Verlauf einer Erkältung

Der Verlauf einer Erkältung kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und ist individuell sehr variabel. Die drei Phasen der Erkältung werden näher erläutert und typische Symptome werden genannt. Darüber hinaus wird erklärt, wodurch man den Verlauf kürzen kann bzw. was man vermeiden sollte um den Verlauf zu verlängern. Zudem werden Kriterien, welche eine bakterielle von einer viralen Infektion unterscheidet, beschrieben.

Verlauf einer Erkältung

Einleitung

Der Verlauf, die Symptome und die Dauer einer Erkältung können in jedem Erkrankungsfall variieren. Auch die persönliche Anatomie und die Anfälligkeit gegenüber einigen Symptomen bestimmen den Verlauf.

Neben den üblichen Symptomen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit können weiterhin auch Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen die Erkältung begleiten. Ob ein solcher Verlauf eintritt ist von genauen Entzündungserreger, dem eigenen Verhalten während der Erkrankung oder bestimmten medikamentösen Behandlungen abhängig.

Dennoch lässt sich ein herkömmlicher viraler Erkältungsinfekt durch grobe Faustregeln im Verlauf abschätzen und einordnen.

Eine der bekanntesten Faustregeln besagt, dass eine Erkältung sich drei Tage lang aufbaut, drei Tage lang volle Symptome zeigt und anschließend drei Tage benötigt, um abzuklingen. Jeder Phase können bestimmte Symptome grob zugeordnet werde, jedoch insbesondere der Beginn und die Reihenfolge der Symptome können nur selten vorhergesagt werden

Schaubild des Erkältungsverlaufs

So lange ist die Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beschreibt die Zeitspanne, in der die Ansteckung mit dem Erreger bereits erfolgt ist, aber noch keine Symptome eingetreten sind. Die Erkältungserreger nisten sich in den Schleimhäuten der Nase, des Mundes und des Rachens ein, überstehen dort die erste Abwehr des Immunsystems und vermehren sich fortan im Körper.

Dieser Prozess bleibt zunächst unbemerkt, lediglich erste Anzeichen von Schwäche und Müdigkeit können auftreten. Erst wenn die Erreger sich so stark vermehrt haben, dass subjektive Beschwerden wie Halskratzen und Gliederschmerzen auftreten, ist die Inkubationszeit vorüber.

Bei der herkömmlichen viralen Erkältung beträgt die Inkubationszeit in der Regel mindestens 2 Tage. Längere Inkubationszeiten können vor allem mit der individuellen Immunabwehr oder der Aggressivität der Erreger erklärt werden. Die echte Grippe, die vor allem saisonal auftritt, besitzt eine längere Inkubationszeit.
Auch bakterielle Erkältungskrankheiten sind immer von einer herkömmlichen Erkältung bezügliches ihres Verlaufs, ihrer Symptome und der Inkubationszeit abzugrenzen.

Symptome der Anfangsphase

Auch wenn die individuellen Verläufe der Erkältung sehr unterschiedlich sein können, gibt es typische Frühsymptome, mit denen sich die Erkrankung als erstes bemerkbar macht.

Unmittelbar an die Inkubationszeit schließt sich eine erste Phase der Immunabwehr an, die vor allem darin besteht, Stoffwechselprozesse im Körper zu senken und das Immunsystem auf die Bekämpfung der Erreger zu konzentrieren. Dies äußert sich in Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen sowie in einem leichten Temperaturanstieg auf zunächst etwa 37-38°C.

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Auch erste lokale Symptome, die direkt auf die Erreger selbst zurückzuführen sind, können im Hals-, Nasen- oder Mundbereich auftreten. Oft ist dies ein leichtes Halskratzen, es kann aber auch eine Reizung des Kehlkopfes in Form von Räuspern sein oder ein erstes Anzeichen von Schnupfen und Schleimbildung in der Nase. Betroffene berichten auch nicht selten von einem  Brennen in der Nase.

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Symptome der mittleren Phase

Die frühen Symptome stellen ein erstes Aufbäumen des Immunsystems gegen die Erreger dar, das sich in der mittleren Phase der Erkältung weiter steigert und mit den schwereren und vielfältigsten Symptomen einhergeht.

Diese Phase ist davon geprägt, dass sich die Erreger zunächst noch weiter vermehren, das Immunsystem nun jedoch auf Hochtouren gegen die Viren ankämpft und ihre Vermehrung abbremst. Die Schwere der Symptome ist stark abhängig vom Erreger und der Immunabwehr des Betroffenen. Junge, gesunde Personen können herkömmliche Erkältungsviren auch nahezu symptomfrei überstehen. Lediglich ein Schnupfen und Niesen mit leichtem Fieber kann sich hier bemerkbar machen.
Aggressivere Erreger können jedoch weiterhin starken Schnupfen und Husten, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Ohrenschmerzen sowie im Ernstfall eine Lungenentzündung verursachen.

In seltenen Fällen bei geschwächten Personen mit heftigen grippalen Infekten kann es durch eine sogenannte „Sepsis“ (Blutvergiftung) sogar zu lebensgefährlichen Verläufen kommen. Geht die Erkältung mit ungewöhnlich starken Symptomen einher und besteht deutlich länger als eine Woche, sollte ein Arztbesuch erfolgen, um gefährlichere Erreger oder eine Immunschwäche gezielter behandeln zu können.

Erfahren Sie hier mehr zu den Symptomen einer Erkältung.

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Symptome der Ausheilungsphase

Laut der Faustregel ist die Hochphase der Erkältung nach etwa 6 Tagen abgeschlossen, woran sich 3 Tage der weiteren Ausheilung anschließen.

In dieser Zeit beseitigt das Immunsystem die Erreger schneller, als diese sich vermehren können. Deshalb lassen auch die Symptome langsam nach, bis sie gänzlich verschwinden.
Dass die Erkältung sich dem Ende neigt, kann zum Beispiel daran erkannt werden, dass der Husten sich lockert, der Schleim in der Nase weniger und lockerer wird und dass das Fieber langsam sinkt.

Auch der Allgemeinzustand bessert sich und die Kraft kehrt langsam zurück. Dennoch können die Kraft und der Allgemeinzustand noch einige Tage später beeinträchtigt sein.
In dieser Zeit ist der Körper anfällig für erneute Infektionen, weshalb auch starker Stress, Sport und andere belastende Tätigkeiten zunächst unterbleiben sollten.

Dauer einer Erkältung

Die Dauer einer Erkältung kann stark variieren und ist primär von der Beschaffenheit des Erregers, dessen Aggressivität und Menge, sowie vom Zustand des Immunsystems abhängig.
Faustregeln besagen, dass eine Erkältung zwischen 7-10 Tagen andauert. Dies ist jedoch nur bei Erwachsenen mit einem intakten Immunsystem und einem typischen viralen Erkältungsvirus anzunehmen. Kleine Kinder, sowie ältere Personen haben oft ein paar Tage länger mit der Erkältung zu kämpfen.

Die typische Erkältung darf jedoch nicht mit der Grippe verwechselt werden, die vor allem in den Wintermonaten saisonal auftritt und insgesamt deutlich seltener ist. Die Grippe nimmt oft schwerere Verläufe an, weshalb sich neben der Schwere der Symptome auch die Erkrankungsdauer verschlimmert.

Bei besonders langwierigen Verläufen ist auch eine bakterielle Entzündung abzugrenzen. Das Immunsystem kann die Erreger oft nicht von selbst bekämpfen, weshalb die Einnahme eines Antibiotikums notwendig werden kann.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Dauer einer Erkältung.  

Was verzögert den Verlauf?

Die beiden Haupteinflüsse auf die Dauer und den Verlauf der Erkältung stellen die Erregerart und das Immunsystem dar. Letzteres kann teilweise durch den Betroffenen selbst beeinflusst werden.

Wichtig ist es, während der Erkrankung das Immunsystem zu unterstützen und den Körper nicht unnötig zu belasten. Verfrühtes Arbeiten oder Sport während der noch abklingenden Symptome kann das Immunsystem stark schwächen, wodurch sich die Erkrankung erschwert, verzögert oder nach der Abheilung erneut zurückkehrt.
Weiterhin behindert starke Kälte das Immunsystem, woher die Erkältung ihren Namen erhält. Die Kälte selbst macht nicht krank, das Immunsystem wird jedoch so stark geschwächt, dass einer der vielen Erreger, zu denen man tagtäglich Kontakt hat, zur Erkrankung führt. Weiterhin wird vermutet, dass psychischer und physischer Stress, sowie starke sportliche Überlastung und ungesunde oder unausgewogene Ernährung negative Einflüsse auf das Immunsystem haben.

