Der Begriff Meningitis (Hirnhautentzündung) beschreibt eine Entzündung (-itis) der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen), welche durch sehr unterschiedliche Erreger ausgelöst werden kann. Man unterscheidet zwei Formen der Meningitis, die eitrige Meningitis, die nicht-eitrige Meningitis
Medizinisch: Meningitis purulenta oder Meningitis serosa
Englisch: meningitis, encephalitis, brain inflammation, brain-fever
Der Begriff Meningitis (Hirnhautentzündung) beschreibt eine Entzündung (-itis) der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen), welche durch sehr unterschiedliche Erreger ausgelöst werden kann.
Man unterscheidet zwei Formen der Meningitis:
Die eitrige Meningitis (eitige Hirnhautentzündung) wird durch Bakterien verursacht. Sie geht mit hohem Fieber und schwerem allgemeinem Krankheitsbild einher und stellt einen absoluten Notfall dar, der sofort behandelt werden muss.
Die nicht-eitrige Meningitis (nicht-eitige Hirnhautentzündung), für die in aller Regel Viren verantwortlich sind, ist meist harmloser und tritt oft im Rahmen allgemeiner Virusinfekte auf (außer der Herpes-simplex-Enzephalitis, die einen akuten Notfall darstellt). Die Symptome und der Verlauf sind milder und die Prognose besser.
Das Verhältnis von eitriger Meningitis zu nicht-eitriger Meningitis beträgt circa 1:5.
¾ der eitrigen Meningitis erkrankt vor dem 10. Lebensjahr.
In Deutschland findet man circa 60 erkrankte Meningitisfälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr, wovon 5 – 10 auf die eitrige Meningitis entfallen.
Besonders Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sind betroffen, weil ihr Immunsystem entweder noch nicht oder nicht mehr so gut funktioniert.
Zu Beginn der Erkrankung kommt es zu Symptomen, die einer Grippe ähneln, wie Fieber, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen.
Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es zu dem spezifischen Symptom der Nackensteifigkeit, was bedeutet, dass es den Betroffenen starke Schmerzen bereitet, wenn sie den Kopf in Richtung Brust führen.
Außerdem klagen die Erkrankten oft über eine Licht- und Geräuschempfindlichkeit.
Babys und Kleinkinder hingegen zeigen eher unspezifische Symptome, wie Müdigkeit, Trinkschwäche und Gereiztheit. Des Weiteren kann es zu einer hervorgewölbten Fontanelle oder zu Krampfanfällen kommen.
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Das Erregerspektrum ist weit gestreut und variiert je nach Alter, Vorerkrankungen, Jahreszeit und auch dem Übertragungsweg. Grundsätzlich kann jeder Erreger auch Ursache für eine Meningitis (Hirnhautentzündung) sein.
Je nach Alter findet man verschiedene Erreger als Auslöser einer Meningitis (Hirnhautentzündung). Im Wesentlichen kann man drei Gruppen unterscheiden:
Bei Neugeborenen sind es häufig Bakterien wie Escherichia coli und B-Streptokokken, seltener Listerien (Listeria monocytogenes), die eine Meningitis verursachen.
Sie werden während oder direkt nach der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen.
Außerdem waren bis zur Einführung der Impfung gegen das Bakterium Hämophilus Influenzae (nicht zu verwechseln mit dem Influenza-Virus, das die Grippe verursacht!) im Jahre 1990 bei der Hälfte aller schweren eitrigen Hirnhautentzündungen im Kindesalter Säuglinge im ersten Lebensjahr betroffen. Seit Einführung dieser Impfung sind diese dramatisch zurückgegangen.
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Auch bei Klein- und Schulkindern war bis zur Einführung der Hämophilus influenzae - Impfung dieser Erreger am häufigsten vertreten, inzwischen sind es wie bei Jugendlichen und Erwachsenen hauptsächlich Meningokokken und Pneumokokken, gefolgt von Listerien (ca. 5 %) und Staphylokokken (1-9 %).
Die Entzündung der Hirnhäute, die durch das gramnegative Bakterium Neisseria meningitidis hervorgerufen wird (Meningokokkenmeningitis, Meningitis epidemica; ca. 1 pro 100.000 Einwohner pro Jahr), hat nur eine Inkubationszeit von etwa 1 – 3 Tagen (10 Tage sind möglich) und setzt innerhalb von Stunden akut mit voller Symptomenstärke ein. Sie hat einen schweren, hochfieberhaften Verlauf. In einigen Teilen der Welt ist sie endemisch, d.h. breite Bevölkerungsschichten sind davon betroffen. Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion (Husten, Sprechen oder Niesen) verbreitet, weshalb sie in Europa hauptsächlich in Kindergärten, Schulen oder Kasernen gefährlich werden kann.
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Etwa 10 % der Menschen tragen den Erreger im Nasen-Rachen-Raum, ohne dass er eine Erkrankung hervorruft (latente Infektion).
