Der Artikel gibt einen Überblick über die Wirkweise der Pille danach, inklusive Hinweisen zur Wirkung nach dem Eisprung, zu möglichen Nebenwirkungen und der anschließenden Verhütungsmethoden.
Jeder Frau kann es aufgrund verschiedener Umstände passieren, dass es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gekommen ist. Typische Gründe hierfür stellen die vergessene Pilleneinnahme oder ein gerissenes Kondom dar. Um eine Schwangerschaft trotzdem zu verhindern, gibt es die sogenannte "Pille danach". Sie wird auch als Notfallverhütungsmittel bezeichnet und kann bei zeitnaher Einnahme eine Schwangerschaft verhindern. Die EllaOne®, deren Wirkstoff Ulipristalacetat ist, gilt dabei in Deutschland als "Mittel der ersten Wahl". Ihre kostengünstigere Alternative wäre die PiDaNa® mit dem Wirkstoff Levonorgestrel. Da beide Wirkstoffe jedoch auch einige Nebenwirkungen verursachen können, sollten sie trotz guter Wirksamkeit nicht als dauerhafte Schwangerschaftsverhütung eingesetzt werden.
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Um die Wirkung der "Pille danach" verstehen zu können, folgt eine kurze Erklärung zum Ablauf des weiblichen Zyklus.
In einem normal verlaufenden Zyklus (28 Tage Dauer) setzt der Eisprung zwischen dem 12. und 16. Zyklustag ein. Bei den meisten Frauen findet der Eisprung am 14. Tag statt, also in der Mitte des Zyklus. Mit Hilfe eines Eisprungrechners oder Eisprungkalenders kann der genaue Zeitpunkt des Eisprungs berechnet werden. Einige Frauen können den Eisprung als kurzen, stechenden Schmerz im Bereich der Eierstöcke wahrnehmen, die meisten Frauen spüren ihn jedoch nicht. Nach dem Eisprung ist die Eizelle für 12h bis 24h befruchtungsfähig, das heißt es kann in Kontakt mit Spermien eine Schwangerschaft entstehen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die mittlere Überlebenszeit von Spermien ca. 2-3 Tage beträgt. Hatte eine Frau also wenige Tage vor oder genau am Tag des Eisprungs ungeschützten Geschlechtsverkehr, ist die Möglichkeit einer Schwangerschaft gegeben.
Für den Eisprung selbst bedarf es des Hormons LH (luteinisierendes Hormon). Kurz vor dem Eisprung steigt seine Konzentration enorm an, sodass es zum sogenannten LH-Peak (einer LH-Spitzenkonzentration) und damit zum Eisprung kommt. Nach dem Eisprung beginnt der geplatzte Follikel mit der Bildung des Hormons Progesteron, welches dafür zuständig ist, ideale Bedingungen für eine Schwangerschaft zu schaffen. So kommt es beispielsweise durch Progesteron zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, in welche sich die befruchtete Eizelle einnisten kann. Bleibt die Befruchtung der Eizelle jedoch aus, werden im Verlauf andere Hormone (Östrogene) gebildet, welche die Gebärmutterschleimhaut abbauen und damit die Regelblutung auslösen.
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Das Wirkprinzip der „Pille danach“ besteht hauptsächlich in der zeitnahen Hemmung bzw. Verzögerung des Eisprungs. Je nach Wirkstoff kann dieser um 5 Tage (Ulipristalacetat) oder um 3 Tage (Levonorgestrel) hinausgezögert werden. Die Wirkstoffe Ulipristalacetat und Levonorgestrel drosseln das für den Eisprung notwendige Hormon LH (luteinisierendes Hormon), indem sie den LH-Rezeptor blocken, wodurch LH nicht mehr binden und seine Wirkung entfalten kann. Dies hat zur Folge, dass der für den Eisprung wichtige LH-Peak ausbleibt. Der Eisprung mit Bildung einer befruchtungsfähigen Eizelle und eine ungewollte Schwangerschaft werden somit verhindert. Sollte der Eisprung zum Zeitpunkt der Pilleneinnahme jedoch bereits stattgefunden haben, ist die Wirkung der „Pille danach“ machtlos, da sie nicht die Befruchtung selbst oder das Einnisten der Eizelle in die Gebärmutter verhindert, sondern nur den Zeitpunkt des Eisprungs verschiebt. Aus diesem Grund ist es wichtig, die „Pille danach“ so schnell wie möglich nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr einzunehmen.
Die „Pille danach“ kann immer dann verwendet werden, wenn es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung gekommen ist. Dies kann durch das Vergessen der Pilleneinahme, ein gerissenes Kondom oder die herabgesetzte Wirkung der Pille (bspw. während einer Antibiotikaeinnahme oder bei Erbrechen/ Durchfall) bedingt sein.
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Generell empfiehlt es sich, die „Pille danach“ so rasch wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einzunehmen. Die EllaOne (Ulipristalacetat) kann bis zu 120 Stunden (5 Tage) nach ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, die PiDaNa (Levonorgestrel) bis zu 72 Stunden (3Tage) danach. Wichtig ist zu wissen, dass die Wirksamkeit der „Pille danach“ mit jedem Tag nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr absinkt. Sollte es innerhalb der ersten 3 Stunden nach Einnahme der „Pille danach“ zu heftigem Erbrechen oder Durchfällen kommen, muss eine erneute Einnahme der „Pille danach“ erfolgen, um eine ausreichende Wirkung des Medikamentes zu gewährleisten.
