Das Besondere der „Pille danach“ ist, dass sie bei inadäquatem Gebrauch eines der anderen Verhütungsmittel auch noch bis zu 48 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden und die Schwangerschaft verhindern kann. Sie besteht aus Tabletten, die hoch dosierte Gestagene bzw. Gestagene und Östrogene enthalten und den Eisprung ebenso wie die Einnistung (Nidation) der Eizelle verhindern.

Pille danach

Synonyme im weiteren Sinne

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Definition der "Pille danach"

Das Besondere der „Pille danach“ ist, dass sie bei inadäquatem Gebrauch eines Verhütungsmittels wie z.B. der Antibabypille auch noch bis zu 48 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden und die Schwangerschaft verhindern kann. Neben dem fälschlichen Gebrauchs des Verhütungsmittels können auch andere Umstände wie etwa eine Magendarmgrippe dafür Sorgen, dass die Wirkung der Anti-Baby-Pille zum Beispiel, verloren geht (siehe auch: Anti-Baby-Pille wirkt nicht).
Die "Pille danach" besteht aus Tabletten, die hoch dosierte Gestagene bzw. Gestagene und Östrogene enthalten und den Eisprung ebenso wie die Einnistung (Nidation) der Eizelle verhindern.

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit der Pille danach ist von dem zeitlichen Abstand zwischen Einnahme und Geschlechtsverkehr abhängig. Innerhalb der ersten 24h liegt die Schwangerschaftsrate bei 0,4%, steigt aber am 3.Tag auf 2,7% an. Somit liegt die Zuverlässigkeit – je nach Einnahmezeitpunkt - bei 70-90%.

Wirkmechanismus

Es gibt seit kurzem 2 verschieden wirksame hormonelle Substanzen der Pille danach. Einmal das chemisch hergestellte Präparat Levonorgestrel, welches einem körpereigenen Hormon, dem Gestagen, nachgeahmt ist und einmal das Präparat Ulipristal, welches an einem Hormonrezeptor eine Veränderung vornimmt.

Die Wirkweise des Levonorgestrel (Handelsname: Duofem oder Levogynon) ist nicht vollständig geklärt. Als eine Hauptwirkung wird allerdings die Hemmung des Eisprungs (Ovulationshemmung) angegeben. Dies ist durch die Hemmung des körpereigenen Hormons LH (=luteinisierendes Hormon) erklärbar, welches in einem Teil des Gehirns (Hypophyse) ausgeschüttet wird und in der 2. Zyklushälfte normalerweise durch eine erhöhte Ausschüttung den Eisprung bewirkt. Daraus lässt sich dann aber ableiten, dass bei schon erfolgtem Eisprung keine Schwangerschaft verhindert werden kann. Die Einnistungshemmung (= Implantationshemmung) wird durch die hormonell-bedingte vorzeitige Umwandlung der inneren Gebärmutterschleimhaut (=Endometrium) erklärt, welche dann zu einer kurzen Entzugsblutung nach Absetzen der Hormone führt und dadurch die Einnistung der Eizelle verhindert (Pille danach).

Andere Wirkansätze sind, dass die erhöhte Gestagenkonzentration zu einem zäheren Schleim des Gebärmutterhalses führt (ähnlich wie die Wirkweise der Minipille), wodurch die Spermienwanderung behindert wird. Zusätzlich nimmt auch der pH-Wert des Sekretes ab, wodurch die Beweglichkeit der Spermien abnimmt.Die Wirkweise von Ulipristal (Handelsname: ellaone) besteht in der Besetzung körpereigener Progesteronrezeptoren. Progesteron (=Gelbkörperhormon) ist ein Sexualhormon, welches u.a. in den Eierstöcken der Frau gebildet wird. Die Hemmung der Progesteronwirkung führt ebenfalls zur Verhinderung des Eisprungs und zur Verhinderung einer für die Einnistung (=Nidation) notwendigen Veränderung der Gebärmutterschleimhaut (Pille danach).

Lesen Sie mehr zum Thema: Wirkung der Pille danach.

