Überschreitet die Kaliumkonzentration des Blutserums 5 mmol/l, spricht man bei Erwachsenen von einer Hyperkailämie. Die Symptome einer Hyperkaliämie sind häufig nicht eindeutig zuzuordnen und betreffen v.a. Herz-Kreislaufsystem, Nerven und Muskeln. Ursachensind häufig fehlerhafte Messungen, vermehrte Kaliumzufuhr und Elektrolytverschiebungen aus dem Zellinneren nach außen infolge eines sauren pH-Wertes, Chemotherapien, Muskelzerstörung oder einer Hämolyse. Auch eine reduzierte Kaliumausscheidung durch Medikamente und bei Niereninsuffizienz führt zum Kaliumüberschuss. Therapiert wird die Ursache, sowie in Notfällen mit Insulin und Glukose.
Eine Hyperkaliämie liegt vor, wenn der Kaliumwert im Blut einen bestimmten Wert überschreitet. Überschreitet die Kaliumkonzentration des Blutserums 5 mmol/l, spricht man bei Erwachsenen von einem Überschuss. Der Grenzwert im Kindesalter liegt bei 5,4 mmol/l.
Schon kleine Konzentrationsänderungen haben deutliche Auswirkungen im Herzkreislaufsystem und auf das Zusammenwirken von Muskeln und Nerven. Eine derartige Elektrolytstörung kann lebensbedrohlich sein.
Doch nicht nur die Konzentrationsschwankung allein spielt eine wichtige Rolle, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht. Je schneller das Serumkalium ansteigt, desto folgenschwerer sind die Konsequenzen.
Bei einer Hyperkaliämie handelt es sich um einen Notfall, da es im schlimmsten Fall zu einer schweren Herzrhythmusstörung und einem Herzstillstand kommen kann. Folgende Symptome sind typisch für die Erkrankung und sollten genau diagnostiziert werden.
Das Herz kann durch viele Ursachen aus dem Takt gebracht werden. Eine Ursache ist die Hyperkaliämie. Der zu hohe Anteil an Kalium führt zu einer Dauererregung an den Zellwänden der Herzmuskelzellen. Die Dauererregung sorgt dann dafür, dass die Zellen ungeordnet in die Ruhepause gehen und nicht mehr regelmäßig gesteuert werden.
Hierbei kommt es zu unregelmäßigen Herzschlägen und einem unregelmäßigen Blutfluss durch den Körper. Dies kann bis zum sogenannten Kammerflimmern führen, was einem Herzstillstand gleichkommt, da das Herz zu schnell schlägt, um Blut durch den Körper zu pumpen.
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Eine Azidose ist eine Übersäuerung des Blutes. Der pH-Wert, welcher angibt wie sauer das Blut ist, liegt in einem engen Bereich und Abweichungen können schwerwiegende Folgen haben.
Bei einer Azidose versucht der Körper den Wert über die Nieren auszugleichen. Das heißt, dass saure Protonen ausgeschieden werden. Dies kann die Niere jedoch nur im direkten Tausch gegen Kaliumionen. Für jedes Proton was abgegeben wird, nimmt der Körper also ein Kaliumionen auf. Die Kaliummenge im Blut steigt an und es kommt zu einer Hyperkaliämie mit den dementsprechenden Folgen.
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Eine Bradykardie, also ein verlangsamter Herzschlag, kann viele Ursachen haben. Bei der Bradykardie handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung.
Ein Überschuss von Kalium kann bei den Herzmuskelzellen dazu führen, dass bestimmte Ionenkanäle ungeordnet in einer Art Ruhepause sind. Dadurch werden die Herzschläge nicht mehr regelmäßig ausgelöst. Dies kann zu unterschiedlichen Herzrhythmusstörungen führen, zu denen eben auch die Bradykardie zählt.
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Im Elektrokardiogramm, kurz EKG, kann der Arzt bestimmte Herzerkrankungen erkennen. Die Muster im EKG sind bei bestimmten Störungen, auch bei der Hyperkaliämie, typisch geformt.
Als erstes fallen die unregelmäßigen Herzschläge und das sogenannte zeltförmige T auf. Dies ist die letzte Welle eines vollständigen Herzrhythmuskomplex. Bei starkem Kaliumüberschuss verändern sich auch die anderen Wellen im EKG.
