In diesem Artikel geht es um die paradoxe Embolie. Es werden die wichtigsten Ursachen, die Therapie und die Symptome der Embolie erläutert. Auch die Dauer, Prognose und Diagnostik wird behandelt.
Eine paradoxe Embolie ist vom Grundaufbau wie eine normale venöse Embolie mit einer Besonderheit bzw. Abweichung.
Eine Embolie ist ein plötzlicher Blutgefäßverschluss durch einen Pfropfen (Embolus). Dieser wurde durch die Blutbahn (über das venöse Blut) angeschwemmt. Meistens stammt er aus einer Beinvene. Er ist im Blut nicht löslich und kann flüssig, gasförmig oder fest sein. Sein Durchmesser ist in jedem Fall größer als das Blutgefäß wo er feststeckt, weshalb er es verstopft.
Bei einer paradoxem Embolie gelangt dieser Pfropf von den Venen durch Lücken der Herzscheidewand in das linke Herz. So befindet er sich nun im arteriellen Blutgefäß. Dies bedeutet, dass der Embolus nicht wie bei einer normalen Embolie in die Lunge gelangt, sondern in das arterielle System des Körperkreislaufs.
Ob eine paradoxe Embolie Symptome verursacht, hängt sehr davon ab, wo der Gefäßverschluss liegt. Befindet er sich z.B. in Gebieten, die durch viele kleine Blutgefäße versorgt werden, kann es sein, dass kaum Symptome auftreten. Dies ist jedoch eher der Ausnahmezustand. Normalerweise hat man starke Schmerzsymptome. Denn man hat keinen schleichenden Verlauf, sondern einen akuten Gefäßverschluss.
Da bei einer paradoxen Embolie ein arterielles Gefäß verschlossen wird, ist häufig ein Arm oder Bein betroffen. Dies führt zu folgenden Symptomen:
Diese Symptome werden nach der englischen Übersetzung auch 6 P's genannt (Pain, Paleness, Paresthesia, Pulselessness, Paralysis & Prostation).
Ist ein Gefäß im Bereich der Eingeweide verschlossen, kann dies verschiedene Symptome hervorrufen. Dies ist deutlich seltener der Fall. Sind z.B. die Nieren bzw. eine Niere betroffen kann dies zu starken Schmerzen in der Leistengegend führen und man kann Blut im Urin vorfinden. Findet die Embolie in der Milz statt, hat man starke Schmerzsymptome im linken Oberbauch und der linken Schulter. Es können dabei auch Geräusche beim Atmen auftreten. Hat man eine Embolie im Mesenterium (Bindegewebe, welches den Darm im Bauch befestigt und von Blutgefäßen und Nerven durchzogen ist) treten ganz starke Bauchschmerzen auf. Hinzu kommen noch blutige Durchfälle und Fieber.
Wenn der Arzt einen Verdacht auf eine paradoxe Embolie hat, wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten begutachtet. Es ist wichtig zu wissen, ob ein erhöhtes Embolierisiko beim Betroffenen besteht und ob er Medikamente einnimmt.
Daraufhin erfolgt eine körperliche Untersuchung. Es wird geschaut, ob in bestimmten Körperbereichen Schmerzen auftreten, ob die Haut an diesen Stellen blass ist und ob diese Region kühler ist als der restliche Körper.
Darüber hinaus wird die Diagnose mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen, Dopplersonographien oder einer Angiographie (Gefäßdarstellung) gestellt. Um nun eine sichere Diagnose für eine paradoxe Embolie stellen zu können wird ein Kontrastmittel in eine Armvene gespritzt. Dieses fließt über die Vene zum rechten Herzvorhof, nun kann man durch die Färbung erkennen, ob es weiter in den Lungenkreislauf fließt oder direkt in den linken Vorhof. Fließt es in den linken Vorhof, kann der Arzt die Diagnose einer paradoxen Embolie stellen, denn eine Arterie wurde verstopft.
Die Behandlung bei einer akuten paradoxen Lungenembolie muss sehr schnell erfolgen, um möglich viele Folgeschäden zu vermeiden. Ziel der Therapie ist es also die Durchblutung im betroffenen Gewebe zu verbessern bzw. wieder herzustellen. Dafür gibt es verschiedene Varianten.
