Hyperurikämie bezeichnet eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blutserum. Bei Konzentrationen über 6,5 mg/dl , liegt die Harnsäure nicht mehr gelöst vor, sondern kann in Form von Uratkristallen ausfallen. Typische Beschwerden treten dann in Form von akuten Gichtanfällen mit starken Gelenkschmerzen und Entzündungszeichen auf. Therapie kann purinarme, möglichst fleischarme Kost sein.
Eine Hyperurikämie bezeichnet eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut-Serum.
Ab Konzentrationswerten von über 6,5 mg/dl spricht man von einem gesteigerten Harnsäurespiegel.
Der Grenzwert richtet sich nach der Löslichkeit des Natriumsalzes der Harnsäure. Bei Konzentrationen darüber, liegt die Harnsäure nicht mehr einheitlich gelöst im Serum vor, sondern kann in Form von Harnsäure- oder Uratkristallen ausfallen. Diese lagern sich im Blut und Gewebe ab und verursachen im zeitlichen Verlauf Symptome.
Typische Beschwerden treten in Form von akuten Gichtanfällen mit starken Gelenkschmerzen und Entzündungszeichen auf. Eine chronische Gicht und eine Gichtathritis können sich bei Fortschreiten entwickeln.
In vielen Fällen bleibt die Hyperurikämie klinisch unauffällig. Manifestiert sich die Hyperurikämie in Form von Beschwerden, handelt es sich um Gicht. Typische Erscheinungsformen sind der akute Gichtanfall, die chronische Gicht und krankhafte Nierenveränderungen. Die Hyperurikämie ohne Arthritis ist ebenfalls eine mögliche Verlaufsform. Im Anfangsstadium eines erhöhten Harnsäurespiegels sind in der Regel keine Symptome zu beobachten. Eine gesteigerte Harnsäurekonzentration kann jedoch die Basis Ausgangsituation für die Entwicklung einer Gicht sein. Symptome treten erst nach fünf bis zehn Jahren auf. In der Intermediärphase, der Phase zwischen zwei Gichtanfällen, bestehen keinerlei Symptome. Die Beschwerdefreiheit ist jedoch zeitlich begrenzt und täuscht den Anschein einer Heilung vor.
Ein akuter Gichtanfall geht mit typischen Entzündungszeichen und starken, plötzlich auftretenden Schmerzen einher. Der Beschwerdebeginn ist meist nachts. Der Gichtanfall steht in vielen Fällen in Verbindung mit einer besonders üppigen, purinreichen Mahlzeit und tritt am häufigsten am Großzehengrundgelenk auf. Weitere Lokalisationen sind das Daumengrundgelenk, die Fingergelenke und das Knie- sowie Sprunggelenk. Die Haut in Gelenknähe ist geschwollen und gerötet. Betroffene klagen über starke Gelenkschmerzen, die meist nach sechs bis zwölf Stunden ihr Maximum erreichen. Auch Fieber wird beobachtet. Bis zu einer Woche können die Beschwerden eines akuten Gichtanfalls andauern.
Bleiben die akuten Gichtanfälle lange Zeit unbehandelt, nimmt die Häufigkeit der Anfälle und der betroffenen Gelenke zu. Man spricht von einer Chronifizierung der Gicht. Dies entspricht einem schleichenden Fortschreiten der Ablagerung von Harnsäurekristallen, die die Gelenke zunehmend zerstören. Die beschwerdefreien Intervalle nehmen ab, die schmerzhaften Phasen dagegen zu. Die dauerhafte Entzündung der Gelenke greift nicht nur den Knorpel, sondern auch den Knochen an. Typischerweise treten Tophi oder Gichtknötchen auf. Ihre häufigste Lokalisation ist das Ohr, aber sie finden sich auch an Händen, Füßen und Schleimbeuteln sowie Sehnenscheiden.
Zu den krankhaften Veränderungen der Niere zählen die sogenannte Uratnephropathie und die Bildung von Nierensteinen. Beiden Folgeerscheinungen liegt die Ablagerung von Harnsäurekristallen zugrunde. Die Uratnephropathie bezeichnet hierbei das akute Versagen der Niere infolge eines verstopften Gangsystems der Nierenkanälchen.
Zur Diagnose einer Hyperurikämie wird in erster Linie der Laborwert herangezogen. Es existieren weitere diagnostische Tests zur Ursachenabklärung.