Bei Kammerflimmern, was eine Folge der Hyperkaliämie sein kann, zeigt das EKG sehr schnelle ungeordnete Zacken. Ein EKG kann sowohl routinemäßig beim Hausarzt als auch zur dauerhaften Kontrolle im Krankenhaus geschrieben werden.
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Ein metallischer Geschmack im Mund kann durch verschiedene Krankheiten und Medikamente ausgelöst werden. Bei Nierenversagen berichten Betroffene oft von einem metallischen Geschmack.
Nierenversagen gehört zu den häufigsten Ursachen einer Hyperkaliämie und somit geben auch Patienten mit einer Hyperkaliämie häufig die Geschmacksveränderung an. Der metallische Geschmack wird jedoch nicht unmittelbar über Kalium im Mundraum ausgelöst. Der Betroffene schmeckt also nicht Kalium, sondern die Sinneswahrnehmung Schmecken verändert sich insgesamt.
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Eine Hyperkaliämie zeigt durch sehr unspezifische Symptome und ist normalerweise nicht mit Schmerzen verbunden. Einige Betroffene können jedoch das, für die Hyperkaliämie typische, Kribbeln in den Fingern als sehr unangenehm empfinden und daher auch von Schmerzen berichten.
Bei einem akuten Nierenversagen durch Entzündungen, welches eine Ursache der Hyperkaliämie sein kann, kann es zudem zu starken Schmerzen im Bereich der Nieren kommen. Diese sind jedoch nicht die Folge der Hyperkaliämie.
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Da die Hyperkaliämie immer im Rahmen von anderen Erkrankungen auftritt, kann es schwierig sein, ein Symptom wie Müdigkeit einer bestimmten Ursache zuzuordnen.
In den meisten Fällen ist jedoch nicht die Hyperkaliämie die Ursache, sondern ein zusätzliches Symptom neben der Müdigkeit. Wesentlich typischer ist die Müdigkeit bei einer Hypokaliämie, also bei dem Absinken des Kaliumwerts.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hypokaliämie
Auch bei der Verstopfung handelt es sich eher um ein Symptom der Hypokaliämie. Dies bedeutet, dass der Betroffene zu wenig Kalium im Blut hat. Für die Hyperkaliämie ist eine Verstopfung ungewöhnlich.
Da jedoch viele Symptome auf die Grunderkrankung und nicht auf die Hyperkaliämie zurückzuführen sind, können Verstopfungen zeitgleich mit der Hyperkaliämie auftreten. Dies ist zum Beispiel bei Tumorerkrankungen im Darm möglich. Hierbei kann bei einigen Therapien der Tumor so schnell angegriffen werden, dass der Tumor sich auflöst und die Bestandteile zu Störungen im Salz- und Wasserhaushalt des Körpers führen.
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Eines der beiden typischen Symptome bei einer Hyperkaliämie ist eine Muskelschwäche. Diese betrifft sowohl die Skelettmuskulatur als auch die Herzmuskulatur. Durch das vermehrte Kalium öffnen sich Ionenkanäle in den Zellmembranen. Nach jeder Öffnung gehen die Kanäle für kurze Zeit in eine Ruhepause. Durch die erhöhte Menge des Kaliums kommt dieser Zyklus aus dem Rhythmus und die Zellen bekommen unterschiedliche Informationen. Bei der Skelettmuskulatur führt dies dazu, dass die Betroffenen weniger Kraft aufbringen können.
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Die Hyperkaliämie ist ein absoluter Notfall und kann innerhalt kurzer Zeit schwerwiegende Folgen für den Körper haben. Nach den eher unspezifischen Frühsymptomen kommt es zu einer Herzrhythmusstörung mit einem zu langsam schlagenden Herz. Dieser langsame Herzschlag kann den Körper nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen.
Das Gehirn benötigt große Mengen Sauerstoff und schon ein geringer Mangel kann eine Bewusstseinsstörung auslösen. Dies ist ein Schutzmechanismus des Körpers, da das Gehirn in einem Ruhemodus weniger Sauerstoff verbraucht.
Wird eine Hyperkaliämie symptomatisch, handelt es sich um einen akut lebensbedrohlichen Zustand. Eine Therapie muss umgehend erfolgen. Zur Senkung der Kaliumkonzentration werden verschiedene Maßnahmen eingeleitet.
