Knorpel kommt in vielen Gelenken des menschlichen Körpers vor und bildet hier eine Gleit- und Pufferfläche für das Gelenk. Wird der Knorpel beschädigt, zum Beispiel durch Abnutzung, Traumata oder Entzündungen, heilt er nur bedingt und langsam. Um diesen Heilungsprozess anzutreiben kann eine Knorpeltransplantation durchgeführt werden, bei der Knorpelzellen aus einem gesunden Gelenk entnommen, heran gezüchtet und in das beschädigte Gelenk eingesetzt werden.
Knorpel ist eine Art von Bindegewebe, die im Körper an unterschiedlichen Stellen -so etwa in Nasenknöcheln oder Ohrmuscheln- aber auch in Gelenken vorkommt. Je nach Knorpeltyp liegt seine Konsistenz irgendwo zwischen festem Gelee und Hartplastik, auch faserige Knorpel gibt es.
Im Gelenk kommt dem Knorpel als Überzug der Gelenkflächen eine wichtige Bedeutung zu: er sorgt dafür, dass diese reibungsarm übereinander gleiten können und puffert in geringem Rahmen auch Stöße ab.
Rein theoretisch können Knorpelschäden im Gelenk (Arthrose genannt, falls sie über das altersübliche Maß hinausgehen) zwar auch durch Unfälle (Traumata) oder Entzündungen innerhalb der Gelenkhöhle (Arthritis) entstehen, weitaus häufiger sind sie jedoch Folge jahrelanger Abnutzung des Knorpelgewebes im Alter, oder aber frühzeitiger Abnutzung bei Fehlhaltung, chronischer Überbelastung oder Knorpelschwäche durch angeborene Bindegewebsdefekte.
Diese Knorpelschäden können dann, vor allem bei Belastung des entsprechenden Gelenkes, Beschwerden bereiten, wie etwa starke Schmerzen oder Gelenkergüsse, da der unter dem Knorpel liegende Knochen nun ungeschützt den Reibungskräften des Gelenkes ausgesetzt ist und sogar abbröseln kann.
Diesem vermehrten Knorpelschaden steht eine auch beim Gesunden bereits sehr einschränkte Heilungsfähigkeit des Knorpels entgegen, die bei von einer Arthrose Betroffenen weiter eingeschränkte sein kann. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
Die hier thematisierte Art der Knorpeltransplantation umgeht zumindest die ersten beiden Punkte teilweise.
Per minimalinvasiver Schlüssel-Loch-Technik (Arthroskopie) wird aus einem gesunden, gering belasteten Knorpelbereich eine geringe Menge an Knorpelzellen (Chondroblasten) entnommen (um die 250 Milligramm) und in einer Nährlösung (dies kann entweder Patientenblut oder eine künstliche Alternative sein) im Labor herangezüchtet. Nach etwa zwei bis sechs Wochen haben sich die Zellen soweit vermehrt, das sie in die defekte Knorpelregion eingebracht werden können. Es sind also üblicherweise 2 operative Eingriffe nötig.
Damit die Zellen (die sich in einer Lösung befinden) auch an Ort und Stelle bleiben, werden sie unter eine Membran gespritzt, die so fein über den Knorpeldefekt genäht wurde, dass die Naht wasserdicht ist. Diese Membran kann entweder patienteneigene Knochenhaut (auch Periost genannt, z.B. vom Schienbein) sein, oder durch vom Schwein stammende Bindegewebsschicht (Kollagen) oder eine künstliche Membran ersetzt werden. Manche Anbieter befestigen die Knorpelzellen auch bereits im Labor auf Kollagen.
Nun befinden sich im Bereich des Knorpelschadens viele wohlgenährte, körpereigene Knorpelzellen, die eine Knorpelheilung wesentlich vorantreiben können.
Vor allem bei Knorpeldefekten im Kniegelenk wird die autologe Knorpeltransplantation zunehmend verwendet, insbesondere um die Ausbildung einer sekundären Arthrose zu verhindern. Dabei stellen vor allem große Knorpeldefekte, oder kleinere Defekte, die bereits erfolglos anderweitig therapiert wurden, eine Indikation dar. In diesen Fällen ist die autologe Knorpeltransplantation in Deutschland üblicherweise Kassenleistung.
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Alternativen zur Autologen Knorpeltransplantation sind vor allem eine größerflächige Knorpeltransplantation, bei der eine größere Menge an Knorpelgewebe aus einem gering belasteten Gelenkteil direkt in den Defekt eingebracht wird, sowie verschiedene Techniken im Rahmen einer Gelenkspiegelung, die durch das aktive Setzen von Mikroverletzungen durch kleine Bohrungen oder durch Schaben eine örtlich begrenzte Blutung hervorrufen und Heilungsprozesse anschieben oder die beschädigte Gelenkfläche glätten (sogenannte Gelenktoilette oder Abrasion).
Andere operative Verfahren wie Gelenkersatz (Endoprothese), Gelenkversteifung (Arthrodese) oder Gelenkumstellung (Korrekturosteotomie) können nicht mittels Arthroskopie durchgeführt werden, sondern erfordern eine offene und somit größere Operation mit entsprechend größeren Risiken und längerer Genesungszeit, können aber unter Umständen trotzdem die bessere Wahl sein.
