Bandscheibenvorfall von L3/L4

Was ist ein Bandscheibenvorfall L3/L4?

Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule. Bandscheibenmaterial tritt dabei aus der Bandscheibe in den Rückenmarkskanal aus. Dabei können Nerven irritiert oder sogar verletzt werden.

L3 und L4 beschreibt die Höhe des Vorfalls und ist eine sehr häufige Lokalisation für einen Vorfall der Bandscheibe. Der Bandscheibenvorfall liegt hierbei auf Höhe der Lendenwirbelsäule, genau genommen auf der gleichen Höhe, wie der oberste Punkt der Darmbeinkämme. Ein Bandscheibenvorfall betrifft vor allem Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren.

Weitere interessante Informationen zu diesem Thema lesen Sie unter: Bandscheibenvorfall der LWS

An diesen Symptomen erkennen Sie einen Bandscheibenvorfall von L3/L4

Schmerzen gehören zu jedem Bandscheibenvorfall dazu. Der Schmerz kann akut (bis zu 6 Wochen), subakut (6 -12 Wochen) oder dauerhaft (über 12 Wochen) auftreten. Meist hat der Schmerz eine stechende Qualität. Betroffene beschreiben auch einen einschießenden Schmerz, dieser kann dann in die Beine ausstrahlen.

Neben den Schmerzen können Missempfindungen auffallen. Dazu gehören unter anderem Kribbel- oder Taubheitsgefühle. Bei schwerwiegenden Vorfällen können außerdem Muskellähmungen – vorwiegend an den Oberschenkeln – auftreten. Gegebenenfalls sind auch die Reflexe, wie zum Beispiel am Knie, reduziert.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr hierzu unter: Symptome eines Bandscheibenvorfalls der LWS

Da treten die Schmerzen auf

Bei einem Bandscheibenvorfall in Höhe von L3/L4 treten die Schmerzen im unteren Rücken auf, was auch als Lumbalgie bezeichnet wird. Die Schmerzen sind stechend und schränken auch die Bewegung im unteren Rücken ein. Die Schmerzausstrahlung zieht in die Beine.

Bei einem Vorfall auf Höhe L3 / L4 wird der N. femoralis irritiert. Die Schmerzen sind daher im Verlauf des betroffenen Nervens zu spüren.

Bei einem L3-Syndrom zieht der Schmerz auf die Vorderseite des Oberschenkels und zum Knie, allerdings nie unterhalb des Knies. Beim L4-Syndrom ziehen Schmerzen von der Oberschenkelaußenseite über die Kniescheibe zur Unterschenkelinnenseite und Schienbeinvorderkante.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie unter: Schmerzen an der Bandscheibe

Kribbeln vs. Taubheit im Bein

Kribbeln und Taubheitsgefühle sind ein Zeichen dafür, dass Nerven irritiert, eingeklemmt oder verletzt sind. Oftmals wird das Kribbeln auch als Ameisenlaufen bezeichnet. Das Kribbeln bzw. die Taubheitsgefühle treten dabei im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervens auf.

Beim L3/L4-Syndrom sind die Gefühlsstörungen analog zur Schmerzempfindung an der Vorderseite der Oberschenkel und teils an der Unterschenkelinnenseite zu spüren. Sollten Gefühlsstörungen auftreten, ist dringend ein Arzt aufzusuchen, um bleibende Schäden an den Nerven zu verhindern.

Nächster Artikel rund um dieses Thema lesen Sie unter: Bandscheibenvorfall - Symptome im Bein

Lähmung beim Bandscheibenvorfall

Eine Lähmung kann bei einem Bandscheibenvorfall auftreten. Hiervon sind dann die Kennmuskeln der Rückenmarkswurzeln L3/L4 betroffen. Es kann zu einer eingeschränkten Streckung des Oberschenkels im Kniegelenk, einem verminderten Heranführen des einen Beins zum anderen und zu einer geschwächten Hüftbeugung kommen.