Hat der Eisprung bereits während bzw. kurz nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr stattgefunden, kann eine Schwangerschaft durch die Wirkweise der „Pille danach“ nicht mehr verhindert werden. Aus diesem Grund fragen Frauenärzte und auch Apotheker nach der Regelmäßigkeit, der durchschnittlichen Zykluslänge sowie dem genauen Tag, an dem der Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Damit lässt sich der Zeitpunkt des Eisprungs ungefähr berechnen und die Wirkung der „Pille danach“ abschätzen. Sollte der ungeschützte Geschlechtsverkehr 1-2 Tage vor dem Eisprung stattgefunden haben, wird die Einnahme der „Pille danach“ empfohlen. Fand der ungeschützte Geschlechtsverkehr jedoch am Tag des Eisprungs oder wenige Tage später statt, ist die Wirkung der „Pille danach“ nicht mehr gewährleistet. In diesen Fällen kann die Implantation der „Spirale“ empfohlen werden oder auf Abtreibungsmethoden zurückgegriffen werden. Sollte der Geschlechtsverkehr in der zweiten Zyklushälfte (also kurz vor der Menstruation) stattgefunden haben, ist die Einnahme der Pille danach i.d.R. nicht mehr erforderlich, da die Eizelle zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Befruchtung fähig ist.
Übergewichtige Patientinnen sollten beachten, dass die Wirksamkeit der Pille danach mit zunehmendem Körpergewicht abnimmt. So ist die Dosierung der PiDaNa® beispielsweise auf maximal 70kg Körpergewicht ausgelegt und verliert ab 75kg Gewicht an Wirkung. Die EllaOne® verliert ab 90kg Körpergewicht an Wirksamkeit und ist ab 95kg komplett wirkungslos. Übergewichtigen Frauen wird daher eher zum Einsetzen einer Kupferspirale geraten. Hierfür sollten sie sich bei einem Frauenarzt Ihrer Wahl beraten lassen.
In der Regel ist die „Pille danach“ sehr gut verträglich. Gelegentlich können Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen oder Schwindel auftreten. In einigen Fällen kann es zu Verzögerungen oder einem verfrühten Einsetzen der Periode kommen. Die Bildung von ungewünschten Blutgerinnseln (die sog. Thrombose) ist unwahrscheinlich, da die „Pille danach“ keine Östrogene enthält.
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Nach der Einnahme der „Pille danach“ sollte die Menstruationsblutung zum gewohnten Zeitpunkt einsetzen. In einigen Fällen kann es zu Verzögerungen kommen oder die Periode verfrüht in Form einer Zwischenblutung einsetzen. In einigen Fällen kann die Regelblutung stärker verlaufen als üblich. Sollte die Menstruation jedoch nur sehr schwach ausgeprägt oder nach mehr als 5 Tagen noch nicht eingetreten sein, kann dies ein Hinweis auf eine mögliche Schwangerschaft sein. Es sollte dringlich eine Abklärung beim Frauenarzt erfolgen.
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Die „Pille danach“ verschiebt nur den Zeitpunkt des Eisprungs, sie schützt also nicht dauerhaft vor einer Schwangerschaft. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, für den Rest des Zyklus weiterhin eine Verhütungsmethode eingesetzt werden. Die "normale" Pille kann wie gewohnt weiter eingenommen werden. In den ersten 7 Tagen nach dem ungeschützten Verkehr sollte zusätzlich zur Pille mit einem Kondom verhütet werden. Danach sollte die verhütende Wirkung der Pille wieder eingesetzt haben. Am Ende des Zyklus sollte die normale Pillenpause eingehalten werden.
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Früher war die „Pille danach“ in Deutschland ein verschreibungspflichtiges Medikament. Seit dem 16. März 2015 wurde dieses Gesetz geändert; die „Pille danach“ ist nun rezeptfrei in allen Apotheken erhätlich. Aufgrund ihrer zyklusabhängigen Wirkung und der möglichen Nebenwirkungen sollte im Zweifelsfall aber immer ein Frauenarzt konsultiert werden. Die Kosten für die „Pille danach“ betragen zwischen 18€ (PiDaNa) und 35€ (EllaOne) und müssen von den Frauen selbst getragen werden. Frauen unter 20 Jahren können die „Pille danach“ von ihrer Krankenkasse erstattet bekommen, benötigen hierfür aber eine ärztliche Verordnung.
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Eine Alternative zur „Pille danach“, die auch nach dem Eisprung noch wirkt, ist die Einlage der Kupferspirale, welche gleichzeitig als langfristiges Verhütungsmittel dient. Diese kann bis zu 5 Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingelegt werden und verhindert mit 99-prozentiger Sicherheit eine Schwangerschaft. Man nimmt an, dass die permanent abgegebenen Kupferbestandteile toxisch auf Spermien wirken und zugleich eine Veränderung des Gebärmutterschleims bewirken, wodurch sich die Eizelle schlechter einnisten kann. Mögliche Nebenwirkungen der Kupferspirale sind Unterbauchschmerzen, eine verstärkte Menstruation sowie möglicherweise ein Verrutschen der Spirale, welches die Frauen nicht bemerken. Ebenso kann ein erhöhtes Risiko für Unterleibsinfektionen resultieren.
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