Ein verstauchter Fuß ist eine häufige Sportverletzung. Hierbei werden die stabilisierenden Bänder des Sprunggelenks überdehnt. Die Verstauchung äußert sich als schmerzhafte Schwellung, die meist mit einem Bluterguss einhergeht. Eine konservative Therapie (Kühlen, Hochlegen, Schonen) ist meist ausreichend.

Fuß verstaucht

Definition

Eine Verstauchung (Distorsion) des Fußes bezeichnet eine Überdehnung der Bänder des Fußes oder der Gelenkkapsel der Sprunggelenke. Die Bänder des Fußes stellen Verbindungen zwischen den Knochen des Fußes und denen des Unterschenkels dar. Ebenso wie die Gelenkkapsel stabilisieren und sichern sie das Sprunggelenk, indem sie durch ihre nur begrenzte Dehnbarkeit die physiologischen Bewegungsausmaße des Gelenks vorgeben, sodass man folglich den Fuß nur begrenzt weit umknicken kann. Dies gibt dem knöchernen Gelenk zwar einen gewissen Schutz, aber eben genau wegen dieser nur begrenzten Dehnbarkeit der Bandstrukturen kann es bei einem Trauma zu deren Überdehnung (Verstauchung) oder schlimmstenfalls sogar zu deren Riss kommen (Bänderriss, Ruptur). Der Begriff „Verstauchung“ ist in sofern irreführend, weil der zugrunde liegende Verletzungsmechanismus nicht etwa eine Stauchung des Fußes, sondern eine Dehnung der Bänder ist. Das Verstauchen des Fußes ist ein sehr häufiges Verletzungsbild unter den Sportverletzungen.

Ursache

Die Ursache dafür, dass man sich den Fuß verstaucht, stellt meist eine Bewegung dar, die über das physiologische und dafür vorgesehene Ausmaß hinaus reicht, wie es beispielsweise beim Umknicken des Fußes der Fall ist. Hierdurch werden die das Gelenk stabilisierenden Bänder überdehnt, was man dann als Verstauchung des Fußes bezeichnet. Ein typisches Verletzungsmuster für einen verstauchten Fuß ist das so genannte Supinationstrauma. Das Supinationstrauma (Umknicken des Fußes) wurde nach der zugrunde liegenden Bewegung, der Supination, benannt. Hierbei knickt das Sprunggelenk so um, dass der innere Rand des Fußes gehoben und der äußere Fußrand abgesenkt wird und folglich der Außenknöchel nach außen abweicht. Dadurch werden die Außenbänder des Fußes überdehnt und am häufigsten hiervon betroffen ist das Ligamentum talofibulare anterius, also das vordere Band, dass das Sprungbein (Talus) mit dem Wadenbein des Unterschenkels (Fibula) verbindet. Ebenfalls kann das Band überdehnt werden, das das Fersenbein (Calcaneus) mit dem Wadenbein (Fibula) verbindet und deshalb Ligamentum calcaneofibulare genannt wird. Nur selten ist die hintere Bandverbindung zwischen dem Sprung- und dem Wadenbein (Ligamentum talofibulare posterius) von einer Verstauchung betroffen.

Als eine der häufigsten Sportverletzungen entsteht ein verstauchter Fuß oft bei Sportarten, bei denen Sprünge erforderlich sind und man beim Aufkommen auf den Boden folglich leicht umknicken kann, zum Beispiel beim Basketball. Andere Sportarten, bei denen es schnell zu einer Verstauchung des Fußes kommen kann sind Laufsportarten wie Joggen aber auch Wandern, besonders auf unebenem Untergrund, auf dem ein Umknicken leicht möglich ist. Oft führen aber auch schon kleine Traumata bei Alltagsbewegungen zu einem verstauchten Fuß, wie beispielsweise das Umknicken an einer Bordsteinkante.

