Eine Sehnervenentzündung wird je nach Ort der Schädigung am Sehnerv unterschieden. Oft kommt es neben Ödemen und Schmerzen zu einer Durchblutungsstörung die letztendlich zu einer Einschränkung der Sehkraft, schlimmstenfalls bis zur Erblindung führen kann.
Die genaue Bezeichnung hängt davon ab, welcher Teil des Sehnervs entzündet ist. Liegt die Entzündung im Sehnervenkopf, so nennt sie sich Papilitis. Wenn die Entzündung weiter hinten im Sehnerv vorliegt, so wird sie Retrobulbäre Neuritis genannt.
Es entsteht bei der Sehnervenentzündung eine Schwellung (Ödem) von Nervenfasern am Sehnervenkopf. Oft tritt zudem mit den Erkrankungen eine Störung der Durchblutung auf, was wiederum zu einer Schädigung des Sehnervs und Einschränkungen der Sehkraft führt. Diese Sehverschlechterung kann bis zur Erblindung führen. Meist liegt die Sehnervenentzündung einseitig vor.
Die Sehnervenentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich der Retina. Größtenteils sind Erwachsene zwischen 20 und 45 Jahren betroffen. Männer erkranken seltener als Frauen an einer Sehnervenentzündung.
Entzündet sich der vordere Bereich des Sehnerven (Papillitis), so empfindet der Betroffene ein dumpfes Druckgefühl im hinteren Bereich des Augapfels und eine heftige Sehstörung. Augenbewegungen schmerzen, da der geschwollene Sehnerv die Augenbewegungen nicht problemlos mitmachen kann und dadurch zusätzlich gereizt wird.
Fieber ist häufiges Begleitsymptom und eine Farbwahrnehmungsstörung (Farbenblindheit) kann auftreten.
Ebenfalls ist ein Ausfall der Sehfeldmitte möglich, wodurch der Erkrankte quasi erblindet.
Lesen Sie mehr zum Thema:
Ist der vordere Teil des Sehnervs betroffen, so kann die Entzündung bei der Untersuchung mit dem Augenspiegel (Ophthalmoskopie) festgestellt werden.
Hinter dem Augapfel ist eine Entzündung aber im Augenspiegel nicht zu sehen und die Papille erscheint bei der Sehnervenentzündung nahezu unverändert, da die Entzündung sich erst dahinter befindet.Die sogenannte Gesichtsfelduntersuchung zeigt einen ausgedehnten Ausfall in der Mitte des Sehfeldes.
Der Swinging Flashlight Test zeigt eine gestörte Reaktion der Pupille auf Licht. Für diese Untersuchung wird die Pupille des Auges in einem abgedunkelten Raum mit der Lampe des Augenspiegels für zwei Sekunden beleuchtet. Anschließend wird der Lichtstrahl auf das andere Auge gerichtet. Bei der Beleuchtung des erkrankten Auges ist eine Erweiterung der Pupille auffällig, beim Zurückwechseln auf das gesunde Auge jedoch eine Pupillenverengung sichtbar.
Eine Schädigung der Papille bei einer Sehnervenentzündung wird erst nach 4 bis 6 Wochen Bestehen mit einem Augenspiegel feststellbar.
Weitere Informationen zur Pupillendifferenz finden Sie unter Unterschiedlich große Pupillen.
Mit der Magnetresonanztomographie (MRT vom Gehirn) ist eine Untersuchung des Gehirns auf Entzündungsherde möglich.
Durch Untersuchung des sogenannten "Visuell evozierten kortikalen Potenzials (VECP)" wird die für die Erkrankung charakteristische Verzögerung der Impulsleitung im Sehnerv festgestellt. Dazu werden die Potenziale der Hirnrinde, die durch Lichtblitze verursacht werden, gemessen, von den EEG-Potenzialen getrennt und aufgezeichnet. Sollte die Zeit, bis der Nerv anspricht, im Vergleich beider Augen verlängert sein, ist auf Schäden im Sehnerv, also eine mögliche Sehnervenentzündung zu schließen.