Da die Muskulatur in den meisten Fällen durch mehrere Nervenwurzeln versorgt wird, kommt es größtenteils nicht zu einer kompletten Lähmung, sondern nur zu einer Schwächung der Muskelfunktion. Auch bei einer Funktionseinschränkung oder Lähmung der Muskulatur sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Therapie eines Bandscheibenvorfalls von L3/L4

Ziel der Therapie ist die Beseitigung der Symptome sowie – sofern notwendig – die soziale und berufliche Wiedereingliederung. Hierfür stehen verschiedene Therapien zur Verfügung:

  • Frühzeitige Therapie mit Schmerzmitteln,

  • Das Einspritzen von Lokalanästhetika im Bereich der betroffenen Nervenwurzel,

  • Physiotherapie (Krankengymnastik, Massage, Wärmetherapie),

  • Bewegungstherapie (keine Bettruhe, sondern alltägliche Aktivitäten weiterführen, längere Spaziergänge),

  • Patientenschulung (Verhaltensänderungen, Sport, Rückenschule) und

  • operative Therapien (mikrochirurgisch oder offen).

Weitere hilfreiche Informationen hierzu können Sie hier nachlesen: Therapie eines Bandscheibenvorfalls der LWS

Medikamentöse Behandlung

Medikamente dienen beim Bandscheibenvorfall vor allem der Schmerzreduktion. Hierbei werden Schmerzmittel nach einem bestimmten Stufenschema angewendet. Zu Beginn werden sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) gegeben. Dazu gehören zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac.

Wenn diese Medikamente nicht die gewünschte Wirkung erzielen, wird ein Medikament aus der nächsthöheren Stufe gegeben. Dazu gehören niedrig-potente Opioide. Sollten auch diese wirkungslos bleiben, werden stark-wirkende Opioide verabreicht.

Zusätzlich können Medikamente an der betroffenen Nervenwurzel eingespritzt werden, sodass die Schmerzen direkt am auslösenden Ort behandelt werden. Dies geschieht mit Lokalanästhetika wie Ropivacain. Um einer Entzündung und somit auch Schmerzen entgegenzuwirken, kann auch ein Glukokortikoid lokal an die Nervenwurzel appliziert werden.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Dann lesen Sie unseren Artikel hierzu unter: Medikamente beim Bandscheibenvorfall

Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall von L3/L4

Physiotherapeutisch kann eine Krankengymnastik helfen, Schmerzen und auch Beweglichkeit bei einem Bandscheibenvorfall zu verbessern. Des Weiteren empfiehlt sich häufig eine Wärmetherapie. Diese sorgt dafür, dass sich die Muskulatur im Rücken entspannt und dadurch auch Schmerzen reduziert werden.

Auch Massagen bieten sich an, um die Muskulatur zu entspannen, Schmerzen zu verbessern und die Beweglichkeit im Rücken zu steigern. Außerdem kann der Physiotherapeut Übungen empfehlen, die auch zu Hause durchgeführt werden können und so die Heilung weiter unterstützt werden kann.

Übungen bei einem Bandscheibenvorfall

Die Übungen dienen der Stabilisation der Wirbelsäulensegmente. Es ist daher wichtig, dass die Muskulatur gedehnt und gestärkt wird. Am Anfang steht die Dehnung im Vordergrund. Zur Dehnung der Wirbelsäule und Muskulatur legt sich der Betroffene auf den Bauch und stützt sich dann auf die Ellenbogen ab, der Oberkörper wird also angehoben.

Dabei sollte auf eine normale Atmung und eine entspannte Rückenmuskulatur geachtet werden. Der Rücken kann nach und nach weiter gestreckt werden, indem man den Oberkörper immer weiter anhebt.

Es existieren noch weitere Dehnübungen, die nach einem L3/L4-Syndrom durchgeführt werden können. Ist die Akutphase vorbei, sollten Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur durchgeführt werden. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Belastung am Anfang noch nicht zu groß ist.

