Bei der Divertikulitis handelt es sich um eine Erkrankung des Dickdarms. Vorwiegend ist der letzte Dickdarmanteil, der sogenannte Colon sigmoideum oder Sigmoid betroffen. Es kommt hierbei zu Darmschleimhautausstülpungen (Divertikel).
Bei der Divertikulitis handelt es sich um eine Erkrankung des Dickdarms, vorwiegend des letzten Dickdarmanteils, des sogenannten Sigmoids (Colon sigmoideum). Bei dieser Erkrankung kommt es zu Darmschleimhautausstülpungen (Divertikel). Diese Ausstülpungen betreffen in den meisten Fällen nicht alle Schleimhautschichten der Darmwand und müssten daher korrekterweise als Pseudodivertikel bezeichnet werden.
Treten nun viele solcher Ausstülpungen auf, so heißt das Krankheitsbild zunächst Divertikulose, welche letztendlich durch das Hinzukommen von Entzündungsprozessen als Divertikulitis bezeichnet wird. Diese Entzündung der Darmwandaussackungen kann dann zu meist linksseitig lokalisierten Schmerzen führen.
Den Schmerzen bei einer Divertikulitis liegen Entzündungsprozesse innerhalb der Darmwandausstülpungen (Divertikel) zu Grunde. Während dieser Entzündungsprozesse wandern viele Immunzellen in die entzündeten Divertikel ein. Dort schütten sie unter anderem Schmerzbotenstoffe (PGE2, Bradykinin, Zytokine, TNF) aus, die schließlich zur Schmerzwahrnehmung des Erkrankten führen.
Die Entzündung entsteht in der Regel auf dem Boden von eingedickten Kotsteinen innerhalb der Divertikel, die dort zu minderversorgten Druckstellen (Drucknekrosen) und letztendlich zu der Divertikulitis führen.
Auch bietet der sich in dem Divertikel längerfristig befindliche Kot einen guten Nährboden für unwillkommene Bakterien. Diese verschlimmern die lokale Entzündungsreaktion weiter.
Erfahren Sie mehr über die Ursachen der Divertikulitis.
Neben Fieber, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung (Obstipation) und einem Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) als Zeichen einer Entzündungsreaktion, sind auftretenden Schmerzen das wichtigste Beschwerdebild bei einer Divertikulitis.
Die Schmerzen sind meist im linken Unterbauch lokalisiert und werden wegen ihres Charakters, der ähnlich einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) erscheint, als Linksseiten-Appendizitis bezeichnet. Allerdings kommt es bei einigen Patienten auch zu einer Ausstrahlung der Schmerzen in den Rücken.
Die Schmerzen können je nach Stadium der Divertikulitis unterschiedlich sein.
So treten beispielsweise bei einer chronischen, immer wiederkehrenden (rezidivierenden) Divertikulitis, die Schmerzen nach schmerzfreien Intervallen meist im linken Unterbauch auf.
Der Schmerzcharakter in frühen Stadien einer akuten, unkomplizierten Divertikulitis ist eher dumpf, in späteren Stadien dagegen kommt es zu Abwehrspannungen bei der Berührung der schmerzenden Stelle, sowie zu tastbaren Verhärtungen (Resistenzen). Des weiteren können im weiteren Krankheitsverlauf stärkste Schmerzen durch den Durchbruch eines Divertikels (Perforation) auftreten.
Breitet sich die Entzündung in der ganzen Bauchhöhle aus (Peritonitis), so sind die Schmerzen nicht mehr nur auf einen kleinen Bereich begrenzt, sondern umfassen den ganzen Bauchraum und können zu stärksten Erschütterungs- und Berührungsschmerzen führen.
Letztendlich kann die Divertikulitis in den Symptomkomplex eines sogenannten „Akuten Adomens“ gipfeln, welches neben stärksten Bauchschmerzen durch eine Allgemeinzustandsverschlechterung, Abwehrspannungen sowie Schocksymptomatik gekennzeichnet ist und immer einen klinischen Notfall darstellt.
