Die Nebenwirkungen von Ritalin® sind vielfältig, weswegen dieses Medikament nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden darf. Die Symptome reichen von häufig beschriebener Appetitlosigkeit bis zu Allergien gegen den Wirkstoff. Außerdem werden Wechselwirkungen mit anderen, gleichzeitig eingenommenen Medikamenten beschrieben.
Als Nebenwirkungen werden Wirkungen angesehen, die nicht der beabsichtigten Wirkung entsprechen und so als unerwünschte Wirkungen angesehen werden.
Sehr oft kommt es bei Beginn der Einnahme von Ritalin zu Schlafstörungen und verstärkter Reizbarkeit. Durch eine Dosisreduktion oder auch Weglassen der Nachmittags-/Abenddosis können diese Symptome meist reduziert werden.
Appetitlosigkeit ist eine häufige Nebenwirkung bei Einnahme von Ritalin®, klingt jedoch im Laufe des Tages oft ab.
Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen treten ebenfalls häufig zu Beginn der Behandlung auf und können reduziert werden, wenn gleichzeitig zur Medikamenteneinnahme etwas gegessen wird, also durch Vermeidung der Einnahme auf nüchternen Magen.
Andere bisher bekannte Nebenwirkungen bei der Einnahme von Ritalin® sind:
Sehr häufig:
Häufig:
Selten: Bei Kindern in Langzeittherapie:
Sehr selten:
Unter der Einnahme von Ritalin® kann es zu falsch-positiven Laborwerten für Amphetamine führen, besonders, wenn zur Diagnostik eine Immunoassay-Methode verwendet wird.
Wird Alkohol eingenommen, so kann es zu einer unvorhersehbaren Wirkungsverstärkung kommen. Während der Therapie mit Ritalin® ist somit streng auf Alkohol zu verzichten.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn in der Familie des Patienten das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom bekannt ist. Sofern der Patient selbst das Syndrom nicht oder nur leicht ausgeprägt hat, kann unter strengster fachärztlicher Kontrolle ein Behandlungsversuch mit Ritalin® getestet werden.
Auch bei leichtem Bluthochdruck oder bei motorischen Tics (plötzliche, rasche Muskelzuckungen) ist eine Anwendung von Ritalin® nicht empfohlen. Durch Ritalin® kann die Krampfbereitschaft erhöht werden. Aus diesem Grund ist die Behandlung von Patienten mit Epilepsie mit Ritalin® nur sehr eingeschränkt empfehlenswert. In Einzelfällen können die epileptischen Anfälle in ihrer Häufigkeit zunehmen. Unter diesen Umständen ist die Therapie streng zu überdenken und eventuell das Ritalin® abzusetzen.
Es sollte möglichst kein plötzliches Absetzen von Ritalin® erfolgen, da dann die Symptome wie
auftreten können.
Liegt ein angeborener Herzfehler vor, so besteht bei Kindern unter Verwendung von Ritalin® die Gefahr eines plötzlichen Todes. Aus diesem Grund und dem bisher noch ungeklärten Mechanismus sollte eine Behandlung mit Ritalin® nicht bei Kindern mit angeborenem Herzfehler erfolgen.
Bei Personen mit schwerem Bluthochdruck darf das Medikament Ritalin® nicht verwendet werden. Durch die Einnahme von Ritalin erhöht sich die Herzfrequenz und der systolische sowie diastolische Blutdruck. Aufgrund dieses Mechanismus ist bei Patienten besondere Vorsicht geboten, die durch Bluthochdruck oder erhöhter Herzfrequenz besonders beeinträchtigt werden könnten.
Bei Herzrhythmusstörungen und schwerer Angina pectoris darf Ritalin® (Methylphenidat) nicht angewendet werden. Bestehen im Zentralnervensystem des Patienten Veränderungen im Vergleich zum Normalzustand, so wie zum Beispiel Aneurysmen oder ähnliches, so darf nicht mit Methylphenidat (Ritalin®) behandelt werden.
Wenn beim Patienten psychiatrische Erkrankungen vorliegen, so sollte eine Behandlung mit Ritalin® nach Möglichkeit vermieden werden. Treten unter der Behandlung mit Ritalin psychotische Symptome wie bildliche Halluzinationen und Halluzinationen es Tastsinns auf, so ist ein Abbruch der Therapie durch den Arzt zu erwägen.
Gerade aggressives Verhalten ist im Rahmen von AD(H)S eines der typischen Symptome, kann jedoch durch Therapie mit Ritalin weiter verstärkt werden oder gar erst auftreten. Vom behandelnden Arzt muss hier genau erwogen werden, ob eine Beendigung der Therapie mit Ritalin® eventuell vernünftiger wäre oder eine Dosisanpassung genügt.