Mit der Computertomografie (CT) muss ein Hirntumor ausgeschlossen werden, der ebenfalls für eine Schädigung des Sehnerven verantworlich sein kann.
Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Pupillenreflex
Eine Sehnervenentzündung kann im Rahmen einer Multiplen Sklerose (siehe unten) oder einer bakteriellen Infektion auftreten. Auch andere Erkrankungen wie Lupus erythematodes kann als Ursache vorliegen.
Neben den typischen Symptomen wie Sehstörungen und Gesichtsfeldausfall, berichten die Patienten auch über unangenehme Schmerzen. Die Schmerzen treten am betroffenen Auge auf. Da die Entzündung auch simultan an beiden Augen vorkommen kann, können die Schmerzen demnach ebenfalls an beiden Augen wahrgenommen werden.
Die Betroffenen berichten über Schmerzen die sich rund um das Auge äußern oder auch tief im Kopf wahrgenommen werden. Der Schmerz ausgehend von der Entzündung, kann sich auch ausbreiten und zudem zu Kopfschmerzen führen.
Der Schmerzcharakter kann sehr unterschiedlich sein.
Er kann sich diffus, dumpf, pochend oder stechend äußern und von Kopfschmerzen begleitet werden. Sin von der der Entzündung auch andere Nerven als der Sehnerv betroffen, so zum Beispiel auch die Nerven, die für Augenbewegungen zuständig sind, kann es zusätzlich zu Schmerzen kommen, wenn die Augen in verschiedene Richtungen bewegt werden. Die Augen können zudem sehr empfindlich sein.
Grelles Licht kann aufgrund der Entzündung eine zusätzliche Reizung sein und die Schmerzen kurzzeitig verschlimmern. Das Auge kann zudem gegenüber Druck ebenfalls schmerzempfindlich sein. Weiterhin kann auch Wärme in Form von heißen Bädern oder warmen Duschen die Beschwerden verstärken. Eine Sehnervenentzündung heilt in der Regel gut von alleine ab. Das Abklingen der Entzündung kann durch entzündungshemmende Medikamente wie Kortison unterstützt und beschleunigt werden.
Zur Behandlung der Schmerzen können zusätzlich schmerzlindernde Medikamente eingenommen werden wie Ibuprofen. In den meisten Fällen lassen die Schmerzen mit dem Abklingen der Entzündung nach und auch Kopfschmerzen und die Lichtempfindlichkeit bilden sich zurück. Die vollständige Heilung kann jedoch mehrere Wochen bis Monaten in Anspruch nehmen. Entzündungen am Sehnerv können anschließend erneut vorkommen und von ähnlichen Symptomen begleitet werden. Sehstörungen und Schmerzen am Auge sollten ärztlich begutachtet werden um eine schwerere zugrunde liegende Erkrankung auszuschließen.
Werden die Symptome nicht besser, empfiehlt es sich ebenfalls einen Arzt zur Beratung und Behandlung hinzuzuziehen.
Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzen hinter dem Auge
Wenn Infektionsherde im Hirn Grund für die Sehnervenentzündung sind, ist hoch dosiertes Cortison angeraten. Die ursächliche Erkrankung wird bei der Papillitis behandelt. Ist die Ursache der Retrobulbären Neuritis nicht feststellbar, ist vor einer effektiven Behandlung ein Check beim Neurologen, HNO-Arzt und Internisten notwendig.
Bei schwerem Verlauf der Optikusneuritis ist eine Behandlung mit hoch dosiertem Cortison dringend, damit eine raschere Wiederherstellung des Sehvermögens eintritt. Vorher sind jedoch folgende andere Krankheiten auszuschließen: Tuberkulose, Magengeschwür, Diabetes mellitus und Bluthochdruck.
