Bestrahlung eines Fersensporns

Der Fersensporn kann mit einer Bestrahlung nichtoperativ behandelt werden. Dafür steht zum einen die Stoßwellentherapie zur Verfügung. Dazu werden Ultraschallwellen benutzt und der Fersensporn bröckelt langsam ab. Eine andere Möglichkeit ist die Behandlung mit Röntgenstrahlen.

Bestrahlung eines Fersensporns (Röntgenreizbestrahlung)

Synonyme

  • Röntgenreizbestrahlung
  • Orthovolttherapie

Ursache und Entstehung eines Fersensporns

Die Ursache der Fersenspornentwicklung beruht in einer erhöhten Druck- und Zugbelastung der Sehnenansätze am Fersenbeinkörper. Durch diesen Reiz werden Umbauprozesse in den Sehnenfasern in Gang gesetzt, die letztendlich zu einer spornartigen, nach fußwärts gerichteten Knochenneubildung führt. Der Fersensporn kann durch seine Druckbelastung zu einer Entzündungsreaktion des umgebenden Gewebes führen.

Auslösende Faktoren für die Entstehung eines Fersenspornes sind:

  • Alter
  • Übergewicht (Adipositas)
  • schlechtes Schuhwerk
  • Überlastungen (Beruf und Sport)
  • Fußfehlbildungen mit Streckung des Fußlängsgewölbes (häufig: Knick-Senkfuß, teilweise auch Spreizfuß).

Röntgenbestrahlung

Eine weitere Maßnahme zur Behandlung eines Fersensporns ist die Röntgenreizbestrahlung. Oft in der Orthopädie nach eingesetzter Hüftprothese angewendet (hier soll eine überschießende Knochenbildung verhindert werden), kann die Röntgenbestrahlung auch für die Behandlung eines Fersensporns eingesetzt werden.

Viele weitere Informationen erhalten Sie auch unter unserem Thema: Röntgenreizbestrahlung

Röntgenstrahlung ist radioaktive Strahlung mit beschleunigten Teilchen, die je nach Stärke Gewebe durchdringen können. Vor allem weniger dichtes Gewebe, wie z.B. Haut und Fettgewebe kann ungehindert durchdrungen werden. An dichteren Geweben werden die Röntgenstrahlen meistens reflektiert bzw. absorbiert. Im Röntgenbild werden solche Strukturen dann als heller Bereich dargestellt. Röntgenstrahlung per se ist zellschädigend. Je intensiver die Röntgenstrahlung gewählt wird, desto größere Schäden kann die Strahlung an den bestrahlten Geweben hervorrufen. Im Falle einer Fersenspornbehandlung wird die Röntgenstrahlung so gewählt, dass das umliegende Gewebe problemlos durchdrungen werden kann, beim Auftreffen auf das Gewebe des Fersensporns aber soviel Energie mit sich führt, dass das knöcherne Gewebe und die Zellen irreversibel geschädigt werden. Dies führt letztendlich dazu, dass das knöcherne Gewebe des Fersensporns zunehmend abgebaut wird und sich verkleinert. Manchmal müssen auch hier wiederholte Anwendungen durchgeführt werden, bis die gewünschte Wirkung erreicht werden kann.

Wichtig ist zu beachten, dass die Energie der Röntgenstrahlung entsprechend so gewählt wird, dass die Menge nicht zu schädigend ist. Des Weiteren muss bei der Röntgenbestrahlung, anders als bei der Stosswellenbestrahlung noch stärker darauf geachtet werden, dass die Strahlen direkt auf das zu bestrahlende Areal, in diesem Fall der Fersensporn, gerichtet wird. Wird das Areal zu großzügig eingestellt, kann es sein, dass umliegendes, nicht betroffenes Gewebe, wie Nerven und Blutgefäße irreversibel durch die Röntgenstrahlung geschädigt werden. Die daraus möglichen Nebenwirkungen wären Blutungen, Sensibilitätsstörungen und gegebenenfalls Nervenschmerzen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Nebenwirkungen von Röntgen

Zeitweise kann es auch zu Irritationen der Haut im Bereich der bestrahlten Stelle kommen. Dies liegt daran, dass die Röntgenstrahlung zunächst ein entsprechendes Hautareal durchdringen muss, bevor sie den Knochen erreicht. Dies kann zu den beschriebenen Reizungen der Haut und entsprechenden Irritationen führen. Um die Nebenwirkungen zu minimieren, können nach der Röntgenbestrahlung kühlende Gels auf die Haut aufgetragen werden. Die Haut regeneriert sich in aller Regel innerhalb weniger Tage. Nach mehreren Wochen ist meistens von der Bestrahlung nichts mehr zu sehen.

Sowohl bei der Stoßwellentherapie als auch bei der Röntgenbestrahlung ist es nicht so, dass die knöchernen Strukturen plötzlich alle verschwunden sind, meistens ist es so, dass eine langsame Verkleinerung des Fersensporns ein gutes Ansprechen auf die Therapie signalisiert.

