Das Erbrechen von echter Galle ist ein relativ seltenes Syndrom, das zum Beispiel bei Dünndarmverschlüssen auftritt. Im Volksmund wird als "galliges Erbrechen" häufig das Erbrechen von Magenflüssigkeit ohne feste Nahrungsbestandteile bezeichnet. Hierbei handelt es sich aber nicht um wirkliche Galle.
Das Erbrechen von Galle wird auch als Cholemesis bezeichnet. Im engeren Sinne handelt es sich dabei nur um das Erbrechen von in der Leber gebildeter Gallenflüssigkeit. Im Volksmund wird darunter jedoch oft auch das Erbrechen von Mageninhalt verstanden, welcher keine sichtbaren Nahrungsreste mehr enthält. Streng genommen handelt es sich dabei jedoch nicht um galliges Erbrechen. Die Färbung der Galle variiert von gelblich bis grünlich. Stark eingedickte Galle kann auch einen bräunlichen Ton einnehmen.
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Die Ursache für galliges Erbrechen liegt meist in einem Darmverschluss im Bereich des Dünndarms. Durch solch einen Verschluss kann es zu einem Rückstau der Galle kommen.
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Es können verschiedene Ursachen für den Darmverschluss in Frage kommen, wie beispielsweise Tumore, die die Darmpassage verlegen. Auch größere Gallensteine können zu einem Passagehindernis werden und so zu Verschlüssen führen, die insbesondere am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm lokalisiert sind.
Durch den Verschluss kann es zu einem Rückstau von Darminhalt und Gallenflüssigkeit kommen. Dieser Rückstau wiederum kann sich in einem galligen Erbrechen äußern. Die Farbe des Erbrechens variiert dabei von gelblich-grünlich bis hin zu dunkleren Brauntönen.
Auch andere Ursachen wie Fremdkörper oder Vernarbungen im Dünndarm, beispielsweise nach Operationen, können zu Verengungen führen, sodass sich der Darminhalt und die Gallenflüssigkeit zurückstaut. Man darf das Erbrechen echter Galle nicht mit dem Erbrechen von Mageninhalt verwechseln. Häufige Gründe dafür sind der Rückfluss von Mageninhalt ("Reflux") oder sehr häufiges Erbrechen, beispielsweise bei einer Magen-Darm-Grippe.
Alkohol kann sich schädlich auf die Leber auswirken, sodass es hier zu Schädigungen und zu Folgeerkrankungen wie einer Leberzirrhose oder einem alkoholischen Leberschaden kommen kann.
Auch andere Erkrankungen wie eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) oder Beschwerden der Speiseröhre und des Magens können insbesondere nach einem regelmäßigen und langjährigen Alkoholkonsum entstehen.
Das Erbrechen von Gallenflüssigkeit an sich verursacht der Alkoholkonsum nicht direkt. Jedoch gehen die meisten Erkrankungen, wie beispielsweose eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung oder ein alkoholischer Leberschaden, mit Übelkeit und Erbrechen einher. Da meist, insbesondere bei einem sehr ausgeprägten Alkoholkonsum, die Nahrungsaufnahme vernachlässigt wird, kommt es bei häufigem Erbrechen dazu, dass „leerer“ Mageninhalt, also lediglich Magenflüssigkeit, erbrochen wird, der mit Gallenflüssigkeit verwechselt wird.
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Die Galle wird in der Leber produziert und gelangt von dort aus über die Gallenblase in den Darm, wo sie vor allem für die Fettverdauung zuständig ist. Anschließend passiert die Galle den Verdauungstrakt und wird im Stuhl ausgeschieden. Nach einer Darm-OP ist diese Passage von Nahrungsmitteln durch den Darm häufig noch gestört, es sollte jedoch im Normalfall nicht zum Erbrechen von Darminhalt und damit auch von Galle kommen. Oftmals ist der Darm nach einer Darm-OP jedoch noch sehr träge. Dadurch kommt es zu einem Aufstau von Darminhalt und Galle. Bei einem starken Aufstau kann Galle auch in den Magen gelangen und von dort aus erbrochen werden.
