Schlaganfall des Kleinhirns

Schlaganfall des Kleinhirns

Einleitung

Ein Schlaganfall ist eine Erkrankung, die infolge einer Durchblutungsstörung des Gehirns entsteht. Alle Bereiche des Gehirns müssen durch Arterien mit Blut versorgt werden. Daher kann nicht nur das sogenannte Großhirn (Cerebrum) von einem Schlaganfall betroffen sein, sondern auch andere Bereiche des Gehirns wie der Hirnstamm oder das Kleinhirn (Cerebellum). Das Kleinhirn liegt im unteren, hinteren Bereich des Schädels und ist für Aufgaben wie Koordination und Zusammenspiel von Bewegungsabläufen, Gleichgewicht und auch für Augenbewegungen zuständig. Bei einem Schlaganfall im Kleinhirn können diese Funktionen beeinträchtigt sein. Die klassischen Symptome eines Schlaganfalls wie einseitige Lähmungen und Sensibilitätsstörungen oder bestimmte Sprachstörungen sind daher bei einem Schlaganfall im Kleinhirn nicht zu erwarten.

An diesen Symptomen erkennt man einen Schlaganfall des Kleinhirns

Ein Schlaganfall tritt plötzlich auf. Das heißt auch bei einem Schlaganfall im Kleinhirn treten die Symptome plötzlich auf. Symptome, die sich über einen längeren Zeitraum (Tage oder Wochen) entwickeln, sind untypisch bei einem Schlaganfall.

Symptome die bei einem Schlaganfall im Kleinhirn auftreten können sind Störungen in den Bewegungsabläufen und der Muskelspannung. Es kann zur Beeinträchtigung des aufrechten Sitzens bzw. der aufrechten Körperhaltung kommen (Rumpfataxie) oder auch zu Störungen beim Gehen (Gangataxie), typisch sind ein unsicheres Gangbild mit weit auseinanderstehenden Beinen (breitbasiges Gangbild). Zudem können Störungen von Bewegungsabläufen auftreten, die schnell wechselnde Bewegungen benötigen, wie z.B. das Eindrehen einer Glühbirne (Dysdiadochokinese). Gleichgewichtsstörungen können auch im Rahmen eines Schlaganfalls im Kleinhirn auftreten und sich durch Stürze und Schwindel äußern. Desweiteren können Störungen bei zielgerichteten Bewegungen der Arme und Hände auftreten, der sogenannte Intentionstremor. Beim Aufheben oder Ergreifen eines Gegenstandes, wie z.B. eines Stiftes, tritt ein immer stärkeres Zittern auf und der Stift wird möglicherweise verfehlt oder beim Versuch die Nasenspitze mit dem Zeigefinger zu berühren wird das Berühren der Nasenspitze wird verfehlt. Weiterhin können Störungen der Augenbewegungen auftreten, die sich z.B. durch das Auftreten von Doppelbildern äußern können. Es kann auch ein rhythmisches Zucken oder Zittern der Augen auftreten, dieses Phänomen nennt man Nystagmus. Die muskulären Bewegungsabläufe beim Sprechen können betroffen sein. Dies äußert sich in einer Sprech-Störung (nicht Sprach-Störung), wobei die Betroffenen Schwierigkeiten habe deutlich zu sprechen (ähnlich wie bei Betrunkenen).

Diese Symptome können einzeln oder zusammen auftreten. Kopfschmerzen können nach einem Schlaganfall des Kleinhirns auch auftreten. Im Rahmen von begleitenden Schlaganfällen im Hirnstamm oder durch das Auftreten eines Hirnödems können Bewusstseinseintrübungen die Folge sein.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Kleinhirnschädigung und Anzeichen eines Schlaganfalls
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Gleichgewichtsstörung

Da das Kleinhirn ist in die Regulation von Gleichgewicht involviert. Durch eine Funktionsbeeinträchtigung im Kleinhirn kann es zu Gleichgewichtsstörungen kommen. Diese können sich beim Gehen und Stehen bemerkbar machen oder auch Schwindel verursachen. Bei einem Schlaganfall des Kleinhirns treten solche Gleichgewichtsstörungen sehr plötzlich auf.

Schwindel

Schwindel kann infolge eines Schlaganfalls des Kleinhirns auftreten. Durch die Beeinträchtigung des Gleichgewichtsystems kann es zu Schwindel kommen, der möglicherweise von Übelkeit und Erbrechen begleitet wird.

