Euthyrox®

Einleitung und Wirkungsweise

Der Wirkstoff in Medikament Euthyrox® der Firma Merck Pharma GmbH heißt Levothyroxin.
In Euthyrox® ist das synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormon Levothyroxin (L-Thyroxin) enthalten. Dieses wird bei Erkrankungen der Schilddrüse (z.B. Schilddrüsenunterfunktion= Hypothyreose) angewandt.
Beim gesunden Menschen werden von der Schilddrüse diverse Hormone, u.a. das Thyroxin, produziert. Diese Hormone werden für viele Stoffwechselvorgänge benötigt und steuern so unter anderem das Körperwachstum, den Eiweiß- und Fettstoffwechsel. Liegt eine Hypothyreose vor, so werden zu wenige oder keine Schilddrüsenhormone vom Körper gebildet. Diese müssen daher künstlich ersetzt werden. In diesem Fall wird dann häufig das synthetische Levothyroxin verordnet. Dieses synthetische Hormon hat die gleiche Wirkung wir Thyroxin (T4) und wird dann vom Körper zum Teil in das Schilddrüsenhormon (T3) umgeformt.

Euthyrox® ist in Form von Tabletten in den Dosisstärken 25 - 200 µg erhältlich. Es wird bei gutartigen Vergrößerungen der Schilddrüse (sogenannter Kropf) eingesetzt, sofern die Organfunktion normal ist. Auch ist eine Anwendung nach der Operation eines Kropfes zur Vermeidung weiterer Kropfbildung üblich. Zudem wird Euthyrox® bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und bösartigem Tumor der Schilddrüse (Schilddrüsenmalignom) angewandt. Bekannt ist auch die Therapie einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) mittels Euthyrox®, sofern die Patienten Thyreostatika (schilddrüsenhemmende Medikamente) erhalten. Die Anwendung von Euthyrox® ist auch im Rahmen des sogenannten Schilddrüsensuppressionstests üblich, bei dem bestimmte Mengen an Levothyroxin über einige Tage verabreicht wird, um einen verselbstständigten Hormonstoffwechsel der Schilddrüse festzustellen, der von der Kontrolle durch die Hirnanhangsdrüse losgelöst ist.

Dosierung

Die Dosis des Medikaments Euthyrox® wird individuell an die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten angeglichen.

Die gesamte, vom Arzt verordnete Tagesdosis wird morgens mit einem Glas Wasser auf nüchternen Magen eingenommen. Anschließend sollte mindestens eine halbe Stunde lang nichts gegessen werden.
Meist muss Euthyrox® ein Leben lang eingenommen werden, da die Schilddrüsenunterfunktion oder das Fehlen der Schilddrüse (z.B. nach Operation) nicht anders ausgeglichen werden kann als durch Substituierung der Hormone auf synthetischem Weg.

Bei einer gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse, aber normaler Organfunktion, wird Euthyrox® jedoch tatsächlich nur vorübergehend eingenommen.

Sind die Euthyrox® Tabletten teilbar?

Die Tabletten sind mit einer Kerbe zum Teilen versehen. Dadurch kann die Tablette einfach halbiert werden, wenn die Dosis einer ganzen Tablette zu hoch ist. Von Euthyrox stehen Tabletten von 25 bis 200 Mikrogramm zur Verfügung. 

Gegenanzeigen

Ehe eine Behandlung mit Euthyrox® begonnen wird, müssen folgende Krankheiten ausgeschlossen oder behandelt worden sein:

Ungeeignet für die Behandlung mit Euthyrox® sind Patienten mit

  • Überempfindlichkeit gegen Bestandteile des Medikaments
  • unbehandelte Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • unbehandelte Unterfunktion der Nebennieren (Nebennierenrindeninsuffizienz)
  • unbehandelte Unterfuntion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyseninsuffizienz)
  • akuter Herzinfarkt
  • akute Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • akute Herzwandentzündung (Pankarditis)

Nebenwirkungen

Wird Euthyrox® kontrolliert angewandt, so sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, da es sich um einen Ersatz fehlender Körperhormone handelt.

Wird die verordnete Dosis von Euthyrox® jedoch nicht vertragen oder liegt eine Überdosierung vor, so sind Symptome möglich, die einer Schilddrüsenüberfunktion ähneln. Zu diesen zählen die folgenden Symptome:

Sind diese Symptome auffallend, so muss die Tagesdosis reduziert werden oder in extremen Fällen auch die Einnahme von Euthyrox® für einige Tage pausiert werden. Sind die Nebenwirkungen dann verschwunden, so ist eine vorsichtige Wiederaufnahme der Anwendung von Euthyrox® unter langsamer Dosissteigerung einer minimalen Anfangsdosierung möglich.