Zum Beispiel kann die Übung „Armstütz mit Arm- und Beinheben“ durchgeführt werden. Dazu stützt sich der Betroffene auf die Hände und Knie, dabei sollte darauf geachtet werden, dass sich die Hände auf gleicher Linie mit den Schultern und die Knie in gleicher Linie mit der Hüfte befinden. Nun werden der rechte Arm und das linke Bein ausgestreckt. Diese Position wird ungefähr 5 Sekunden gehalten. Dann werden Arm und Bein gewechselt.

Welche Übungen individuell geeignet sind, sollte mit dem Physiotherapeuten oder Arzt besprochen werden.

Haben Sie mehr Interesse an diesem Thema? Lesen Sie dann unseren nächsten Artikel unter: Übungen beim Bandscheibenvorfall

Wann brauche ich eine OP?

Eine Operation wird zum einen nötig, wenn die Schmerzen und Beschwerden durch eine konservative Therapie (Medikamente, Physiotherapie, Rückenschule) nicht gebessert werden können. Hierbei kann eine geplante Operation erfolgen.

Zum anderen stellt eine dringende OP-Indikation dar, bei der eine Operation unbedingt innerhalb der nächsten 24-48 Stunden erfolgen sollte, wenn die Muskulatur in den Beinen eine akut aufgetretene Lähmung aufweist, plötzliche Gefühlsstörungen im Bereich des betroffenen Nervens auftreten oder Blasen- und Mastdarmentleerungsstörungen auftreten.

Diese Entleerungsstörungen äußern sich in unkontrolliertem Abgang von Urin und Stuhl. Da dies Anzeichen dafür sind, dass die Nerven bleibend geschädigt werden, ist eine Notfalloperation unumgänglich.  

Weitere ausführlichere Informationen hierzu können Sie hier nachlesen: Operation eines Bandscheibenvorfalls der LWS

Wann werde ich wieder gesund?

Bis zur vollständigen Ausheilung eines Bandscheibenvorfalls können einige Wochen bis sogar Monate vergehen. Wichtig ist es, eine frühzeitige Schmerztherapie und Bewegungstherapie zu beginnen, ohne die Wirbelsäule weiter zu belasten.

Werden Wirbelsäule und Rückenmuskulatur nachträglich nicht gestärkt, kann es außerdem immer wieder zu Bandscheibenvorfällen kommen. Daher sollte eine Prophylaxe ernst genommen werden. In manchen Fällen kommt es zu chronischen Schmerzen, die auch teilweise nach einer Operation nicht mehr komplett verschwinden.

Ursachen für einen Bandscheibenvorfall

Die Bandscheibe besteht aus einem faserknorpligen Außenring, dem Anulus fibrosus, und einem gallertartigen Kern, dem Nucleus pulposus. Dieser Kern bzw. Teile davon treten bei einem Vorfall in den Rückenmarkskanal aus. Allgemein übernimmt die Bandscheibe eine Pufferfunktion zwischen den Wirbelkörpern.

Ein Bandscheibenvorfall kann zum einen durch Verschleißprozesse der Bandscheiben und zum anderen durch Unfälle (Trauma) hervorgerufen werden. Die Gefäßversorgung der Bandscheiben geht mit dem 20. Lebensjahr zurück. Dadurch verändert sich der äußere Ring der Bandscheibe in seiner Struktur und wird für Verletzungen anfälliger.

Kommt es nun zu einer wiederkehrenden Belastung, wie beispielsweise dem Tragen schwerer Lasten, kann der äußere Ring Risse bilden. Da die Blutversorgung reduziert ist, können die Risse nur schlecht verheilen. Kommt es zu einer erneuten Belastung, können Teile des inneren Kerns der Bandscheibe durch die Risse austreten.

