Blutgerinnsel im Kopf

Die Bildung von Blutgerinnseln ist eine lebenswichtige Reaktion unseres Körpers, um bei Verletzungen und Wunden eine schnelle Blutstillung zu erreichen. Allerdings kann es auch dazu komme, dass sich ohne äußere Verletzungen im Blutkreislauf Blutgerinnsel bilden, welche die Blutgefäße verstopfen können.

Blutgerinnsel im Kopf

Was ist ein Blutgerinnsel im Kopf?

Die Bildung von Blutgerinnseln bei Verletzungen und Wunden ist eine lebenswichtige Reaktion unseres Körpers. Hierdurch wird eine schnelle Blutstillung erreicht.
Bluten wir, sorgt der Körper automatisch und sofort dafür, dass die Blutungsquelle mit einem Blutpfropf verschlossen wird. Diesen Pfropf nennt man auch Blutgerinnsel.

Die Reaktion ist einerseits wichtig, um einen hohen Blutverlust zu vermeiden. Andererseits verhindert sie gleichzeitig das Eindringen von Keimen und Bakterien durch die offene Wunde. Zu guter Letzt dient der primäre Wundverschluss durch das Blutgerinnsel dem ersten Schritt der Wundheilung.

Allerdings kann es dazu kommen, dass sich ohne äußere Verletzungen Blutgerinnsel im Blutkreislauf bilden, welche die Blutgefäße verstopfen.

Gefährlich wird dies, wenn sich die Gerinnsel in Blutgefäßen bilden oder ablagern, die lebenswichtige Organe versorgen - beispielsweise das Herz oder das Gehirn.
Folge eines solchen Blutgerinnsels kann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.

Diagnose

Für die Diagnose eines Blutgerinnsels im Kopf sind zu Beginn die Symptome der entscheidende Hinweis.

Wichtig hierbei ist zu beachten, dass auch bei einem nur kurzen Andauern der Symptome immer ein Notarzt gerufen werden sollte. Jeder Schlaganfall, der durch ein Blutgerinnsel in den Gehirngefäßen ausgelöst wird ist ein lebensbedorhlicher Notfall, bei dem jede Minute zählt. „Time is brain“.

Zu den häufigsten Symptomen gehören: 

  • eine plötzliche, meist einseitig einsetzende Lähmung
  • Kraftminderung der Arme oder Beine
  • einseitiges Taubheitsgefühl
  • Sehstörungen
  • Sprachstörungen
  • Verständnisstörungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Schwindel
  • Bewusstlosigkeit
  • starke Kopfschmerzen

Die endgültige Diagnose kann im Anschluss im Krankenhaus mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie der Computertomografie oder einer Magnetresonanz-Tomografie gestellt werden. Auch der Ultraschall der Halsgefäße, die sogenannte Duplex-Sonografie kann Hinweis darauf geben, ob eine Verkalkung und eine damit einhergehende Verengung oder ein Verschluss der Halsgefäße die Ursache der Symptome ist.

Lesen Sie hierzu auch: Schlaganfall - Was sind die Anzeichen?

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Blutgerinnsel im Kopf

Ein Blutgerinnsel im Kopf kann ganz verschiedene Symptome herbeirufen. Auch das Auftreten und der Verlauf kann stark variieren, in einigen Fällen kündigt sich das volle Krankheitsbild durch Vorboten und langsam zunehmende Symptome an.

In den allermeisten Fällen jedoch kommt es im Zuge eines Schlaganfalls durch ein Blutgerinnsel im Kopf zu plötzlich eintretenden, häufig sehr auffälligen Symptomen. Die Ausprägung der Symptome hängt von dem betroffenen Hirnareal ab, welches aufgrund des Blutgerinnsel mit nicht ausreichend Sauerstoff versorgt wird.

