Chlamydien sind Bakterien, die unter der Geburt auf das Baby übertragen werden und schwere Komplikationen wie Bindehaut-und Lungenentzündungen auslösen können. Frühzeitig erkannt lässt sich eine Chlamydieninfektion sehr gut medikamentös behandeln und Folgeschäden können effektiv vermieden werden.
Chlamydien sind Bakterien, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Sie stellen die häufigsten Erreger von sexuell übertragbaren Krankheiten in Deutschland dar. Bei der Geburt können sie auf auf das Neugeborene übertragen werden und unbehandelt schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen. Daher muss eine Chlamydieninfektion in der Schwangerschaft immer therapiert werden. Rechtzeitig erkannt, ist sie jedoch bei Mutter und Kind sehr gut behandelbar und das Risiko für Folgeschäden gering.
Die Bakterien werden während der Geburt beim Durchtritt durch den Geburtskanal übertragen. Ist dieser mit Chlamydien befallen, wird die Infektion in etwa zwei Drittel der Fälle auf das Neugeborene übertragen.
Die Hälfte der infizierten Kinder entwickelt in den ersten zwei Lebenswochen eine Bindehautentzündung am Auge (Konjunktivitis). Meist tritt die Entzündung zunächst einseitig auf breitet sich im Verlauf einer Woche auf das andere Auge aus. Sie äußert sich meist durch stark gerötete Bindehäute, eitriges Sekret aus dem Auge sowie einer Schwellung des Augenlids. Unbehandelt kann eine Chlamydienkonjunktivitis zu Bindehaut- oder Hornhautnarben und sogar zur Erblindung führen. Weltweit ist die Ansteckung mit dem Erreger die häufigste Ursache für die Erblindung Neugeborener.
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Zudem entwickelt etwa ein Drittel der infizierten Neugeborenen nach 4 bis 12 Wochen eine Lungenentzündung. Häufig hatten die Kinder zuvor eine Bindehautentzündung. Diese kann sich durch anfallsartigen Husten und laute Atemgeräusche äußern. Zusätzliche Symptome können Entzündungen im Mittelohr und Mund-Rachen-Bereich sein. Bei Babys kann es jedoch sein, dass sich eine Lungenentzündung lediglich durch vermehrte Müdigkeit und Unlust zu Trinken äußert. Bei Frühgeborenen kann es zudem zu Atempausen kommen, die in seltenen Fällen lebensgefährlich sein können.
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Eine unbehandelte Chlamydieninfektion kann mit vorzeitigem Blasensprung, Frühgeburtlichkeit und einem verringerten Geburtsgewicht einhergehen. Außerdem begünstigen Chlamydieninfektionen bakterielle Vaginosen (Fehlbesiedlung der Scheide mit weiteren krankheitserregenden Bakterien), die ihrerseits auch das Risiko für Frühgeburten erhöhen.
Weiterhin kann es, wenn der die Bakterien aus der Scheide aufsteigen zu einer Entzündung der Eihaut und der Fruchthöhle kommen. In seltenen Fällen kann eine Chlamydieninfektion auch Fehlgeburten verursachen.
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Eine vor oder während der Schwangerschaft bestehende Chlamydieninfektion kann eine Entzündung der Eileiter verursachen, welche verkleben und somit zu Unfruchtbarkeit führen können.
Zudem können Chlamydien zu sogenannten ektopen (griech: nicht am physiologischen Ort) Schwangerschaften führen. Dabei nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter ein, sondern verbleibt im Eileiter oder gelangt in die Bauchhöhle. Diese Schwangerschaften müssen medikamentös oder operativ abgebrochen werden, da ein hohes Blutungsrisiko für die Mutter besteht und der Embryo nicht ausreichend ernährt werden kann.
Im Wochenbett oder nach einem Schwangerschaftsabbruch kann außerdem eine Entzündung der Gebärmutterinnenwand auftreten.
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Die Therapie mit Antibiotika vor der Geburt heilt die Erkrankung und bietet in der Regel einen ausreichenden Schutz für Mutter und Kind. Trotzdem sollte das Kind nach der Geburt gut beobachtet werden. Symptome wie eine Bindehautentzündung, eine Lungenentzündung oder eine Mittelohrentzündung im ersten Lebensmonat sollten an eine Chlamydieninfektion denken lassen.
Zudem kann eine Infektion mit Chlamydien bei der Mutter auch nach der Geburt ein Risiko für das Kind darstellen, da die Bakterien während der Stillzeit übertragen werden können. Daher ist es wichtig, dass auch eine Chlamydieninfektion, die nach der Geburt festgestellt wird, frühzeitig mit Antibiotika behandelt wird. Auch sollte der Kinderarzt benachrichtigt werden, damit das Neugeborene unverzüglich mitbehandelt werden kann.
Eine Chlamydieninfektion des Harn- und Genitaltraktes kann bei Frauen folgende Symptome verursachen:
Häufig verläuft eine Infektion mit Chlamydien jedoch asymptomatisch, und somit unbemerkt. Aus diesem Grund ist eine Untersuchung auf Chlamydien fester Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft (siehe Prophylaxe).
Für weiterführende Informationen zu möglichen Symptomen lesen Sie: Hauptartikel Chlamydieninfektion und So kann man auf Chlamydien testen
Besonders im Frühstadium ist eine Chlamydieninfektion sehr gut mittels schwangerschaftsverträglichen Antibiotika behandelbar. Durch die rechtzeitige Einnahme lassen sich die oben aufgeführten Komplikationen und Spätfolgen sehr effektiv vermeiden.
Die Antibiotika der Wahl während er Schwangerschaft sind Azithromycin als Einmalgabe, alternativ Erythromycin oder Amoxicillin für 7-14 Tage. Ein Monat vor der Geburt kann zudem noch einmal vorsorglich eine Antibiotika-Gabe erfolgen. Die Verträglichkeit dieser Antibiotika gilt als gut. Selten kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und leichtem Unwohlsein kommen.
Selbsverständlich muss der Partner mitbehandelt werden, damit es nicht zur gegenseitigen Neuansteckung kommt. Dafür ist eine Untersuchung des Partners nicht notwendig.
Neugeborene, bei denen Chlamydien diagnostiziert wurden, erhalten das Antibiotikum Erythromycin für 14 Tage.
Da Chlamydien bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden, bieten Kondome einen gewissen Schutz. Besteht ein Kinderwunsch, bietet es sich an, vor dem ersten ungeschützten Geschlechtsverkehr einen Test auf Chlamydien beim Frauenarzt durchführen zu lassen.
Aufgrund der zahlreichen symptomlosen Verläufe von Chlamydieninfektionen ist ein Screening auf Chlamydien ein fester Teil der ersten Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft und wird von den Krankenkassen bezahlt. Diese findet meist in der 5.-7. Schwangerschaftswoche statt. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft ist kein Routine-Screening auf Chlamydien vorgesehen, jedoch für die 32. Schwangerschaftswoche empfohlen. Sollten Sie die oben aufgeführten Symptome bei sich wahrnehmen oder nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr den Verdacht einer Infektion haben, sollten Sie unbedingt Ihren Frauenarzt aufsuchen.
Die Übertragungsrate von Chlamydien von Mutter zu Kind ist bei einer vaginalen Geburt am höchsten. Jedoch bietet auch ein Kaiserschnitt keinen sicheren Schutz, besonders wenn die Eihäute und die Fruchthöhle befallen sind oder die Fruchtblase bereits geplatzt ist.
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