Bei Verdacht auf einen hohen Harnsäurespiegel wird der Harnsäurewert im Blutserum bestimmt. Ab Werten von mehr als 6,5 mg/dl spricht man von einer Erhöhung des Wertes über den Normbereich.
Weiterhin kann die Ausscheidung der Harnsäurekonzentration im Urin gemessen werden. Dies spielt eine wichtige Rolle bei der Unterscheidung zwischen einer primären, also einer erblich bedingten Urämie, und einer sekundären Hyperurikämie. Liegt eine genetische Ursache vor, ist die Harnsäureausscheidung über die Niere in den allermeisten Fällen eingeschränkt. In etwa einem Prozent der Fälle handelt es sich um einen Enzymdefekt, der mit einer Harnsäureüberproduktion einhergeht. Die Bestimmung der Harnsäureclearance unterscheidet zwischen einer Überproduktion bzw. einer verminderten Ausscheidung. Hierfür wird neben der Harnsäurekonzentration im Serum, auch die Konzentration im 24-Stunden Sammelurin gemessen. Das Verhältnis von Harnsäure zu Kreatinin erfüllt den gleichen Zweck, ist jedoch weniger exakt.
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Die symptomatische Hyperurikämie in Form von unspezifischen Gelenkbeschwerden wird mit Hilfe einer Gelenkpunktion gestellt. Hierfür entnimmt man mit einer Nadel Gelenkflüssigkeit und untersucht diese auf Harnsäurekristalle. Der Harnsäurespiegel ist beim akuten Gichtanfall nicht zwingend erhöht.
Solange eine Hyperurikämie keinerlei Beschwerden macht, reicht eine konservative Therapieempfehlung meist aus.
Zu den Maßnahmen zählen purinarme, möglichst fleischarme Kost, geringer Alkoholkonsum und Gewichtsverlust bei Übergewicht. Darüber hinaus sollte die tägliche Flüssigkeitsaufnahme mindestens zwei Liter betragen. Dies gilt bis zu einem Harnsäurespiegel von 9 bis 10 mg/dl.
Liegt die Konzentration darüber oder sind die ersten klinischen Symptome zu beobachten, werden medikamentöse Maßnahmen eingeleitet. Es wird eine möglichst dauerhafte Senkung der Serumharnsäurekonzentration auf 5,0 bis 5,5 mg/dl angesteuert.
Im Rahmen einer sekundären Hyperurikämie sollte zunächst die Grunderkrankung eine Behandlung erfahren.
Weiterhin kommen Urikostatika und Urikosurika zum Einsatz. Febuxostat und Allopurinol hemmen die Harnsäurebildung. Benzbromaron wirkt an der Niere und reduziert auf diesem Weg die Wiederaufnahme von Harnsäure. Urikostatika, als auch Urikosurika werden in der Therapie der Gicht eingesetzt.
Liegt ein erhöhter Harnsäurespiegel vor, sollten einige Lebensmittel gemieden werden. Dies gilt auch dann, wenn noch keine manifesten Symptome vorliegen. Purinreiche Lebensmittel werden im Körper zu Harnsäure abgebaut und tragen zur weiteren Erhöhung des Wertes bei. Ein hoher Purinanteil ist vor allem in Fleisch und Eingeweiden enthalten. Hierzu zählen insbesondere Schweine-, Gänse- sowie Rinderfleisch. Einige Fischsorten wie Forelle, Hering und Sardinen besitzen ebenfalls eine hohe Purinkonzentration. Einige Gemüsesorten wie Erbsen, Kohl und Bohnen sollten in geringen Mengen verzehrt werden. Ein deutlich reduzierter Alkoholkonsum spielt ebenfalls eine wichtige Rolle zur Senkung des Harnsäurespiegels.
Nicht verzichtet werden muss auf Produkte mit einem hohen Eiweißgehalt wie Milchprodukte. Auch Obst und ein Großteil des Gemüses kann ohne Bedenken verzehrt werden.
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Grundsätzlich lassen sich zwei Ursachen unterscheiden.
Die primäre Hyperurikämie ist familiär bedingt. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine deutlich reduzierte Harnsäureausscheidung über die Niere.
