Krämpfe in den Händen

Die Ursachen für Krämpfe in den Händen können sehr unterschiedlich sein. Am häufigsten kommt es durch Störungen im Mineralstoffhaushalt zu Krämpfen, die unter anderem an den Händen auftreten können. Es können aber auch andere Erkrankungen und Ursachen Krämpfe in den Händen hervorrufen. Beispielsweise kann das sogenannte Raynaud-Syndrom Krämpfe und Schmerzen in den Händen hervorrufen. Die Krämpfe können aber auch nach langer Cortison-Einnahme oder Chemotherapie auftreten.

Krämpfe in den Händen

Definition

Ein Krampf ist definiert als das Zusammenziehen (Kontraktion) der Muskulatur eines bestimmten Bereiches. In der Regel ist ein Krampf nur von kurzer Dauer und ist deshalb von einer dauerhaften Muskelkontraktur und einem Muskelspasmus abzugrenzen.
Krämpfe in den Händen sind meistens mit Schmerzen verbunden und führen vorübergehend zu Funktionsausfällen.

Die Krämpfe können sich von Person zu Person in ihrer Ausprägung unterscheiden und haben ganz unterschiedliche Ursachen.

Krämpfe können in drei verschiedene Gruppen eingeteilt werden, wobei die sogenannten paraphysiologischen Krämpfe am häufigsten vorkommen. Diese treten bei Gesunden Menschen unter bestimmten Bedingungen auf.
Daneben gibt es symptomatische Krämpfe, die im Rahmen einer anderen Grunderkrankung auftreten und idiopathische Krämpfe, die keine erkennbare Ursache aufweisen.

Ursachen

Die Ursachen von Krämpfen in den Händen können sehr unterschiedlich sein.

Am häufigsten treten die paraphysiologischen Krämpfe aufgrund von einer Störung des Mineralstoffhaushaltes (Elektrolythaushalt) des Körpers auf. Meistens sind die Mineralstoffe Calcium und Magnesium für das Auftreten von Muskelkrämpfen verantwortlich.

Eine Störung des Elektrolytgleichgewichts kann zum Beispiel durch starkes Schwitzen ausgelöst werden, aber auch durch Alkoholkonsum oder verstärkte körperliche Aktivität.
Ein Magnesiummangel begünstigt das Entstehen von Muskelkrämpfen, da es eine wichtige Rolle in der Entstehung und Beendigung der Muskelkontraktionen spielt.

Besonders ältere Menschen sind häufig von Muskelkrämpfen betroffen, da das Mineralstoffgleichgewicht durch eine niedrigere Flüssigkeitszufuhr beeinflusst wird.
Auch Schwangere und Frauen in den Wechseljahren weisen häufig eine veränderte Zusammensetzung der Mineralstoffe auf und können unter Muskelkrämpfen leiden, die jedoch im Gegensatz zu den symptomatischen Krämpfen nicht mit einer Krankheit vergesellschaftet sind.

Die symptomatischen Krämpfe können durch unterschiedliche Krankheiten ausgelöst werden. Hierzu zählen Durchblutungsstörungen, Muskelerkrankungen, neurologische Erkrankungen und hormonelle Störungen, wie zum Bespiel Diabetes mellitus.

Treten die Krämpfe zusammen mit einer bläulichen Färbung der Hände und Schmerzen auf, so können sie auf das sogenannte Raynaud-Syndrom hinweisen. Dies tritt häufig in Zusammenhang mit rheumatischen Grunderkrankungen auf.

Auch bestimmte Medikamente können Krämpfe in den Händen auslösen. Dies sind vor allem Chemotherapeutika, blutdrucksenkende Medikamente und hormonelle Verhütungsmittel.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Ursachen von Krämpfen

Durch Cortisoneinnahme

Muskelkrämpfe sind ein häufig beschriebenes Symptom bei der Einnahme von Kortison. Das nebenwirkungsreiche Medikament führt zu teilweise schweren Einwirkungen auf Hormone und Stoffwechselprozesse im Körper.
Davon sind auch Elektrolytverschiebungen betroffen und relative Nährstoff- und Mineralmängel können auftreten. Das Auftreten eines Krampfes spricht für einen Mangel eines an der Muskelfunktion beteiligten Stoffes, was durch ärztliche Blutuntersuchungen festgestellt werden kann.

