Die Wirkung von Marcumar beruht darauf, dass die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X für die Blutgerinnung Vitamin K-abhängig gebildet werden und Marcumar Vitamin K hemmt. Genauer gesagt senkt Marcumar die Wiederherstellung von Vitamin K, da es mit Vitamin K um den Bindungsplatz am Wiederherstellungsenzym konkurriert. Marcumar wirkt nicht sofort, weil Vitamin K und die bereits gebildeten Gerinnungsfaktoren zunächst aufgebraucht werden müssen.
Phenprocoumon (Wirkstoffname), Cumarine, Vitamin K -Antagonisten (-Hemmstoffe), Antikoagulanzien, Gerinnungshemmer
Das unter dem Handelsnamen Marcumar® bekannte Arzneimittel enthält den Wirkstoff Phenprocoumon, welcher zur Hauptgruppe der Cumarine (Vitamin-K-Antagonisten) gezählt wird.
Bei den Cumarinen handelt es sich um Moleküle, die sich unterdrückend auf die natürlichen Abläufe der Blutgerinnung auswirken und somit die Gerinnung des Blutes hemmen (Blutgerinnungshemmer).
Marcumar® wird in der Regel zur Vorbeugung einer Thrombose angewendet, dies kann im Rahmen einer Implantation von künstlichen Herzklappen oder Gefäß-Bypässen, nach Herzinfarkten oder bei chronischen Herzrhythmusstörungen notwendig werden.
Während der natürlichen Blutgerinnung laufen im Organismus kaskadenartige Aktivierungsvorgänge verschiedener Blutgerinnungsfaktoren ab. Das bedeutet, dass bestimmte Blutgerinnungsfaktoren der Reihe nach in Aktion treten und sich dann gegenseitig aktivieren.
Unter anderem sind die Faktoren II, VII, IX und X für den reibungsfreien Ablauf der Blutstillung unabdingbar. Das Besondere an diesen Blutgerinnungsfaktoren ist die Tatsache, dass sie allesamt Vitamin-K abhängig sind (Merkhilfe: Vitamin-K abhängige Blutgerinnungsfaktoren 1972 = "neun, zehn, sieben, zwei") und deshalb durch Marcumar® gehemmt werden können.
Diese Faktoren werden an einem bestimmten Aminosäurerest (Glutamyl) durch Vitamin-K carboxyliert, das bedeutet, dass eine Carboxylgruppe angefügt wird. Durch diese Carboxylierung sind die Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren dazu in der Lage besonders effektiv an Calcium- Ionen zu binden und die Blutgerinnung dadurch voran zu treiben.
Da bei dieser Carboxylierungsreaktion jedoch das Vitamin-K in seiner chemischen Struktur verändert wird, bedarf es eines Mechanismus, der den Ausgangszustand des Vitamins wieder herstellen kann.
Cumarine im Allgemeinen und Marcumar® im Besonderen wirken nun als kompetitive Hemmstoffe auf ein Enzym namens Vitamin- K-Epoxid- Reduktase, welches genau diese Aufgabe übernimmt.
Kompetitiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Arzneimittel mit dem veränderten Vitamin-K in Konkurrenz um einen Bindungsplatz am Enzym tritt und somit die Wiederherstellungswahrscheinlichkeit von Vitamin-K enorm senkt.
Die Wirkung von Marcumar® beruht demnach auf einer Senkung des Vitamin-K-Spiegels im Organismus und einer daraus resultierenden Verhinderung der Carboxylierung der Blutgerinnungsfaktoren II, VII,IX und X.
Die Faktoren bleiben dadurch inaktiv oder können nur sehr eingeschränkt aktiviert werden. In den normalen Ablauf der Blutgerinnung wird demzufolge drastisch eingegriffen, keine Gerinnungshemmung ist die Folge.
Marcumar® gehört auf Grund dieses Wirkungsmechanismus zu den Blutgerinnungshemmern, die einer Gruppe mit dem Namen „Vitamin-K-Antagonisten“ angehören.
Im Gegensatz zu anderen blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln setzt die Wirkung von Cumarinen (unter anderem Marcumar®) erst sehr verzögert ein.