Besteht eine Überempfindlichkeit gegen einen Inhaltsstoff in Euthyrox® können allergische Reaktionen der Haut oder auch des Atemtraktes vorkommen.

Gewichtsabnahme als Nebenwirkung

Die Schilddrüsenhormone sind Stoffwechselhormone. Sie sorgen für einen reibungslosen Stoffwechsel und haben viele Funktionen inne.
Bei einem Überangebot von Schilddrüsenhormonen kann es daher zu einem Ungleichgewicht im Stoffwechsel kommen. Das Überangebot kann entweder durch eine Überdosierung von Euthyrox® entstehen, oder aber durch Störungen der Schilddrüse, wie etwa Morbus Basedow oder der Hashimoto Thyreoiditis.
Bei einer Überdosierung von Euthyrox® kann es durch vermehrten Fettabbau, vermehrten Eiweißabbau und vermehrten Kohlenhydratabbau zu einer Gewichtsabnahme kommen. Neben den Stoffwechselfunktionen haben die Schilddrüsenhormone auch noch Funktionen am Herzen, an der Lunge und am Muskel und sind bei Kindern wichtig für das Wachstum und die geistige Entwicklung. Daher sollten die Schilddrüsenhormone immer in der Waage gehalten werden, sodass weder eine Überfunktion, noch eine Unterfunktion entsteht.

Gewichtszunahme als Nebenwirkung

Bei einem Unterangebot der Schilddrüsenhormone durch eine zu niedrige Dosierung von Euthyrox kann es zu einer Gewichtszunahme kommen. Hier werden Fett- Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel verlangsamt und es kommt zu der vermehrten Einlagerung der Substanzen. Zusätzlich kann es zu Wassereinlagerungen kommen.
Auf eine Unterfunktion der Schilddrüse oder einer zu niedrigen Dosierung von Euthyrox® muss vor allem bei Kindern geachtet werden. Neben Gewichtszunahme kann es hier zu Wachstumsverzögerungen und zu geistiger Retardierung kommen. Für Neugeborene ist deshalb ein Test der Schilddrüsenhormone bei der U2 vorgesehen.

Durchfall als Nebenwirkung

Durchfall bei der Einnahme von Euthyrox® kann an einer falschen Dosierung liegen. Durchfall kann dabei Ausdruck einer Überdosierung des Medikamentes sein.
Andere Symptome einer Überdosierung sind vermehrtes Schwitzen und erhöhte Körpertemperatur, Herzklopfen, Unruhe und Zittern sowie ungewollter Gewichtsverlust. Bei Auftreten von Durchfall, der länger als ein paar Tage anhält, sollte ein Arzt zur Blutuntersuchung aufgesucht werden. Hier können die Schlildrüsenhormone bestimmt werden und die Dosierung gegebenenfalls angepasst werden.

Juckreiz als Nebenwirkung

Juckreiz an der Haut ist meist ein Zeichen einer allergischen Reaktion. Falls dieses bei der Einnahme von Euthyrox entsteht, kann das an einer Unverträglichkeit gegenüber einer der Bestandteile von Euthyrox® liegen.
Bei andauerndem Juckreiz oder anderen allergischen Symptomen sollte das Präparat gewechselt werden ( Schilddrüsenhormone von einem anderem Hersteller). Hierbei sollte unbedingt beachtet werden, dass die Resorption im Darm von Hersteller zu Hersteller verschieden ist. Es kann also sein, dass die gleiche Dosierung zweier unterschiedlicher Präparate unterschiedliche Auswirkung auf den Körper hat. Hier sollten also bei einem Präparatwechsel in regelmäßigen Abständen Blutkontrollen gemacht werden, um die Dosierung optimal anzupassen.

Depression oder depressive Verstimmung als Nebenwirkung

Depressionen oder depressive Verstimmungen können ebenfalls bei einer länger bestehenden Unterdosierung von Euthyrox® oder bei einer Schilddrüsenunterfunktion aftreten. Bei Anpassung der Euthyrox Dosis sollten die depressiven Verstimmungen wieder verschwinden.

Kann es durch Euthyroxin® zu Haarausfall kommen?

Die Nebenwirkung Haarausfall ist bei Euthyroxin® nicht bekannt. Euthyroxin® hat keine Auswirkungen auf die Haut oder die Hautanhangsgebilde.

Wechselwirkungen

Die Lipidsenker Colestyramin und Colestipol vermindern die Aufnahme von Levothyroxin und aus diesem Grund sollten sie erst 4 – 5 Stunden nach der Einnahme von Euthyrox® angewandt werden.