Tritt während der Behandlung des Patienten mit Ritalin® ein suizidales Verhalten auf, so muss sofort durch den Arzt der Zusammenhang mit dem Ritalin® abgeklärt werden und eventuell eine Umstellung der Art der Behandlung des AD(H)S erfolgen.
Besonders zu erwähnen ist der mögliche Einfluss von Methylphenidat (Ritalin) auf das Längenwachstum bei Kindern und somit die Körpergröße. Außerdem beeinflusst das Medikament Ritalin möglicherweise die Gewichtszunahme bei Kindern, weshalb regelmäßige Kontrollen von Gewicht und Körpergröße bei den Kindern unter Ritalin-Behandlung empfohlen werden. Auch sollte bei länger dauernder Behandlung von Patienten mit Ritalin regelmäßig eine Kontrolle des Blutbildes, inklusive Differentialblutbild, erfolgen.
Überall im Körper befinden sich Transporter, die Botenstoffe wieder aufnehmen, so auch am Herzen. Ritalin hemmt abhängig von der Dosierung auch die Transporter am Herzen.
Insbesondere Noradrenalin aktiviert Rezeptoren an den Arterien, den sogenannten Widerstandsgefäßen, und bewirkt damit einen Blutdruckanstieg. Es wirkt aber auch bei höherer Konzentration direkt an den Rezeptoren des Herzens, sowie an Rezeptoren an der Niere, die unter anderem auch eine wichtige Rolle bezüglich des Blutdruck und der Herzleistung spielt.
Bei einer hohen Dopaminkonzentration dockt aber außerdem Dopamin an all diese Rezeptoren an. Dadurch wird das Herz erregt. Wenn die Erregung des Herzens zu ausgeprägt ist, kann dies zu Störungen führen.
Als häufige Nebenwirkung von Ritalin® konnten Herzrasen, die sogenannte Tachykardie, Blutdruckerhöhungen und Arrhythmien, Rhythmusstörungen. am Herzen beobachtet werden. Wenn Ritalin® plötzlich abgesetzt wird, kann es gelegentlich zu Kreislaufstörungen kommen. Seltener wurde von Brustschmerzen, sogenannten Angina pectoris Anfällen, berichtet.
Die Langzeitauswirkungen von Ritalin® am Herzen können noch nicht ausreichend abgeschätzt werden. Vor und während der Behandlung mit Ritalin®, sowie bei jeder Dosisanpassung, ist eine Untersuchung des Herzens verpflichtend. Daher sollte mindestens alle 6 Monate die Herzfrequenz und der Blutdruck aufgezeichnet werden.
Ritalin® kann auch Auswirkungen auf die Augen haben. Unter sonstigen Nebenwirkungen wurden Sehstörungen und verschwommenes Sehen angegeben Da auch am Auge Rezeptoren des Sympathikus sitzen, kann es in manchen seltenen Fällen zu einer Überstimulation der Rezeptoren und damit zu den Seheinschränkungen kommen. Des Weiteren kann Ritalin® eine Pupillenerweiterung auslösen, die nicht unbedingt zu Einschränkungen führen muss.
Als Nebenwirkung von Ritalin® wurde häufig Haarausfall angegeben. Zudem kam es in manchen Fällen zu Quaddeln auf der Haut. Diese als Nesselsucht oder Urtikaria bezeichneten Hautausschläge verursachten häufig Juckreiz.
Eine sehr häufige Nebenwirkung bei der Einnahme von Ritalin® ist vermehrtes Schwitzen. Der Wirkstoff von Ritalin® zählt zu den sogenannten indirekten Sympathomimetika. Das bedeutet, dass Ritalin die Aktivität des Sympathikus stimuliert. Der Sympathikus bewirkt im Prinzip alles was für Flucht- und Kampfsituationen essentiell ist. Dazu gehört auch, dass der Körper sich abkühlen kann, indem er schwitzt. Durch medikamentöse Stimulierung des Sympathikus kann genau dies auftreten. Dies passiert unabhängig davon, ob derjenige sich gerade in einer Flucht- und Kampfsituation befindet oder nicht. Wenn das Schwitzen sehr ausgeprägt ist, kann es gegebenenfalls zu Salzverlusten kommen. Eine Beratung vom behandelnden Arzt ist ratsam. Eventuell muss die Dosis von Ritalin® reduziert werden.
