Prognose von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Zur prognostischen Beurteilung des Pankreaskrebs ist das sogenannte Staging von Bedeutung. Es beschreibt, wie weit sich der Tumor bisher ausgebreitet hat und ob bereits Metastasen vorliegen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs Prognose

Prognosen in der Onkologie

Prognosen werden heutzutage nur noch statistisch angegeben.
Patienten, die nach ihren Lebenserwartungen bei einer bestimmten Krebserkrankung fragen, sollten von den Medizinern eigentlich keine Antwort in Zahlen mehr erhalten, da es sich rein um statistische Angaben und nicht um absolute individuelle Zahlen handelt.
Durch die landesweiten Krebsregister und der Auswertung der Zahlen ist es aber möglich die Zahlen rückwirkend zu korrigieren.

In der Onkologie wird die sogenannten 5 Jahres Überlebensrate genutzt. Es werden also die Patienten gezählt, die 5 Jahre nach der Diagnosestellung noch am Leben sind.

Die Zählung richtet sich alleine nach dem Überleben und gibt keine Aussage darüber, wie die Lebensqualität des Patienten ist.
So würde ein durch eine schwere onkologische Erkrankung schwer beeinträchtigter und bettlägeriger Patient ebenfalls in die 5 Jahres-Überlebensrate hineinfallen.

Der auch als Pankreaskarzinom bezeichnete Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine sehr ernste und lebensbedrohliche Erkrankung, die eine sehr zügige Behandlung notwendig macht, um eine entsprechende Prognoseverbesserung zu erzielen.
Gemeinsam mit dem Bronchialkarzinom stellt der Bauchspeicheldrüsenkrebs einer der ernstesten bekannten Erkrankungen dar.

Ein großes Problem ist, dass die ersten Symptome eines Bauchspeicheldrüsenkrebs erst relativ spät entstehen, sodass eine Diagnose im frühen Stadium entweder durch Zufall gestellt wird oder die Diagnose erst bei beginnenden Beschwerden gestellt werden kann.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Krebs meistens schon weit vorangeschrietten und das Endstadium des Bauchspeicheldrüsenkrebses erreicht. Vor allem, wenn der Krebs große Teile der Bauchspeicheldrüse befallen hat sowie schon in andere Organe gestreut hat, müssen die noch zur Verfügung stehenden therapeutischen Maßnahmen abgewogen werden.

Von entscheidender Bedeutung ist das sogenannte Staging (also die Klassifizierung des Tumors). Zu der Einteilung zählt, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat und vor allem, ob der Tumor bereits Metastasen abgesiedelt hat.
Man spricht auch von der sogenannten Fernmetastasierung. Von der Fernmetastasierung können auch weiter entfernte Organe betroffen sein.
Besonders wichtig ist auch herauszufinden, ob das Lymphgefäßsystem betroffen ist.
Die sogenannten Lymphbahnen umspannen den gesamten Körper und dienen der Abwehr von eindringenden Erreger. Bevor ein Krankheitserreger in die Blutbahn des Körpers gelangt, wo er lebensgefährliche Blutvergiftungen anrichten kann, muss er zunächst die Schranke im Lymphgefäßsystem überschreiten.
Zur Filterung sind in regelmäßigen Abständen im Lymphgefäßsystem Knoten eingeschaltet, die die Lymphflüssigkeit filtern und bei Infektionen anschwellen sowie schmerzen können.

So groß der Vorteil bei der Abwehr der Krankheitserreger ist, so nachteilig ist ein entsprechender Befall mit bösartigen Zellen.
Da das Lymphgefäßsystem den gesamten Körper durchzieht, können sich bösartige veränderte Zellen, die einmal in den Kreislauf hineingekommen sind, sich auch sehr einfach ausbreiten.
Das Lymphgefäßsystem ist direkt mit dem Blutsystem verbunden. Bösartige Zellen, die im Blut sind, können irgendwann ins Lymphgefäßsystem übertreten und umgekehrt. Durch das Lymphgefäßsystem gelangen die bösartigen Zellen schnell zu den Lymphknoten, die sie dann ebenfalls befallen können.
Der Befall von Lymphknoten bedeutet also den bösartigen Befall des Lymphgefäßsystems und stellt prognostisch ein ernstes Problem dar.