Cortison ist ein Hormon, welches im Körper in der Nebennierenrinde produziert wird.
Cortison hat im Körper viele wichtige Aufgaben. Es ist für die körperliche Antwort auf Stress zuständig und steuert den Blutzuckerspiegel, um Energiereserven in Stresssituationen zur Verfügung stellen zu können.
Darüber hinaus reguliert das Hormon den Wasser- und Mineralstoffhaushalt und übernimmt wichtige Aufgaben bei der Entzündungsantwort. Hierbei wirkt Cortison entzündungshemmend.

Diese Eigenschaft wird bei der therapeutischen Anwendung von Cortison ausgenutzt. Hauptsächlich kommt das Medikament bei entzündlichen Erkrankungen, wie rheumatischer Arthritis oder bei Überreaktionen des Körpers im Rahmen eines Asthma bronchiale zur Anwendung.

Wird Cortison über einen längeren Zeitraum als Medikament eingenommen, so drosselt der Körper als Antwort darauf die körpereigene Produktion in den Nebennierenrinden.

Wenn das Cortison nun abgesetzt oder bestenfalls langsam ausgeschlichen wird, kann dies zu einem Mangel an Cortison führen. Dann können verschiedene Prozesse im Körper nicht mehr optimal reguliert werden.

Betrifft dies den Wasser- und Mineralstoffhaushalt, so kann es dadurch zu Muskelkrämpfen in den Händen oder auch in anderen Gliedmaßen kommen. Da vor allem Magnesium für die Muskelfunktion verantwortlich ist, kann die zusätzliche Einnahme von Magnesium zur Linderung der Krämpfe beitragen.

Rheumatische Erkrankungen

Treten die Krämpfe in den Händen im Rahmen einer rheumatischen Grunderkrankung auf, so tun sie dies häufig in Zusammenhang mit dem sogenannten Raynaud-Syndrom. Hierbei sind die Hände besonders unter Stress und bei Kälte bläulich gefärbt und auffällig kalt.
Die Ursache hierfür ist eine Verkrampfung der Blutgefäße in den Händen und eine daraus resultierende schlechte Durchblutung.

Viele Rheuma-Patienten leiden unter Krämpfe in den Händen oder auch in den Füßen und Beinen.
Die Einnahme von Magnesium kann helfen, die Krämpfe und die damit einhergehenden Schmerzen zu lindern.

Nach einer Chemotherapie

Bei einer Chemotherapie werden sehr aggressive Medikamente eingesetzt, die das Wachstum der Zellen hemmen und zum Absterben von Zellen führen.
Diese Medikamente unterscheiden jedoch nicht zwischen Krebszellen und gesunden Zellen. Deshalb können bei einer Chemotherapie neben den Tumorzellen auch gesunde Zellen geschädigt werden und je nachdem, wo sich diese befinden, kommt es bei dem Patienten zu entsprechenden Symptomen.

Oftmals werden Nervenzellen beschädigt. Hierbei handelt es sich vor allem um die kleinen Nervenendigungen, die zum Beispiel in den Händen oder den Füßen liegen.

Die Symptome können von Kribbeln über Taubheitsgefühle bis hin zu Schmerzen führen. Auch Krämpfe können eine mögliche Folge sein. In der Regel gehen diese Beschwerden nach Abschließen der Chemotherapie von selbst wieder zurück.

Bei Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine seltene neurologische Erkrankung, die mit zahlreichen Symptomen am gesamten Körper einhergehen kann. Muskelkrämpfe sind jedoch ein typisches Symptom einer fortschreitenden MS Erkrankung. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung schubförmig auf, wobei sie im Gesamtverlauf über die Jahre fortschreitet und immer mehr neurologische Schäden hinterlässt. Hierbei kommt es zu Nervenschäden, die an der gesamten Muskulatur des Körpers zu Schwächen, Muskelkrämpfen und langfristig zu Lähmungen führen können.

