Im Körper gibt es Andockstellen für Hormone. Diese werden wiederum unterteilt in Alpha und Beta-Rezeptoren. Die Beta-Rezeptoren befinden sich in unterschiedlichen Organsystemen des Körpers, beispielsweise im Herzen, in den Lungen, in der Gebärmutter, etc. Werden die Rezeptoren blockiert, treten unterschiedliche Reaktionen auf. Zum Beispiel kann der Blutdruck reduziert, die Bronchien verengt oder die Wehentätigkeit eingeschränkt werden.
Betablocker kommen bei verschiedenen Erkrankungen des Herzens und bei erhöhtem Blutdruck zum Einsatz. Neben ihrer Wirkung am Herzen und den Gefäßen können sie auch andere Körperfunktion bzw. Organe beinflussen.
Die Verodnung eines Betablockers muss demnach unbedingt von einem Arzt erfolgen, der neben der richtigen Dosierung auch den Wirkmechanismus der Präperate kennt und somit das passende Medikament auswählen kann.
Im Körper gibt es zahlreiche Andockstellen, die empfindlich für bestimmte Botenstoffe und Hormone sind.
Dockt ein Botenstoff an diese Station an, wird eine physiologische Reaktion in Gang gesetzt. Neben den Alpha-Rezeptoren gibt es auch sogenannte Beta- Rezeptoren. Sie befinden sich an ganz unterschiedlichen Organsystemen unseres Körpers. Vor allem sind sie am Herzen zu finden. Aber auch an den Bronchien, an der Gebärmutter, im Fettgewebe und an den Blutgefäßen können diese Rezeptoren nachgewiesen werden.
Der physiologische Grund liegt darin, dass der Botenstoff, der für diesen Rezeptor bestimmt ist, Adrenalin ist. Hierbei handelt es sich um ein Stresshormon, das dann ausgeschüttet wird und wirken muss, wenn sich der Körper in einer Stress-, oder Notsituation befindet und mehr Leistung als sonst bringen muss. Leistungssteigernd wirkt eine Erhöhung des Blutdrucks sowie eine Herzfrequenzsteigerung (Pulserhöhung).
In Notsituationen benötigt der Muskel aufgrund der körperlichen Auslastung mehr Blut pro Minute, was nur durch eine Blutdruckerhöhung sowie einer Herzfrequenzsteigerung gewährleistet werden kann. Neben einer Erhöhung des Blutflusses wird auch der Sauerstoffverbrauch des Körpers erhöht. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Lungen auch mehr Sauerstoff in der Minute aufnehmen können. Damit dies gewährleistet werden kann, befinden sich auch Beta-Rezeptoren im Bereich der Bronchien.
Dockt nun Adrenalin an diese Rezeptoren an, weiten sich die Bronchien und die Lunge kann mehr Sauerstoff aufnehmen. Neben Herzmuskel und Lunge befinden sich die Rezeptoren des Beta Typs auch an den Blutgefäßen. Beim Andocken von Adrenalin kommt es zu einer Lumenänderung des Gefäßsystems, was dadurch wiederum durchblutungsfördernde Auswirkungen hat. Da auch Beta Rezeptoren in der Gebärmutter zu finden sind, kommt es durch Adrenalin, die an diese Rezeptoren binden zu einer Wehenhemmung. So kann der Körper je nach Ausschüttung der verschiedenen Botenstoffe den Geburtsvorgang beschleunigen oder stoppen. Auch kann über Adrenalin und über entsprechende Rezeptoren im Bereich des Auges der Augenwasserabfluss und somit der Augeninnendruck reguliert werden.
Auch an der glatten Gefäßmuskulatur befinden sich die genannten Rezeptoren. Bindet Adrenalin daran, vor allem im Bereich der Darmmuskulatur, so kommt es zur Reduktion von Verdauungsvorgängen. Hintergrund ist der, dass in Stresssituationen in der Regel keine Nahrung aufgenommen werden muss, somit auch kein Verdauungsvorgang stattfinden muss.