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Begleitsymptome des Erbrechens von Galle können auf das ursächliche Krankheitsbild oder aber auf zusätzliche, begleitende Krankheitsbilder hinweisen. Bei einem Dünndarmverschluss, welcher zu galligem Erbrechen führen kann, sind stärkste Schmerzen im Bereich des Bauches sehr typisch. Weiterhin können Übelkeit, Stuhl- und Windverhalt sowie krampfartige Schmerzen auftreten.
Begleitende Erkrankungen der Gallenblase wie Gallensteine oder eine Entzündung der Gallenblase können zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen führen, die in die Schulter ausstrahlen.
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Durchfall ist eher kein typisches Begleitsymptom bei echtem, galligem Erbrechen. Meist ist nämlich ein Darmverschluss die Ursache für das Erbrechen. Ein solcher Darmverschluss hätte jedoch eher einen Stuhlverhalt zur Folge und keinen Durchfall. In Rahmen einer Magen-Darm-Infektion, die mit starkem Erbrechen und Durchfall einhergeht, kann es jedoch zum Erbrechen von "leerem", dünnflüssigem Mageninhalt kommen.
Fieber ist ein mögliches Begleitsymptom. Es kann auf eine systemische Entzündung oder eine Infektion hinweisen. Bei einer begleitenden Entzündung der Gallenblase kann beispielsweise Fieber auftreten. Auch bei Erkrankungen der Leber, wie einem alkoholtoxischen Leberschaden oder einer Hepatitis, kann es zu Temperaturanstiegen kommen.
Galliges Erbrechen kann ein Symptom für viele Erkrankungen sein. Beispielsweise staut sich die Galle bis in den Magen, wenn die Nahrung im Darm nicht weitertransportiert werden kann. Dies kann zu unspezifischen Bauchschmerzen und Erbrechen von Galle führen. Eine übermäßige Produktion von Gallensäuren, Erkrankungen der Gallenblase sowie Gallensteine können ebenfalls die Ursache für das Erbrechen von Galle sein. Dabei kommt es häufig zu kolikartigen Schmerzen im rechen Oberbauch. Diese können zusätzlich in die rechte Schulter ausstrahlen.
Blutiges Erbrechen kann auf verschiedene Begleiterkrankungen hindeuten. Hellrotes Blut im Erbrochenen kann für Schleimhautrisse in der Speiseröhre (das sogenannte Mallory-Weiss-Syndrom) oder im Mund sprechen, welche auch bei einem chronischen Alkoholkonsum gehäuft vorkommen.
Im Allgemeinen ist ein Bluterbrechen (Hämatemesis) ein Indiz für eine Blutung im oberen Verdauungstrakt, welcher die Speiseröhre, den Magen, sowie den Zwölffingerdarm umfasst. Auch Tumore im Zwölffingerdarm oder im Magen können zu Blutbeimengungen im Erbrochenen führen. Tumore des Zwölffingerdarms, welche beispielsweise zu einem Verschluss im Darm und Blutungen, sowie einem Rückstau von Galle führen, können ein Grund für galliges Erbrechen mit Blutbeimengungen sein.
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Sodbrennen ist typischerweise ein Symptom dafür, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt (Reflux). Dabei kommt es aufgrund des hohen Säuregehalts zu brennenden Schmerzen in der Speiseröhre. Diese werden meist unmittelbar hinter dem Brustkorb wahrgenommen. Besonders ausgeprägt ist das Sodbrennen nach größeren Mahlzeiten. Auch wenn man eine liegende Position einnimmt, kann das Sodbrennen auftreten. Kommt es zu Sodbrennen im Zusammenhang mit dem Erbrechen von Galle, spricht dies dafür, dass Darminhalt aus dem Zwölffingerdarm in den Magen zurückgelangt und von dort in die Speiseröhre fließt.