Zu den häufigsten Symptomen gehören hierbei: 

  • plötzlich einsetzende, heftigste Kopfschmerzen, gefolgt von Ausfällen der betroffenen Areale, welche sich beispielsweise in Sprachstörungen, wie verwaschener oder abhackter Sprache, bis hin zum Sprachverlust äußern
  • plötzliche Bewusstseinstörungen von Orientierungslosigkeit bis zur Ohnmacht
  • Lähmungen in Form von Unbeweglichkeit eines Armes, Beines oder beides oder ein herabhängendes Augenlid oder Mundwinkel,
  • Empfindungsstörungen in Form von Taubheit, Kribbelgefühl und Schmerzen in einer Körperhälfte,
  • Gehunsicherheit durch Schwindel oder Schwanken bis hin zu Stürzen.
  • Auch nur kurzes Anhalten der oben beschriebenen Symptome oder beispielsweise kurze Sehstörungen wir Augenflimmer, Doppelbilder oder Sehverlust über einem Auge können die Folge eines Blutgerinnsels sein und sollten schnellstmöglich ärztlich abgeklärt werden.

Zur schnellen Erkennung eines Schlaganfalls gibt es den sogennaten FAST-Test, der die drei typischten Symptome umfasst und beurteilt.
F-Face, A- Arms, S- Speech, T-Time.

Wenn der Verdacht eines Schlaganfalls besteht kann man die betroffene Person anhand dieser Regeln drei Übungen durchführen lassen:

  • 1. Face: Man bittet die Person zu lächeln – bei einer Halbseitenlähmung des Gesichts ist dies nicht möglich, der betroffene Mundwinkel hängt schlapp herab.
  • 2. Arms: Man bittet die Person beide Arme gleichzeitig auf die gleiche Höhe zu heben – auch hier kann sich eine Lähmung der Arme zeigen.
  • 3. Speech: Man bittet die Person einfache Sätze zu sprechen bzw. spricht Sätze vor, die wiederholt werden sollen – eine verwaschene Sprache ist ein Alarmzeichen.
  • 4. T-Time: besteht auch nur der leichteste Verdacht auf einen Schlaganfall sollte schnellstmöglich ein Notarzt gerufen werden, da der wichtigste prognostische Faktor die Zeit ist.

Lesen Sie hierzu auch den ausführlichen Artikel An welchen Symptomen erkenne ich ein Blutgerinnsel im Kopf?

Ursachen

Die Bildung von Blutgerinnseln kann verschiedene Ursachen haben. Die natürliche Entstehung von Blutgerinnseln in Folge einer Verletzung ist das Ergebnis einer Reihe von Reaktionen des Körpers auf den äußeren Reiz. Zu allererst kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße, um den Blutzufluss zu mindern und somit den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Durch die Schädigung des Gewebes werden die im Blut zirkulierenden Blutplättchen, die sogenannten Thrombozyten, aktiviert. Sie lagern sich an die Wunde an und bilden einen Pfropf, der die Blutung vorerst stillt. Daraufhin kommt es zu einer Reihe von Aktivierungen von weiteren Gerinnungsfaktoren, die den unstabilen Pfropf aus Blutplättchen mit verschiedenen Eiweißen weiter stabilisieren. Hiernach ist die Wunde primär verschlossen, vor Verschmutzung, Bakterien und Viren geschützt und kann sekundär heilen.

Allerdings können Blutgerinnsel auch auf dem Boden anderer Ursachen entstehen. Fließt beispielsweise das Blut in einem Blutgefäß sehr langsam oder staut sich sogar, können sich vermehrt Blutplättchen ansammeln. Die Blutplättchen verkleben miteinander und bilden ein Blutgerinnsel - ganz ohne Verletzung. 

Eine weitere Ursache für die Blutgerinnselbildung ist eine Vorschädigung der Gefäßinnenwände. Die sogenannte Arteriosklerose ist dabei eine der häufigsten Vorerkrankungen. Letztendlich führt die verletzte Gefäßwand zu einem Verkleben der Blutplättchen - ein Blutgerinnsel entsteht.

Ein ebenso wichtiger und häufiger Ursprungsort für Blutgerinnsel ist das Herz, vorallem bei Vorhofflimmern oder einer Herzrhytmusstörung mit sehr schnell schlagenden Vorhöfen. Hier können sich durch die Verwirbelungen des Blutes im Vorhof des Herzens leicht Blutgerinnsel bilden.

