Bluttest macht man bei verschiedenen Gründen. Häufige Anlässe für diagnostische Blutuntersuchungen sind vermutete Infektionen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen oder der Verdacht auf Veränderungen im Blutbild, also bei den Blutzellen. Testergebnisse bei schwangeren Frauen können einige Abweichungen anzeigen, was dem Normbereich entspricht. Außerdem gibt es ausgewählte Blutwerte wie z.B CRP-Wert, Schilddrüsediagnostik und Leberwerte.
Für den Arzt gehört sie zum alltäglichen Geschäft, dem Patienten kann sie den Schweiß auf die Stirn treiben: ein Bluttest. Sie stellt oftmals einen Teil des Basisprogramms ärztlicher Tätigkeit dar. Doch warum wird so oft und bei verschiedensten Anlässen eine Blutuntersuchung durchgeführt? Was verbirgt sich hinter untersuchten Blutwerten? Wann wird welcher Blutwert bestimmt und welche Schlüsse kann der Arzt daraus ziehen? Auf diese Fragen soll der folgende Artikel einige Antworten geben.
Die Anlässe für eine Blutuntersuchung können die unterschiedlichsten sein. Teilweise werden Blutwerte bestimmt, um die Diagnose einer Erkrankung zu stellen.
Häufige Anlässe für diagnostische Blutuntersuchungen sind vermutete Infektionen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen oder der Verdacht auf Veränderungen im Blutbild, also bei den Blutzellen.
Auch im Verlauf dieser Erkrankungen werden weiterhin Blutuntersuchungen durchgeführt, um deren Entwicklung und das Ansprechen von Therapiemaßnahmen zu kontrollieren. Wichtig sind Verlaufskontrollen ebenfalls besonders bei der Einnahme bestimmter Medikamente, deren Konzentration im Blut in engen Grenzen gehalten werden muss, damit sie wirken, aber möglichst keine schweren Nebenwirkungen hervorrufen.
Eine Schwangerschaft stellt für den Körper eine besondere Situation dar, da sich Veränderungen der unterschiedlichsten Körperprozesse ergeben.
Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass es zu einer Veränderung von Blutwerten kommen kann. Für einige Blutwerte sind Abweichungen vom Normbereich in der Schwangerschaft bekannt.
Der Arzt muss diese somit bei der Interpretation von Blutergebnissen miteinbeziehen. Als Beispiele seien Veränderungen der Anzahl der weißen Blutkörperchen, der Calcium-Konzentration, der Blutfette und der Gerinnungswerte genannt.
Bestimmte Blutuntersuchungen können während der Schwangerschaft verstärkt Sinn ergeben. Hierzu zählen unter anderem die Untersuchung des Blutbildes, um einen Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zu erkennen.
Eine solche als Blutarmut bezeichnete Situation tritt in der Schwangerschaft häufig durch einen Eisenmangel auf. Um diesen festzustellen, können auch das sogenannte Ferritin, das Transferrin und die Transferrinsättigung bestimmt werden.
Eine wichtige Rolle spielt in den Vorsorgeuntersuchungen während einer Schwangerschaft auch die Bestimmung der Blutgruppe der Schwangeren, da es unter bestimmten Voraussetzungen zu Problemen durch die mütterliche Blutgruppe kommen kann.
Im Zuge der Vorsorgeuntersuchungen wird zudem standardmäßig eine Untersuchung auf eine virale Leberentzündung Typ B (Hepatitis B) der Mutter durchgeführt, da diese auch das Kind infizieren kann. Es wird zudem geraten, spätestens dann, am besten jedoch vor der Schwangerschaft, einen HIV-Test durchführen zu lassen. Weitere Untersuchungen auf Krankheitserreger, die in der Schwangerschaft Probleme bereiten können, werden entweder routinemäßig, oder bei Verdacht auf eine Infektion durchgeführt. Hierbei werden Antikörper im Blut der Mutter untersucht. Zu den regelmäßig vorbeugend durchgeführten Untersuchungen zählt beispielsweise die Testung auf Immunität gegen das Rötelnvirus.
Bei besonderen Fragestellungen kann auch aus der Nabelschnur Blut entnommen werden. Hierbei wird unter Ultraschallkontrolle durch die Haut der Schwangeren hindurch die Nabelschnur punktiert. Das gewonnene Blut des Ungeborenen kann dann zum Beispiel auf Veränderungen der Chromosomen (beim Down-Syndrom und anderen genetischen Störungen), bei vermuteten Infektionen auf Antikörper, oder auch auf eine vermutete Blutarmut des Kindes untersucht werden. Glücklicherweise wird dieser Eingriff jedoch nur selten nötig.
In Zukunft wird wohl die Blutuntersuchung der Mutter auch an Bedeutung gewinnen, wenn es um die Erkennung von genetischen Erkrankungen des Kindes geht. Hierfür sind derzeit oft noch aufwendige und mit Komplikationen behaftete Untersuchungen notwendig: Durch die alleinige Blutuntersuchung der Mutter könnte auf die entsprechenden aufwendigen Methoden also verzichtet werden.
