass Nackenschmerzen erst nach einer Diagnosestellung zum „HWS Syndrom“ bis maximal 3 Monaten und nicht 3 Wochen als akut gelten.
Die Dauer der einzelnen Beschwerden kann innerhalb dieser 3 Monate individuell variieren. Symptome können sich in einem Zeitraum von nur wenigen Minuten bis hin zu Stunden und Tagen manifestieren. Je nachdem wie häufig die Beschwerden auftreten, kann das akute HWS-Syndrom sehr belastend sein.
So beklagen manche Betroffenen tägliche Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Blockierungen, die mit einer Bewegungseinschränkung einhergehen. Milde Verläufe beschreiben möglicherweise Phasen, in denen die Symptome weniger intensiv oder kaum ausgeprägt sind und durch bestimmte Triggerfaktoren wieder ausbrechen.
Die häufigste Ursachen für das akute HWS-Syndrom stellen Verletzungen der Halswirbelsäule dar wie beispielsweise Frakturen oder Schleudertraumen, die oft bei Autounfällen entstehen. Ebenfalls kann es bei Unfällen zu akuten Wirbelgelenkblockierungen kommen, die sich in schmerzhaften Einschränkungen der Dreh- oder Neigungsbeweglichkeit der Halswirbelsäule äußern. Diese Schmerzen können auch in die Schulter oder in den Arm ausstrahlen. Dadurch kommt es zusätzlich zu einer Verspannung der Halswirbelsäulenmuskulatur, so dass nach Lösung der Wirbelblockierung eine verspannte Muskulatur noch über einige Tage verbleiben und ebenfalls Schmerzen bereiten kann.
Weitere Ursachen können abnutzungsbedingt (siehe: Degenerative Wirbelsäulenerkrankung) sein. Diese Abnutzungen können durch Bandscheibenschäden (Bandscheibenvorwölbung der HWS, Bandscheibenvorfall der HWS), durch Störung der Wirbelgelenke oder durch den Verlust der Funktion von Haltebändern (ligamentäre Insuffizienz) zustande kommen.
Darüber hinaus können angeborene Fehlbildungen wie beispielsweise ein Block- oder Keilwirbel oder Wachstumsstörungen eine Halswirbelsäulenerkrankung begünstigen.
Auch entzündliche Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew, Infektionserkrankungen), Knochenschwund, Primärtumore (z.B. Plasmozytom) oder Knochenmetastasen können eine Halswirbelsäulenerkrankung zur Folge haben.
Bei einem Notfall, wie es beispielsweise bei einem akuten HWS-Syndroms durch einen Unfall der Fall ist, sollten folgende Dinge beachtet werden:
Für die Therapie eines akuten HWS-Syndroms gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist die konservative Therapie mit Medikamenten. Die Medikamente sollen die physikalische Therapie unterstützen und dienen der Linderung von Symptomen. Dabei werden verschiedene Schmerzmittel eingesetzt, die zum einen die Schmerzen verringern, jedoch auch teilweise einer eventuellen Entzündung entgegenwirken. Dazu gehören auch die gängigen Medikamente wie z.B. Paracetamol und Ibuprofen.
Zur Linderung der Symptome können auch Wärmeanwendungen durchgeführt werden. Besonders bei akuten Schmerzzuständen wirken Fango- und Moorpackungen, Rotlicht, Heißluft oder ein Heizkissen recht gut. Eine Halskrawatte kann bei akuten Beschwerden für wenige Tage zur Immobilisation dienen und die Schmerzen lindern.
Nach einem HWS-Syndrom ist die Physiotherapie (Krankengymnastik) von großer Bedeutung für die Schmerzlinderung, die Muskelentspannung und dem gezielten Muskelaufbau vor allem in der Rehabilitationsphase. Sie umfasst Massagen, vorsichtige Traktion der Halswirbelsäule, isometrische Übungen zur Kräftigung der Halsmuskulatur und das Erlernen eines rückengerechten Alltagsverhaltens. Allzu starke Bewegungen sollten vermieden werden, um die Nervenwurzeln nicht zu sehr zu reizen.
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Eine weitere Möglichkeit für die Therapie des akuten HWS-Syndroms ist die manuelle Therapie. Bei der manuellen Therapie werden in erster Linie Manipulationen mit axialer Zugrichtung (in Richtung einer Achse) angewandt. Es steht nicht nur die Behandlung der Wirbel im Vordergrund, sondern auch die der Bandscheiben. Durch kurze, kräftige Streckung kommt es zur Erniedrigung des Druckes, der auf die Bandscheiben wirkt. Die Streckung der Halswirbelsäule zur kausalen Schmerztherapie kann entweder manuell oder mit Geräten erfolgen. Ein schonender, gut dosierbarer Zug ist mit der sogenannten Glissonschen Schlinge möglich.
Bei der therapeutischen Lokalanästhesie wird ein lang wirksames Lokalanästhetikum in die Halsmuskulatur oder in die Nähe der Nervenaustrittsstellen injiziert. Dadurch werden die Nerven und damit die Schmerzweiterleitung zeitlich begrenzt blockiert.
Neben den oben aufgeführten Maßnahmen zur Therapie ist es ratsam auf regelmäßige Bewegung zu achten und eine falsche Körperhaltung zu vermeiden. Dies hilft einem HWS-Syndrom vorzubeugen.
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