Ebenso vermindern aluminiumhaltige Antazida und Calciumcarbonat, sowie eisenhaltige Arzneimittel die Aufnahme von Levothyroxin und sollten daher frühstens zwei Stunden nach Euthyrox® eingenommen werden. Da Levothyroxin im Körper teilweise in Liothyronin (T3) umgewandelt wird, ist eine Einschränkung dieses Prozesses durch Einnahme von Propylthiouracil, Glukokortikoide, Beta-Blocker und jodhaltige Kontrastmittel zu vermeiden. Amiodaron, das gegen Herzrhythmusstörungen angewandt wird, kann aufgrund hohen Jodgehaltes eine Über- aber auch eine Unterfunktion der Schilddrüse auslösen, sodass gerade bei knotenhaltigem Kropf (nodöses Struma) Vorsicht geboten ist. Wird eine schnelle Injektion von Phenytoin (gegen Epilepsie) angewandt, so kann dies den Blutspiegel von freiem Levothyroxin und Liothyronin erhöhen und somit in seltenen Fällen zu Herzrhythmusstörungen (Symptom einer Schilddrüsenüberfunktion) führen. Auch die folgenden Wirkstoffe können den Levothyroxinspiegel im Blut steigen lassen:

  • Salicylate (entzündungshemmend, fiebersenkend)
  • Dicumarol (Gerinnungshemmer)
  • Clofibrat (Lipidsenker, gegen erhöhte Blutfettwerte)
  • hohe Dosen Furosemid/Lasix®(Entwässerungsmittel)
  • u.a.

Vermindert wird die Wirkung von Levothyroxin (Euthyrox®) hingegen von den folgenden Medikamenten:

  • Sertralin (Antidepressivum)
  • Chloroquin/ Proguanil (Malaria-Behandlung)
  • Babiturate (Schlafmittel)
  • östrogenhaltige Verhütungsmittel/ Hormonersatztherapie
  • Sojaprodukte

Wechselwirkungen mit Medikamenten ist auch bei Diabetikern zu beachten, da hier die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika durch Levothyroxin (Euthyrox®) reduziert werden kann. Aus diesem Grund ist zu Beginn einer Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion bei Diabetikern der Blutzuckerspiegel sehr regelmäßig zu kontrollieren und die Dosierung entsprechend anzugleichen.

Auch gerinnungshemmende Medikamente wie Cumarinderivate können in ihrer Wirkung durch Levothyroxin beeinflusst werden, sodass es zu einer vermehrten Gerinnungshemmung kommen kann. Hier muss die Blutgerinnung unter Euthyrox®-Gabe sorgfältig kontrolliert werden.

Euthyrox und Pille - Verträgt sich das?

Zwischen Euthyrox® und der Pille sind bisher keine Wechselwirkungen bekannt. Aufgrund der Vielfalt der Präparate zur Kontrazeption (Verhütung) sollte jedoch vor der ersten Einnahme der Pille der Gynäkologe über die Einnahme des Euthyrox® informiert werden.
Bei einer Überdosierung des Euthyrox® kann es zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommen.

Euthyrox in der Schwangerschaft und Stillzeit

Auch in der Schwangerschaft und während des Stillens darf das Medikament Euthyrox® angewandt werden. Für das ungeborene Kind bzw. den Säugling sind bei moderater Dosierung von Euthyrox® keine Risiken bekannt.

Hormonbedingt kann bei Frauen während der Schwangerschaft der Bedarf an Levothyroxin ansteigen, wenn sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Aus diesem Grund sollte die Funktion der Schilddrüse während und nach der Schwangerschaft besonders gründlich kontrolliert und die Dosierung wenn nötig angepasst werden.
Liegt bei der Schwangeren eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) vor, so darf hier keinesfalls die Kombinationstherapie mit Levothyroxin und den sogenannten Thyreostatika (die die Schilddrüsenaktivität hemmen) erfolgen.
Auch der Supressionstest mit Levothyroxin darf in der Schwangerschaft aufgrund radioaktiver Substanzen nicht durchgeführt werden.

Euthyrox und Alkohol - Verträgt sich das?

Euthyrox® enthält den Wirkstoff Levothyroxin. Levothyroxin ist ein synthetisch hergestelltes Schilddrüsenhormon. Normalerweise werden die Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse, den Thyreozyten gebildet. Da Euthyrox® genau die gleichen Aufgaben im Körper erfüllt wie die körpereigenen Hormone, besetzen diese auch die gleichen Rezeptoren und werden ebenso von der Leber abgebaut und mit der Galle ausgeschieden.
Euthyrox® ersetzt die Aufgaben der Schilddrüsenhormone. Da es ein Stoff ist, der natürlicherweise im Körper vorkommt, entstehen keine Unverträglichkeiten mit Alkohol.
Zu beachten ist nur, dass das Euthyrox® vor der Nahrungsaufnahme am Morgen geschluckt werden sollte, um eine optimale Resorption im Darm zu gewährleisten.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.03.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024