Muskelzuckungen sind ein häufiges Symptom. Oft sind sie harmlos, können aber sehr störend sein, vor allem wenn sie am ganzen Körper auftreten. Allerdings können auch schwere Erkrankungen zugrunde liegen.
Muskelzuckungen sind unwillkürliche Kontraktionen von Muskelfasern, die im Prinzip in jedem Muskel am Körper auftreten können. Prinzipiell gibt Muskelzuckungen mit und ohne Bewegungseffekt. Weiter unterteilt man:
Myoklonien (Zuckungen ganzer Muskeln, meist mit Bewegungseffekt)
Faszikulationen (Zuckungen von Muskelfaserbündeln)
Für Muskelzuckungen kommen sehr viele Ursachen in Frage, oft sind sie jedoch harmlos. Dennoch können sie sehr lästig sein und viele sind durch sie beunruhigt, insbesondere wenn sie diffus am ganzen Körper auftreten.
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Bei den Ursachen empfiehlt es sich, diese nach Art der Muskelzuckung zu unterteilen:
Myoklonien sind unwillkürliche Kontraktionen eines oder mehrer Muskeln und können von außen als kurze, zuckende Bewegungen beobachtet werden. Die Betroffenen haben je nach Ursache keine oder nur wenig Kontrolle über Myoklonien.
Myoklonien können harmlos sein, insbesondere wenn sie kurz vor dem Einschlafen (Einschlafmyoklonien) oder als kurze “Schauderattacken” auftreten.
Auch Tic-Störungen sind eine häufige Ursache für Myoklonien, also angewöhnte Bewegungsmuster die vom Betroffenen nicht mehr wirklich kontrolliert werden können. Tics sind zwar an sich nicht gefährlich, können jedoch sehr belastend und stigmatisierend sein. Eine schwere neurologisch-psychiatrische Erkrankung mit ausgeprägten Tics ist das Gille-de-la-Tourette-Syndrom.
Eine weitere wichtige Ursache für Myoklonien sind manche Epilepsie-Syndrome. Epilepsie ist jedoch keine einheitliche Krankheit, viele Unterformen gehen auch mit ganz anderen Symtpomen wie beispielsweise Kribbeln, Schmatzen oder Apathie einher. Prinzipiell sind alle möglichen neurologischen Symptome denkbar, Myoklonien treten nur bei bestimmten Epilepsien auf. Wenn der ganze Körper zuckt spricht man von einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall oder auch Grand-mal-Anfall. Oft zucken jedoch auch nur einzelne Muskeln oder Muskelgruppen, dies nennt man dann einen fokalen Anfall.
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Bei Faszikulationen zuckt nicht der ganze Muskel sondern nur Muskelfaserbündel, also Teilbereiche eines Muskels. In der Regel gibt es daher keinen Bewegungseffekt. Auch Faszikulationen können am ganzen Körper auftreten, insbesondere nach körperlicher Belastung kommen sie gehäuft vor und sind in den allermeisten Fällen harmlos, man spricht auch vom benignen Faszikulationssyndrom. Als Faustregel gilt: treten weniger als 3 Faszikulationen in 10 Sekunden auf sind sie ungefährlich. Sie machen sich dann oft als Zucken im Augenlid oder in den Extremitäten bemerkbar. Ursachen sind neben Sport in erster Linie Stress, seelisches Ungleichgewicht oder Stimulanzien wie Koffein.
Aufmerksam werden sollte man vor allem, wenn Faszikulationen von ausgeprägter Schwäche und Abbau von Muskeln begleitet werden, dies kann ein Hinweis auf eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) sein und muss dringend von einem Neurologen abgeklärt werden! Auch seltene neuromuskuläre Erkrankungen wie Poliomyelitis oder Spinale Muskelatrophie müssen dann in Betracht gezogen werden.
Eine weitere Ursache sind Medikamente wie Cholin-Esterase-Hemmer, Lithium oder Methylphenidat (Ritalin) oder auch Elektrolytstörungen wie ein Magnesium- oder Calciummangel.
Auch ein Bandscheibenvorfall insbesondere der Halswirbelsäule kann am ganzen Körper zu Faszikulationen führen, wird dann aber meist von Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Lähmungen begleitet.
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Fibrillationen sind Zuckungen kleinster Muskeleinheiten und in der Regel nur am Zungenmuskel sichtbar. Ihre Ursachen entsprechen denen der Faszikulationen.
