Therapie der Gicht

Die Therapie der Gicht hat verschiedene Bausteine. Zu den verschiedenen Formen der Therapie gehören die Ernährung bei Gicht, Medikamente und viele weitere Maßnahmen.

Therapie bei Gicht

Unterschieden werden muss hier zwischen der Therapie des akuten Gichtanfall und der Therapie der erhöhten Harnsäure (Hyperurikämie).
Ziel der Behandlung des akuten Gichtanfalls ist die Schmerzlinderung und die Eindämmung der Entzündungsreaktion.

Zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls wurde früher meistens Colchizin, das Gift der Herbstzeitlosen, verwendet. Heute wird wegen der vielen Nebenwirkungen (v.a. Durchfall und Erbrechen) meistens ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR, z.B. Indometacin, Diclofenac) angewendet, durch das der Schmerz des Gichtanfalls ebenso gut beherrschbar ist.
Unter Umständen kann auch die Therapie mit einem Steroid (Kortison) sinnvoll sein.
In der Schwangerschaft gilt Phenylbutazon (Butazolidin®) als Mittel der Wahl.

Ziel der Behandlung der chronischen Gicht ist die Vermeidung von akuten Gichtanfällen, Nierensteine, Schädigung der Niere, weiteren Gelenkschäden sowie die Erholung (Regeneration) geschädigter Gelenke.
Um dies zu erreichen ist eine Senkung des Harnsäurespiegels auf Normalwerte erforderlich.

Für die Behandlung der Hyperurikämie gibt es drei Ansatzpunkte:

  1. Reduktion der Purinzufuhr durch purinarme Ernährung und Alkoholverzicht.
    Überschreiten die Harnsäurewerte nicht eine gewisse Konzentration, kann eine rein diätetische Behandlung mit dem Ziel einer dauerhaften Senkung des Harnsäurespiegels durch Ernährungsumstellung genügen und es muss keine medikamentöse Behandlung erfolgen.
    Bei der purinarmen Ernährung ist darauf zu achten, dass v.a. der Fleischverzehr gesenkt wird. Fleisch, Fisch und Wurst sollten höchstens einmal am Tag auf dem Speiseplan stehen.
    Auch Bohnen, Linsen und andere Hülsenfrüchte sind purinreich. Milch und Milchprodukte, sowie Eier sind dagegen purinarme Lebensmittel.
    Der Konsum von Alkohol hat auf mehreren Ebenen Einfluss auf den Harnsäuregehalt im Blut. Zum einen hemmt Alkohol die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere, zum anderen kommt es durch übermäßigen Konsum zu einer Übersäuerung des Blutes, was die Löslichkeitsgrenze der Harnsäure weiter herabsetzt (Harnsäure fällt schneller aus). Zu berücksichtigen ist ebenfalls der sehr hohe Puringehalt des Bieres.
    Wichtig ist auch zu beachten, dass Fastenkuren oder Null-Diäten u.U. einen Gichtanfall auslösen können. Während des Fastens bildet der Körper vermehrt Ketonkörper, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmen. Insgesamt wirkt sich eine Gewichtsreduktion z.B. durch Sport, besonders Ausdauersport jedoch positiv auf die Erkrankung aus.
    Lesen Sie mehr zum Thema: Ernährung bei Gicht
  2. Steigerung der Harnsäureausscheidung über die Niere durch Medikamente (Urikosurikum).
    Als Medikament wäre hier z.B. Benzbromaron (Desuric®) zu nennen. Es steigert die Nierenausscheidung von Harnsäure indem es die Wiederaufnahme von Harnsäure aus dem Harn senkt.
  3. Hemmung der Xanthin-Oxidase durch Medikamente.
    Die Xanthin-Oxidase ist ein Enzym im stufenweisen Abbau von Purinen zu Harnsäure. Im letzten Schritt des Abbaus werden gut lösliche Vorstufen (Xanthin und Hypoxanthin) durch die Xanthin - Oxidase umgewandelt zur schlecht löslichen Harnsäure. Eine Möglichkeit zur Reduktion der Hyperurikämie besteht nun in der Hemmung dieses Enzyms, so dass vermehrt die für unseren Körper leicht auszuscheidenden Vorstufen anfallen. Das Mittel der Wahl ist hier Allopurinol (z.B. Zyloric®).

Weitere Informationen zum Thema Ernährung finden Sie hier: Ernährung bei Rheuma

Harnsäure in Lebensmitteln

Nahrungsmittel mit hohem Harnsäureanteil

Nahrungsmittel | mg Harnsäure / 100 gr

Pilze | 800

Milz | 600

Lunge | 500

Niere | 400

Bohnen | 500

Gans | 250

Fisch | 400

Prophylaxe und Prognose

Wer erblich vorbelastet ist, kann vorsorglich regelmäßig die Harnsäurewerte im Blut bestimmen lassen, damit ein Anstieg rechtzeitig bemerkt werden kann. Bei erhöhten Harnsäurewerten kann eine Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und eine Einschränkung des Alkoholkonsums die Werte wieder normalisieren und so einer möglichen Erkrankung vorbeugen.

Insgesamt hat die Erkrankung Gicht eine gute Prognose. Die meisten schwereren Komplikationen lassen sich verhindern, wenn frühzeitig eine konsequente Therapie begonnen wird. Bei sachgerechter Therapie der Gicht unterscheiden sich Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und Lebenslänge dieser Patienten nicht von der von Gesunden. Insgesamt heißt Leben mit Gicht v.a. eine Änderung im Lebens- und Ernährungsstil.
Dauerhaft erhöhte Harnsäurewerte gehen statistisch mit einer verkürzten Lebenserwartung einher und schädigen das Herz-Kreislauf-System.

Homöopathie

Auch durch verschiedene Homöopathika kann Gicht positiv beeinflusst werden.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Homöopathie bei Gicht

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Gicht, Ernährung bei Gicht sowie der Therapie finden Sie unter unseren Themen:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.06.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023