Cortison ist ein Steroidhormon welches in der Nebennierenrinde vom Körper selbst synthetisiert wird. Das synthetisch (künstlich) hergestellte Cortisonacetat wird zur Therapie verschiedener entzündlicher Erkrankungen eingesetzt. Im Körper, speziell in der Leber wird es zum dem aktiv wirksamen Cortisol abgebaut und kann seine Wirksamkeit entfalten.
Cortison wird somit auch zur Behandlung einer Sehnervenentzündung eingesetzt. Als entzündungshemmendes Medikament verlangsamt es den Entzündungsprozess und unterstützt den Körper bei dem Heilungsprozess. Cortison kann oral verabreicht werden oder im akuten Fall auch in hohen Dosen intravenös gegeben werden und kann somit schneller wirken.
Durch eine Behandlung mit Cortison klingt die Entzündung schneller ab, jedoch kann im falle einer zugrundeliegenden Multiplen Sklerose, die Krankheit nicht aufgehalten werden. Es hilft kurzfristig die Entzündung zu stoppen, aber aufgrund der schweren Nebenwirkungen ist eine Cortison Behandlung gut abzuwägen. Zu den Nebenwirkungen zählen unter anderem Gewichtszunahme, Osteoporose, Wassereinlagerungen und eine allgemeine Immunschwäche. Im Rahmen des Cushing- Syndrom verändert sich das Körperbild. Der Patient nimmt an Gewicht zu, es erfolgt eine Fettumverteilung und auf Dauer schwindet die Muskelmasse. Diese zusätzlichen Symptome sollten bei einer Behandlung mit Cortison berücksichtigt werden.
Gerade bei Kindern ist die Ursache für eine Sehnerventzündung meist ein allgemeiner Infekt. Entzündet sich der Sehnervenkopf (Papillitis), so ist die Ursache in 70% der Fälle nicht feststellbar.
Möglich sind entzündliche Prozesse bei Infektionskrankheiten wie Lyme-Borreliose, Malaria oder auch Lues (Syphilis). Ebenfalls können Autoimmunerkrankungen (Gesichtsrose, Polychondritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Panarteritis nodosa, Morbus Wegener) eine Entzündung am Sehnervenkopf verursachen.
Am häufigsten für eine Entzündung des hinteren Anteils des Sehnervs ist die Multiple Sklerose. Eine beginnende Multiple Sklerose wird in 30 bis 40 % der Fälle durch eine solche Entzündung angekündigt.
Lesen Sie mehr zum Thema: Sehnerventzündung bei Multipler Sklerose
Umgekehrt kommt die Retrobulbäre Neuritis allerdings nur bei jedem 5. Patienten mit Multipler Sklerose vor. Eine andere Ursache der Retrobulbären Neuritis können Entzündungen der Nasennebenhöhlen sein.
Lesen Sie mehr zum Thema: Sehnerventzündung Ursachen
In 20 bis 40 % der Fälle geht eine Neuritis (Entzündung des Nervs) in eine Gehirnentzündung über, da die Strukturen sehr nah beieinander liegen und der Sehnerv entwicklungsgeschichtlich Teil des Gehirns ist.
Gerade bei Patienten mit Multipler Sklerose verbessert sich das Sehvermögen meist unter der Therapie. Ehe sich die Sehschärfe erholt, kann es zu einer vorübergehenden weiteren Abnahme während der Erkrankung kommen. Selten bleibt ein Ausfall des zentralen Sehfeldes bestehen. Bei 95 % der an Sehnervenentzündung Erkrankten ist nach einem Jahr deutliche Besserung der Sehkraft festzustellen. Oft ist jedoch eine Wiedererkrankung zu beobachten, in 15 % der Fälle tritt diese innerhalb von 2 Jahren auf.
Teilweise tritt nach dem Abklingen der Entzündung ein Sehnervenschwund ein.
Eine Sehnervenentzündung kann sich sehr rasch entwickeln und zeigt nicht immer denselben Verlauf und die gleichen Symptome.
