In diesem Artikel geht es um die Entzündung der Halswirbel. Es werden mögliche Ursachen, Differentialdiagnosen wie MS und rheumatoide Arthritis und die Symptome beschrieben. Desweiteren wird die Diagnostik und Therapie behandelt.
Spondylodiszitis, infektiöse Spondylodiszitis, Spondylitis, Osteomyelitis, Spondylitiden
Unter einer Spondylodiszitis oder Spondylitis versteht man im Allgemeinen die Entzündung der Bandscheibe und der umliegenden Weichteile wie Grund- und Deckplatte des Wirbelsäulensegments.
Die durch unspezifische Erreger verursachte Osteomyelitis eines Wirbelkörpers wird von der Entzündung durch spezifische Erreger unterschieden. Zu den spezifischen Erregern gehören Lues, Tuberkulose und Morbus Bang. Letzteres ist eine Infektion durch Brucellen ausgelöst, die durch die Aufnahme nicht- pasteurisierter Milch aufgenommen werden können.
Eine Entzündung der Halswirbel kann durch verschiedene Bakterien, Viren, Pilze aber auch Parasiten hervorgerufen werden.
Die meisten Infektionen werden durch den Staphylococcus aureus, ein in Haufen vorkommendes grampositives Bakterium, welches gegen einige Antibiotika ist. Andere unspezifische Keime, die solch eine Infektion auslösen können sind Staphylokokkus epidermidis, Streptokokkus viridans, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Pneumokokken, Clostridium perfringens, Proteus mirabilis.
Zu den spezifische Erregern werden Mycobacterium tuberculosae (Erreger der Tuberkulose), Mycobacterium leprae (Erreger der Leprakrankheit), Brucellabakterien (Erreger der Brucellose, Maltafieber), Salmonella typhosa (Erkrankung des Verdauungstrakts) gezählt.
Die wichtigsten Vertreter der Pilze sind Candida albicans und Aspergillus. Die Erreger können durch die Blutbahn aus anderen entzündlichen Gebieten im Körper verschleppt werden. In diesem Fall spricht man von einer hämatogenen Streuung. Eine weitere Möglichkeit ist die Infektion infolge von kleineren operativen Eingriffen, die dann als iatrogen bezeichnet wird. Diese können auch von der Wirbelsäule weiter entfernt sein aber auch eine direkte bakterielle Kontamination kann die Ursache sein. Manche Patienten können aufgrund einer Grunderkrankung anfälliger für bakterielle Entzündungen im Bereich der Halswirbelsäule sein. Zu diesen Grunderkrankungen zählen unter anderem Alkoholismus, Diabetes mellitus und langfristige Einnahme des immunsupprimierend wirkenden Cortisons.
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Eine Neuritis am Halswirbel ist eine schmerzhafte Entzündung eines Nerven, der sich aus vielen Nervenfasern zusammen bündelt und dann in Höhe der Halswirbelsäule austritt.
Reizungen und Druck durch andere körperliche Strukturen, Giftstoffe des Stoffwechsels, Multiple Sklerose, Mangelversorgung und viele weitere Gründe können zu einer Nervenentzündung führen. Häufig ist die Ursache durch längerfristige Verspannungen und Fehlhaltungen im Nackenbereich zu erklären.
Die Ausprägung einer Neuritis am Halswirbel ist bei jedem Patienten unterschiedlich und reicht von leichten Missempfindungen bis hin zu Funktionsausfällen. Der Großteil dieser Beschwerden würde sich dann in den Armen oder im Schulterbereich zeigen. Das ist dadurch zu erklären, dass die Nerven, die an den Halswirbeln austreten vor allem die Schulter- und Armregion versorgen. Wird ein Nerv in seinem Verlauf irritiert, so kann sich die Symptomatik entlang seiner gesamten Ausbreitung zeigen und zu Problemen und Schmerzen führen.
In den meisten Fällen halten die Beschwerden nur über wenige Tage an und klingen von selbst ab. Findet sich allerdings zum Beispiel an der Halswirbelsäule eine chronische Fehlhaltung und wird diese nicht korrigiert, so kann sich die Entzündung über längere Zeit hinziehen.
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Bei Beschwerden im Halswirbelsäulenbereich kann auch eine Entzündung des Gelenks von einem Halswirbel ursächlich sein.
Ein typisches Vorkommen dieses Symptoms wird der rheumatoiden Arthritis zugeschrieben. Die Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die Entzündungen vor allem im Bereich kleiner Gelenke, wie den Halswirbelgelenken hervorruft. Dann handelt es sich um eine seltene Sonderform der rheumatoiden Arthritis, die als Zervikalarthritis bezeichnet wird. Häufig ist eines der ersten Symptome, die Schmerzempfindung im Bereich des Nackens mit Verstärkung beim Kopfdrehen. Besonders auffällig ist auch ein frühmorgendlicher Schmerz im Nacken, der als charakteristisch für diese Krankheit gilt.
Eine frühstmögliche Diagnosestellung der Zervikalarthritis ist anzustreben, da durch die entzündlichen Vorgänge auch die Bänder der Halswirbelsäule zerstört werden können. Die Bänder sind sehr wichtig für die Stabilisierung der Halswirbelsäule, die letztlich für den Schutz des Rückenmarks verantwortlich ist. Kommt es zu Verminderung in der Stabilität, so kann das im schlimmsten Fall Verletzungen des Rückenmarks nach sich ziehen.
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems und kann sich unter anderem durch Schmerzen im Nackenbereich zeigen. Im Gegensatz zur Entzündung der Halswirbel ist hier jedoch das Nervengewebe entzündet.
