Mittelhandknochenbruch

Mittelhandknochenbruch

Definition

Die Mittelhandknochen liegen zwischen den Handwurzelknochen und den drei Fingerknochen (bzw. zwei Fingerknochen des Daumens). Diese können in Folge eines Traumas, zum Beispiel eines Faustschlages oder eines Sturzes auf die Hand, brechen. Das heißt, dass der Knochen eine Kontinuitätsunterbrechung aufweist. Die Knochenbruchstücke können zusätzlich verlagert (disloziert) sein. Ist der Knochenbruch offen in der Wunde sichtbar, spricht man von einem offenen Bruch, ansonsten ist es ein geschlossener Bruch. Die Brüche des 1. Mittelhandknochens, der zum Daumen gehörig ist, werden noch einmal extra benannt (Winterstein-, Bennet- und Rolando-Bruch). Ist der Bruch nicht disloziert, reicht oft die Ruhigstellung im Gips, ansonsten muss er in einer Operation gerichtet und geschient werden.

Ursachen eines Mittelhandknochenbruches

Ein Bruch bei einer Person ohne Vorerkrankungen entsteht durch Gewalteinwirkung, wie das Abfangen eines Sturzes mit der nun gebrochenen Hand oder durch einen Schlag. Der Bruch des 5. Mittelhandknochens (körpernah des kleinen Fingers) wird auch als „boxer’s fracture“ bezeichnet. Ist der Knochen von sich aus schon vorgeschädigt, zum Beispiel durch Osteoporose (mit reduzierter Knochendichte), durch eine Knochenzyste, einen Tumor oder eine Knochenmetastase eines anderen Tumors, dann kann der Mittelhandknochen auch schon bei einer geringen Einwirkung brechen, zum Beispiel beim Anstoßen an eine Möbelkante.

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Begleitende Symptome

Bei einem Bruch eines Mittelhandknochens können Schmerzen, vor allem Druckschmerzen und Schmerzen bei Bewegung, auftreten. Ebenso kann die Hand anschwellen. Manchmal ist die Unterbrechung oder das Hervorstehen des Knochens schon von außen zu sehen oder zu tasten. Die betroffene Stelle kann abnormal beweglich sein. Außerdem kann man beim Bewegen des gebrochenen Knochen ein Knochenreiben der beiden Knochenenden aufeinander zu hören sein, so genannte Krepitationen. Je nach Art des Bruches kann zusätzlich eine offene Wunde vorhanden sein.

Weitere Informationen finden Sie hier: Knochenabsplitterung

Schwellung

Oft findet sich bei einem Mittelhandknochenbruch eine begleitende Schwellung, da zusätzlich zum Knochen auch Blutgefäße verletzt werden. An diesen Stellen kann Blut austreten und zu einer Schwellung führen, ebenso zu einer Blaufärbung („Blauer Fleck“). Auch das Lymphsystem kann beeinträchtigt sein und damit der Abtransport von Gewebsflüssigkeit zurück in zentralere Körperregionen und Blutgefäße.

Schmerzen

Die meisten Brüche schmerzen sofort nach dem Bruch stark. Manchmal kann der Schmerz auch brennend sein. Besonders wenn die betroffene Hand bewegt wird, schmerzt die Hand stark - so warnt der Körper davor, die gebrochene Hand weiter zu verwenden. Auch Berührungen werden als sehr unangenehm empfunden.

Weitere Informationen und Ursachen von Schmerzen in der Handwurzel finden Sie hier.

Diagnose eines Mittelhandknochenbruches

Der behandelnde Arzt (zum Beispiel zunächst der Hausarzt, oder als Spezialist ein Orthopäde/ Unfallchirurg) fragt danach, was vorgefallen ist und welche Symptome man bemerkt hat. Er oder sie wird die betroffene Hand untersuchen und besonders auf eine Wunde mit sichtbarem Knochen, ein Knochenreiben, eine Stufenbildung an der entsprechenden Stelle und auf abnorme Beweglichkeit achten. Immer sollte die Durchblutung, die Bewegung und Kraft sowie das Gefühl der Finger überprüft werden, um keine Schäden zu übersehen.

Um den Verdacht eines Bruches zu bestätigen und um genauer zu wissen, wo sich der Bruch befindet, wird ein Röntgenbild der Hand in zwei Ebenen gemacht. Die Interpretation der Röntgenbilder erlaubt die Diagnose eines Mittelhandknochenbruches und wie die gebrochenen Knochenenden zueinander stehen. Ist der Befund weiterhin unklar, kann auch eine computertomografische Bildgebung (CT) notwendig werden. Besteht der Verdacht, dass auch Weichteile wie Muskeln stark verletzt sind oder ein Nerv oder Gefäß mit betroffen ist, kann eine Magnetresonanztomografie (MRT)-Aufnahme weiterhelfen.

Für mehr Informationen zur Diagnostik lesen SIe auch: MRT der Hand

Therapie eines Mittelhandknochenbruches

Abhängig von den erhobenen Befunden wird die am besten geeignete Therapie ausgewählt. Dies ist auch vom Alter und dem sonstigen Zustand des Patienten abhängig: Bestehen noch weitere, schwere Verletzungen, müssen diese vielleicht zuerst versorgt werden. Es gibt Patienten, die nicht operiert werden sollten, da andere Erkrankungen ein zu starkes Risiko bei der Narkosedurchführung mit sich bringen. Bei Kindern neigt man eher dazu, nicht zu operieren – da das kindliche Skelett noch nicht ausreift ist, kann es sich besser „selbst reparieren“.