Ist die Entzündung bereits weit vorangeschritten, kann sie bis zu zwei Wochen anhalten ehe sich eine spontane Besserung zeigt. Das Abklingen der Entzündung kann durch eine gezielte Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten wie zum Beispiel Corstion beschleunigt werden. Dennoch kann es mehrere Wochen oder sogar Monate dauern bis alle Beschwerden verschwunden sind.
Liegt jedoch eine sehr schwere Entzündung vor oder äußert sich eine Schädigung des Sehnervs im Rahmen einer Autoimmunerkrankung wie der Multiplen Sklerose, können einige Beschwerden dauerhaft verbleiben. Die zurückbleibenden Schäden sind abhängig von dem Schweregrad der Entzündung und ihrer Ausbreitung am Auge. Um die Dauer der Entzündung zu verkürzen, ist es wichtig, dass der Patienten die ersten Anzeichen nicht ignoriert und frühzeitig einen Arzt aufsucht. Dieser kann die entsprechende Therapie einleiten und somit schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung bei der das Immunsystem die Markscheiden des zentralen Nervensystems angreift.
Es handelt sich um eine fortschreitende chronisch- entzündlich Erkrankung. Körpereigene Immunzellen greifen gesundes Nervengewebe an und zerstören es. Bisher gibt es keine Therapie, die diese Zerstörung aufhalten kann.
So wird bei MS auch der Sehnerv des Auges angegriffen. Die Sehnervenentzündung wird in der medizinischen Fachsprache auch Optikus- Neuritis oder Neuritis nervi optici genannt. Sie ist oftmals ein Erstsymptom bei einer Multiplen Sklerose. Die Sehnervenentzündung äußert sich zunächst mit Schmerzen im Augenbereich. Viele Patienten geben die Schmerzen gefühlt hinter dem Augapfel an.
Der Nerv wird schließlich so weit entmyelinisert und damit geschädigt, dass schließlich auch Sehstörungen auftreten. Diese Sehstörungen äußern sich als zunehmendes verschwommenes Gesichtsfeld. Einzelne Bereich des Gesichtsfeldes können schließlich ganz ausfallen. Zudem können auch die Kontrast- und Farbwahrnehmung gemindert sein. Neben diesen typischen Symptomen können auch häufiger Kopfschmerzen auftreten.
Einige Patienten berichten auch darüber, dass sie Lichtblitze wahrnehmen. Auch diese Beschwerden gehören zu der Symptomatik einer Sehnervenentzündung und sind Anzeichen für die Schädigung des Sehnervs. Weiterhin können auch Doppelbilder auftreten, die ein Hinweis darauf sind, dass auf einer Seite des Gehirns bereits die Sehbahn ebenfalls von der Entzündung betroffen ist.
Die akute Entzündung hält circa ein bis zwei Wochen an und stoppt dann plötzlich. Der Nerv ist oftmals jedoch geschädigt, besonders wenn eine Multiple Sklerose zugrunde liegt. Die Beschwerden werden sich demnach nicht mehr bessern und das Ausmaß der zurückbleibenden Schäden, hängt von dem Schweregrad der Nervenschädigung ab. Die Sehnervenentzündung tritt häufig erneut bei einem neuen Schub der Multiple Sklerose auf.
Mit jeder weiteren Entzündung oder der Verschlechterung der Erkrankung wird der Sehnerv stärker geschädigt. Die kann schließlich zu einer vollständigen Erblindung führen. Da eine Sehnervenentzündung in der Regel von alleine ausheilt, richtete sich die Therapie bei einer vorliegenden Multiple Sklerose danach, den Schub aufzuhalten und das Fortschreiten der Nervenschädigung zu verlangsamen. So können auch die Symptome gelindert werden. Entzündungshemmende Medikamente erzielen einen kurzzeitigen Erfolg, die Grunderkrankung MS kann jedoch langfristig nicht aufgehalten werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Sehnnerventzündung bei MS
Weitere Informationen zur MS:
Hier erfahren Sie mehr zu folgenden Themen: