Das Tibialis posterior Syndrom ist eine erworbene Fußfhelstellung. Diese Fußfhelstellung wird auch als Knick-Senk- oder Knick-Plattfuß-Fehlstellung bezeichnet und durch eine Überlastung des Muskels oder einer Veletztung resultieren.
Das Tibialis posterior Syndrom leitet sich von dem gleichnamigen Musculus tibialis posterior ab. Dieser befindet sich direkt hinter dem Schienbein (Tibia). Seine Sehne verläuft entlang des hinteren Randes am Innenknöchel des Fußes. Im gesunden Zustand sorgt der Muskel für die gerade Stellung der Ferse beim Gehen, Laufen und Stehen. Somit wird das Einknicken der Ferse nach innen (Überpronation/Pronation) verhindert.
Aufgrund verschiedener Ursachen können Muskel und Sehne geschädigt werden, was man als Tibialis posterior Syndrom bezeichnet. Dabei sinkt das Längsgewölbe des Fußes ab und es kommt zur Ausbildung des erworbenen Plattfußes. Frauen erkranken häufiger als Männer an dem Tibialis posterior Syndrom, wobei man den genauen Grund nicht kennt. Man nimmt an, dass die hormonellen Veränderungen bei der Frau Einfluss auf die Stabilität von Muskeln, Sehnen und Bändern haben.
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Die Ursachen sind vielfältig. Neben rheumatischen Erkrankungen sind traumatische Sportverletzungen sowie Unfälle unter Beteiligung des M. tibialis posterior und dessen Sehne die Hauptgründe. Gleichzeitig führen ständige, chronische Fehl- und Überbelastungen des Fußes zu einer Verschlimmerung der Symptomatik. Patienten die unter Diabetes mellitus, Übergewicht, Bluthochdruck oder einer längeren Kortisoneinnahme leiden haben ein höheres Risiko zu erkranken.
Auch unbehandelte Fußfehlstellungen wie z. B. ein Knickfuß bei Kindern und Jugendlichen können beim späteren Erwachsenen zu einem Tibialis posterior Syndrom führen.
Beim Joggen wirkt ca. das doppelte des Körpergewichts auf Muskeln, Sehnen und Bänder. Liegt bei einem Sportler eine unbehandelte Fußfehlstellung (z. B. ein Plattfuß) oder eine muskuläre Unausgeglichenheit vor, so führt übermäßiges Joggen zum Auftreten eines Tibialis posterior Syndrom. Daher sollte beim Joggen auf die richtige Wahl der Laufschuhe geachtet werden. Gleichzeitig müssen bei Bedarf spezielle Einlagen getragen werden, um eine Über- und Fehlbelastung des Bewegungsapparates (Muskel, Sehnen und Knochen) zu vermeiden.
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Die Symptome können individuell variieren. Meist kommt es zu belastungsunabhängigen Schmerzen auf der Innenseite des Innenknöchels, wobei die Schmerzen auch auf den Außenknöchel sowie den gesamten Unterschenkel ausstrahlen können. Zusätzlich treten Schwellungen und Erwärmungen im Verlauf der Sehne des M. tibialis posterior am Innenknöchel auf. Viele Patienten beschreiben außerdem eine Muskelschwäche und Müdigkeit des betroffenen Fußes.
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Chronische, krankhafte Fehlbelastungen oder Fußfehlstellungen führen zu einer ständigen Über- und Fehlbelastung der Füße. Die beteiligten Muskeln reagieren daraufhin mit Schmerzen, Verhärtung sowie Verkürzung.
Im Bereich der Sehne des M.tibialis posterior kommt es zunächst zu einer massiven Schwellung und Entzündung. Werden diese nicht schnell und adäquat behandelt, bilden sich im Laufe der Zeit kleine Längsrisse in der Sehne, was letztendlich zu deren Reißen (Ruptur) führt. In diesem Falle bricht das Längsgewölbe des Fußes komplett zusammen und es bildet sich der erworbene Plattfuß aus.
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Für die Diagnose ist eine genaue klinische Untersuchung des betroffenen Fußes von enormer Wichtigkeit. Der Behandler achtet hierbei besonders auf vorherrschende, bekannte Fußfehlstellungen, schmerzhaften Druckpunkte sowie Schwellungen im Sehnenverlauf. Zusätzlich sollte eine Röntgenuntersuchung unter Belastung erfolgen, da sich hierbei Unregelmäßigkeiten in der Anatomie des Fußes sowie Fehlstellungen erkennen lassen.
Die Behandlung und Therapie richten sich nach dem Ausmaß der Schädigung. Grundsätzlich sind Schonung, Kühlung und eine Verminderung der Belastung angeraten. Weiterhin ist eine individuelle Einlagenversorgung des Patienten zur Behebung von vorhandenen Fußfehlstellungen wichtig.
Physiotherapie, gezieltes Muskelaufbautraining der Waden- und Schienbeinmuskulatur sowie Kältetherapie können zu einer Besserung der Symptomatik beitragen. Der Einsatz von entzündungshemmenden, abschwellenden Medikamenten wie z. B. Ibuprofen sind in der akuten Phase hilfreich. Das Einspritzen von Kortison direkt in die betroffene Sehne soll, wenn überhaupt, nur einmalig erfolgen, da dieses die Sehne und deren Struktur weiter schädigen und schwächen kann. Auch auf das Tragen von stabilen Schuhen sollte geachtet werden. Führen alle konservativen, nicht -operativen Methoden zu keiner Besserung, ist ein chirurgischer Eingriff die letzte Alternative.
Spezielle Übungen für die komplette Fuß- und Unterschenkelmuskulatur können sich positiv auf den Verlauf eines Tibialis posterior Syndrom ausüben. Diese sollten individuell auf den Patienten abgestimmt sein und zu Beginn der Behandlung von einem erfahrenen Physiotherapeuten beaufsichtigt und kontrolliert werden. Grundsätzlich schützt eine gut ausprägte Muskulatur den Bewegungsapparat vor Schäden.
Die Dauer eines Tibialis posterior Syndroms hängt von der Schwere der Erkrankung sowie von einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung ab. Wird es zu spät erkannt und behandelt, sind meistens schon viele Strukturen aufgrund dessen irreparabel geschädigt. In diesem Falle hilft oft nur ein operativer, chirurgischer Eingriff.
Je früher die Diagnose gestellt und die Behandlung begonnen wird, desto besser ist die Prognose. Kommt es über einen längeren Zeitraum zu kontinuierlichem Fehl- und Überbelastungen, so führen diese zu einer weiteren Schädigung von Muskeln, Sehnen, Knochen und Bändern.
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Sehnen reagieren auf falsche Belastung zunächst mit Schwellung, Erwärmung und Entzündung. Wird dieses nicht behandelt, so können sich Risse in Längsrichtung ausbilden, die dann im Laufe der Zeit zur Ruptur der Sehne führen. Im Falle der M.tibialis posterior Sehne bricht das Fußlängsgewölbe komplett zusammen, die Stabilität des Fußes verringert sich und es kommt letztendlich zur Ausbildung des erworbenen Plattfußes.
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