Teilweise können die Schmerzen, die normalerweise im linken Unterbauch sitzen, so stark werden, dass sie bis in den Rücken ausstrahlen und den Betroffenen zu einer gebückten Körperhaltung zwingen.
Schmerzen kann je nach Schweregrad der Divertikulitis eine nicht operative (konservative) oder eine operative Therapie lindern.
Bei der konservativen Behandlung, die als einzige Therapieart nur bei einer akuten, unkomplizierten Divertikulitis zum Einsatz kommt, wird durch eine Nahrungskarenz von 2-3 Tagen, sowie durch die Gabe von geeigneten Antibiotika der entzündete Darmabschnitt entlastet. Die Schmerzen sollten nach einiger Zeit durch den Entzündungsrückgang und die Heilung des entsprechenden Darmbereiches nachlassen.
Bei der immer wiederkehrenden (chronisch rezidivierenden) Divertikulitis, sowie bei komplizierteren Divertikulitisverläufen, die häufig mit stärkeren Schmerzen und einer ausgeprägten Entzündungssymptomatik (Fieber, Allgemeinzustandsverschlechterung, Abgeschlagenheit etc.) einhergehen, ist die Operation die Therapiemethode der 1.Wahl, um die Schmerzen zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. In der Regel wird hierbei je nach Schweregrad der betroffene Darmabschnitt entweder durch eine große Bauchoperation (Laparatomie) oder durch eine Bauchspiegelung (Laparaskopie) entfernt und die beiden übrig gebliebenen Enden miteinander verbunden.
Als Komplikation einer Divertikulitis kann es zu einer Fistelbildung kommen. Unter einer Fistel versteht man eine pathologische Verbindung zwischen zwei Hohlorganen. Die Fistelbildung kann neben der Scheide und anderen Organen auch die Harnblase betreffen, sodass es zu einer sogenannten Dysurie kommt.
Bei einer Dysurie ist das Wasserlassen schmerzhaft erschwert und der Harnstrahl vermindert. Auch treten durch die Verbindung gehäuft Harnwegsinfekte auf, die ebenfalls Schmerzen beim Wasserlassen verursachen. Im schlimmsten Fall kann solch eine Fistelbildung zu einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung führen.
Schmerzen beim Wasserlassen während einer diagnostizierten Divertikulitis sprechen aber nicht zwingend direkt für eine Fistelbildung. Die Entzündung der Divertikel kann auch ohne Fistelbildung aufgrund der räumlichen Nähe auf die Harnblase übergreifen und so zu einem Harnwegsinfekt führen, der dann ebenfalls mit schmerzhaftem Wasserlassen einher geht.
Sind die Schmerzen einer Divertikulitis trotz der Gabe eines Antibiotikums noch vorhanden, kann dies dafür sprechen, dass das Antibiotikum seine volle Wirkung noch nicht entfaltet hat, weil sie noch nicht lange genug gegeben wurden. Spätestens ab dem dritten Einnahmetag sollte es aber zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden kommen.
Eine andere Ursache kann sein, dass nicht das richtige Antibiotikum gegeben wurde. Eine Divertikulitis kann durch verschiedene Bakterien ausgelöst werden, welche unterschiedliche Mechanismen des Überlebens besitzen. Manche Bakterienstämme haben bereits Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika ausgebildet. Sind die Schmerzen also nach drei Tagen der Einnahme immer noch vorhanden, kann es sein, dass auf ein anderes Antibiotikum umgestellt werden muss. Zusätzlich sollte der behandelnde Arzt noch kontrollieren, dass es nicht zu einer Komplikation im Rahmen der Divertikulitits gekommen ist, die die Schmerzen erklärt. Kommt es auch nach Einsatz mehrerer Antibiotika nicht zu einer Besserung der Beschwerden und ist die Entzündung folglich noch vorhanden, wird in der Regel der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt.
Eine Übersicht aller Magen-Darm-Erkrankungen finden Sie unter Erkrankungen Magen-Darm-Trakt.