Die Unterschiede zwischen beiden Erkrankungen lassen sich einfach durch bildgebende diagnostische Verfahren feststellen. Wird jedoch während der Therapie der Multiplen Sklerose das Immunsystem durch Medikamente heruntergefahren, kann dies das Entstehen einer Halswirbelentzündung begünstigen.
Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung und ist in seinem Verlauf durch die Zunahme von Beschwerden gekennzeichnet. Ein Ziel ist es also, die auslösenden Prozesse des Immunsystems des Patienten, die die Multiple Sklerose vorantreiben, durch Medikamente aufzuhalten. Das kann allerdings dazu führen, dass an anderen Stellen des Körpers, an denen ein Wirken des Immunsystems notwendig ist, Erreger nicht mehr so gut abgewehrt werden können und sich Krankheiten ausbreiten, die bei der Normalbevölkerung keine Chance haben. Ein typisches Symptom der Multiplen Sklerose ist das Lehrmitt’sche Zeichen, das den Patienten elektrisierende Empfindungen vom Nacken abwärts fühlen lässt, während er den Kopf vornüber beugt.
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Patienten äußern in der akuten Phase der Entzündung besonders starke Rückenschmerzen zu haben. Diese Schmerzen beschreiben sie als klopfend und pulsierend, sowie ein Gefühl von Stauung und Druck im Bereich des betroffenen Wirbelkörpersegmentes. Häufig nehmen die Schmerzen bei Bewegung zu, besonders das Drehen und Neigen des Kopfes führt zu belastungsabhängigen Rückenschmerzen. Sie können ebenfalls in die Arme ausstrahlen oder auch zu Kopfschmerzen beitragen. Die umliegende Muskulatur kann sich verhärtet anfühlen.
Wenn die Entzündung weiter fortschreitet und schließlich das Rückenmark samt Gallertkern (Nucleus pulposus) und Faserring (Anulus fibrosus) angreift, kann es in diesen schwerwiegenderen Fällen auch zu neurologischen Ausfällen führen. Zerstörte Anteile des Gallertkern und des Faserrings können schließlich auf die Spinalnerven drücken. Die Symptome wie Sensibilitätsstörungen können je nach Höhe der Schädigung in den Armen aber auch in den Beinen auftreten. Die Bewegung der einzelnen Extremitäten kann unterschiedlich stark eingeschränkt sein. Laborchemisch zeigt sich eine Erhöhung der klassischen Entzündungsparameter im Blut. Dazu zählen C- reaktives Protein, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und die Leukozyten. Hinzu kommt Fieber, das je nach Entzündungsschwere stark ansteigen kann und rezidivierend verlaufen kann.
Nach einer ausführlichen Befragung des Patienten zu seinen akuten Beschwerden und anschließender klinischen Untersuchung sollte eine Röntgenaufnahme gemacht werden um entweder die Verdachtsdiagnose auf eine Entzündung der Wirbelsäule auszuschließen oder die Diagnose zu sichern. Bestätigt sich die Entzündung, sieht man im Röntgenbild ausgedehnte Defekte der Grund- sowie der Deckplatte.
Wesentlich früher kann eine Spondylodiszitis in der Magnetresonanztomographie der Halswirbelsäule oder dem Skelettzintigraphie erkannt werden. Diese beiden Verfahren sind deutlich sensibler und das gesamte Ausmaß eventuell vorhandener Deformitäten und degenerativen Prozessen kann besser beurteilt werden.
Bei einer bakteriell ausgelösten Infektion können die Erreger durch das Anlegen einer Blutkultur bestimmt werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Punktion der Entzündung, die aufgrund der Sensibilität und dem Verlauf von zahlreichen Nerven und Gefäßen während einer Computer- oder Magnetresonanztomographie durchgeführt werden sollte. Die Bestimmung der Keime ist relevant um anschließend eine Therapie mit dem richtigen Antibiotikum einzuleiten.
Bei einem Verdacht auf eine Infektion hervorgerufen durch Tuberkuloserreger ist zusätzlich die Untersuchung von Auswurf (Sputum) der Lunge und Magensaft sinnvoll.
Um eine erfolgreiche Therapie bei einer Entzündung im Wirbelbereich zu garantieren, ist es wichtig die betroffene Region ruhigzustellen. Die Bettruhe kann vom Arzt durchaus bis zu mehrere Wochen verordnet werden. Eine intravenöse Behandlung mit Antibiotika ist besonders dann greifend wenn es vorab auf Resistenz der Bakterien getestet wurde.
Bei einer Infektion mit Tuberkuloseerregern wird eine Kombination aus 4 verschiedenen tuberkulostatischen Medikamenten verabreicht. Begleitend dazu, sollten eventuell bestehende Nebenerkrankungen wie Hyperglykämie (erhöhte Blutzuckerwerte) oder Alkoholismus behandelt werden. Die Therapie der tuberkulösen Spondylodiszitis mit Antibiotika ist meist langwierig, da der Krankheitsverlauf sich mehrere Wochen hinziehen kann.
Ist die adäquate Therapie mit Antibiotika nicht ausreichend, um die Entzündungsherde einzudämmen und sind zusätzlich die Defekte weit ausgedehnt, ist die Indikation zu einer Operation gegeben.
Bei einer OP wird die gesamte Region der Entzündung ausgeräumt (Dédridement). Die Wirbelsäule wird dadurch entlastet und einer Beschädigung der Nerven kann vorgebeugt werden. Anschließend wird die Wirbelsäule mit Ersatzmaterialen wieder aufgebaut und stabilisiert. Begleitend zur Operation ist eine 6 bis 12- wöchige Behandlung mit Antibiose erforderlich damit die Heilung der OP- Wunde ohne Infektion verläuft.