Schmerzen im rechten Oberarm

Schmerzen im rechten Oberarm sind oft belastungsinduziert. Ihnen kann ein Muskelfaserriss, eine Gelenkabnutzung, eine Sportverletzung aber beispielsweise auch ein eingeklemmter Nerv zugrunde liegen.

Schmerzen im rechten Oberarm

Einleitung

Was chronische Schmerzen im Oberarm für den Betroffenen bedeuten, lässt sich abschätzen, wenn man sich die Wichtigkeit einer freien Beweglichkeit der oberen Extremität im Alltag vor Augen führt. Das eigenständige Ankleiden, die Verrichtung alltäglicher Haushaltsarbeit, die Haar- und Körperpflege sowie zahlreiche Formen des sozialen Umganges bis hin zur Ausübung von Sportarten werden deutlich erschwert, wenn Schmerzen der Schulter und des Oberarmes jede noch so banale Bewegung zur Herausforderung machen.

Unter den Schmerzen der oberen Extremität dürfte der Oberarm die am häufigsten betroffene Region sein. Da ca. 85-90 % der europäischen Bevölkerung Rechtshänder sind, treten belastungsbedingte Schmerzen auf der rechten Körperseite besonders häufig auf und behindern die Betroffenen oftmals erheblich. Auch wenn die Therapie in vielen Fällen langwierig ist und Betroffene häufig zu Rückfällen neigen, stecken meist gut bekannte und leicht zu behandelnde Erkrankungen hinter Schmerzen im Oberarm.

Wir beginnen mit Erkrankungen der Gelenke. Die zwei Gelenke des Oberarmes, das Schultergelenk, ein Kugelgelenk, und das Ellenbogengelenk, das Eigenschaften von Scharnier- und Kugelgelenk aufweist, können Ursprung verschiedener Krankheiten sein, die in den Oberarm einstrahlende Schmerzen verursachen.

Ursachen

Das Schultergelenk bietet als das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers einen breiten Bewegungsumfang. Es ermöglicht viele alltägliche Abläufe. Erkrankungen dieses wichtigen Körperteils können schnell zu großen Problemen bei der Alltagsbewältigung führen. Obwohl die Schulter verhältnismäßig stabil ist, können wiederholte kleinste Verletzungen und Überbeanspruchung zu einem Verschleiß der Gelenkstrukturen führen. Besonders Überkopfarbeiten, wie sie in manchen Handwerksberufen ausgeführt werden oder Sportarten mit häufigen Überkopfbewegungen, wie Handball oder Volleyball, belasten das Schultergelenk und können später zu Verschleißerscheinungen und zu Oberarmschmerzen führen, die vom Schultergelenk ausgehen.

