Das Epstein-Barr-Virus infiziert die Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems und verursacht damit die Infektiöse Mononukleose, auch Pfeiffersches Drüsenfieber oder Kusskrankheit genannt. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Mattigkeit, Gliederschmerzen oder eine Mandelentzündung. Eventuell sind auch Milz und Leber mit betroffen. Es gibt einige Krebserkrankungen die im Zusammenhang mit einer EBV-Infektion stehen.
Das Epstein-Barr-Virus, oder auch EBV genannt, ist ein Virus der Herpesfamilie. Damit ist es ein häufig vorkommendes Virus, das bis zum dreißigsten Lebensjahr nahezu jeden per Tröpfchen infiziert hat.
Nach der ersten Infektion verbleiben einige Viren in den B-Lymphozyten, einer Art von weißen Blutkörperchen, und können diese im weiteren Lebensverlauf unter besonderen Umständen beeinflussen.
Die typische Erkrankung, die durch das Virus ausgelöst wird, ist das Pfeiffersche Drüsenfieber (Synonym: infektiöse Mononukleose, kissing disease). Die vorwiegend jungen Patienten leiden unter Fieber, Tonsillitis (Entzündung der Gaumenmandeln) und Lymphknotenschwellungen. Oftmals sind Leber und Milz mitbetroffen. Die beiden Organe vergrößern sich und können in sehr seltenen Fällen langfristigen Schaden nehmen. Die schlimmsten Fälle sind eine Ruptur der Milz, die mit großem Blutverlusten verbunden ist, oder eine Entzündung der Leber, die sogenannte Hepatitis.
Bei einer akuten Infektion finden sich im Blutausstrich viele weiße Blutkörperchen mit einer Verschiebung zu den Lymphozyten. Zusätzlich kann der Arzt im Blut nach Antikörpern gegen das Virus suchen lassen. So kann auch noch Jahre nach der Erkrankung festgestellt werden, ob jemals eine Infektion mit diesem speziellen Virus vorgelegen hat. Mithilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion kann das Virus auch direkt nachgewiesen werden.
Die Krebserkrankungen werden durch die Kombination aus Aussehen, Laboruntersuchungen, bildgebenden Verfahren, wie CT oder Ultraschall, und einer Gewebeprobe festgestellt.
Bei einer Infektion brauchen keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Wenn nötig, kann das Fieber mit Wadenwickeln oder Paracetamol gesenkt werden. Wichtig sind absolute Schonung und Ruhe des Patienten.
Falls es zu einem Malignom gekommen ist, kann ein Antikörper gegen die B-Lymphozyten, die in diesem Falle die bösartigen Zellen sind, eingesetzt werden. Der Antikörper besetzt diese Zellen spezifisch und leitet deren Zerstörung ein. Die Chemotherapie ist die übliche Methode bei Vorliegen eines Lymphoms. Da die Tumore oft schnell wachsen, ist auch die Bestrahlung ein guter Kombinationspartner zur Therapie. Manchmal können auch Operationen helfen. Allerdings werden Lymphome nicht dadurch geheilt.
Im Moment sind einige Impfstoffe gegen EBV in Entwicklung, deren Ziel die Verhinderung von Krebserkrankungen ist. Bis eine fertige Vakzine weltweit erhältlich und in das Impfprogramm aufgenommen ist, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.
Grundsätzlich gibt es einige Krebserkrankungen, die im Zusammenhang mit einer früheren EBV-Infektion stehen. Für deren Entstehung müssen aber mehrere Faktoren erfüllt sein, weswegen Krebs durch EBV zumindest in den industrialisierten Ländern trotz der hohen Durchseuchung sehr selten ist.
Die Möglichkeit der Entstehung einer Krebserkrankung wird durch die Persistenz des Virus in den Lymphozyten gegeben. Das Virus bleibt langfristig gesehen in den Gedächtniszellen der weißen Blutkörperchen sitzen. Probleme sind nur bei einer Immunsuppression, also einer unzureichenden Arbeit des Immunsystems, zu erwarten. In Afrika sind das vor allem Malaria-Infektionen und AIDS. Hierzulande sind AIDS oder die medikamentöse Suppression zum Beispiel nach einer Organtransplantation mögliche Trigger.
Es entstehen Tumore der B-Zellreihe, sogenannte Lymphome.
Das Hodgkin-Lymphom ist eine Krebserkrankung des lymphatischen Systems, wie zum Beispiel der Lymphknoten oder der Milz. EBV kann häufig im Tumor nachgewiesen werden, ist allerdings nicht als alleiniger Auslöser der Erkrankung zu betrachten. Von den EBV-assoziierten Krebserkrankungen ist das Lymphom das häufigste in der westlichen Welt.
Typische Symptome sind die schmerzlose Schwellung von Lymphknoten, vor allem am Hals, sowie Fieber, Nachtschweiß, unbeabsichtigter Gewichtsverlust und eine Vergrößerung von Leber und Milz.
Die Prognose vom Hodgkin-Lymphom ist dank Chemotherapie, Bestrahlung und dem Einsatz neuer moderner Antikörper gut.
Das Burkitt-Lymphom ist fast ausschließlich auf Afrika beschränkt und zeigt sich als großer, schnell wachsender Tumor im Hals- und Gesichtsbereich. Außerhalb Afrikas tritt dieser Tumor selten bei AIDS-Patienten auf, da im Rahmen der HIV-Infektion das Immunsystem versagt. Auch dieses Lymphom hat eine gute Prognose, da das Ansprechen auf Chemotherapie und Bestrahlung sehr gut ist.
Ein weiterer Tumor bei dem EBV gesichert eine Rolle spielt, entsteht entgegen aller Vermutungen nicht aus lymphatischem Gewebe, sondern vom Oberflächenepithel im Nasen-Rachen-Bereich. Vor allem Chinesen sind von dieser Tumorentität betroffen.
Zurzeit wird EBV als Cofaktor bei der Entstehung von Tumoren der Leber und des Magens diskutiert. Allerdings fehlen verlässliche Daten bisher.
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