Man kann den Embolus (verstopfende Pfropf) durch Medikamente auflösen (Lyse). Ob diese Behandlung Anwendung findet, hängt sehr davon ab, wo sich die Embolie befindet. Eine andere Methode ist das herausoperieren (Embolektomie) des Pfropfs. Wenn man eine akute paradoxe Embolie im Arm oder Bein hat besteht jedoch die aller erste Maßnahme darin, die Schmerzen auszuschalten und die Gliedmaße vor einem Wärmeverlust zu schützen, da sie nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Der Notarzt verabreicht nun ein Medikament wodurch die die Blutgerinnung gehemmt wird, damit nicht noch mehr verstopft.
Welche Methode nun zum Einsatz kommt, um die Durchblutung wieder herzustellen, wird im Krankenhaus entschieden. Die Therapie der Wahl ist in der Regel die operative Entfernung des Pfropfs. In schweren Fällen muss die Operation spätestens nach 6 bis 10 Stunden nach dem Eintritt der Verstopfung durchgeführt werden. Dabei muss im Krankenhaus zu erst die Verschluss lokalisiert werden, dabei helfen gefäßdarstellende Geräte und Röntgenbilder. Mit Hilfe eines Katheters wird das Gefäß wieder freigemacht.
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Die Ursache einer paradoxen Embolie ist ein Pfropf (Embolus). Dieser Embolus stammt meist aus einer tiefen Beinvene. Nur ganz selten stammt er aus einer oberflächlichen Beinvene. Der Pfropf löst sich vom Entstehungsort und gelangt über den Blutstrom soweit, bis er durch seine Größe ein Gefäß verstopft.
Als Ursache für eine Embolie werden verlangsamte Blutkreisläufe genannt. Sie tritt also häufig bei Bettlägrigen, Übergewichtigen und alten Menschen auf. Darüber hinaus können Gefäßwandveränderungen wie beim Rauchen, bei Bluthochdruck oder Diabetes eine Ursache darstellen. Venenerkrankungen wie Krampfadern können ebenfalls verantwortlich für einen Pfropf sein.
Damit nun die Embolie auch eine paradoxe Embolie wird, muss der Pfropf vom venösen Blut ins arterielle gelangen. Dafür sind Defekte bzw. Öffnungen in der Herzscheidewand ursächlich. Dies bedeutet, dass das Blut aus dem rechetn Vorhof in den linken Vorhof fließen kann und so ins arterielle Blut gelangt. Man hat während der fetalen Entwicklung ein Loch in der Herzscheidewand, welches für den Blutkreislauf des Ungeborenen essentiell ist. Dieser Kreislauf unterscheidet sich von dem eines geborenen Menschen, da im Bauch noch keine eigenständige Atmung stattfindet. Kurz nach der Geburt bzw. mit den ersten Atemzügen verschließt sich normalerweise diese Öffnung. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, kann diese offengebliebene Öffnung für eine paradoxe Embolie verantwortlich sein. Häufig sind also Defekte der Herzscheidewand angeboren.
Das Foramen ovale (ovales Loch) ist eine Öffnung in der Herzscheidewand zwischen den beiden Herzvorhöfen. Es ist türartig aufgebaut. Dieses Loch ist während der fetalen (vorgeburtlich) Entwicklung vorhanden. Nach der Geburt beginnt sich das Loch in der Regel mit den ersten Atemzügen zu schließen und ist spätestens nach einigen Tagen ganz verschlossen. Da ein Fetus im Bauch noch nicht selber atmet, wird die Lunge im Blutkreislauf umgangen. Ein Gasaustausch findet über die Mutter statt und nicht durch die Lunge. Um den Lungenkreislauf zu umgehen, ist das Forman ovale nötig. Das Blut kann im Herz direkt vom rechten Vorhof in den linken Vorhof fließen, ohne die Lunge zu passieren.
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Bei einer paradoxen Embolie hängt die Prognose stark davon ab, wie schnell man einen Notarzt ruft und dann wie schnell man nun im Krankenhaus behandelt wird. Dabei gilt je schneller, desto besser!
Dies ist nämlich ausschlaggebend dafür, ob durch die Unterversorgung vom Blut Gewebe in den betroffenen Bereichen schon abgestorben ist oder nicht. Manchmal gleichen umliegende Gefäße die die Mangelversorgung aus, bei großen Gefäßen jedoch nicht.
Nach einer schweren paradoxen Embolie müssen die Betroffenen in Rehaeinrichtungen, wo sie sich mit Hilfe von Ergotherapie oder Physiotherapie wieder erholen können.
Dieser Aufenthalt kann je nachdem mehrere Wochen andauern.
Allgemein gilt, dass wenn man schon einmal eine paradoxe Embolie durchgemacht hat, es genauso möglich ist eine „normale“ Embolie zu bekommen. Aus diesem Grund sollte auf eine Embolieprophylaxe geachtet werden.