Lesen Sie hier mehr zu Thema: Verlauf von Multiple Sklerose

Bei Anstrengung

Häufig treten die sogenannten paraphysiologischen Krämpfe bei verstärkter Anstrengung auf.
Hierbei werden durch vermehrtes Schwitzen Wasser und Mineralstoffe aus dem Körper ausgeschieden und das Gleichgewicht verschiebt sich.

Da die Mineralstoffe auch für das Zusammenziehen und die anschließende Entspannung de Muskeln zuständig sind, kann es in diesem Zusammenhang zu Muskelkrämpfen kommen.

Vor allem Magnesium und Calcium spielen eine entscheidende Rolle. Calcium ist der Auslöser für die Muskelkontraktionen und Magnesium sorgt dafür, dass das Calcium schnell in die Zellen aufgenommen werden kann und anschließend wieder heraustransportiert wird.
Also hat ein Mangel von Magnesium aufgrund starken Schwitzens häufig Muskelkrämpfe zur Folge.

Oftmals hilft die regelmäßige Einnahme von Magnesiumpräparaten, wenn vermehrt Krämpfe in den Händen unter Anstrengung auftreten. Bei einem Magnesiummangel ist der Körper nicht in der Lage das Gleichgewicht an der Muskelzelle aufrechtzuerhalten, weshalb die Muskelzelle scheinbar ohne Ursache erregt werden kann und krampft. Die wichtigsten Maßnahmen nach muskulären Anstrengungen und dem Auftreten von Krämpfen sind eine körperliche Schonung, Erholung, Ruhigstellung, Massage und Dehnung der betroffenen Muskeln.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Magnesium

Durch Magnesiummangel

Der Magnesiummangel ist eine der häufigsten Ursachen für spontan auftretende Muskelkrämpfe. Es handelt sich dabei um keine gefährliche Erkrankung, sondern lediglich um einen relativ gesteigerten Magnesiumbedarf bei muskulärer Betätigung. Durch vermehrte Muskelarbeit verbrauchen und benötigen die Muskelzellen vermehrt Nährstoffe, Elektrolyte und Mineralien. Selbst bei einer ausgewogenen Ernährung und ausreichenden Versorgung mit Magnesium kann es durch eine vermehrte Muskelaktivität zu einem plötzlichen Magnesiummangel kommen. Auf Zellebene entsteht dabei eine Übererregbarkeit mit einer Krampfneigung schon durch kleine Auslöser. An den Händen kann bereits ein vermehrtes Schreiben eine derartige muskuläre Mehrbelastung sein und Krämpfe verursachen.

Lesen Sie hier mehr zu Thema: An diesen Anzeichen erkennen Sie einen Magnesiummangel​​​

Symptome

Je nachdem, welche Ursache den Krämpfen in den Händen zugrunde liegt, können diese unterschiedlich in Erscheinung treten.

Ein Krampf ist dadurch gekennzeichnet, dass es zu einem unwillkürlichen Zusammenziehen bestimmter Muskeln kommt, welches oft mit Schmerzen einhergeht.

Im Bereich der Hände sind oft mehrere Finger betroffen, die sich dann gleichzeitig verkrampfen und aus eigener Kraft vorerst nicht mehr lösen lassen. Da die Schmerzen oft sehr stark sind, versuchen die Betroffenen oft, mit der anderen Hand die Verkrampfungen zu lösen und die Finger zu strecken.

Ein Krampf kann unterschiedlich lange dauern und durch die verschiedensten Situationen ausgelöst werden. Bei einigen Menschen treten Krämpfe vor allem unter Stress und Anspannung auf, bei anderen hängen sie mit dem Konsum von Alkohol zusammen.

Begleitsymptome, wie bläuliche Verfärbung der Hände oder Kälte können Hinweise auf das sogenannte Raynaud-Syndrom sein, welches zu einer gestörten Durchblutung führt.

Dauer der Krämpfe

Krämpfe in den Händen können von unterschiedlicher Dauer sein.
Ein einzelner Krampfanfall dauert zwischen einigen Sekunden bis hin zu einigen Minuten.