Ansonsten werden Brüche, die außerhalb eines Gelenkes liegen und sich in der Nähe eines Knochenendes befinden, mit einer Unterarm-Daumengipsschiene versorgt. Ist der lange Mittelteil (der Schaft) des Knochens gebrochen, aber nicht verrutscht, kann man den Bruch mit einer Unterarmgipsschiene, die auf der Arminnenseite angelegt wird, therapieren. Der Gips muss für mehrere Wochen getragen und regelmäßig kontrolliert werden. Auch sollte die betroffene Hand bzw. der Arm während der Behandlung geschont und alle Belastungen und weitere Gefahren vermieden werden. Alle anderen Brüche, die z.B. ein Gelenk betreffen oder stark verschoben (disloziert) sind, werden operiert. Auch spezielle Bruchformen werden immer operativ versorgt.

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Wann braucht man eine Operation?

Wenn die Knochenenden nicht gerade aufeinander stehen oder das angrenzende Gelenk mit betroffen ist, dann wird eine operative Begradigung und Fixierung notwendig. Ebenso gibt es Bruchtypen – der Bennett- oder Rolando-Bruch des ersten Mittelhandknochens – die immer in einer Operation versorgt werden. Erst durch den operativen Eingriff wird sichergestellt, dass der Bruch auch gerade wieder zusammenwächst und dass angrenzende Gelenke später nicht in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.

Wie wird ein Mittelhandknochenbruch operiert?

Ein Mittelhandknochenbruch kann grundsätzlich unter Vollnarkose operiert werden – meist wird aber nur eine lokale Betäubung (Regionalanästhesie) oder eine Betäubung des betroffenen Armes (Plexusanästhesie) durchgeführt. Das wird mit dem Patienten genau besprochen und Vor- und Nachteile werden abgewogen. Oft wird dieser Bruch auch in einer ambulanten Operation versorgt, da er keinen allzu schwierigen oder langen Eingriff darstellt. Das heißt, dass man nach ein paar Stunden Überwachungszeit am gleichen Tag wieder nach Hause gehen kann. Nur für Kontrollen muss man wieder zurück in die Klinik oder die Praxis kommen.

Über einen Hautschnitt wird ein Zugang zum betroffenen Knochen geschaffen und dieser wieder in die richtige Position gebracht. Dann muss diese korrigierte Position noch mithilfe von Osteosynthesematerial wie Drähte oder Platten fixiert werden.

Sind die Knochenteile verschoben oder liegt ein so genannter Winterstein-Bruch vor, bei dem der körpernahe Teil des ersten Mittelhandknochens außerhalb des Gelenkes schräg gebrochen ist, wird eine Kirschner-Draht-Osteosynthese oder eine Miniplattenosteosynthese durchgeführt.

Ist ein angrenzendes Gelenk mit beteiligt, wird eine Mini-T-Platte eingelegt.

Der so genannten Bennett- (Bruch mit Verrenkung des  Daumensattelgelenkes) und der Rolando- (ebenfalls Beteiligung des Daumensattelgelenkes) Bruch werden immer operativ versorgt, und bekommen eine Osteosynthese-Variante entweder mit Kirschner-Drähten, einer Zugschraube oder einer Mini-Platte.

Dauer der Heilung eines Mittelhandknochenbruches

Die Dauer einer Gipsbehandlung ohne Operation beträgt ungefähr 3 bis 6 Wochen. Der Behandlungserfolg sollte durch ein Röntgenbild kontrolliert werden. Anschließend sollte man die Belastung langsam steigern und konsequent an der Beweglichkeit der Hand arbeiten.

Auch bei einem operativen Verfahren beträgt die Heilungsdauer circa 6 bis 8 Wochen. Da der Bruch hier mechanisch stabilisiert wurde, kann schon früher, oft bereits nach wenigen Tagen, mit einem vorsichtigen Bewegen und Beüben der Hand, z.B. mittels Physiotherapie, begonnen werden.

Es kann aber leider auch sein, dass die beiden Bruchenden nicht wieder zusammenwachsen und damit ein „falsches Gelenk“ (Pseudarthrose) ausbilden. Davon spricht man, wenn nach 6 Monaten die Heilung ausgeblieben ist.

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Wie lange wird man krankgeschrieben?

Die Länge der Krankschreibung hängt maßgeblich davon ab, wie stark die Hand im Arbeitsalltag gebraucht wird. Arbeitet jemand beispielweise als Bauarbeiter, dann muss der Bruch stabil verheilt sein, bis eine Nutzung wieder möglich ist.

Das kann dann z.B. nach 6 Wochen der Fall sein. Um den Einstieg leichter zu gestalten, kann auch eine Belastungserprobung durchgeführt werden: man arbeitet zunächst eine definierte kürzere Anzahl von Stunden pro Tag und ist dabei weiter krankgeschrieben. Dann kann man sich langsam steigern.

Vielleicht ist es aber auch möglich, seine Arbeit mit der anderen Hand fortzuführen, sodass schon bald nach einer Operation oder einer konservativen Behandlung wieder mit der Arbeit begonnen werden kann, zum Beispiel eine Woche später.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.11.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024