Jedoch führen nicht nur übermäßige und unphysiologische Bewegungen des Fußes zu dessen Verstauchung, sondern auch von außen auf den Knöchel oder den Fuß einwirkende Kräfte, die beispielsweise bei einem Unfall entstehen können. Auch zieht man sich leichter einen verstauchten Fuß zu, wenn es in der persönlichen Vorgeschichte bereits mehrfach zu Verstauchungen gekommen ist. Hierbei kann der Bandapparat des Fußes durch die mehrmalige Überlastung und Dehnung so weit ausgeleiert werden, dass er sich nicht mehr vollständig regeneriert und somit seine stabilisierende Funktion auf das Gelenk nicht mehr zuverlässig ausführen kann. Folglich kann es auch schon bei geringer Dehnung des Sprunggelenks auf Grund der fehlenden Bänderspannung (Bandinsuffizienz) leichter zu erneuter Verstauchung des Fußes kommen.
Auch wird eine Verstauchung durch schon bestehende Fehlstellungen des Fußes, wie beispielsweise durch einen Hohlfuß, begünstigt.

Symptome

Direkt nach einem Trauma, welches zur Verstauchung des Fußes geführt hat, kommt es meist zu Schmerzen. Diese werden zwar besonders durch Bewegung des Fußes und beim Auftreten auf den Boden ausgelöst, bestehen häufig aber auch in Ruhe. Meist kommt es innerhalb weniger Minuten nachdem der Fuß verstaucht wurde zu einer Schwellung, die aufgrund einer Verletzung umgebender Blutgefäße und folglicher Einblutung unter die Haut zustande kommt. Zusätzlich entsteht häufig einige Stunden nach dem Trauma aus dem gleichen Grund noch ein Bluterguss (Hämatom), weshalb die verstauchte Stelle bläulich erscheint. Da die Bänder bei einer Verstauchung des Sprunggelenks noch intakt sind und sie ihre stabilisierende Funktion so wenigstens teilweise noch ausführen, können zumindest theoretisch die für das Gelenk typischen Bewegungen noch ausgeführt werden, die im Gegensatz dazu bei einem Bänderriss oder einem Knochenbruch nur noch teilweise oder auch gar nicht möglich wären. Bei der Verstauchung des Fußes kann es allerdings trotzdem zur Bewegungseinschränkung kommen, die aber auf Grund der hiermit verbundenen Schmerzen entsteht.

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Diagnose

Da bei einer Verstauchung des Fußes, also der Dehnung des stabilisierenden Bandapparates, ähnliche Symptome wie bei einem Bänderriss auftreten sollte ein Arzt aufgesucht werden, um im Falle eines Bänderrisses oder anderer Begleitverletzungen, die unbehandelt eine schlechtere Prognose haben, schnell eine adäquate Therapie einleiten zu können. Der Arzt erfragt zuerst im Anamnesegespräch die genauen Symptome und den Unfallhergang, der oft schon Hinweise auf die verletzten Strukturen liefert. Beispielsweise ist der Unfallmechanismus des Supinationstraumas typisch für eine Verletzung des Außenbandes (Ligamentum talofibulare anterius). Danach schließt sich eine Untersuchung des Fußes an, bei der in der Inspektion nach den typischen Symptomen wie einer Schwellung und einem Bluterguss geschaut wird. Auch prüft der Arzt, ob ein Druckschmerz über der betroffenen Stelle ausgelöst werden kann. Mittels spezifischer Bändertests wird festgestellt, ob der Fuß abnorm beweglich ist, was dann eher für einen Bänderriss oder gar einen Knochenbruch spricht. Um diese genannten Verletzungen auszuschließen, wird oft noch ein Röntgenbild vom Fuß und dem Sprunggelenk gemacht. Selten sind zum Ausschluss weiterer Begleitverletzungen von Knochen oder Knorpel andere bildgebende Maßnahmen wie eine MRT (Magnetresonanztomographie) oder eine CT (Computertomographie) erforderlich.

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Therapie

Ein verstauchter Fuß heilt von alleine ab. Dieser Prozess kann aber entscheidend unterstützt und die Heilungsdauer somit verkürzt werden. Eine wichtige Richtlinie für die Erstversorgung einer Verstauchung des Sprunggelenks ist die so genannte PECH-Regel (P=Pause; E=Eis; C=Kompression; H=Hochlegen). Ganz entscheidend für eine schnelle Ausheilung ist das sofortige Beenden der Belastung auf den Fuß direkt nach dem Trauma und auch eine Schonung ein bis zwei Wochen nach der Verstauchung (P). Dies kann durch einen Verband aus elastischem Material unterstützt werden, der einerseits stabilisierend auf das Sprunggelenk wirkt, wodurch die Bänder dann entlastet werden und in Ruhe heilen können. Andererseits trägt der Verband durch eine minimale Immobilisierung des Gelenks bei trotzdem noch erhaltener Beweglichkeit des Fußes zu dessen Schonung bei.