Neben einer großen mechanischen Belastung begünstigen Übergewicht und eine ungesunde oder unausgeglichene Ernährung einen Bandscheibenvorfall. Der Mechanismus bei einem traumatischen Bandscheibenvorfall ist derselbe, nur dass direkt nach der Gewalteinwirkung ein Riss im äußeren Ring entsteht und Bandscheibenmaterial heraustritt. Auch durch Hochleistungssport kann ein Bandscheibenvorfall provoziert werden.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Ursachen eines Bandscheibenvorfalls

Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?

Stellt der Arzt die Diagnose Bandscheibenvorfall, wird vorher eine Befragung durch den Arzt erfolgen. Hierbei sind Informationen wie Beginn und Verlauf der Symptome und ob ein auslösendes Ereignis erinnerlich ist, wichtig. Auch die genaue Lokalisation der Schmerzen, ob diese ausstrahlen und ob es weitere Symptome, wie beispielsweise Kribbel- oder Taubheitsgefühle, gibt, sollte abgefragt werden.

Danach wird der Körper untersucht: Inspektion der Körperhaltung und der Wirbelsäule sind dabei wichtig. Auch das Befühlen und Beklopfen der Wirbelsäule und der betroffenen Region sollten durchgeführt werden. Die Überprüfung der Nerven- und Muskelfunktion sollte ebenfalls erfolgen.

Gibt es keinen Hinweis auf einen schwerwiegenden Verlauf (zum Beispiel Gefühlsstörungen, Muskellähmungen, Störung der Blasenfunktion), muss nicht zwingend eine Bildgebung erfolgen. Beim Verdacht auf schwerwiegende Verläufe oder auch bei lang andauernden Beschwerden ist eine Bildgebung mittels MRT, Röntgen oder CT angebracht.

Haben Sie mehr Interesse an diesem Thema? Weitere Informationen hierzu können Sie nachlesen: Diagnose eines Bandscheibenvorfalls

Was sieht man in einem MRT der LWS?

Die Bandscheiben stellen sich generell in einem MRT als dunkelgraue Strukturen dar, während die Wirbelkörper einen helleren Grauton annehmen.

Ein Bandscheibenverschleiß (Bandscheibendegeneration) stellt sich in der T2-MRT-Einstellung durch den Wasserverlust in den Bandscheiben als dunkle Struktur da. Besteht ein Bandscheibenvorfall, kann man den Austritt des Bandscheibenmaterials - ebenfalls als dunkelgraue Struktur - in den Rückenmarkskanal erkennen.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie dann unseren nächsten Artikel unter: MRT bei einem Bandscheibenvorfall

Anatomie-Exkurs: Das sind die Kennmuskeln

Ein Kennmuskel bezeichnet eine Funktionseinschränkung eines Muskels, der mit diesem Funktionsausfall auf den Nerv hinweist, der verletzt ist. Bei einer Irritation der Rückenmarkswurzeln L3 / L4 sind die Nerven betroffen, die die Oberschenkelmuskulatur versorgen. Dazu gehören der M. quadriceps femoris, M. iliopsoas und die Adduktoren.

Diese Muskeln sind dafür zuständig, dass das Bein im Kniegelenk gestreckt (M. quadriceps femoris), das eine Bein an das andere herangeführt (Adduktoren) und der Oberschenkel in der Hüfte gebeugt werden kann (M. iliopsoas). All diese Funktionen können durch einen Bandscheibenvorfall eingeschränkt sein.

Bandscheibenvorfall -
Nucleus-pulposus-Prolaps

A - Bandscheibenvorfall von links
B - Bandscheibenvorfall von oben
C - Gesunde Bandscheibe
a - Hals- und Brustbereich
b - Lendenbereich

  1. Faserring -
    Anulus fibrosus
  2. Gallertkern -
    Nucleus pulposus
    1. + 2. Bandscheibe
    (Zwischenwirbelscheibe) -
    Discus inter vertebralis
  3. Rückenmarknerv -
    Nervus spinalis
  4. Rückenmark -
    Medula spinalis
  5. Wirbelkörper -
    Corpus vertebrae
  6. Dornfortsatz -
    Processus spinosus

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.12.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024