Ablauf der Bestrahlung

Beim ersten Termin erhält der Patient ein ausführliches Beratungsgespräch, in dem sich der behandelnde Arzt auch noch einmal alle Diagnostiken (wie zum Beispiel Röntgenbilder) ansieht. Außerdem wird über Nebenwirkungen und Risiken aufgeklärt und Fragen des Patienten beantwortet. Die Bestrahlung des Fersensporns wird durch Computerprogramme individuell auf den Patienten angepasst, sodass nur die Region des Fersensporns bestrahlt wird.
Der nächste Termin wird die eigentliche Bestrahlung sein, die meist nur wenige Sekunden bis Minuten dauert. Die Bestrahlung wird dann ungefähr zwei Mal wöchentlich, je nachdem mit welcher Strahlendosis behandelt wird, für drei bis acht Wochen durchgeführt. Nach dem Bestrahlungszyklus werden Nachsorgetermine vereinbart, um den Erfolg der Therapie und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Dauer der Behandlung

Die Bestrahlung des Fersensporns dauert meist fünf Wochen. Während dieser Zeit wird die Ferse mit niedrig dosierter Strahlung in der Regel zwei Mal wöchentlich bestrahlt. Die Mehrheit der Patienten ist nach dieser fünf- wöchigenen Behandlung schmerz- und beschwerdefrei. In manchen Fällen zeigt die Bestrahlung bei Fersensporn schon nach drei Wochen Wirkung. Es kann allerdings auch sein, dass die Schmerzen nach den ersten fünf Wochen nicht verschwunden sind. Dann wird die Therapiezeit auf bis zu acht Wochen verlängert. Sollte nach diesem Behandlungszeitraum keine komplette Schmerzfreiheit erreicht werden, kann der Zyklus nach zwei bis drei Monaten wiederholt werden.

Ab wann werden die Schmerzen besser?

Die Schmerzfreiheit nach Bestrahlung des Fersensporns variiert von Patient zu Patient. So kann es sein, dass schon nach der ersten oder zweiten Bestrahlung die Schmerzen besser werden. Nach einem Bestrahlungszyklus von drei bis fünf Wochen sind die meisten Patienten von den Schmerzen befreit. Die Schmerzen können allerdings auch während der Bestrahlung kurzfristig stärker werden. Dies sollte allerdings nicht zur Beunruhigung führen, da dies eine bekannte Nebenwirkung darstellt. Selten kann nach dem ersten Bestrahlungszyklus keine Schmerzlinderung des Fersensporns erreicht werden, sodass nach einigen Monaten eine weitere Behandlungssequenz angeschlossen werden kann.

Prognose bei Bestrahlungsanwendung

Die Prognose für die Schmerzbestrahlung bei Fersensporn ist allgemein sehr gut. Ungefähr 80-90% der Patienten sind nach dem ersten Behandlungszyklus schmerzfrei. Bei ungefähr 60% der Patienten ist die Schmerzfreiheit nach der Bestrahlung des Fersensporns dauerhaft. Sollte die Bestrahlung im ersten Zyklus keine ausreichende Wirkung erzielt haben, muss ein weiterer Behandlungszyklus diskutiert und gegebenenfalls nach einigen Wochen bzw. Monaten Pause angeschlossen werden.
Da die Bestrahlung keine Veränderung an Knochen oder Gelenken verursacht sondern nur der Schmerzlinderung dient, können in seltenen Fällen erneut Schmerzen durch eine wiederkehrende Entzündung des Fersensporns auftreten.

Risiken der Bestrahlungstherapie

Da es sich bei der Bestrahlung um eine Therapie mit ionisierender Strahlung handelt, können vereinzelt Nebenwirkungen bei der Behandlung auftreten. Jedoch ist bei der Bestrahlung des Fersensporns die Strahlenbelastung sehr gering (ungefähr 6 Grey) und auch nur auf eine kleine Region des Körpers beschränkt. Daher sind Nebenwirkungen selten. Am Ort der Bestrahlung kann es dabei in sehr seltenen Fällen und bei vorgeschädigter Haut zu Hautreizungen, Ausschlägen oder Rötungen kommen. Außerdem ist während der Bestrahlung eine vorübergehende Schmerzzunahme möglich.

Bei Bestrahlung allgemein besonders gefährdet sind die empfindlichen Geschlechtsorgane, da sich hierbei das Erbgut verändern kann. Daher sollte man abwägen, ob eine Bestrahlung bei Männern oder Frauen mit noch bestehendem Kinderwunsch wirklich nötig ist. Da eine Bestrahlung heutzutage jedoch sehr lokal ausgerichtet werden kann und wegen der geringen Dosen, ist eine negative Beeinflussung der Geschlechtsorgane sehr selten.

Vor der Bestrahlung des Fersensporns bei Frauen sollte unbedingt eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, da die Therapie zu einem Schwangerschaftsabbruch oder zu Fehlbildungen beim ungeborenen Kind führen kann.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Röntgen in der Schwangerschaft

Prinzipiell kann das Risiko, einen Tumor durch Bestrahlung des Fersensporns hervorzurufen, nicht ausgeschlossen werden, obwohl dies bei der niedrigen Dosierung sehr unwahrscheinlich ist.