  • Bei der Kalkschulter führen belastungsbedingte lokale Umbauprozesse an der Schultersehne über die Zeit zu Kalkablagerungen, die entzündungsbedingte Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit des Oberarmes im Schultergelenk mitunter stark einschränken.
  • Sind Überkopfbewegungen kaum oder nur noch unter starken Schmerzen möglich, kann ein sogenanntes Impingementsyndrom vorliegen. Der hierbei entstehende charakteristische Schulterschmerz bei Abspreizen des Armes zwischen 70° und 130° entsteht durch Degeneration oder Einklemmung von Bestandteilen der Gelenkkapsel oder des Sehnenapparates.
    Auch im Bereich des Ellenbogens kann ein Impingementsyndrom die Beweglichkeit schmerzhaft einschränken.
  • Die Arthrose ist eine weitere, sehr weit verbreitete Gelenkerkrankung, die auf Belastung der Gelenkstrukturen zurückzuführen ist. Durch jahrelange Beanspruchung kommt es hier zu einer Abnutzung der Gelenkgleitflächen und zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenkes. Charakteristisch ist der sogenannte Anlaufschmerz, welcher morgens und zu Beginn der Bewegung stärker ist und sich mit Aufwärmung des Gelenkes bessert. Wenngleich die Arthrose in Schulter- und Ellenbogengelenk seltener auftritt als beispielsweise im Kniegelenk, kann sie doch im fortschreitenden Alter häufiger für Schmerzen des Oberarmes verantwortlich sein.
  • Die von der Arthrose abzugrenzende Gelenkentzündung im Rahmen der rheumatischen Arthritis, kann unabhängig von andauernder Belastung jedes Gelenk des Körpers betreffen. In Schulter- und Ellenbogengelenk verursacht sie eine mit Rötung und Überwärmung verbundene schmerzhafte Schwellung und reduziert den Bewegungsumfang des betroffenen Gelenkes. Bei chronischen Schmerzen des Oberarmes, die von den Gelenken ausgehen, ist also auch an eine Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis zu denken.
  • Golfer- und Tennisellenbogen sind belastungsbedingte Erkrankungen, die gelegentlich Schmerzen verursachen können, die vom Ellenbogen in Ober- oder Unterarm ausstrahlen. Beim Rechtshänder treten sie am rechten Arm, also dem bevorzugt bei Arbeit oder Sport benutzten, stärkeren, Arm auf. Man geht davon aus, dass eine Überlastung der Unterarmmuskulatur, wie sie beispielsweise bei der fehlerhaften Ausübung von Schlagsportarten (Tennis, Golf) sowie bei der Benutzung von Computern oder Schnitzwerkzeug auftritt, für die Entstehung der Krankheiten verantwortlich ist.

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  • Auch die Muskulatur des Oberarmes kann Schmerzen unterschiedlicher Art verursachen. Am häufigsten sind diese auf einen Muskelkater zurückzuführen. Diese, durch kurzzeitige, starke Beanspruchung der betreffenden Muskulatur verursachten Schmerzen, dürften hinlänglich bekannt und leicht diagnostizierbar sein.
  • Für die Betroffenen deutlich unangenehmer ist die sogenannte Bizepssehnenruptur. Hierunter versteht man den Riss einer der Sehnen der beiden Bizepsköpfe unterhalb ihres Ansatzes in der Nähe des Schultergelenkes oder des Riss der gemeinsamen Sehne beider Bizepsköpfe in der Nähe des Ellenbogengelenkes. Reißen kann eine Bizepssehne, wenn sie, wie bei manchen (Kraft-)Sportarten, ungewöhnlich starken Belastungen ausgesetzt ist oder wenn jahrelange Verschleißerscheinungen ihre Struktur geschwächt haben. Leitsymptome sind ein plötzlich einsetzender Schmerz im Oberarm, ein peitschenknallartiges Geräusch und eine tastbare Delle im Verlauf der gerissenen Sehne. Äußerlich gut sichtbar ist auch der nunmehr verschobene Muskelbauch des Bizeps.
  • Im Bereich des Gefäßsystems können Blutgerinnsel Schmerzen verursachen. Durch Stoffwechselerkrankungen, jahrelangen Nikotinmissbrauch, Immobilisation oder Medikamente können sich Blutgerinnsel in den Blutgefäßen bilden, diese als sogenannte Thrombosen verschließen oder von der Gefäßwand abgerissen und als sogenannter Embolus in weiter entfernte Gefäße eingeschwemmt werden. Der Verschluss einer Oberarmarterie äußert sich durch schlagartig einsetzende, heftige Schmerzen, eine Blässe der betroffenen Extremität, Taubheitsgefühl und Bewegungseinschränkung. Ist eine tiefe Oberarmvene betroffen, nehmen die Schmerzen im Verlauf eher langsam zu, die Extremität ist gerötet und überwärmt. In beiden Fällen muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
  • Der Knochen des Oberarmes wird in der medizinischen Fachsprache Humerus genannt. Er ist äußerst stabil, kann aber im Rahmen von großer Krafteinwirkung brechen. Führt eine Bagatellverletzung zu starken Schmerzen des Oberarmes ist gerade bei älteren Personen an Knochenschwund, die sogenannte Osteoporose zu denken. Bei jüngeren Menschen sollte die Knochenstruktur intakt sein. Im Rahmen von Tumorerkrankungen des Oberarmknochens kann es jedoch auch zu chronischen Schmerzen und gar zu spontanen Brüchen kommen.

