Ursachen einer Divertikulitis

Bei der Divertikulitis entzünden sich kleine Darmausstülpungen, die sogenannten Divertikel. Sie entstehen durch eine erhöhte Druckbelastung im Darm. Die Ursachen der Divertikulitis sind sehr unterschiedlich und finden sich unter anderem im Lebensstil des Patienten.

Ursachen einer Divertikulitis

Die Divertikulitis ist eine Erkrankung des Dickdarms, bei der es zu kleinen Ausstülpungen der Darmschleimhaut kommt. Diese können ohne Symptome bleiben (Divertikulose) oder sich entzünden. Erst dann spricht man von einer Divertikulitis. In den westlichen Industrienationen haben 50-60% der über 70-jährigen eine Divertikulose, allerdings entwickeln nur 10-20% auch eine Divertikulitis. Damit gehört die Divertikulitis zu den häufigsten Dickdarmerkrankungen überhaupt.

Ursachen

Die Ursachen für diese Erkrankung sind vielfältig.

Ein wichtiger Faktor für die Entstehung der Darmausstülpungen ist das Alter. Das Bindegewebe wird im Laufe der Zeit schwächer, sodass auch die Darmschleimhaut weniger fest ist. Durch erhöhten Druck im Darm können sich die Aussackungen bilden. Sie bilden sich typischerweise an vorgegebenen Schwachstellen der Darmwand, nämlich an den Stellen, wo die darmversorgenden Blutgefäße verlaufen. Dort befinden sich kleine Muskellücken in der Darmwand, die von Natur aus schwächer sind als die muskuläre Darmwand. Durch die zusätzliche Bindegewebsschwäche im Alter werden diese Schwachstellen noch empfindlicher und lassen eine Ausbuchtung der Darmschleimhaut ohne weiteres zu.

Daraus ergibt sich ein weiterer Faktor, der zur Entstehung der Divertikulose beiträgt: Verstopfung. Ältere Menschen leiden häufiger unter Verstopfung (Obstipation), da im Alter die Darmmotorik langsamer wird, viele Medikamente die Darmmotorik zusätzlich herabsetzen und häufig Bewegungsmangel herrscht.
Auch die Ernährung in den westlichen Ländern spielt eine große Rolle, da generell zu wenig Ballaststoffe verzehrt werden. Länder, in denen mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte gegessen werden, haben erhebliche geringere Zahlen an Divertikulitis erkrankter Patienten. Auch Vegetarier sind erheblich seltener von einer Divertikulitis betroffen.
Ballaststoffe regen die Darmbewegung an. Ballaststoffarme Ernährung setzt sie jedoch herab, sodass es häufiger zu Verstopfung kommt. Zudem ist der Stuhl bei ballaststoffarmer Ernährung sehr hart und fest. Um diesen festen Stuhl weiter zu transportieren, muss sich der Darm sehr viel stärker zusammenziehen und gegen einen größeren Widerstand arbeiten.

Der Druck im Darm wird dadurch erhöht und dies wiederum fördert die Entstehung der Divertikel.
Durch den ständigen Kontakt mit den Ausscheidungen können sich die Divertikel auch entzünden. Der Stuhl kann sich in den Aussackungen ansammeln und dort durch Druck auf die Schleimhaut die Entzündungsreaktion hervorrufen. Dies wird durch Verstopfung noch gefördert, da der Stuhl dann länger im Bereich der Divertikel verbleibt.
Im schlimmsten Fall kann sich diese lokale Entzündung weiter zu einem Abszess (Eiteransammlung im Gewebe) entwickeln und sogar in den freien Bauchraum durchbrechen (Perforation). Dies kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen.

Als weitere ursächliche Faktoren der Divertikulitis gelten Übergewicht, sowie gewisse genetische Faktoren. Durch Übergewicht ist der Druck im Bauchraum erhöht. Dies unterstützt – genau wie die Verstopfung – die Ausstülpung der Darmschleimhaut.

Stress, psychische und seelische Ursachen

Eine Divertikulitis kann auch durch Stress oder andere psychische Ursachen, wie Trauer oder Nervosität, begünstigt werden. Denn die Psyche wirkt sich unter anderem stark auf die Darmtätigkeit aus. Dies lässt sich gut durch den Einfluss der Psyche auf die Entstehung von Durchfall erläutern. Ähnliche Mechanismen spielen auch bei der durch Stress oder psychische Unruhe begünstigen Divertikulits eine Rolle.

Steht der Körper unter Stress oder ist psychisch belastet, zum Beispiel durch Nervosität, kommt es es zu einer gesteigerten Aktivität des Sympathikus, der dafür sorgt, dass vermehrt Adrenalin ausgeschüttet wird. Adrenalin steigert die Aktivität des Körpers, Blutdruck und Puls steigen an. Allerdings geht dies auf Kosten der Darmarbeit.
Häufig kommt es dann zu einer plötzlich einsetzenden Reaktion des Gegenspielers des Sympathikus und zwar des Parasympathikus. Der Parasympathikus fördert die Verdauung. Kommt es zu einer Überreaktion des Parasympathikus kann sich dies in Form von Durchfall niederschlagen.

Andere Hormone, die bei psychischer Belastung freigesetzt werden, sorgen für eine verminderte Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten im Darm, was ebenfalls die Entstehung von Durchfall begünstigt. Die Darmtätigkeit wird also durch Stress oder Ähnliches verändert. Dies begünstigt die Entstehung von Divertikeln. Ebenfalls entsteht durch Durchfall ein erhöhter Druck im Darm, was zusätzlich das Risiko einer Divertikelentstehung erhöht.

Neben der veränderten Darmtätigkeit während psychischer Belastung, hat Stress jeglicher Art vor allem auch Auswirkungen auf unser Immunsystem. Besonders Dauerstress drosselt das Immunsystem. Ist das Immunsystem durch länger anhaltende Belastung, wie die Trauer um den verstorbenen Partner, geschwächt, haben natürlich Erreger ein leichteres Spiel. Erreger können sich daher leichter in vorhandenen Divertikeln anreichern und durch die mangelnde Abwehr des Immunsystems zu einer Entzündung, also einer Divertikulitits führen.

Um diese Mechanismen zu vermeiden, sollte zum einen prophylaktisch bei einer bekannten Divertikulose auf unnötigen Stress oder vermeidbare psychische Belastungen verzichtet werden. Dies gilt auch bei einer bereits vorliegenden Divertikulitis. Damit die Erkrankung gut ausheilen und sich der Darm erholen kann, sollte man versuchen sich eine stressfreie und belastungsfreie Atmosphäre aufzubauen. Was leider häufig leichter gesagt als getan ist.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.07.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023