Laut einigen Autoren soll Ritalin® dabei unterstützen effizienter lernen zu können. Es wird kontrovers diskutiert, ob dies tatsächlich der Fall ist. Bekannt ist, dass der Wirkstoff von Ritalin®, das sogenannte Methylphenidat, Auswirkungen auf die Nervenzellen im Gehirn hat. Die Abläufe auf Zellebene könnten somit Einfluss auf das Lernen haben.
Man geht davon aus, dass der Wirkstoff von Ritalin Transporter in der Nervenzelle hemmt, die verschiedene Botenstoffe wieder in die Zelle aufnehmen. Das heißt Ritalin® blockiert die Wiederaufnahme von Botenstoffen wie Dopamin und Noradrenalin. Dadurch verbleiben diese Botenstoffe länger im sogenannten synaptischen Spalt und die Botenstoffe können länger an den entsprechenden Rezeptoren wirken. Folglich erhöhen sich die Konzentrationen dieser Botenstoffe. Außerdem vermutet man eine Wirkung auf die Rezeptoren an denen der Botenstoff Serotonin wirkt.
Im begrenzten Rahmen könnte das vermehrte Dopamin Glücksgefühle beim Lernen auslösen. Noradrenalin wirkt antriebssteigernd, welches sich auf den Lernantrieb positiv auswirken könnte. Serotonin wirkt in größeren Konzentrationen ebenfalls antriebssteigernd. Aber man geht davon aus, wenn Serotonin längere Zeit in größeren Mengen vorhanden ist, dass es seine eigenen Rezeptoren reduziert. Dies bewirkt dann schließlich eine angstlösende Wirkung. An anderen Rezeptoren bewirkt der Botenstoff eine Erweiterung der Gefäße. Dies kann zu einer verbesserten Durchblutung führen. Dadurch könnte möglicherweise ein relativ entspannter Grundzustand und eine erhöhte Konzentration durch besser durchblutete Gefäße während des Lernens erreicht werden.
Personen, die Ritalin® einnahmen, berichteten, dass sie bemerkten, wie sie sich besser konzentrieren konnten. Viele hatten ein geringeres Schlafbedürfnis, ein geringeres Hunger- und Durstgefühl und geringes Schmerzempfinden.
Aber die erhöhte Konzentration der Botenstoffe könnte, neben den nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen, auch negative Auswirkungen auf das Lernen haben. Eine zu hohe Noradrenalinkonzentration kann bewirken, dass Aufgaben ohne detailliert darüber nachzudenken gelöst werden. Darüber hinaus könnte ein Ungleichgewicht der Botenstoffe nicht vorhersehbare Auswirkungen auf das Lernen haben. Zudem sind die Langzeitauswirkungen auf die Nervenzellen und anderen Zellen nicht vollständig geklärt. So können längerfristig verminderte Leistungen der Nervenzellen und damit ein Nachlassen von verschiedenen Denkfunktionen nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Bei Überdosierungen können die Nebenwirkungen verstärkt auftreten. Eine Überdosierung von einer einmaligen Verdoppelung der Dosis kann zu Herzklopfen, Schwindel, Schlafstörungen, gesteigerter Wachheit oder übermäßiger Beruhigung und Schläfrigkeit führen. Da die Dauer der Wirkung von Ritalin® in der Regel nur ein paar Stunden anhält, sind danach die Nebenwirkungen der Überdosierung verschwunden. Sollte dem nicht so sein oder zuvor Zweifel bestehen, sollte ein Arzt kontaktiert werden.
Eine Überdosierung, die über eine einmalig doppelte Einnahme hinaus geht, kann schwere Folgen haben. Es kann umgangssprachlich zum „Gewitter im Gehirn“ kommen. Dies kann sich mit epileptischen Krämpfen, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma äußern. Zudem kann es zum „Gewitter im Herzen“ kommen mit Herzrhythmusstörungen. In diesen Fällen ist eine ärztliche Behandlung sofort und unbedingt notwendig.
Durch den Wirkstoff Methylphenidat im Ritalin® kann die Wirksamkeit von anderen Medikamenten beeinträchtigt werden. Hierzu gehören:
Das Arzneimittel Ritalin® ist während der Schwangerschaft nicht indiziert und Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Einnahme von Ritalin® eine sichere Verhütungsmethode anwenden.
Da bisher ungeklärt ist, inwieweit Methylphenidat (Ritalin®) in die Muttermilch übertritt, sollte vor der Einnahme von Ritalin® abgestillt oder mit der Einnahme von Ritalin® bis zur Beendigung der Stillperiode gewartet werden, um einen möglichen negativen Einfluss auf das Kind zu vermeiden.
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