Unter den viralen Meningitiden finden sich am häufigsten Echo- und Coxsackieviren (Enteroviren), seltener das Mumpsvirus, das FSME – Virus (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) sowie Adenoviren, Polioviren u.a.
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie beispielsweise Patienten mit HIV, Leukämien, immunsuppressiver Therapie (also einer Therapie, die das eigene Immunsystem unterdrückt wie beim Rheuma / rheumatoider Arthritis) oder bei Alkoholikern, sind Listerien (Listeria monocytogenes) und Enterokokken (<10 %) häufige Erreger der Meningitis (Hirnhautentzündung). Auch Pilz- und Parasiteninfektionen der Hirnhaut treten hier häufiger auf. Außerdem werden bei diesen Patienten Virusinfektionen, bei denen die Viren nach einer Infektion im Körper bzw. Nervensystem verblieben sind (Viruspersistenz), häufiger reaktiviert, d.h. sie verursachen nach einer langen symptomlosen Ruhephase in dessen Körper noch einmal eine Erkrankung. Typische Vertreter sind hier die Viren der Herpes-Gruppe: das Herpes-Virus 1 (Erreger des „Lippenherpes“), das Cytomegalievirus (CMV), das Varizella-Zoster-Virus (VZV, Erreger der Windpocken und der „Gürtelrose“) sowie das Epstein-Barr-Virus (EBV, Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers).
Schließlich gibt es auch Bakterien, die eine nicht-eitrige Meningitis hervorrufen können. Zu diesen zählen das Mykobakterium tuberkulosis (Meningitis tuberculosa), Treponema pallidum (der Erreger der Syphilis, Neurolues) und die Borrelien (die Erreger der Lyme-Borreliose, die durch einen Zeckenbiss übertragen wird).
Atypische Formen der Meningoenzephalitis (Entzündung der Hirnhaut und des Gehirns) werden verursacht durch Erreger wie Rickettsien, Brucellen, Coxiellen, dem Erreger der Schlafkrankheit, der Malaria und vielen anderen.
Für die übertragbaren Formen der bakteriellen und abakteriellen Meningitis besteht Meldepflicht beim Gesundheitsamt, um eine Weiterverbreitung der gefährlichen Infektionskrankheit zu vermeiden.
Zum Nachweis einer Meningitis ist die Lumbalpunktion und Untersuchung des Liquors ein absolutes Standardverfahren. Jedoch zeichnet sich die Art der Meningitis auf die einzelnen Laborwerte nieder. So ist es wichtig zu wissen, dass eine Meningitis sowohl durch Bakterien, als auch durch Viren und Pilze hervorgerufen werden kann. Typische bakterielle Erreger sind Meningokokken, Pneumokokken, Staphylokokken etc. Zu den Viren gehören unter anderen Herpes, Enteroviren und FSME.
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Bereits makroskopisch können Zeichen einer Meningitis im Hirnwasser identifiziert werden. Eine Trübung des Liquors deutet auf eine erhöhte Zellzahl und einen vermehrten Proteingehalt hin. Auch die Bakterien an sich können den Liquor trüben. Bei besonders erhöhtem Gehalt an weißen Blutkörperchen kann der Liquor sogar eitrig erscheinen.
Zur genaueren Untersuchung wird das Hirnwasser zunächst mikroskopisch betrachtet, um die Zellzahlen zu bestimmen und gegebenenfalls Bakterien mithilfe einer Gramfärbung sichtbar zu machen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass bei einer bakteriellen Meningitis nicht immer Bakterien im Liquor zu finden sind. Außerdem kann eine Behandlung mit Antibiotika die Suche zusätzlich erschweren.
Liegt die Bakterienzahl unter der nachweisbaren Grenze, so wird in der Regel eine Kultur angelegt. Jedoch kann dies bis zu 3 Tagen dauern.
Um zu unterscheiden, welche Art von Erreger die Meningitis verursacht, werden die einzelnen weißen Blutkörperchen näher untersucht und deren Zahl bestimmt. Bei länger bestehenden bakteriellen Meningitis sind vermehrt neutrophile Granulozyten im Hirnwasser zu finden. Im Falle einer viralen Meningitis ist die Lymphozytenzahl erhöht. Zur Diagnostik einer viralen Infektion greift man im Labor zunehmend auf moderne Verfahren, wie die sogenannte Polymerasekettenreaktion zurück. Die eher seltene Pilzinfektion der Hirnhaut kann durch einen hohen Gehalt an eosinophilen Granulozyten nachgewiesen werden.
Neben der mikroskopischen Untersuchung des Hirnwassers ist auch die klinische Chemie von großer Bedeutung für die Diagnostik. Hierbei achtet man vor allem auf das Gesamtprotein, sowie auf Glukose- und Laktatkonzentration. Bei einer Meningitis ist das Gesamtprotein erhöht, die Glukose erniedrigt und das Laktat erhöht. Dies liegt daran, dass vermehrt Antikörper gebildet werden und die Glukose stärker abgebaut wird, woraus wiederum Laktat entsteht.
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