Zur Diagnose und Verlaufskontrolle von Entzündungsreaktionen hat der CRP-Wert große Bedeutung erlangt. CRP steht für C-reaktives Protein. Dieser Name rührt von der Eigenschaft, dass dieses körpereigene Eiweiß (Protein), an das sogenannte C-Polysaccharid eines bestimmten Bakteriums bindet. Es löst dann die Aktivierung einer Reihe von Immunprozessen aus, die zur Bekämpfung eingedrungener Bakterien führen. CRP wird durch vielerlei Bakterien, Pilze und Bestandteile von Krebszellen aktiviert. Viren führen jedoch in der Regel nicht zu einer Aktivierung. Unter anderem aus diesem Grund ist das CRP für Ärzte besonders interessant.
Die Analyse des CRP-Wertes im Blut eignet sich nämlich dazu, bei einer Infektion zwischen einer bakteriellen und einer viralen Ursache zu unterscheiden. Hierdurch kann beispielsweise über den Einsatz von Antibiotika entschieden werden. Während bakterielle Infektionen, je nach Erreger und Schwere, zu teilweise massiv erhöhten CRP-Werten führen, verursachen virale Infekte in der Regel keine, oder nur geringe Erhöhungen des CRPs.
Ein besonderer Vorteil des CRP-Wertes im Vergleich zu anderen Entzündungswerten liegt darin, dass er bei einer bakteriellen Infektion extrem schnell und stark ansteigt. Das CRP wird aufgrund dieser Eigenschaft zu den sogenannten Akute-Phase-Proteinen gezählt.
Ein langfristig und mäßig erhöhtes CRP kann auf eine Grunderkrankung, zum Beispiel einen Tumor, oder eine Autoimmunerkrankung, hinweisen.
Wichtig ist, dass eine CRP-Erhöhung jedoch nicht immer spezifisch auf eine Entzündung oder eine bösartige Erkrankung hindeuten muss. Sie kann zum Beispiel auch durch erlittene Verletzungen (auch im Rahmen einer Operation) hervorgerufen werden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: CRP-Wert
Die folgenden drei Werte sind in der Standarddiagnostik der Schilddrüse von Bedeutung: die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (kurz T3) und Thyroxin (kurz T4), sowie das Steuerhormon Thyroidea-stimulierendes Hormon (TSH). T3 und T4 sind im Blut zu weit mehr als 99 Prozent an Eiweiße (Proteine) gebunden. Wird der kleine Anteil an freiem, also nicht gebundenen T3 und T4 bestimmt, werden die Werte als fT3 und fT4 bezeichnet. Die Bestimmung dieser ungebundenen Hormone liefert bessere Aussagen zur Funktion der Schilddrüse als die entsprechenden Gesamtwerte.
Während T3 und T4 in der Schilddrüse produziert werden, wird TSH in einem speziellen Bereich des Gehirns, der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), gebildet. Es hat im Körper die Aufgabe, die Freisetzung der Schilddrüsenhormone zu kontrollieren. Beim Gesunden besteht folgender Regelkreis: Wenn T3 und T4 erniedrigt sind, wird mehr TSH freigesetzt. TSH erhöht die Freisetzung von T3 und T4 aus der Schilddrüse: T3 und T4 steigen an. Hierdurch wiederum wird die TSH-Freisetzung reduziert. Durch diesen Mechanismus steht dem Körper stets genau die Menge an Hormonen zur Verfügung, die gerade benötigt wird.
Durch unterschiedliche Ursachen kann es allerdings dennoch zu einer zu hohen Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut (Schilddrüsenüberfunktion, Hyperthyreose) oder zu einer zu niedrigen Konzentration (Schilddrüsenunterfunktion, Hypothyreose) kommen. Der Arzt kann dann über die Bestimmung von (f)T3, (f)T4 und TSH das Ausmaß der Störung und auch häufig mögliche Ursachen hierfür erkennen. In der Praxis wird teilweise auch nur der TSH-Wert ermittelt, da er in der überwiegenden Zahl der Fälle bereits einen guten Hinweis auf eine gestörte Schilddrüsenfunktion geben kann.
Häufige Ursachen einer Hyper- und Hypothreose sind zwei Autoimmunkrankheiten: für eine Unterfunktion die Autoimmunhypothyreose (Hashimoto-Thyreoiditis), für eine Überfunktion die Autoimmunhyperthyreose (Morbus Basedow). Bei diesen Krankheiten liegen häufig Antikörper gegen körpereigene Strukturen vor, die im Blut erfasst werden können. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis sind dies Antikörper gegen das Enzym thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) und das Eiweiß Thyreoglobulin. Beim Morbus Basedow werden ebenfalls TPO-AK, sowie sogenannte TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) ermittelt. Weitere spezielle Schilddrüsenwerte werden zur Diagnose und Kontrolle bei bösartigen Tumoren der Schilddrüse eingesetzt und deshalb als Tumormarker bezeichnet. Für die Schilddrüse sind dies, je nach Art des Tumors, Caltitonin und Thyreoglobulin.