Nicht beeinflussbar jedoch ist die Beschaffenheit des Erregers. Bei Viren spielt vor allem die sogenannte „Virulenz“ eine wichtige Rolle. Hierbei ist entscheidend, wie gut die Erreger in die Schleimhäute eindringen, wie schnell sie sich vermehren und wie resistent sie gegenüber der Immunabwehr sind. Die saisonalen Grippeviren sind oft deutlich hartnäckiger als herkömmliche Erkältungsviren.
Insbesondere die Abgrenzung zur bakteriellen Infektion ist wichtig, da diese den Verlauf deutlich verlängert.

Wie kann man das Immunsystem stärken? Erfahren Sie hier mehr zu diesem Thema. 

Was beschleunigt den Verlauf?

Durch eigene Maßnahmen lässt sich der Verlauf einer Erkältung nur sehr gering beeinflussen. Insbesondere gegen virale Erreger, die meistens für Erkältungen verantwortlich sind, kann medikamentös oder mit Hausmitteln keine Beschleunigung der Erkrankung erzielt werden. 

Dass Antibiotika gegen Erkältungen helfen sollen, ist ein Irrglaube, der nur dan zutrifft, wenn eine bakterielle Infektion oder eine Superinfektion vorliegen. Bei einer normalen viralen Erkältung können Antibiotika leider nichts auslösen.

Weitere Informationen finden Sie unter: Wann braucht man bei einer Erkältung Antibiotika?

Einige Hausmittel wie Tees oder die Inhalation können zwar die Symptome lindern aber nicht die Eliminierung der Erreger durch das Immunsystem beschleunigen. Ein starkes Immunsystem ist der wichtigste Faktor, um einen schnellen Verlauf zu garantieren. Das Immunsystem muss den Erreger zügig erkennen, viele Abwehrzellen produzieren und gegen die sich rasch vermehrenden Keime ankämpfen. Dafür benötigt der Körper viel Kraft und Energie.

Erfahren Sie dazu mehr unter: Inhalieren bei einer Erkältung

Die wichtigste Maßnahme besteht also darin, sich ausreichend zu schonen und dem Immunsystem die nötige Energie und Zeit zu geben.

Mehr Informationen zum Thema die Dauer einer Erkältung verkürzen, hier nachlesen

Bakterielle Superinfektion

Die bakterielle Superinfektion stellt eine Komplikation einer sonst harmlosen Erkältung dar. Virale Erkältungen sind deutlich häufiger als bakterielle. Sind die Schleimhäute jedoch bereits durch eine virale Entzündung vorgeschädigt, können sich Bakterien leichter dort ansiedeln und ihrerseits eine Entzündung verursachen.

Superinfektion bedeutet übersetzt, dass sich die Erreger auf die bestehende Entzündung auflegen. Typisch ist, dass der Verlauf und die Symptome schwerer werden.
Der Husten wird stärker und schleimiger und der Schnupfen zäher. Typisch ist auch, dass der Schleim, der durch das Naseputzen oder starkes Husten ausgeworfen wird, eine gelblich-grüne Farbe annimmt. Dies deutet auf eiternde Prozesse hin, die bei viralen Erkältungen untypisch sind.

Zusätzlich zu den Erkältungssymptomen können durch die Bakterien Entzündungen weiterer Bereiche erfolgen. Oftmals resultieren aus der Superinfektion eine Mandelentzündung, eine Mittelohrentzündung oder sogar eine Lungenentzündung. Am häufigsten jedoch kommt es zur hartnäckigen und schleimigen Nasennebenhöhlenentzündung. Die Bakterien, die für solche Superinfektionen verantwortlich sind, sind in den meisten Fällen sogenannte „Streptokokken“.

Lesen Sie alles rund um die bakterielle Superinfektion unter: Erkältung durch Bakterien

Wie unterscheidet sich eine bakterielle von einer viralen Erkältung?