Die Vorgänge des normalen Stoffwechsels bieten nun auch die Möglichkeit des medikamentösen Eingreifens. Man macht sich hierbei die Platzierung der Beta Rezeptoren und die entsprechende Wirkung durch Adrenalin daran zu nutze, in dem man die Rezeptoren medikamentös blockiert, um eine gegensinnige Reaktion zu erreichen. Durch die sogenannten Beta-Rezeptoren-Blocker, die eine eigene Medikamentengruppe darstellen erreicht man, dass diese sich nach Aufnahme an die entsprechenden Rezeptoren im Körper setzen und diesen blockieren. Anflutendes Adrenalin kann nicht mehr andocken und entsprechend keine physiologische Wirkung entfalten.
Am Herzen bedeutet dies, dass die Herzfrequenz reduziert wird. Auch der Blutdruck wird gesenkt, obwohl Adrenalin in ausreichender Menge ausgeschüttet wird. Der Augendruck wird gesenkt, und die Darmmuskulatur wird in geringem Maße an der Reduktion von Verdauungsvorgängen gehindert. Während einer Schwangerschaft würden Beta Blocker dafür sorgen, dass die Wehentätigkeit verstärkt wird und an den Bronchien verhindern Beta Blocker, dass eine Erweiterung der Lungen stattfinden kann (siehe: Betablocker in der Schwangerschaft). Dies hat zur Folge, dass Asthmatikern keine Beta Blocker gegeben werden sollten, da dies die Atemnot fördern könnte.
Beta Blocker sollten langsam eindosiert werden. Ist die gewünschte Wirkung erzielt, sollte die Dosis in dementsprechenden Bereich gelassen werden. Es ist wichtig, dass ein plötzliches Absetzen nicht durchgeführt werden sollte, da der Körper seine Rezeptoren zum Zeitpunkt der Blockade „empfindlicher“ gemacht hat. Das bedeutet, dass beim Fehlen der Blockade durch Absetzen des Medikamentes eine erheblich stärkere Wirkung des Adrenalins eintreten würde. Dies hätte Herzrasen (Tachykardie) oder ein Bluthochdruck zur Folge und könnte gefährlich werden.
Aufgrund der Vielzahl von Beta-Rezeptoren in unterschiedlichen Organsystemen stellt der größte Nachteil des Beta Blockers die relativ grobe Einstellungsmöglichkeit dar. So kann man grob sagen, dass ein Beta Blocker alle Rezeptoren blockiert und auch zu entsprechenden, wenn auch ungewollten, Wirkungen geführt. Heute gibt es auch schon selektive Beta Blocker, die vor allem Rezeptoren eines Organsystems beeinflussen; aber man kann nie ganz ausschließen, dass auch Rezeptoren anderer Organe mit betroffen sind. Häufigste Nebenwirkung durch die Beta Blockade sind: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Depressionen Kopfschmerzen und Impotenz. Auch Husten und Atemnot können auftreten sind aber häufiger, wenn eine Lungenerkrankung vorbeschrieben ist.
Unser Herz wird von dem sogenannten vegetativen Nervensystem gesteuert. Hierbei gibt es den aktivierenden Part, den sogenannten Sympathikus und den dämpfenden Part, den Parasympathikus. Am Herzen wirkt der Sympathikus über die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die Beispielsweise bei körperlicher Betätigung ausgeschüttet werden und so Herzfrequenz, Schlagkraft und Blutdruck steigern können.
Liegt nun jedoch eine Herzerkrankung vor, wie Beispielsweise eine Herzschwäche, Rhythmusstörungen oder Bluthochdruck, kann es hilfreich sein, diese Steigerung der Herzleistung zu mindern, damit das Herz sich besser selbst versorgen und ökonomischer arbeiten kann. Hier setzten die Betablocker an, indem sie die Andockstellen, die sogenannten Beta-Adrenorezeptoren, der Stresshormone blockieren und diese so ihre Wirkung nicht entfalten können.