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Das sind die langfristigen Folgen

Im bestmöglichen Fall bilden sich die Symptome des Schlaganfalls wieder vollkommen zurück. Häufig folgt im Anschluss an die stationäre Behandlung eine neurologische Reha. Dort stehen den Betroffenen Physiotherapie und andere unterstützende Maßnahmen zur Verfügung. 

Es ist aber leider nicht immer so, dass sich alle Symptome zurückbilden. Nach einem Schlaganfall besteht die Möglichkeit, dass Hirngewebe dauerhaft untergegangen ist. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Symptome, die unter einem Schlaganfall des Kleinhirns aufgetreten sind, auch dauerhaft bleiben können

Im Rahmen eines Kleinhirninfarktes kann es innerhalb von Stunden bis Tagen zur Bildung einer Hirnschwellung (Hirnödem) kommen. Im Bereich des Kleinhirn ist dieses besonders gefährlich und kann durch Hirndruckerhöhung zur Einengung des Hirnstamms führen. Unbehandelt ist dies ein lebensbedrohlicher Zustand. Somit ist ein Aufenthalt auf einer Intensivstation nötig. Ein Hirnödem wird in diesem Fall mit einer Ableitung von Hirnflüssigkeit aus dem Schädel heraus (Ventrikeldrainage) behandelt oder bei drohender Einengung des Hirnstamms mit einer Öffnung des Schädelknochens (Kraniotomie), damit der Druck wieder vermindert wird.

So sieht die Heilung bei einem Schlaganfall des Kleinhirns aus

Ein Schlaganfall des Kleinhirns wird in erster Linie nicht anders behandelt als ein Schlaganfall in anderen Bereichen des Gehirns. Nach Aufnahme, Untersuchung, Blutentnahme und Bildgebung des Betroffenen in der Notaufnahme erfolgt die weitere Behandlung. Kommt die betroffene Person innerhalb von 4,5 h nach Beginn der Symptome in die neurologische Notaufnahme, kann eine spezielle Therapie eines Schlaganfalls erfolgen, die sogenannte Lysetherapie erfolgen. Dabei wird abhängig vom Körpergewicht des Betroffenen ein bestimmter Blutverdünner (rt-PA) in die Vene injiziert. Kommt der Betroffene später als 4,5 h nach dem Beginn der Symptome, bestehen Kontraindikationen oder sind die Symptome schon wieder vollkommen verschwunden, profitieren die Betroffenen nicht mehr von dieser Behandlung. Dann wird eine Basistherapie des Schlaganfalls durchgeführt. Hierzu gehören eine Thromboseprophylaxe (meistens in Form von Bauch-Spritzen), Einstellung der Elektrolyte, des Blutzuckers, des Blutdrucks und der Körpertemperatur.

Zusätzlich werden oft Thrombozytenaggregationshemmer wie z.B. ASS oder Clopidogrel und Medikamente zur Senkung der Blutfette wie z.B. Statine verschrieben.

Wichtig bei einer Heilung von einem Schlaganfall des Kleinhirns ist auch immer die Ursache festzustellen. Daher werden in der stationären Behandlung verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Das Herz wird untersucht und die Gefäße, zudem werden meist noch verschiedene Blutuntersuchungen durchgeführt. Oft sind die Ursachen eines Schlaganfalls auf eine Rhythmusstörung am Herzen (Vorhofflimmern) oder auf Gefäßveränderungen wie Arteriosklerose zurückzuführen.

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Das kann man selbst tun, um die Heilung zu verbessern

Um die Heilung zu verbessern ist es wichtig, sich an die Vorgaben der Ärzte zu halten. Die angeordneten Therapieempfehlungen bezüglich der Medikamente und des Lebensstils sollten dringend durchgeführt werden. Wichtig ist eine gute Einstellung des Blutzuckers (bei einem bestehenden Diabetes) sowie des Blutdrucks. Falls die betroffene Person Raucher ist, sollte dringend das Rauchen aufgegeben werden. Bei Übergewicht oder Fettleibigkeit sollte das Körpergewicht reduziert werden. Eine allgemeine Empfehlung besagt, dass die Ernährung dem mediterranen Stil entsprechen sollte (viel Obst und Gemüse, Fisch) und sportliche Betätigung von mindestens 3 mal 30 Minuten pro Woche. In der neurologischen Reha sollten die physiotherapeutischen und logopädischen Übungen gewissenhaft durchgeführt werden, auch wenn es zunächst schwer fällt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.07.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024