Virale und bakterielle Erreger können beide an den Atemwegen und im gesamten Mund- und Rachenraum Entzündungen der Schleimhäute verursachen und typische Erkältungssymptome auslösen.

Virale Erkältungen sind jedoch deutlich häufiger, andererseits aber auch harmloser. Sie treten mehrfach jedes Jahr auf, wohingegen bakterielle Entzündungen nur selten vorkommen. Häufiger hingegen können bakterielle Superinfektionen auf dem Grund einer bestehenden viralen Erkältung entstehen.
Hierbei sind die Schleimhäute schon vorgeschädigt, sodass den Bakterien die Erkrankung erleichtert wird. Bakterielle Erkältungen sind deutlich hartnäckiger. Sie können sowohl die klassischen Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit deutlich schwerer ausfallen lassen, aber auch Nasennebenhöhlenentzündungen, Mandelentzündungen und Mittelohrentzündungen verursachen. Der Schleim, der sich in Nase und Rachen an den Schleimhäuten bildet wird durch bakterielle Erreger oft zäher und nimmt eine gelblich-grüne Farbe an. Auch die Erkrankungsdauer steigt bei bakteriellen Erkältungen oft an.

Gegen die Bakterien muss oftmals eine antibiotische Therapie durchgeführt werden, um die Erreger vollständig eliminieren zu können. Da diese jedoch nicht leichtfertig durchgeführt werden, sollte zunächst beim Arzt ein Bluttest oder eine Untersuchung des Schleims vorgenommen werden, um den Verdacht auf eine Beteiligung von Bakterien zu bestätigen.

Woran erkenne ich einen verschleppten Verlauf?

Einen verschleppten Verlauf erkennt man daran, dass gering ausgeprägte Symptome über einen ungewöhnlich langen Zeitraum bestehen bleiben.

Ein verschleppter Verlauf zeigt lediglich, dass die Erreger noch im Körper sind und die Erkrankung nicht besiegt wurde. Oftmals stecken zu frühe Belastungen des Körpers bei noch nicht vollständigem Abklingen der Erkältung hinter dem verschleppten Verlauf. Das Immunsystem hat in diesem Fall nicht die Kraft, den Erreger vollständig zu eliminieren, weshalb die Entzündung und somit die Symptome bestehen bleiben.

Die wichtigste Maßnahme stellt die körperliche Schonung dar. Diese muss unter allen Umständen ausreichend lange erfolgen, damit sich das Immunsystem erholt und anschließend die Erkrankung vollständig ausheilt. Im Ernstfall kann das Immunsystem durch die frühe Belastung so geschädigt werden, dass sich die harmlose Erkältung zu einem gefährlichen Infekt entwickelt mit potentiellen Komplikationen wie der Lungenentzündung.
Besteht die Erkältung trotz körperlicher Schonung, sollte bei einem Arzt auch eine bakterielle Beteiligung ausgeschlossen werden.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Was ist eine verschleppte Erkältung?

Woran erkenne ich einen chronischen Verlauf?

Von einer chronischen Erkältung spricht man, wenn die Symptome über mehr als 12 Wochen bestehen. Dahinter können diverse Grundprobleme stecken, die oft nicht zu beeinflussen sind. Oftmals sind bakterielle Erreger beteiligt, die bestimmte Schleimhäute infiltrieren und durch das Immunsystem nicht ausreichend bekämpft werden können.
Sehr typisch hierfür ist die chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Das Sekret kann aus den Nebenhöhlen nur schwer abfließen, sodass es auch bei korrekter Behandlung immer wieder zur Ansteckung mit den gleichen Erregern kommt, da diese dort festgesetzt sind.

Auch anatomische Besonderheiten wie vergrößerte Nasenmuscheln, eine schiefe Nasenscheidewand oder Polypen stellen Gründe für langwierige und immer wiederkehrende Erkältungen dar. Ist die Belüftung der Nase permanent gewährleistet, können auch persönliche Immunschwächen oder spezielle resistente Erreger dahinterstecken.

Eine Abklärung durch einen HNO-Arzt kann die verschiedenen Ursachen aufdecken und sollte bereits nach etwa 2-3 Wochen erfolgen, um chronischen Verläufen vorzubeugen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.04.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024