Die Lumbalpunktion ist ein Verfahren zur Gewinnung von Hirn-/Nervenwasser (Liquor). Im Falle der Lumbalpunktion wird eine Punktion im Bereich des unteren Rückens durchgeführt, um etwas von dem Liquor zu entnehmen, welches das Rückenmark umfließt.
Die Lumbalpunktion ist ein Verfahren zur Entnahme von Nervenwasser (Liquor). Durch die Herleitung des Wortes Lumbalpunktion erschließt sich bereits vieles über die Durchführung dieses Verfahrens. Der Wortteil „Lumbal“ stammt von dem lateinischen Wort Lumbus ab, das übersetzt Lende heißt. Es wird also im Bereich der Lende bzw. Lendenwirbelsäule eine Punktion durchgeführt. Unter Punktion versteht man das Einstechen mit einer speziellen Nadel in einen Hohlraum von Gefäßen oder von Organen.
Im Falle der Lumbalpunktion wird also mit einer Nadel in den Bereich der Lendenwirbelsäule gestochen, um Hirn-/Nervenwasser zu entnehmen, welches das Rückenmark umfließt.
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Die Lumbalpunktion dient der Entnahme von Liquor. Selbiger wird dann im Labor weiter auf ihre Zusammensetzung untersucht, um Rückschlüsse auf mögliche neurologische Erkrankungen zu ziehen. Es wird festgestellt, welche Anteile von Zellen in welcher Konzentration vorliegen, denn Abweichungen von der normalen Konzentration können Rückschlüsse auf die Ursache des Leidens ermöglichen. Beispielsweise können Bakterien im Liquor nachgewiesen werden, die eine Entzündung der Nerven und des Gehirns hervorrufen können. Bei Entzündungen kommen außerdem mehr weiße Blutkörperchen (Leukozyten) vor, die im Liquor durch eine Laboruntersuchung festgestellt werden können.
Weiterhin kann der Zuckerwert (Glucose) im Hirn- und Nervenwasser bestimmt werden. Dieser Wert ist beispielsweise bei Entzündungen niedriger als bei gesunden Patienten.
Folglich ist eine diagnostische Indikation der Lumbalpunktion der Nachweis von entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie zum Beispiel eine Hirnhautentzündung (Meningitis), eine Hirnentzündung (Enzephalitis) oder die Multiple Sklerose (MS).
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Ein wichtiger Bestandteil neben körperlichen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren zur Diagnose und Verlaufskontrolle von Multipler Sklerose (MS) ist die Lumbalpunktion und die damit verbundene Liquoruntersuchung. Bei Patienten, die an MS leiden, verändern sich die Bestandteile des Hirnwassers im Vergleich zu nicht an MS erkrankten Patienten, sodass sich bestimmte Antikörper (Teil des Immunsystems des Körpers) und Eiweiße im Hirnwasser finden.
Die Diagnose „MS“ wird zusammen mit der Anamnese und der körperlichen Untersuchung über das Vorliegen von bestimmten Antikörpern in bestimmen Konzentrationen im Liquor gestellt.
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Die Indikationen für eine Lumbalpunktion bei Kindern sind ähnlich wie für Erwachsene. Allerdings variiert je nach Alter des Kindes die Durchführung der Lumbalpunktion. Bei Kindern kann die Liquorpunktion ebenfalls im Liegen oder Sitzen durchgeführt werden. Eine Besonderheit ist jedoch, dass die Punktion zur Gewinnung von Liquor nicht nur im Lendenwirbelbereich, also lumbal durchgeführt werden kann, sondern auch direkt zwischen dem ersten Halswirbel und dem Schädel (Subokzipitalpunktion), während das Kinn zur Brust zeigt.
Auch bei Kindern wird diese Untersuchung unter beruhigenden und betäubenden Medikamenten durchgeführt. Es ist sehr wichtig, dass die Lumbalpunktion im Beisein der Eltern durchgeführt wird, damit sich die Kinder beruhigter sind und sich weniger fürchten.
Darüber hinaus können aber auch Blutungen mit der Lumbalpunktion nachgewiesen werden, denn dann findet man in dem Punktat Blut oder freies Hämoglobin (Bestandteil der roten Blutkörperchen). Normalerweise sollten Blutbestandteile und Bestandteile des Liquors durch die Blut-Liquor-Schranke streng getrennt sein, eine Abweichung beziehungsweise eine Störung dieser Schranke kann auch durch eine Lumbalpunktion nachgewiesen werden.
Die Lumbalpunktion wird auch dann angewendet, wenn man den Verdacht auf eine Tumorerkrankung hat, weil im Liquor auch vereinzelt Tumorzellen gefunden werden können.
Eine weitere Indikation für die Lumbalpunktion ist der Verdacht auf eine Drucksteigerung im Gehirn. Ähnlich wie der Blutdruck unterliegt der Liquor auch einer Grenze, die für den Menschen gesund ist. Abweichungen von der gesunden Norm können durch die Liquordruckmessung ermittelt werden.
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Zusammenfassend kann man also feststellen, dass die Liquorpunktion einen diagnostischen Wert hat. Allerdings ist eine Liquorpunktion auch im therapeutischen Alltag wichtig, besonders dann, wenn Medikamente im zentralen Nervensystem wirken müssen und ihren Wirkort wegen der Blut-Hirn-Schranke nicht erreichen können. In diesem Fall können Medikamente (Chemotherapeutika, Antibiotika, Schmerzmedikamente bei der Periduralanästhesie) über die Lumbalpunktion in den Liquor injiziert werden und erreichen so ihren Wirkort.