Unter die sogenannten Leberwerte können verschiedenste Blutuntersuchungen zusammengefasst werden. Im engeren Sinne handelt es sich bei den Leberwerten um zwei Enzyme mit langen Namen: die Aspartataminotransferase (AST, ASAT oder als GOT für Glutamatoxalacetattransaminase bezeichnet) und die Alaninaminotransferase (ALT, ALAT, oder als GPT für Glutamatpyruvattransaminase bezeichnet). Die AST und ALT werden zusammen auch kurz als Transaminasen zusammengefasst und in der Regel auch gleichzeitig bestimmt. Beide Enzyme kommen in allen Zellen des Körpers vor, sind allerdings in der Leber am stärksten konzentriert. In dieser Tatsache liegt die diagnostische Wichtigkeit der Transamniasen begründet. Bei einer Schädigung von Leberzellen treten die entsprechenden Enzyme nämlich ins Blut über und können hieraus bestimmt werden. Eine Erhöhung der Transamniasen kann also einen Hinweis auf eine Leberschädigung geben. Der Vorteil hierbei ist, dass die Werte oft bereits bei geringen Schäden der Leber ansteigen und somit eine hohes diagnostisches Gewicht haben.
Häufige Ursachen für erhöhte Leberwerte sind starker Alkoholkonsum oder die Einnahme von Medikamenten. Wichtige weitere Ursachen sind eine Entzündung der Leber (Hepatitis), die zum Beispiel durch Viren hervorgerufen werden kann, aber auch erbliche Erkrankungen, wie die sogenannte Hämochromatose oder der Morbus Wilson, die zu einer Schädigung des Lebergewebes führen. Auch bei einer Leberzirrhose und bei Leberkrebs können sich erhöhte Transaminasen finden. Allerdings ist grundsätzlich zu beachten, dass bei der Leberzirrhose die Transaminasen oft auch nahezu im Normal-bereich liegen, oder diesen sogar unterschreiten können, wenn ein großer Teil des Leber-gewebes bereits zerstört und durch Bindegewebe ersetzt wurde.
Wichtig ist zudem zu erwähnen, dass Erhöhungen der AST und ALT zwar sehr häufig durch Probleme im Bereich der Leber verursacht sind, dies jedoch nicht immer der Fall sein muss. Störfaktoren können beispielsweise starke körperliche Aktivität, Muskel- oder auch Herzerkrankungen sein, die ebenfalls zu einer Erhöhung der Werte führen können.
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Vitamin D kann in seinen Vorstufen aus der Nahrung aufgenommen und dann in Leber und Niere durch chemische Veränderungen in das aktive Vitamin D (Calcitriol) umgewandelt werden. Ein großer Teil entsteht aber auch aus einem Vorläufer von Cholesterin in der menschlichen Haut unter Einwirkung von UV-Licht.
Das aktive Vitamin D hat im Körper die Funktion eines Botenstoffes (Hormon), der entscheidend an der Regulation des körpereigenen Calciumhaushaltes beteiligt ist. Steigt die Konzentration von Vitamin D im Blut an, steigt ebenfalls die Calciumkonzentration. Dies ist dadurch zu erklären, dass Calcitriol eine erhöhte Aufnahme (Resorption) von Calcium aus der Nahrung im Darm bewirkt. Es fördert den Aufbau der Knochensubstanz.
Die Bestimmung von Calcitriol zählt zu den seltener durchgeführten Blutuntersuchungen. Der Einsatz ist auf einige sinnvolle Anlässe begrenzt. Hierbei geht es immer um Erkrankungen, die den Calciumhaushalt betreffen. Es handelt sich um Knochen- oder Nierenerkrankungen und Erkrankungen der Nebenschilddrüse. Bei den Knochenerkrankungen steht die Frage nach einem eventuell ursächlichen Vitamin-D-Mangel im Vordergrund.
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Bei den Nierenerkrankungen spielt Calcitriol eine Rolle, weil seine Bildung selbst von der Funktion der Nieren abhängig ist. Bei einer gestörten Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) finden sich somit erniedrigte Calcitriolwerte. Die Bedeutung von Vitamin D bei Verdacht auf eine Erkrankung der Nebenschilddrüsen rührt daher, dass in diesen Organen das sogenannte Parathormon gebildet wird. Da Parathormon auch einen Einfluss auf die Calcitriol-Konzentration im Blut hat, kann eine Bestimmung von Calcitriol bei bestimmten Erkrankungen der Nebenschilddrüsen diagnostisch sinnvoll sein.
Eine Übersicht aller Untersuchungsmethoden, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Diagnostik A - Z.