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Die Farbe der Gallenflüssigkeit kommt durch die in ihr enthaltenen Gallenfarbstoffe zustande. Diese entstehen unter anderem als Abbauprodukte des Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und anderer sogenannter Porphyrine, die beispielsweise auch im Vitamin B12 enthalten sind. Den Hauptanteil der Färbung machen das sogenannte Bilirubin sowie das Biliverdin aus. Je nach Zusammensetzung variiert die Farbe zwischen einem gelblichen und einem eher grünlichen Ton. Erbrochene Gallenflüssigkeit kann daher in ihrer Farbe variieren.
Sollten Sie sich erbrechen, empfiehlt es sich, zunächst einmal Ruhe zu bewahren. Bei einem stabilen körperlichen Zustand können Sie Ihren Hausarzt aufsuchen und diesem Ihre Beschwerden in Ruhe schildern. Erklären Sie ihm dabei genau, wie das Erbrochene aussieht, welche Farbe es hat, ob Übelkeit bestanden hat oder ob es ein bestimmtes auslösendes Ereignis für das Erbrechen, beispielsweise eine spezielle Nahrungsmittelaufnahme, gegeben hat.
Weiterhin sollten Sie mögliche Begleitsymptome wie Fieber, Schmerzen oder Ähnliches so genau wie möglich beschreiben. Auch Ihre Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme sind durchaus wichtig und müssen zur Sprache kommen.
Verzichten Sie bei solchen Beschwerden auf den Konsum von Genussmitteln wie Alkohol oder Nikotin, da Sie das Krankheitsbild verschlechtern können. Weiterhin sollten Sie sich schonen und auf eine ausreichende Trinkmenge achten.
Sollten Sie sich schwallartig ohne sichtlichen Grund oder zusätzlich mit größeren Mengen an Blut erbrechen, Ihr Kreislauf instabil sein oder Sie zusätzlich einen Bewusstseinsverlust oder Ähnliches erlitten haben, sollte eine Notaufnahme aufgesucht werden.
Galle ist eine Flüssigkeit, die unter normalen Umständen direkt in den Darm gelangt und daher mit dem Magen nicht in Berührung kommt. Jedoch kann es durch einen Aufstau im Darm zu einem Rückfluss der Galle in den Magen kommen. Dieser wird gereizt, sodass Übelkeit und teilweise galliges Erbrechen die Folge sind. Eine Beruhigung des Magens kann in solchen Fällen zunächst durch einen Verzicht auf fetthaltige Lebensmittel erfolgen. Zudem sollte allgemein magenschonende Kost verzehrt werden und viel Flüssigkeit getrunken werden. Auch eine Wärmflasche und körperliche Schonung können den Magen wieder beruhigen. Bei anhaltenden Galle- und Magenproblemen sollte ein Arzt aufgesucht werden, der die Ursache der Beschwerden auffinden kann und eine geeignete Therapie (beispielsweise mit Medikamenten) einleiten kann.
Die Gallenblase dient anatomisch gesehen der Speicherung von Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird. Von dort wird sie kontrolliert in den Magen-Darm-Trakt abgegeben. Dies passiert vor allem während und nach der Aufnahme besonders fetthaltiger Speisen, da die Galle für die Verdauung der Fette benötigt wird. Nach einer Entfernung der Gallenblase produziert die Leber weiterhin Gallenflüssigkeit. Diese wird jedoch nicht mehr zwischengespeichert, sondern gelangt direkt in den Verdauungstrakt. Von dort aus nimmt sie üblicherweise den Weg durch den Darm und wird im Stuhl ausgeschieden. Es kann jedoch aufgrund verschiedener Ursachen auch zum Erbrechen von Darminhalt kommen, dieser enthält auch nach der Entfernung der Gallenblase noch Galle, die ebenfalls erbrochen werden kann.