Abschließend kann man also sagen, dass man die Lumbalpunktion zur Feststellung und Therapie von Erkrankungen anwenden kann.
Vor der Lumbalpunktion wird eine Blutentnahme durchgeführt, bei welcher die Blutgerinnung überprüft wird. Außerdem wird geprüft, ob ein erhöhter Hirndruck vorliegt. Falls eine gestörte Blutgerinnung und erhöhter Hirndruck vorliegen, sollte man nämlich auf die Lumbalpunktion verzichten.
Die Entnahme von Hirnwasser wird im Bereich der Lendenwirbelsäule durchgeführt, genauer gesagt zwischen dem dritten und fünften Lendenwirbel, weil man an dieser Stelle das Rückenmark nicht mehr verletzen kann und viel Liquor dort anzutreffen ist. Durchgeführt wird der Eingriff im Sitzen, während der Patient den Oberkörper nach vorne beugt oder im Liegen mit ebenfalls leicht gekrümmtem Rücken. In dieser Stellung ist der Raum zwischen den Wirbeln am größten und die Blutgefäße werden zusammengedrückt, was das Blutungsrisiko reduziert.
Die Lumbalpunktion ist ein Eingriff, der unter Umständen schmerzhaft sein kann, weshalb die betroffene Stelle wahlweise mit einer lokalen Betäubung versorgt werden kann. Da dies jedoch nur sehr selten auftritt, wird oft auf die lokale Betäubung verzichtet. Alternativ kann der Patient auch ein beruhigendes Medikament einnehmen, welches die Muskeln löst und allgemein beruhigend und angstlösend wirkt. Wichtig sind in jedem Fall eine gründliche Desinfektion des Hautgebiets und die sterile Durchführung der Hirnwasser-Entnahme. Wenn die lokale Betäubung wirkt, werden mit einer Hohlnadel die Haut, der Halteapparat der Wirbelsäule aus Bändern und die Hirnhäute, welche den Raum um das Rückenmark auskleiden, durchstochen. Wenn diese Strukturen überwunden sind, wird der Verschluss, der die Nadel von innen verstopft, zurückgezogen, damit das Hirnwasser heraustropfen kann. Meist werden mehrere Proben von ein bis zwei Millilitern entnommen.
Es ist nicht notwendig, die winzige entstandene Wunde danach zu vernähen, da sie sich von alleine verschließt. Allerdings sollte ein steriler Verband angelegt werden und die Wunde in regelmäßigen Abständen kontrolliert und weiterhin steril verbunden werden, damit es zu keiner Infektion kommt.
Die Lumbalpunktion ist in der Regel ein relativ kurzer Eingriff von ungefähr 30 Minuten, mit Vor- und Nachbereitung, der auch auf dem Bett im Patientenzimmer durchgeführt werden kann. Eine gründliche Arbeitsweise ist erforderlich, um einer Keimverschleppung und anderen Komplikationen vorzubeugen. Falls nicht sofort Liquor abtropft, verlängert sich der Eingriff etwas.
Selbstverständlich bringt jeder Eingriff auch ein Risiko mit sich. Der durchführende Arzt wird alles tun, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Bei der korrekten Durchführung des Eingriffs sind die Risiken sehr gering.
Allgemein können aber nach der Lumbalpunktion Beschwerden auftreten. Dazu zählen Kopfschmerzen, vor allem, wenn Patienten bereits in der Vergangenheit häufiger an Kopfschmerzen oder Migräne litten. In diesem Fall sind die Kopfschmerzen daraus entstanden, dass durch die Punktion ein Unterdruck entsteht. Meistens sind die damit verbundenen Schmerzen am Hinterkopf lokalisiert und treten besonders beim Wechsel vom Liegen zum aufrechten Sitzen oder Stehen auf. Diese Kopfschmerzen sind ungefährlich, da sie meist in weniger als 24 Stunden oder nach einigen Tagen ohne langfristige Folgen verschwinden.
Selten kann es zu einer vorübergehenden Hörminderung kommen. Durch die Voruntersuchungen sollte ein erhöhter Hirndruck ausgeschlossen sein, dennoch kann es bei bestehendem Hirndruck zu der Einklemmung des Stammhirns kommen, was eine Hirnschädigung hervorrufen kann.
Es kann auch zu leichten Blutungen oder blauen Flecken im Gebiet kommen, in dem die Lumbalpunktion durchgeführt wurde.
Ein weiteres Risiko, welches durch sorgfältiges Arbeiten unter sterilen Bedingungen in den meisten Fällen vermieden wird ist die Infektion des Rückenmarkskanals mit Keimen. Da dies auch im Rahmen der Wundheilung eine Rolle spielen kann, sollte darauf geachtet werden, dass die Wunde gut von dem sterilen Verband abedeckt wird.
Wichtig ist, dass man nach einer Lumbalpunktion den eigenen Körper gut beobachtet hinsichtlich auftretender Entzündungszeichen (Schmerzen, Fieber) und bei derartigen Beschwerden den Arzt konsultiert.
Die Lumbalpunktion an sich kann durch das Durchstoßen der unterschiedlichen Schichten schmerzhaft sein, denn nicht alle Schichten lassen sich durch die lokale Betäubung erreichen.
Allerdings kann die Lumbalpunktion auch bei manchen Patienten mit wenig Schmerzen verlaufen. Falls die Sorgen und Ängste vor dem Eingriff zu groß sind, kann in Rücksprache mit dem Arzt ein Medikament verabreicht werden, sodass Ängste und Schmerzen eingedämmt werden.
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