Dies hat zur Folge, dass das Herz langsamer schlägt, also die Herzfrequenz herab gesetzt wird. Dies sorgt einerseits dafür, dass das Herz nun besser mit Sauerstoff versorgt werden kann. Dies kann nämlich nur geschehen, wenn das Herz nach dem Auswurf des Blutes erschlafft und sich erneut füllt. In dieser Zeit gelangt Sauerstoff über die Herzkranzgefäße zur Herzmuskulatur. Bei einem verlangsamten Herzschlag dauert diese Phase, die sogenannte Diastole, nun länger und die Sauerstoffversorgung des Herzens nimmt zu.
Bei Patienten, die an Herzrhythmusstörungen leiden, kann der verlangsamte Herzschlag zusätzlich helfen, die natürliche Erregungsleitung des Herzens zu fördern. Andererseits verbraucht das Herz nun auch weniger Sauerstoff, da die Herzleistung herab gesetzt wurde. Mediziner sprechen davon, dass das Herz ökonomischer, also effizienter, arbeitet. Dies hilft vor allem Patienten mit einer Herzschwäche oder wiederkehrenden Brustschmerzen (Angina pectoris).
Zuletzt senken Betablocker den Blutdruck. Dies entlastet nicht nur das Herz, da es nun nicht mehr gegen einen erhöhten Widerstand pumpen muss, sondern hat einen positiven Einfluss auf unseren gesamten Körper, da ein erhöhter Blutdruck bekannterweise ein Risikofaktor für viele Erkrankungen wie z.B. Arterienverkalkungen ist.
Seit längerer Zeit werden die Nebenwirkungen von Betablockern auf die psychische Gesundheit diskutiert. Die Studienlage widerspricht sich bei diesem Thema und die Fachärzte scheinen sich uneinig zu sein. So heißt es, dass Patienten, die Betablocker einnehmen, ein erhöhtes Risiko aufweisen an einer Depression zu erkranken.
Dem entgegen stehen Studien, die zwei Patientengruppen gebildet haben und nur eine Gruppe den Betablocker erhielten, die andere Gruppe hingegen bekam eine Tablette ohne Wirkstoff (Placebo). Hier zeigte sich, dass sich kein deutlicher Unterschied bei den beiden Testgruppen besteht und in diesem Fall in der Betablocker-Gruppe sogar weniger Patienten an einer Depression litten als in der Vergleichsgruppe.
Demnach ist die Wirkung von Betablockern auf die Psyche nicht abschließend geklärt.
Es sind mehrere Betablocker auf dem Markt vorhanden, die sich in der Länge ihrer Wirkung unterscheiden. In der Pharmazie spricht man von der Halbwertszeit, sie beschreibt, in welchem Zeitraum die Hälfte des Medikaments in unserem Körper abgebaut wurde und ist somit ein Maß für die Wirkdauer. Die Halbwertszeit der verschiedenen Betablocker reicht hier von 3-4h (Metoprolol) bis hin zu 24h (Nevibolol).
Dies ist auch der Grund, warum Metoprolol häufig 2x täglich gegeben wird. Dies bedeutet nicht, dass die Wirkung von Metoprolol nach 4h vorbei ist, sondern nur, dass 50% des Wirkstoffes bereits eliminiert wurden.
Nach weiteren 4h sind dann nur noch 25% vorhanden usw.,d.h. dass die Wirkung nicht plötzlich abbricht sondern sich leise ausschleicht.
Hat ein Mensch Angst, wird das vegetative Nervensystem erregt. Der sogenannte Sympathikus versetzt den Menschen in die Fluchtbereitschaft. Die Herzfrequenz steigt, die Muskulatur wird besser durchblutet, man beginnt zu Schwitzen. Hierfür sind die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin zuständig. Wie bereits erwähnt, blockieren Betablocker die Andockstellen für eben diese Stresshormone und setzen die Wirkung des Sympathikus herab.
Diese Wirkung machen sich auch Psychiater bei der Therapie von Ängsten und Angststörungen zunutze. Dabei wird zwar nicht die Angst selbst beseitigt, hierfür bedarf es weiterführende Psychotherapie, aber sie lindern die körperlichen Symptome der Angst.
Betablocker sind hierbei nicht als Dauertherapie geeignet, können aber für Stresssituationen wie z.B. Prüfungen verschrieben werden.
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