Schwangere Frauen sind häufig zu Beginn ihrer Schwangerschaft von Übelkeit und Erbrechen geplagt. Etwa 0,5 bis 1% der Frauen zeigen schwere Verläufe eines Schwangerschaftserbrechens (Hyperemesis gravidarum). Damit ist die unstillbare Schwangerschaftsübelkeit gemeint.
Die leichte Verlaufsform wird als Emesis gravidarum bezeichnet und betrifft sehr viele Frauen. Sie tritt vor allem in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft auf und klingt in der Regel bis zur 20. Schwangerschaftswoche ab.
Dabei erbrechen sich Schwangere sehr häufig und das auch bei leerem Magen, weshalb oft davon gesprochen wird, dass sie sich erbrechen, „bis die Galle kommt“. Es handelt sich meist jedoch nur um Mageninhalt und nicht um Gallenflüssigkeit.
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Ihr Arzt, beispielsweise der Hausarzt oder ein behandelnder Internist, kann durch gezieltes Erfragen (Anamnese) wichtiger Begleitsymptome oder Lebensumstände die Ursachen für ein galliges Erbrechen eingrenzen. So wird nach Vorerkrankungen im Dünndarm, der Leber, der Gallenblase und anderer Organsysteme gefragt. Ebenso wird der Alkoholkonsum sowie die regelmäßige Einnahme von Medikamenten erfragt.
Nach einer körperlichen Untersuchung, bei der insbesondere die Untersuchung des Bauches mit der speziellen Untersuchung der Leber und Gallenblase erfolgt, kann auch eine Probe des Erbrochenen Aufschlüsse über die Ursache geben. Bei einem gelblich, grünlichen Aussehen liegt es nahe, dass es sich um Gallenflüssigkeit handelt.
Bildgebende Untersuchungen, wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung des Bauches oder eine Magenspiegelung, schließen sich dann an, um Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes so wie der Leber und der Gallenblase auszuschließen. Zum Ausschluss eines Darmverschlusses wird meist zunächst ein Röntgenbild des Bauches in Linksseitenlage und im Stehen angefertigt. Hier würde sich die typische "Flüssigkeitsspiegelbildung" bei einem Darmverschluss zeigen.
Grundsätzlich kann galliges Erbrechen auf verschiedene Krebsarten im Verdauungstrakt oder den Gallenwegen hindeuten. Über verschiedene Mechanismen (vermehrte Galleproduktion, verstopfen der Gallengänge, Verstopfen der Magen-Darm-Passage) kann es als Folge des Tumors zum Erbrechen von Galle kommen. Typischerweise treten zusätzlich weitere Symptome wie Fieber, Nachtschweiß (nächtliches Schwitzen, sodass die Kleidung und die Bettwäsche gewechselt werden müssen) und ein ungewollter Gewichtsverlust (über 10% des Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten) auf. Außerdem kann es zu unspezifischen Verdauungsbeschwerden kommen.
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Die Dauer des Erbrechens von Galle ist von der zugrundeliegenden Ursache abhängig. Ein Darmverschluss kann ein sehr akutes Ereignis, das sich innerhalb weniger Stunden entwickelt, aber auch ein schleichend verlaufender Zustand sein, der sich innerhalb einiger Tage entwickelt.
Das Erbrechen kann somit für einige Tage bestehen, bevor eine Therapie erfolgt. In der Regel sollte jedoch eine rasche ärztliche Abklärung stattfinden, wenn Sie sich gallig erbrechen, sodass das Erbrechen schnell gestoppt wird. Zustände wie Refluxerkrankungen oder Magenschleimhautentzündungen, die ebenfalls mit Erbrechen einhergehen, welches oftmals im Volksmund als „galliges Erbrechen“ bezeichnet wird, können Monate oder sogar Jahre lang auftreten. Es handelt sich dabei aber im eigentlichen Sinne nicht um das Erbrechen von Galle.
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