Natürlich sind auch das Unterlassen eines Eingriffes sowie eine lediglich symptomatische Behandlung (etwa durch Schmerzmittel) immer Alternativen, die sorgfältig erwogen werden müssen, vor allem, wenn durch Begleiterkrankungen oder das Alter die mit einem Eingriff immer verbundenen Risiken deutlich erhöht, oder aber die Erfolgschancen deutlich verschlechtert sind.
Welche Handlungs- (oder Handlungsunterlassungs-) entscheidung im Einzelfall die beste Wahl darstellt - also das günstigste Verhältnis aus Risiken und Heilungschancen aufweist - , hängt von vielen Faktoren wie Begleiterkrankungen, Alter, Gelenkfehlstellungen, anatomischen Normabweichungen etc ab.
Unabhängig von der Therapieentscheidung kann ein Therapieerfolg nie garantiert werden; bleibt ein Behandlungserfolg oder Misserfolg immer zufallsbehaftet. Im Umkehrschluss bedeutet ein Misserfolg oder gar das Eintreten ernsthafter Komplikationen nicht automatisch, dass die falsche Heilmaßnahme gewählt wurde oder bei ihrer Durchführung Fehler gemacht worden sind.
Wie jede Operation birgt auch die Autologe Knorpeltransplantation Risiken.
Während durch die Operationsschnitte Narben und Schmerzen ebenso regelmäßig zu erwarten sind wie geringgradige Blutungen während und nach dem Eingriff, gibt es jedoch auch schwerwiegendere Komplikationen, die zwar bei sachgerechter Durchführung der Maßnahme sehr unwahrscheinlich, aber nie ganz auszuschließen sind.
Besonders zu nennen sind hier stärkere Blutungen während oder nach der Operation, die im schlimmsten Fall auch eine Bluttransfusion mit all ihren Risiken wie Immunreaktion (die ihrerseits schlimmstenfalls zu Schock und Tod führen kann) oder Infektion, nötig machen.
Auch sind Verletzungen umliegenden Gewebes wie Nerven und Gefäßen oder aber des Gelenkes selbst möglich und können in letzter Konsequenz eine erneute Operation oder bleibende Schäden bedeuten.
Trotz Arbeit unter sterilen Bedingungen kann eine Infektion der operierten Region nicht immer Verhindert werden, diese kann sich im schlimmsten denkbaren Szenario zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln oder aber eine Versteifung des Gelenkes erfordern.
Ebenso sind allergische Reaktionen auf während der Operation angewendete Materialien oder lebensbedrohliche narkosebedingte Komplikationen zwar sehr selten, aber möglich.
Des weiteren kann ein Erfolg der Heilmaßnahme nie hundertprozentig garantiert werden.
Trotz dieser Risiken handelt es sich bei der für die Autologen Knorpeltransplantation nötigen Operation um einen Standardeingriff, bei dem die oben aufgeführten ernsthafteren Komplikationen sehr selten sind.
Bedenken sind vor allem dann angebracht, wenn Begleiterkrankungen wie vorliegen oder vermutet werden, die Blutgerinnung, Immunsystem, Wundheilung oder Knorpelstoffwechsel beeinträchtigen und dadurch die Risiken des Eingriffes erhöhen. Auch ein verminderter Allgemeinzustand oder Herzkreislaufschwäche im Zuge von Vorerkrankungen oder Alter können die allgemeinen Narkose- und Operationsrisiken steigern.
Eine Abwägung von Risiken und Heilungschancen im Vergleich der Therapieoptionen ist in jedem Einzelfall unabdinglich und nicht immer einfach. Patienten sollten in ihrem persönlichen Entscheidungsprozess in Erwägung ziehen, mehr als einen ärztlichen Rat einzuholen.
Wie bei jeder anstehender Operation ist es hierbei für eine breiter aufgestellt Einschätzung der persönlichen Gesundheitslage und ihrer optimalen Behandlung förderlich, je einen Fachspezialisten zu befragen, der die in Erwägung stehende Maßnahme entweder selber durchführen (oder aber in seiner Einrichtung durchführen lassen) kann, oder aber eben nicht.
Etwa 85 Prozent der Autologen Knorpeltransplantationen werden als Erfolg eingestuft. Da die Methode erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt und im Rahmen eines jahrelangen Prozesses variiert wurde und an Bekannt- und Beliebtheit gewonnen hat, liegen keine Ergebnisse größer angelegter wissenschaftlicher Studien zum langfristigen Erfolg der Autologen Knorpeltransplantation vor.
Dennoch beurteilen Fachexperten aufgrund individueller Erfahrungen die langfristige Entwicklung als vielversprechend. Auch über viele Jahre nach dem Eingriff durch die Autologe Knorpeltransplantation eine relevante Symptomreduktion oder vollkommene Beschwerdefreiheit zu erreichen ist möglich.
Leider ist ein Therapieerfolg nie zu garantieren.
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