Bei der Divertikulitis sind kleine Ausstülpungen am Darm entstanden und haben sich entzündet. Diese Entwicklung wird in drei Stadien eingeteilt. Je nach Fortschreiten der Divertikulitis fällt die Behandlung unterschiedlich aus.
Die Divertikulitis bezeichnet eine Entzündung kleiner Aussackungen der Darmschleimhaut des Dickdarms. Sie bleibt häufig symptomlos, kann sich jedoch auch durch Schmerzen manifestieren und unter Umständen lebensbedrohlich werden, wenn ein Divertikel reißt und sich Darminhalt in den Bauchraum entleert.
Die Erkrankung kann in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Dabei erfolgt die Einteilung einerseits nach den klinischen Symptomen des Patienten, andererseits nach dem Befund, der sich bei der Darmspiegelung (Koloskopie) und bei der Bildgebung (CT des Abdomens) ergibt.
Das Stadium 0 wird einfach als Divertikulose bezeichnet. Der Patient hat dabei keinerlei Symptome. Bei der Darmspiegelung zeigen sich lediglich die kleinen Aussackungen (Divertikel) der Darmschleimhaut, die jedoch reizlos, also nicht entzündet sind. Die Computertomographie des Abdomens zeigt die Divertikel als gas- beziehungsweise kontrastmittelgefüllte kleine Hohlräume.
Das Stadium I ist gekennzeichnet durch eine unkomplizierte akute Divertikulitis. Der Patient verspürt meist Schmerzen im (linken) Unterbauch und kann Fieber haben. In der Darmspiegelung imponieren die Divertikel diesmal als gerötete und geschwollene Aussackungen der Darmschleimhaut. Wird Kontrastmittel dazugegeben, zeigen sich Spiculae (dornartige Kontrastmittelausziehungen) und eine Verdickung der Darmschleimhaut. In der CT kann die verdickte Darmschleimhaut ebenfalls sichtbar werden.
Das Stadium II der Divertikulitis bezeichnet im Gegensatz zum Stadium I die komplizierte akute Divertikulitis. Dieses Stadium wird in drei Unterformen unterteilt.
Liegt das Stadium IIa vor, handelt es sich um eine sogenannte phlegmonöse Divertikulitis oder eine Peridivertikulitis. Der Patient verspürt einen starken Druckschmerz im Abdomen, in der körperlichen Untersuchung liegt eine Abwehrspannung des Bauches vor. Im Unterbauch lässt sich eine walzenförmige Resistenz tasten.
Meist hat der Patient auch Fieber. Bei der Darmspiegelung zeigen sich deutliche Rötungen um die Divertikelhälse. Unter Einsatz von Kontrastmittel können, wie im Stadium I, Spiculae und eine verdickte Darmschleimhaut beobachtet werden. Die CT zeigt die verdickte Darmschleimhaut sowie Verdichtungen im Fettgewebe um den Dickdarm herum.
Das Stadium IIb wird vergeben, wenn eine abszedierende Divertikulitis, eine gedeckte Perforation oder eine Fistel vorliegen. Bei einer abszedierenden Divertikulitis hat sich bereits eine lokale Eiteransammlung in der Darmschleimhaut gebildet (Abszess).
Bei der gedeckten Perforation ist ein Divertikel eingerissen, jedoch noch nicht vollständig in den Bauchraum durchgebrochen. Eine Fistel liegt vor, wenn ein Verbindungsgang zwischen Divertikel und Bauchraum entstanden ist.
Der Patient hat in der Regel Fieber und einen lokalen Peritonismus (Schmerzen durch Reizung des Bauchfells). Bei der Darmspiegelung zeigt sich der gleiche Befund wie im Stadium IIa, wobei unter Einsatz von Kontrastmittel beobachtet werden kann, ob ein Riss in der Darmschleimhaut oder Darmwand besteht. In diesem Fall kann das Kontrastmittel aus dem Darmlumen austreten. In der Computertomographie wird ein Abszess sichtbar.
In diesem Stadium sind ein oder mehrere Divertikel komplett rupturiert, also in die freie Bauchhöhle durchgebrochen. Damit besteht eine direkte Verbindung zwischen Darm und Bauchhöhle.
Die Patienten haben ein akutes Abdomen, welches sich durch sehr starke Bauchschmerzen, gegebenenfalls eine Schocksymptomatik und Erbrechen äußert. Eine Darmspiegelung wird bei einem solchen klinischen Bild nicht vorgenommen. In der Computertomographie zeigt sich freie Luft im Bauchraum, die aus dem Darm stammt, sowie freie Flüssigkeit und gegebenenfalls Abszesse.
Das Stadium III wird bei chronisch rezidivierenden (immer wiederkehrenden) Divertikulitiden vergeben. Die Patienten klagen in bestimmten Zeitabständen immer wieder über Schmerzen im Unterbauch. Manchmal haben sie zusätzlich Fieber, Verstopfung oder auch Luftabgang mit dem Urin (sogenannter Champagner-Urin). Dazu kann es kommen, wenn durch wiederholte Entzündungsvorgänge eine Verbindung zwischen Darm und Blase entstanden ist. Die Luft aus dem Darm kann dann in die Blase gelangen und mit dem Urin abgehen. Bei der Darmspiegelung können sich neben den Divertikeln eine lokale Verengung des Darmes (Stenose) oder auch eine Fistel (Verbindungsgang) zeigen. Gleiches wird auch in der Computertomographie sichtbar. Die Darmwand ist meist verdickt.
Die Stadieneinteilung der Divertikulitis ist wichtig, da sich daran die Therapie der Erkrankung maßgeblich orientiert.
Während in den frühen Stadien der Erkrankung eine konservative Therapie meist erfolgreich ist, muss in den Stadien IIb und IIc ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Die Therapie im Stadium III muss individuell je nach Zustand des Patienten gewählt werden. Eine generelle Indikation zur operativen Therapie wird bei der chronisch-rezidivierenden Divertikulitis heutzutage nicht mehr gestellt. Hat die Erkrankung jedoch bereits zu schwerwiegenden Engstellen im Dickdarm geführt, so kann zum Beispiel der betroffene Darmabschnitt komplett entfernt werden (Sigmaresektion).
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