Eine von ihnen ist die Gabe von Insulin. Die Applikation erfolgt entweder als Injektion oder als kontinuierlich als Infusion. Die Infusion enthält eine genaue berechnete Menge an Insulin und Glucose.
Insulin bewirkt die Aufnahme von Glucose in die Zellen der Leber und Skelettmuskulatur. Gleichzeitig wird auch Kalium in die Zellen transportiert und damit aus dem Extrazellulärraum entfernt. Die alleinige Gabe von Insulin würde bei normal hohem Blutzuckerwert zu einer Unterzuckerung führen. Aus diesem Grund wird der Infusion Glucose hinzugefügt. Diese hat jedoch keine Auswirkungen auf die Höhe des Kaliumwertes. Allgemein gilt, dass der Blutzucker während der Insulingabe in engen zeitlichen Abständen kontrolliert werden muss.
Insulin kann als sogenannter Bolus in Form von 10 bis 20 IE (Injektionseinheiten) in das Unterhautfettgewebe appliziert werden. Eine andere Möglichkeit ist die intravenöse Gabe über eine kontinuierlich laufende Infusion. 10 IE Insulin werden beispielsweise zusammen mit 100ml einer 33 prozentigen Glucoselösung verabreicht. Die genaue Dosierung richtet sich jedoch nach dem Ausgangswert des Blutzuckers. Nach etwa 10 bis 20 Minuten setzen die ersten Effekte ein. Die maximale Wirkung ist nach etwa einer halben bis vollen Stunde erreicht und hält in abnehmender Wirkstärke für ungefähr fünf Stunden an. Der Kaliumwert kann in dieser Zeit um einen Wert von 0,5 bis 1,5 mmol/l gesenkt werden.
Je höher der Wert der ursprünglichen Kaliumkonzentration und je höher die zugeführte Insulinkonzentration, desto deutlicher ist die therapeutische Wirkung.
Die Infusion mit Insulin stellt eine effiziente und schnelle Methode zur Senkung der Serumkaliumkonzentration dar. Nur die Dialyse erreicht eine noch raschere Senkung.
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Änderungen des pH-Wertes haben Auswirkungen auf die Kaliumkonzentration.
Ein sinkender, also saurer pH-Wert (= Azidose), bewirkt eine Umverteilung der Ionen. Die Kaliumkonzentration im Serum steigt.
In der Therapie einer Hyperkaliämie nutzt man den umgekehrten Effekt zur Senkung des Kaliumwertes.
Durch die Gabe von Natriumhydrogencarbonat wird der pH-Wert erhöht. So erzeugt man eine Alkalose, die die Kaliumkonzentration im Serium senkt. Eine Nebenwirkung der Therapie mit Natriumhydrogencarbonat ist folglich die Alkalose durch Erhöhung des pH-Wertes.
Zu den Ursachen einer Kaliumerhöhung zählen verschiedene Nierenerkrankungen, wie akutes Nierenversagen, Morbus Addison und chronische Niereninsuffizienz. Kalium, welches normalerweise ausgeschieden wird, verbleibt im Körper.
Auch Medikamente können eine Hyperkaliämie verursachen. Darüber hinaus führen Veränderungen des pH-Wertes, großflächige Zerstörung von Muskulatur oder vermehrte Kaliumzufuhr zu einem Elektrolytüberschuss. Falsch hohe Werte bei Blutentnahmen sind auf das austretende Kalium aus geplatzten roten Blutzellen zurückzuführen.
ACE-Hemmer werden vor allem in der Therapie der arteriellen Hypertonie, also eines erhöhten Blutdrucks, eingesetzt. Eine Folge beruht auf der Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), wodurch weniger Aldosteron freigesetzt wird. Dies bewirkt in weniger als 10% der Fälle eine Erhöhung von Kalium im Serum, also eine Hyperkaliämie. Diese Nebenwirkung tritt in geringer Dosierung nicht auf.
Folgende Risikofaktoren erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit für einen Kaliumüberschuss: bereits vorliegende Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz und hohes Alter. Die parallele Einnahme nicht-steroidaler-Antiphlogistika (NSAR) sowie kaliumsparender Diuretika begünstigt außerdem das Auftreten einer Hyperkaliämie.
Weitere Informationen zum Thema Hyperkaliämie
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