Alternative zur Pilleneinnahme

Eine mechanische Methode zur postkoitalen Verhütung ist die Einsetzung einer Kupferspirale (Intrauterinpessar). Dieses kann bis zu 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr oder bei Kontraindikationen zur Pille danach eingesetzt werden. Die Zuverlässigkeit liegt bei >95%. Die Spirale bewirkt als Fremdkörper in der Gebärmutter eine Entzündungsreaktion der Schleimhaut, wodurch eine Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert wird. Außerdem bewirken die freigesetzten Kupferionen eine Abnahme der Spermienbeweglichkeit.

Präparate

Levonorgestrel

Die Einnahme muss bis spätestens 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr erfolgt sein (laut Arzneimittelzulassung). Die besten Wirkungen zeigen sich innerhalb der ersten 24 Stunden oder zwischen 24-48 Stunden danach. Es kann sich bei der Pille danach um eine Tablette mit 1,5g Levonorgestrel handeln, oder auch um 2 Tabletten mit jeweils 0,75g, welche im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden.

Ulipristal = Die Pille für noch länger danach

Ulipristal (Handelsname: ellaone) ist erst seit Mitte 2009 auf dem Markt und hat eine Zulassung zur Anwendung bis 120h, also 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr. Es werden einmalig 30mg Ulipristal eingenommen. Studien zeigen ähnliche Wirkergebnisse wie die herkömmliche Pille danach.

Stillzeit

Während der Stillzeit ist die Einnahme von Levonorgestrel (Pille danach) möglich, da der Übergang in die Muttermilch nur sehr gering ist. Dennoch wird empfohlen, die Tablette direkt nach dem Stillen einzunehmen, sodass der Abstand bis zum nächsten Stillen ca. 6 Stunden beträgt. Zur Verträglichkeit von Ulipristal (Pille danach) mit der Muttermilch gibt es noch keine Angaben, sodass ein Aussetzen des Stillens für 36 Stunden empfohlen wird.

Kombination mit der Antibabypille

Die Wirkung der Antibabypille wird durch die Einnahme der Pille danach aufgehoben, sodass zusätzliche Verhütungsmittel wie z.B. Kondome notwendig sind. Über die weitere Einnahme über den Zyklus gibt es kontroverse Ansichten. Einige Gynäkologen raten zur weiteren Einnahme um Zwischenblutungen zu verhindern und den Zyklus nicht durcheinander zu bringen, andere raten zur Einnahmepause der Pille danach bis zur nächsten Regelblutung.

Weiteres Prozedere nach Einnahme

Um sicher zu gehen, ob sie gewirkt hat, sollte ca. vier Wochen nach Anwendung der Pille danach noch ein Schwangerschaftstest gemacht werden.
Falls nach der Anwendung der Pille danach Erbrechen oder Durchfall nach der Einnahme auftauchen, sollte der Frauenarzt unbedingt noch einmal aufgesucht werden, da eine erneute Einnahme der Pille danach eventuell von Nöten ist.

Wechselwirkungen

Antibiotika, Johanniskraut, Medikamente, die den pH-Wert des Magens ansteigen lassen (=Protonenpumpenhemmer), krampflösende Medikamente, das HIV-Medikament Ritonavir (Aids) und Erkrankungen des Darmes, die die Nährstoffaufnahme erschweren (=Malabsorptionsstörung, z.B. bei Morbus Crohn) setzen die Wirksamkeit der Pille danach herab.

Rezeptpflicht

Die Pille danach ist im Deutschland rezeptpflichtig und kann man beim Frauenarzt oder am Wochenende in der Notfallambulanz eines Krankenhauses bekommen.

Kosten der "Pille danach"

Ähnlich wie bei hormonellen Verhütungsmethoden (Die Pille, 3 Monatsspritze etc.) übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die anfallenden Kosten lediglich bis zum vollendeten 20. Lebensjahr, also genau bis zum 21. Geburtstag.
Auch die notwendigen Voruntersuchungen, ärztlichen Beratungen und Nachuntersuchungen, die im Zuge einer Einnahme der Pille danach durchzuführen sind, werden lediglich bis zu diesem Zeitpunkt von den Krankenkassen getragen.

Darüber hinaus ist ab dem 18. Lebensjahr eine Rezeptgebühr in Höhe von 5 Euro zu entrichten.
Private Krankenversicherungen übernehmen die Pille danach im Regelfall überhaupt nicht, privat versicherte Frauen sind demnach dazu gezwungen die anfallenden Kosten selbst zu bezahlen.
Je nach Hersteller kostet die Pille danach zwischen 16 und 35 Euro.

mögliche Nebenwirkungen der "Pille danach"

Durch Einnahme der "Pille danach" kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.