Die Klassifikation des Tumors der Bauchspeicheldrüse wird als I bezeichnet, wenn der Tumor auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt ist.
Sind auch sich anschließende Gewebe betroffen wird der Tumor in die Kategorie II eingeteilt.
Sind regionale Lymphknoten betroffen kommt der Tumor in die Gruppe III.
Gibt es Fernmetastasen bezeichnet man den Tumor als IV-gradig.

Prognose bei nicht operiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs

Sind die Betroffenen sehr alt oder haben viele Begleiterkrankungen, wird bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs, der bereits weite Teile der umliegenden Organe befallen hat und auch Fernmetastasen abgesiedelt hat, sowie auch das Lymphgefäßsystem befallen hat ein palliatives Vorgehen gewählt.

Unter einer palliativen Behandlung versteht man ein nicht kuratives also heilendes Vorgehen sondern ein beschwerdelinderndes und wenn möglich noch lebensverlängerndes Vorgehen.
Hat man sich für solch ein Vorgehen entschieden, werden keine Operationen mehr durchgeführt. In der Regel wird auch keine Chemotherapie mehr begonnen.
Im Mittelpunkt dieser Behandlungsstrategie steht die Schmerzbehandlung und die Symptomlinderung. So kann z.B. durch die Einlage eines kleinen Röhrchens der Bauchspeicheldrüsengang offengehalten werden und so ein freier Durchgang für die gestauten Gallensäuren geschaffen werden.

Die 5 Jahres Überlebensrate der palliativ behandelten Patienten beträgt 0%. Das bedeutet, dass kein Patient, der nur noch symptomatisch und nicht durch Chemotherapie oder per Operation behandelt wird nach 5 Jahren noch lebt. Man spricht in diesem Fall auch von einer infausten Prognose.
Im Durchschnitt leben Patienten, die eine palliative Therapie erhalten haben noch 6 Monate. Auch bei diesen Zahlen ist die Lebensqualität der Patienten nicht mit berücksichtigt.

Handelt es sich um einen regional begrenzten Tumorbefall, kommt eine entsprechende Behandlung, die prinzipiell als kurativ angesehen wird, zum Tragen.
Hierunter fallen sowohl Operation als auch Chemotherapie, die entweder vor oder nach einer Operation durchgeführt werden kann.
Auch gibt es Tumorstadien, bei denen ausschließlich eine Chemotherapie durchgeführt und auf eine Operation verzichtet wird.
Je nachdem, welches Vorgehen gewählt wird, unterscheiden sich auch die Prognosen und die 5 Jahres Überlebensraten.

Überlebensraten nach operativen Eingriffen

Als operative Maßnahmen stehen die sogenannten Whipple Operation zur Auswahl, bei der der Pankreas sowie der Zwölffingerdarm entfernt wird und die sich anschließenden und vorgeschalteten Organe operativ zusammengeschaltet werden.

Heute wird meistens die Operation bevorzugt, bei der der Zwölffingerdarm sowie die Bauchspeicheldrüse entfernt wird aber der Magen gänzlich stehen gelassen wird (bei der Whipple Op werden auch Teile des Mageneingangs entfernt).

Da die Ergebnisse beider Operationen fast identisch sind, entscheidet man sich meistens für die etwas schonendere zweite Operation.
Handelt es sich um einen begrenzten Tumorbefall in Teilen der Bauchspeicheldrüse, während umliegende Organe sowie das Lymphsystem tumorfrei sind und man die entsprechende Operationsmethode anwendet, beträgt die 5 Jahres Überlebensrate 40 %.
Das heißt, dass 40 % der Patienten, die sich dieser Behandlung unterziehen nach 5 Jahren noch leben. Die Statistik sagt nichts darüber aus, wie viele Patienten nach 7-10 Jahre noch leben.