Lesen Sie hierzu auch: Herzrhythmusstörungen erkennen

Auch eine genetische und somit angeborene Mutation der Gerinnungsfaktoren oder eine Tumorerkrankung können zu einer verstärkten Wirkung und Bindungsneigung der Gerinnungsfaktoren führen und Ursache für ein Blutgerinnsel sein.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Blutgerinnungsstörung

Sturz als Ursache

Nach einer großen Operation, dem Bruch eines Knochen oder einer schweren Erkrankung kommt es häufig dazu, dass man die betroffene Extremität für längere Zeit nicht mehr ausreichend bewegt. Für den Transport unseres Blutes zurück zum Herzen über unser venöses Blutsystem spielen die Muskeln eine wichtige Rolle. Durch die sogannte Muskelpumpe unterstützen die Muskeln, durch Kompression der Venen, den Rücktransport des Blutes auch gegen die Schwerkraft hoch zum Herzen.

Bleibt diese Unterstüzung durch die Muskeln aus, läuft das Blut nur noch langsam zurück zum Herzen und staut sich in den Venen zurück. Durch diesen Aufstau des Blutes kommt es auf engem Raum zu einer Ansammlung von Bluttplättchen und Gerinnungsfaktoren. Diese können mit der Zeit zu einem Blutgerinnsel verkleben und eine sogenannten Venenthrombose tritt auf.

Gefährlich können diese Thrombosen werden, wenn sich Teile des Blutgerinnsels lösen und in den Blutkreislauf ausgeworfen werden. Am häufigsten kommt es in Folge dessen zu einer Verschleppung des Thrombos in die Lungengefäße, einer sogenannten Lungenembolie. Aber auch der Weg in die versorgenden Gefäße des Kopfes ist möglich, wenn die Vorhöfe des Herzen über ein kleines Loch verbunden sind, eine sogenannte paradoxe Embolie.

In arteriellen Gefäßen kommt es durch die Immobilisation nach einem Sturz eher selten bis nie zu einem Blutgerinnsel, da es in diesem Gefäßsystem durch den aufrechterhaltenen Blutdruck einen kontinuirlichen Blutfluss gibt. Blutgerinnsel hier haben in der Regel eine andere Entstehungsursache.

Lesen Sie hierzu auch: Thrombose erkennen

Behandlung

Die Therapie eines Blutgerinnsels im Kopf besteht primär darin, die Durchblutungsstörung, die durch das Gerinnsel verursacht wird, zu beheben.
Hierzu wird in erster Linie die sogenannte Lyse Therapie verwendet, bei der ein Medikament über die Vene in den Körperkreislauf eingebracht wird, welches Blutgerinnsel auflöst. Dieses Medikament nennt sich rtPA (recombinant tissue plasminogen activator).

Hierbei zu unterscheiden ist die systemische Thrombolyse von der lokalen Thrombolyse. Ein limitierende Kriterium für die Behandlung eines Blutgerinnsels mittels Lyse Therapie ist die Zeit.
Eine systemische Thrombolyse kann in einem Zeitfenster von ca. 4,5  Stunden nach Beginn des Schlaganfalls angewandt werden. Die lokale Thrombolyse, bei der ein Katheter bis an die Stelle des Blutgerinnsels vorgeschoben wird und im Anschluss in direkter Nähe ein gerinnselauflösendes Medikament verabreicht wird, kann bis zu 6 Stunden danach durchgeführt werden.

Eine weitere Therapie Möglichkeit der akuten Gefäßverschlusses ist die mechanische Thrombektomie, bei dem ein Katheter über das Gefäßsystem eingebracht wird und bis zum Gefäßverschluss vorgeschoben wird. Hier wird anschließend das Blutgerinnsel über den Katheter abgesaut und somit das Gefäß freigelegt und die Durchblutung wieder hergestellt.

Lesen Sie hierzu auch:

Blutverdünnung als Therapie

Um die erneute Bildung eines Blutgerinnsels zu verhindern, wird eine sogenannte Sekundärprophylaxe durchgeführt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Sekundärprophylaxe ist die Blutverdünnung, welche eine erneute Verklumpung der Blutplättchen (Thrombozyten) verhindern soll. Sofern keine Gegenanzeigen für diese blutverdünnende Therapie bestehen, sollte sie lebenslang durchgeführt werden.