Diese unterscheiden sich von Frau zu Frau. Manche Frauen erleiden gar keine Nebenwirkungen, andere kämpfen mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
Auch Juckreiz kann durch die Pille danach hervorgerufen werden. Dies ist jedoch eine eher selten auftretende Nebenwirkung, die weniger als eine von 1.000 Frauen betrifft, die die Pille danach eingenommen haben. Meist klagen betroffene Frauen über Juckreiz im Genitalbereich, gelegentlich kann der Juckreiz auch an anderen Körperstellen auftreten. In der Regel verschwindet der Juckreiz nach kurzer Zeit von selbst. Sollte er länger als wenige Tage anhalten, sollte ein Gynäkologe aufgesucht werden. Es könnte sich dann auch um eine andere Ursache für den Juckreiz handeln, beispielsweise eine Pilzinfektion, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Pille danach steht.

Langfristige Einnahme

Die Pille danach sollte nicht langfristig zur Verhütung eingenommen werden, da sie eine hohe Hormondosis enthält, die den natürlichen Zyklus durcheinander bringen kann. Dadurch treten häufiger Nebenwirkungen der Pille danach auf, die den Körper belasten. Auch die Sicherheit der Pille danach als langfristige Verhütungsmethode wird durch andere Verhütungsmittel, wie die regelmäßige Pilleneinnahme, übertroffen. Dementsprechend sollte die Pille danach als Notfallverhütungsmittel angesehen und auch nur als solches eingesetzt werden.

Bezüglich langfristiger Nebenwirkungen der Pille danach existieren bisher wenig langfristige Daten. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft wird durch die Einnahme der Pille danach die Fruchtbarkeit jedoch nicht beeinträchtigt. Auch wird nach aktuellen Erkenntnissen das ungeborene Kind bei einer trotzdem bestehenden Schwangerschaft nicht geschädigt.

Wirkung auf die Leber

Die Wirkstoffe der Pille danach werden über die Leber abgebaut.

Dementsprechend wird die Leber bei Einnahme des Präparates belastet. Personen, die bereits unter einer Leberschädigung, beziehungsweise Lebererkrankung leiden, sollten dies ihrem Frauenarzt vor Einnahme der Pille danach mitteilen.
Unter Umständen dürfen diese Frauen die Pille danach nicht einnehmen, da sich sonst die Lebererkrankung verschlechtern könnte. Zudem ist der Abbau des Hormonpräparats bei einer Lebererkrankung verlangsamt. Das führt dazu, dass der Wirkspiegel im Körper über längere Zeit als üblich bestehen bleibt. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen deutlich erhöht.
Bei Frauen mit schlechter Leberfunktion kann eventuell auf ein anderes Präparat zur nachträglichen Verhütung ausgewichen werden, dies sollte unbedingt mit einem Frauenarzt abgeklärt werden.

Dauer der Nebenwirkungen

Wenn nach der Einnahme der Pille danach Nebenwirkungen auftreten, sind diese in der Regel nur von kurzer Dauer.
Der Körper baut das Medikament über die Leber ab und scheidet es aus. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, können Nebenwirkungen auftreten. Sollten sehr starke und lang anhaltende Beschwerden nach Einnahme der Pille danach auftreten, ist es ratsam, sich an einen Arzt zu wenden. Manche Frauen haben längere Zeit Probleme durch die Pille danach, da der Hormonzyklus durch die einmalige Hormondosis durcheinander geraten kann. In solchen Fällen kann es auch bis zum Ende des aktuellen Monatszyklus dauern, bis sich der Hormonhaushalt wieder eingependelt hat. Dies ist jedoch eher die Ausnahme.

Meist bestehen Nebenwirkungen nur über wenige Tage.

Lesen Sie auch: Bauchschmerzen durch Pille.

Weitere Informationen

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  • Gynäkologie A-Z

Weitere zu empfehlende Informationen finden Sie auch auf der Seite Ratgeber Pille unter:

Zuletzt können wir auch noch die Seite von Onmeda empfehlen, die viele hilfreiche Informationen zu diesem Thema zusammengetragen hat:

Autor: Dr. Nicoals Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024