Je nachdem, welche Ursache den Krämpfen zugrunde liegt, treten sie mehr oder weniger häufig auf und sind eventuell situationsabhängig. Wie lange ein solcher Krampfanfall dauert, kann man nicht voraussagen.
Es gibt zudem individuell unterschiedliche Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern und den Krampf zu verkürzen.

Diagnose

Um Krämpfe in den Händen zu diagnostizieren, spielt vor allem die subjektive Patienteneinschätzung eine große Rolle.
Es ist wichtig, dass der Arzt herausfindet, ob die Krämpfe in bestimmten Situationen, zum Beispiel unter Stress oder Kälte, verstärkt auftreten.
Auch eventuell zugrunde liegende Erkrankungen sollten abgefragt, untersucht und dadurch bestätigt oder ausgeschlossen werden können.

In den meisten Fällen ist eine Verschiebung des Mineralstoffgleichgewichts für die Krämpfe verantwortlich und durch die Einnahme von Magnesium und gegebenenfalls ein Verzicht auf Alkohol kann das Auftreten der Krämpfe verhindert oder zumindest gemindert werden.

Besteht der Verdacht auf hormonelle Störungen oder rheumatische Grunderkrankungen, so kann ein Blutbild Aufschluss über die genaue Diagnose liefern.

Therapie

Die Therapie von Muskelkrämpfen in den Händen richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung.
Wenn bei der Untersuchung Durchblutungsstörungen, hormonelle Störungen oder neurologische Schäden festgestellt werden, so sollten diese behandelt werden und dies sollte zu einer Linderung der Krampfbeschwerden führen.

Bei Krämpfen in den Händen, die ohne eine bekannte Grunderkrankung auftreten, hilft oftmals die Einnahme von Magnesiumpräparaten, um die Häufigkeit und die Schwere der Krämpfe zu mindern.
Darüber hinaus empfinden die Patienten verschiedene Methoden als angenehm. Manchen hilft die Hochlagerung der Hand, andere massieren oder dehnen die Hand, damit die Schmerzen nachlassen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Krämpfe trotz Magnesium - Was kann ich tun?

Treten die Krämpfe bevorzugt bei Kälte auf, so kann das Tragen von Handschuhen Linderung verschaffen. Bei einer vorliegenden Durchblutungsstörung kann das Einnehmen bestimmter Medikamente notwendig sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Krämpfe bekämpfen

Krämpfe in den Händen und Beinen

Oftmals treten nicht nur in den Händen Krämpfe auf, sondern auch an den Beinen, vorzugsweise an den Zehen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Krämpfe in den Zehen

Dies kann im Rahmen verschiedener Grunderkrankungen der Fall sein, aber auch bei Krampfanfällen ohne Krankheitswert.
Besteht ein Magnesiummangel, so kommt es sogar häufig vor, dass nicht nur die Hände, sondern auch die Beine betroffen sind, da der Mangel im ganzen Körper besteht. Auch beim Raynaud-Syndrom sind oft Hände und Füße betroffen.

Lesen Sie mehr zum Thema Krämpfe in den Beinen - Was hilft am besten?

Krämpfe in den Händen in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft bedeutet eine enorme Belastung für den Körper und geht mit vielen Veränderungen des Körpers und des Hormonhaushalts einher.

Auch das Gleichgewicht des Mineralstoff- und Wasserhaushalts ist verschoben. Dies kann die Ursache für das Auftreten von Krämpfen in den Händen sein.
Besonders eine Veränderung des Calcium- und Magnesiumhaushalts sind dafür verantwortlich. Die Einnahme von Magnesiumpräparaten kann hier sehr hilfreich sein und die Beschwerden lindern.

Aber auch die erhöhte körperliche Belastung, die einen erhöhten Nährstoffbedarf mit sich bringt, ist eine Ursache für die Krämpfe.
Besonders ab der Mitte der Schwangerschaft treten Krämpfe zunehmend auf, da die Belastung mit dem zunehmenden Gewicht des Kindes steigt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.10.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024