Das am häufigsten hierfür eingesetzte Medikamente ist ASS (Aspirin®), welches alleine verordnet werden kann oder in Kombination mit anderen gerinnungshemmenden Medikamenten.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Thromboseprophylaxe

Wann muss das Blutgerinnsel operativ entfernt werden?

Die operative Entfernung eines Blutgerinnsels im Kopf kommt nur für einen relativ geringen Anteil der betroffenen Patienten in Frage. Da es sich um eine aufwändige und komplizierte Operation handelt, sind erfahrene Spezialisten und entsprechend ausgestattete neurologischen Zentren notwendig.

Eine weitere Vorraussetzung für den Eingriff ist Lage und die Erreichbarkeit des Blutgerinnsels. Je weiter ein Gerinnsel von den größeren Gefäßen entfernt liegt, desto schlechter ist es zugänglich und somit operativ nicht zu erreichen.

Langfristige Folgen

Die langfristigen Folgen eines Blutgerinnsels im Kopf können stark variieren und sind abhängig vom betroffenen Hirnareal, sowie der Dauer der Minderversorgung. Bei sogenannten transistorischen ischämischen Attacken kommt es aufgrund der Minderdurchblutung in einem Hirnareal für einen kurzen Zeitraum zu Ausfallserscheinungen. Diese bilden sich innerhalb von 24 Stunden komplett zurück, ohne Schäden zu hinterlassen.

Zu den häufigsten Folgen nach einem manifesten Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel im Kopf  gehören Sprach- und Schluckstörungen. Sie treten bei ca. 70% aller Betroffenen auf und bleiben häufig langfristig bestehen. Eine weitere sehr häufige Folge sind Lähmungserscheinungen: beispielsweise im Gesicht oder einer Körperseite (Halbseitenlähmun / Hemiparesen).

Auch Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen bleiben bei vielen Betroffenen als langfristige Folge bestehen. Neben Ausfallserscheinungen, welche sich nach einem Schlaganfall nicht zurück bilden, können auch weitere Krankheitsbilder hinzukommen. So beispielsweise eine Epilepsie (Krampfleiden).

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Das sind die Folgen eines Schlaganfalls!

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf gestaltet sich individuell. Wie lange man nach erfolgreicher Therapie im Krankenhaus verbleibt, ist stark vom Allgemeinzustand des Betroffenen und seiner Regeneration abhängig. Im Anschluss folgt dann in der Regel eine Rehabilitationsbehandlung. Hier arbeiten verschiedene Disziplinen zusammen, um den Patienten wieder fit für den Alltag zu machen. Physio- und Ergotherapeuten arbeiten gemeinsam an Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit, Logopäden helfen bei Sprach-und Schluckstörungen.

Das große Ziel dieser Behandlung ist es, den Patienten möglichst eigenständig in sein gewohntes Umfeld zurück zu schicken. Ein weiterer wichtiger Behandlungspunkt in der Rehabilitation ist die psychologische Unterstützung, da viele Patienten nach einem Schlaganfall zur Depression neigen. Alles in Allem dauert die Behandlung in der Reha-Klinik zwischen 4-6 Wochen.

Prognose

Entscheidend für die Prognose und den Verlauf ist vor allem die Lokalisation des Blutgerinnsels und die Dauer der hierdurch ausgelösten Minderversorgung des Gehirnareals. Ca. 20% aller Patienten mit Blutgerinnsel im Kopf sterben innerhalb der ersten vier Wochen. Bei der Hälfte aller Betroffenen verbleiben irreversible Schäden nach einem Schlaganfall, welche bis zur Pflegebedüftigkeit und Schwerstbehinderung führen können. Generell gilt, je weniger Gehirnmasse geschädigt wurde, desto besser ist die Prognose.

Deshalb ist der wichtigste Faktor in der Therapie eines Blutgerinnsel im Kopf immer die Zeit, denn „Time is Brain“, je früher die Blutversorgung wieder hergestellt werden kann, desto weniger Hirnmasse wird geschädigt und umso mehr leicht geschädigte Gehirnmasse kann sich erholen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.04.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024