Wichtig in den ersten Tagen nach der Verstauchung ist auch das Kühlen des Sprunggelenks (E). Dies kann mit Hilfe eines Coolpacks oder auch mit Eiswürfeln erfolgen, die beispielsweise in ein Handtuch gewickelt wurden um direkten Hautkontakt und somit Erfrierungen zu vermeiden. Durch das Kühlen werden die Schmerzen gelindert und ebenfalls geht die Schwellung des verstauchten Fußes schneller zurück. Auch stellt die Kompression des Sprunggelenks mit Hilfe elastischer Verbände einen wichtigen Pfeiler in der Akutversorgung nach dem Trauma dar (C). Durch diese Kompression wird der Raum, in den die verletzten Blutgefäße einbluten können verkleinert, sodass versucht wird, der Entstehung des Blutergusses entgegenzuwirken.

Zusätzlich kann eine abschwellende und schmerzlindernde Salbe aufgetragen werden. Das Abschwellen des verstauchten Knöchels wird zusätzlich durch Hochlagern des Fußes gefördert, da der Fuß hierdurch zum einen geschont wird und da zum anderen auf Grund der Schwerkraft weniger Blut in den Fuß fließt, welches einen Bluterguss oder eine Schwellung verursachen könnte. Nach diesen ersten Maßnahmen sollte außerdem schnell ein Arzt aufgesucht werden, der begleitende Verletzungen, die anders zu behandeln wären, ausschließen soll, um Folgeschäden zu vermeiden. Gegebenenfalls kann er bei sehr starken Schmerzen des verstauchten Fußes auch Schmerzmittel verschreiben. Zusammenfassend erfolgt die Behandlung eines verstauchten Fußes ohne Begleitverletzungen konservativ, also ohne Operation.

Prognose

Bei einfacher Verstauchung ohne begleitende Verletzungen wie Knochenbrüchen besteht eine sehr gute Prognose und die Heilung der gedehnten Bänder nimmt meist lediglich eine bis zwei Wochen in Anspruch. Jedoch ist die Zeitdauer bis hin zur vollständigen Belastbarkeit des Fußes deutlich länger, da nach erfolgter Heilung erst allmählich wieder mit der Belastung des Fußes begonnen und diese nur langsam gesteigert werden sollte. Meist liegt aber drei Monaten später wieder eine vollständige Belastbarkeit des Sprunggelenks vor.

Prophylaxe

Ein wichtiger Aspekt der Vorbeugung von Verstauchungen des Fußes ist ein kräftiger Muskelapparat des Beins, der die gelenkstabilisierende Funktion des Bandapparates zusätzlich unterstützt. Ebenfalls prophylaktisch empfiehlt sich ein Aufwärmen vor sportlicher Aktivität, also einerseits ein Dehnen der beanspruchten Muskulatur und Bänder, andererseits eine nur langsame Steigerung der Intensität der Belastung. Zudem helfen Koordinationsübungen, die den Gleichgewichtssinn trainieren sollen, Stürzen vorzubeugen, die potenziell zu einer Verstauchung des Fußes führen können. Auch kann ein Risiko für das Umknicken des Fußes durch Tragen von Schuhen, die über den Knöchel hinaus gehen, verringert werden, beziehungsweise Kräfte, die durch ein Umknicken entstehen, können durch diese Schuhe gut abgefangen werden. Dies spielt insbesondere bei sportlichen Aktivitäten wie dem Wandern, bei dem man auf unebenem Untergrund schnell umknicken kann, und auch beim Basketball eine große Rolle. Zudem verwenden Sportler, die in ihrer Vorgeschichte häufiger Verstauchungen des Fußes hatten, stabilisierende Bandagen zur Prophylaxe weiterer Verstauchungen des Fußes.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.11.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024