Überlebensrate nach kombinierten operativen Eingriffen mit Chemotherapeutika

Manchmal kann es notwendig werden vor einem operativen Eingriff eine Behandlung mit einem Chemotherapeutikum zu beginnen, die erzielen soll, dass sich der Tumor in der Bauchspeicheldrüse bereits etwas verkleinert.
Bei Tumorverkleinerung wird nicht nur der Patient entlastet, da z.B. gestaute Gallengänge dekomprimiert werden, sondern durch die Tumorverkleinerung ist auch die sich anschließende Operation einfacher durchzuführen, da nicht ganz so viel Bauchspeicheldrüsengewebe entfernt werden muss.
Im Allgemeinen wird also der operative Eingriff schonender, auch wenn die Behandlung mit Chemotherapeutika für den Patienten als belastender beschrieben wird.

Die Kombination aus Chemotherapie und Operation wird vor allem dann durchgeführt, wenn sich der Tumor bereits über die Bauchspeicheldrüse hinausbewegt hat.
Würde man keine Chemotherapie vorangehen lassen, könnte man in keinem Fall den gesamten Tumor entfernen, auch wenn die Bauchspeicheldrüse entfernt worden ist.

Chemotherapie kann auch nach einer Operation durchgeführt werden.
Hier ist die Überlegung, dass ggfs. der Haupttumor in der Bauchspeicheldrüse entfernt wurde, allerdings kleine Tumorzellen bereits in das umliegende Gewebe gelangt sind, ohne unbedingt andere Organe zu befallen.
Hier macht man sich dann die Behandlung mit Chemotherapie nach einer Operation zu nutze, um ggf. entkommene bösartige Zellen noch nachträglich abzutöten.
Nach einer Chemotherapie nach einer Operation beträgt die durchschnittliche 5 Jahresüberlebensrate 30%.

Wird ausschließlich eine Operation ohne Chemotherapie durchgeführt, sind statistisch gesehen noch 15% der Patienten nach 5 Jahren am Leben.
Hier handelt es sich aber um Karzinome, die bereits gestreut haben bzw. fernmetastasiert sind, sich aber aus verschiedenen Gründen gegen eine vorgeschaltete bzw. anschließende Chemotherapie entschieden wurde.

Neben den 5 Jahres-Überlebensraten, die sich auf bestimmte Behandlungsstrategien beziehen, gibt es auch bei manchen onkologischen Erkrankungen eine gemittelte 5 Jahre Überlebensrate, d.h. die absolute durchschnittliche Überlebensrate.
Dadurch, dass sämtliche Behandlungsarten mit in diesen Durchschnitt einfließen, ist das Ergebnis äußerst ungenau, da für jeden Betroffenen auch individuelle Maßstäbe (wie Zeit der Tumordiagnose, betroffene Areale, Fernmetastasierung sowie angewandte Behandlung) berücksichtigt werden sollten.
Die durchschnittliche 5 Jahre Überlebensrate, die alle Behandlungsarten und alle Erkrankungsstadien beinhalten, sollte also ausschließlich zum Vergleich mit anderen onkologischen Erkrankungen herangezogen und nicht auf den einzelnen Betroffenen angewandt werden.

Im Falle des Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt die durchschnittliche 5 Jahres Überlebensrate inklusive aller Behandlungsverfahren und aller Erkrankungsstadien bei 5 %. Das bedeutet, dass im Durchschnitt noch 5 % der Patienten nach 5 Jahren leben.
Nimmt man diesen Wert und vergleicht ihn mit den Werten anderer onkologischer Erkrankungen, wird deutlich, dass es sich bei dem Bauchspeicheldrüsenkrebs um eine der bösartigsten Krebserkrankungen mit einer der schlechtesten Prognosen handelt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023