Schmerzen am Aussenbereich des rechten Oberarms

Spricht man von Schmerzen des äußeren Oberarmes, ist meist der Bereich des Musculus deltoideus, des Deltamuskels, gemeint. Dieser, maßgeblich an Form der Schulter beteiligte Muskel, liegt über dem Schultergelenk und stabilisiert dieses, indem er den Kopf des Oberarmes in seine Gelenkpfanne, die Schultergelenkspfanne, drückt.

Auf der Außenseite des rechten Oberarmes treten belastungsbedingte Schmerzen vor allem beim Rechtshänder auf, der mehr Arbeit mit seiner rechten Hand und damit auch unter Einsatz seines rechten Armes verrichtet. Zu den typischen Bewegungen, bei denen der Musculus deltoideus zum Einsatz kommt, zählen Abspreizbewegungen des Oberarmes. Bei einigen Übungen im Fitnessstudio, im Handwerk beim Tragen von Eimern oder Säcken aber auch im Büro bei der Arbeit mit dem Computer (bei ungünstiger Haltung am Schreibtisch) kann der Deltamuskel ungewöhnlich belastet werden. Schmerzhafte Verspannungen können die Folge sein. Charakteristisch sind hier der bereits beschriebene Schmerz über der Außenseite des Oberarmes und gelegentlich tastbare Verhärtungen des Muskels selber. Der Musculus deltoideus wird außer bei Abspreizbewegungen auch beim Anpressen des Armes an den Rumpf genutzt. Bei Immobilisierung des Oberarmes durch Gipsverbände oder ähnliches kann diese Schutzhaltung oft unwillkürlich eingenommen werden und entsprechend Beschwerden verursachen.

Schmerzen am Innenbereich des rechten Oberarms

Da die Adduktion, also die Heranführung des Oberarmes, im Wesentlichen durch die Brust- und Rückenmuskulatur (Musculus pectoralis und Musculus latissimus dorsi) und nicht etwa durch auf der Innenseite der Oberarme liegende Muskeln, geschieht, sind Schmerzen auf der Innenseite des Oberarmes in der Regel nicht auf muskuläre Strukturen zurückzuführen.

Der Nervus ulnaris (Ellennerv) kann jedoch eben dort Schmerzen verursachen. Er verläuft auf der Innenseite des Oberarmes Richtung Ellenbogen, wo er auf der Innenseite in den Unterarm übergeht. Durch Krafteinwirkung auf die Innenseite des Ellenbogens oder durch dauerhaften Druck auf diese Stelle, beispielsweise bei ungünstiger Haltung im Schlaf, beim Radfahren oder bei Schreibarbeit, kann der Ellennerv gereizt werden und elektrisierende Schmerzen auf der Innenseite des Oberarmes verursachen.

Schmerzen in der Nacht

Treten Schmerzen vor allem nachts auf, liegt die Ursache meist in einer ungünstigen Position des Schlafenden. Hier können zum einen chronisch degenerative Erkrankungen wie das in der Einleitung geschilderte Impingementsyndrom oder Arthrose verhindern, eine günstige Schlafposition zu finden. Ungewohnte Schlafpositionen können zur Kompression von Nerven, der Muskulatur und Blutgefäßen des Oberarmes und damit zu nächtlichen Schmerzen und gar Taubheitsgefühl der oberen Extremität führen.

Wenngleich die Ursachen nächtlicher Oberarmschmerzen meist harmlos sind, kann in seltenen Fällen auch eine Tumorerkrankung hinter dem Phänomen stecken. Das sogenannte Osteoidosteom, ein gutartiger Tumor des Knochens, äußert sich häufig durch seine charakteristischen nächtlichen Schmerzen, welche gut auf Aspirin® ansprechen. Eine ärztliche Abklärung kann hier helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.10.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024