Bei der sekundären Form der Hyperurikämie liegt ursächlich ein anderer Auslöser vor. Hierzu zählen der erhöhte Harnsäureanfall infolge eines gestörten Purinstoffwechsels oder vermehrter Harnsäureproduktion und die reduzierte Ausscheidung infolge chronischer Nierenerkrankungen, der Einnahme bestimmten Diuretika, Alkoholabusus und einer sogenannten Ketoazidose. Weiterhin kann auch der gesteigerte Abbau bzw. Umbau von Zellen im Rahmen bösartiger Tumorerkrankungen als Ursache fungieren. Ein häufiger Auslöser in der westlichen Welt ist die gesteigerte Aufnahme von Proteinen mit der Nahrung.
Zu den Ursachen einer sekundären Hyperurikämie zählen bestimmte Diuretika. Der Effekt diuretisch wirksamer Stoffe beruht auf einer Förderung der Wasserausscheidung über die Niere. Sie finden unter anderem Anwendung in der Behandlung einer Herzinsuffizienz, bei Bluthochdruck, Ödemen und einer bindegewebigen Umwandlung der Leber (Leberzirrhose).
Häufig wird unter Therapie mit einem Diuretikum ein deutlich erhöhter Harnsäurespiegel beobachtet. Die Patienten sind in der Regel beschwerdefrei, obwohl die Konzentration höher ist als in vielen Fällen eines akuten Gichtanfalls. Eine medikamentöse Therapieempfehlung bei Diuretika-induzierter Hyperurikämie wird derzeit nicht ausgesprochen.
Eine der häufigsten Ursachen für eine sekundäre Hyperurikämie in der westlichen Welt ist die Zufuhr purinreicher Kost.
Die „Wohlstandskrankheit“ ist häufig in Verbindung mit fleischreicher Ernährung, Alkoholkonsum und wenig körperlicher Aktivität zu beobachten. Neben den genannten Risikofaktoren scheint aber auch Fructose eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines erhöhten Harnsäurespiegels zu spielen. Fruchtzucker oder Fructose ist nicht nur in Obst und Gemüse enthalten, sondern findet zunehmend in konzentrierter, künstlich hergestellter Form in der Lebensmittelindustrie Verwendung. Vor allem in Süßgetränken, Süßigkeiten, Backwaren und Fertigdressings- sowie Saucen findet sich eine hohe Fruchtzuckerkonzentration. Bereits kurze Zeit nach Fructoseaufnahme ist ein Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut als auch im Urin zu beobachten. Die Verstoffwechslung des Fruchtzuckers im Körper bewirkt nicht nur eine erhöhte Purin-Synthese, sondern auch eine reduzierte Harnsäureausscheidung über die Niere.
Die Wirkung der Fructose auf die Harnsäurekonzentration im Serum ähnelt dem Effekt des Alkohols. Insbesondere Menschen mit nachgewiesener Hyperurikämie sind einem deutlich gesteigerten Risiko für einen Gichtanfall ausgesetzt. Auch Gesunde sind von einer Risikoerhöhung betroffen. Fructosehaltige Fertigprodukte, die neben einer hohen Fruchtzuckerkonzentration wenig andere Nährstoffe enthalten, sollten aus diesem Grund gemieden werden.
Die Gicht wird definiert als Manifestation einer Hyperurikämie mit verschiedenen Symptomen. Die Entwicklung einer symptomatischen Gicht lässt sich in vier Stadien einteilen. Nicht alle Stadien sind durch Beschwerden gekennzeichnet. Beschwerdefrei Phasen wechseln sich mit akuten Verlaufsformen ab.
Podagra bezeichnet den akuten Gichtanfall am Großzehengrundgelenk. In mehr als der Hälfte der Fälle tritt der erste Gichtanfall an diesem Gelenk auf. Betroffene klagen über plötzliche, starke Schmerzen, die vor allem nachts auftreten. Das Gelenk ist geschwollen, die Haut fühlt sich warm und ist rötlich verfärbt. Es handelt sich um eine Arthritis, eine akute Entzündung des Großzehengrundgelenks. Zwischen der Lokalisation und dem Auftreten des ersten akuten Gichtanfalls besteht ein enger Zusammenhang. Gelenke, die am weitesten von der warmen Körpermitte entfernt sind, weisen eine geringere Temperatur auf. Ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut, Änderungen des pH-Wertes und eine geringere Temperatur an den peripheren Gelenken begünstigen das Ausfallen von Uratkristallen.
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