Alternative Behandlung - Stoßwellentherapie

Eine weitere nichtoperative Maßnahmen zur Behandlung eines Fersensporns ist die Stoßwellentherapie. Die Stoßwellentherapie ist bereits von der Behandlung der Nierensteine bekannt. Der Mechanismus ist der, dass gezielte Stoßwellen auf einen Gewebsbereich gelenkt werden. Dieser gibt die Wellen weiter an benachbartes Gewebe, das zunehmend in Schwingung versetzt wird. Sobald die knöcherne Substanz des Fersensporns erreicht wird, werden die Moleküle des Knochens ebenfalls in Schwingung versetzt.

Zunächst kommt es zu keiner Änderung der Struktur. Je länger diese Art von Bestrahlung aber durchgeführt wird bzw. je häufiger die Behandlung wiederholt wird, desto instabiler werden die knöchernen Strukturen. Bei erfolgreicher Anwendung kommt es zunehmend zu einer Verkleinerung des Fersensporns, der sich vom Rand her nach innen zunehmend abbaut. Was bei Nierensteinen zu einem Zerfallen führt, führt also bei einem Fersensporn zu einem Abbröckeln.
Die Behandlung ist bei korrekter Anwendung relativ schmerzarm und wird von den Patienten im Gegensatz zu der Stoßwellentherapie bei Nierensteinen auch als mäßig unangenehm beschrieben.
Die Schmerzhaftigkeit hängt allerdings entscheidend vom Behandler und dem Stoßwellengerät ab. Die effizienteren fokussierten Stoßwellen sind deutlich weniger schmerzhaft als die radiaäre Stoßwellentherapie.
Meistens sind mehrere Sitzungen notwendig, bis sich erste Reaktionen des Gewebes auf die Ultraschallwellen zeigen.

Inzwischen zahlt die gesetzliche Versicherung die Behandlung unter Vorraussetzungen. Private Krankenkassen übernehmen die Behandandlung vollständig.. Entscheidet man sich für eine Behandlung, muss der Patient in aller Regel mit mehreren hundert Euro bei mehreren Sitzungen rechnen.

Selbst nach der erfolgreichen Behandlung mit Ultraschallwellen ist eine Neubildung des Fersensporns nicht auszuschließen. Grund ist der, dass die in aller Regel starken Fehlbelastungen, die zu der Ausbildung des Fersensporns geführt haben, weiter durchgeführt werden und auch eine chronische Überbelastung des Fußes nicht reduziert wird. Deshalb ist es sehr wichtig, dass nach einer Behandlung entsprechende Fehlhaltungen ausgeglichen und Überbelastungen stark reduziert werden. In jedem Fall sollte eine intensive Physiotherapie, die genau diese Schwachstellen herausarbeitet, durchgeführt werden. Mit mehreren Wochen Nachbehandlungszeit sollte in diesem Zusammenhang gerechnet werden.

Im Gegensatz zu der Stoßwellentherapie werden die physiotherapeutischen Nachbehandlungen immer von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Meistens werden bei Physiotherapeuten 10- 12 Sitzungen verschrieben, die es konsequent einzuhalten gilt. Die Ultraschallstoßwellentherapie ist praktisch ohne Risiko und Nebenwirkungen. In einigen Fällen kann es aber zu Gewebsreizungen des Fußes kommen, vor allem, wenn die Wellen zu stark gewählt werden.

Prognose

Die Prognose für eine erfolgreiche Fersenspornbehandlung ist gut. Fast immer (>90%) wird eine deutliche Beschwerdelinderung oder Beschwerdefreiheit erreicht. Der Therapieerfolg hängt unter anderem von der Möglichkeit der körperlichen Schonung im Behandlungszeitraum ab. Da dies nur selten möglich ist ergeben sich nicht selten mehrmonatige bis mehrjährige Leidensphasen.

Das Krankheitsbild des Fersensporn neigt zudem zum Rezidiv (erneute Beschwerden). Auch wenn eine konservative oder operative Therapie erfolgreich verlief, können jederzeit Rezidivbeschwerden auftreten.
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Abbildung Fersensporn

Fersensporn - Calcaneussporn
(knöcherner Auswuchs)

  1. Unterer (plantare) Fersensporn
  2. Oberer (dorsale) Fersensporn
  3. Fersenbeinhöcker -
    Tuber calcanei
  4. Fersenbein - Calcaneus
  5. Achillessehne -
    Tendo calcaneus
  6. Äußerer Wadenmuskel -
    M. gastrocnemius,
    Caput laterale
  7. Schienbein - Tibia
  8. Wadenbein - Fibula
  9. Sprungbein - Talus
  10. Kahnbein - Os naviculare
  11. Äußeres Keilbein -
    Os cuneiforme laterale
  12. Würfelbein - Os cuboideum
  13. Fußsohlensehnenplatte -
    Aponeurosis plantaris

    A - Bild von Ferse mit einem unteren
    und oberen Fersensporn
    B - Linker Fuß von der Außenseite

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.02.2013 - Letzte Änderung: 30.03.2024