Dies ist darin begründet, dass Vitamin-K-Antagonisten erst eine Wirkung entfalten können, wenn der natürliche Vorrat an Vitamin-K und carboxylierten, voll aktivierungsfähigen Gerinnungsfaktoren aufgebraucht ist.
Aus diesem Grund können sie nicht in akuten Notfallsituationen, sondern lediglich bei lang anhaltenden, chronischen Blutgerinnungsstörungen oder zur Vorbeugung von Thrombosen Anwendung finden.
Da die langfristige Einnahme von Marcumar® den Vitamin-K-Stoffwechsel nachhaltig beeinflusst, ist während der Anwendung auf eine ausreichende, aber nicht übermäßige Zufuhr des Vitamins zu achten.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: Blutgerinnung
Unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen, häufig treten Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit und Durchfälle auf. Bei manchen Patienten kam es nach einer langfristigen Behandlung mit Marcumar® zu Verstopfungen, verstärktem Haarausfall, dem Auftreten von Blutergüssen und sogar unerwünschten Blutungsneigungen.
Zu den besonders schwerwiegenden Nebenwirkungen zählen Blutungen innerhalb des Schädels (intracerebrale Blutungen, Hirnblutungen) und Bluthochdruck.
Nach dem Absetzten des Marcumar® kann es wiederum 10 -14 Tage dauern, bis die blutgerinnungshemmende Wirkung erlischt und der normale Gerinnungsablauf wieder stattfinden kann. Diese Tatsache lässt sich darin begründen, dass erst nach dieser Zeit eine ausreichend hohe Konzentration an carboxylierten Gerinnungsfaktoren gebildet werden kann.
In Notfallsituationen ist es deshalb notwendig die fehlenden Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X dem Organismus von extern zuzuführen um eine mögliche Verblutungsgefahr einzudämmen.
Auch im Zusammenhang mit geplanten operativen Eingriffen und Zahnarztbehandlungen muss immer daran gedacht werden das blutgerinnungshemmende Arzneimittel früh genug abzusetzen und einer erhöhten Blutungsneigung dadurch vorzubeugen.
Lesen Sie viele weitere Informationen unter: Nebenwirkungen von Marcumar®
Marcumar® entfaltet seine Wirkung, indem es in der Leber die Bildung bestimmter sogenannter Gerinnungsfaktoren hemmt. Es blockiert das für deren Produktion notwendige Vitamin K. Dadurch wird das Blut “verdünnt” oder genauer gesagt die Neigung zur Gerinnung gebremst.
Der gewünschte Effekt ist, dass sich so in den Gefäßen keine gefährlichen Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die ansonsten zu einem Gefäßverschluss führen können. Entsprechend des Wirkmechanismus von Marcumar® bzw. seinem Wirkstoff Phenprocoumon kann man die Wirkung des Medikaments aufheben, indem man dem Patienten Vitamin K zuführt. Dieses kann entweder geschluckt oder über die Vene direkt ins Blut verabreicht werden. Durch den Überschuss an VItamin K in der Leber wird dadurch die blutgerinnungshemmende Wirkung von Marcumar® aufgehoben. Auf diese Weise wird beispielsweise eine durch eine Überdosierung verursachte Blutungsneigung therapiert.
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Marcumar wirkt auch bei Durchfall, jedoch kann die Wirkweise teilweise stark beeinflusst werden. Bei einer ausgeprägten Durchfallerkrankung kann die Aufnahme von Vitamin K aus der Nahrung reduziert sein. Im Verhältnis kann es nun zu einem Überschuss des Wirkstoffs von Marcumar® in der Leber kommen, welcher die Funktion des Vitamin K hemmt. In der Folge kann es damit zu einer zu starken Hemmung der Blutgerinnung und daher zu einer Blutungsneigung kommen. Daher sollte der behandelnde Arzt informiert werden, wenn es bei einem Patienten, der Marcumar® einnimmt, zu einer Durchfallerkrankung kommt. Gegebenenfalls sollten dann häufiger Kontrollen der Gerinnungswerte und eine entsprechende Anpassung der Dosierung erfolgen.
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