Epilepsie ist keine einzelne Erkrankung sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Epilepsie-Syndrome, die sich auch unterschiedlichste Art zeigen können. Allen Epilepsie-Syndromen gemeinsam ist lediglich, dass sie durch eine erhöhte Gehirnaktivität verursacht werden und einem immer gleichen Anfallsmuster folgen. Dieses Muster ist aber bei jedem Syndrom anders.
Die eindrucksvollsten und damit bekanntesten Anfälle sind sicher die sog. Krampfanfälle, die mit Myoklonien am ganzen Körper einhergehen, man spricht von Grand-mal-Anfällen. Allerdings gibt es auch vollkommen andere Anfallsarten, manche Patienten haben kurzzeitige Lähmungen, automatisierte Hand- oder Mundbewegungen oder auch nur ein Kribbeln. Muskelzuckungen können also ein Symptom einer Epilepsie sein, allerdings handelt es sich um eine sehr komplexe Erkrankung so dass nur ein erfahrener Neurologe die Diagnose stellen kann.
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Ein typischer Auslöser für Muskelzuckungen ist Stress, meistens fängt dann das Augenlid an zu zucken, im Prinzip kann aber jeder Muskel im Körper betroffen sein. Die Zuckungen sind dann absolut harmlos und verschwinden nach wenigen Tagen wieder, werden aber meist als störend empfunden
Psychosomatische Symptome sind Symptome, für die trotz ausreichender Diagnostik keine Ursache gefunden wird, durch die sie vollständig erklärt werden könnten. Prinzipiell kann so gut wie jedes Symptom auch psychosomatisch bedingt sein, typisch sind zum Beispiel Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle oder eben Muskelzuckungen. Zunächst müssen rein körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, erst dann kann die Diagnose “psychosomatisch” gestellt werden. Wichtig ist, dass die Symptome nicht als “eingebildet” abgetan werden, da sie eine hohe Belastung für den Patienten darstellen können. Auch psychosomatische Symptome müssen also ernst genommen werden und bei großem Leidensdruck psychotherapeutisch behandelt werden.
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Der erste und wichtigste Schritt ist wie bei jedem Symptom die ausführliche Anamnese, also das Gespräch mit dem Arzt. Hieraus können bereits die meisten Informationen gewonnen werden. Eine gute Beschreibung der Symptomatik hilft zu entscheiden, welche Untersuchungen und Therapien in Frage kommen.
Anschließend sollte eine körperliche neurologische Untersuchung durchgeführt werden, um weitere Symptome und Beschwerden festzustellen.
Danach werden je nach Patient weitere Untersuchungen durchgeführt, bei Muskelzuckungen vor allem die Elektromyographie (EMG). Hierbei werden in den betroffenen Muskel dünne Nadeln gestochen, mit denen die elektrische Aktivität des Muskels gemessen werden kann. Der Neurologe kann aus diesen Messungen dann ggf. auf die Erkrankung schließen oder natürlich auch einen gesunden Muskel erkennen. Wird eher ein Schaden am Nerven, der den Muskel versorgt, vermutet sollte noch eine Elektroneurographie (ENG) gemacht werden. Hierbei werden kurze, ungefährliche Stromimpulse in den Nerven geschickt, die dann zur Kontraktion des Muskels führen und Aufschluss über den Zustand der Nerven geben.
Teilweise ist auch noch eine MRT-Untersuchung notwendig, um ernste Erkrankungen auszuschließen oder zu diagnostizieren. Beim Bandscheibenvorfall muss natürlich ein MRT vom entsprechenden Abschnitt der Wirbelsäule gemacht werden.
Wenn die Muskelzuckungen akut und mit schweren Begleitsymptomen auftreten kann auch eine Computertomographie nötig sein.
Muskelzuckungen alleine sind meist nicht bedrohlich sondern haben eine harmlose Ursache wie das benigne Faszikulationssyndrom. Treten jedoch Warnzeichen auf sollten die Zuckungen von einem Neurologen untersucht werden. Zu diesen als “red flags” bezeichneten Symptomen gehören insbesondere:
starke Schmerzen
neurologische Ausfälle wie z.B. Lähmungen oder Sehstörungen
starker Schwindel
Fieber und ungewollter Gewichtsverlust
starke, neuartige Kopfschmerzen
Auch bei Symptomen, die auf eine Epilepsie hinweisen muss ein Arzt konsultiert werden. Das gilt insbesondere bei Bewusstseinsverlust während der Zuckungen und neurologischen Ausfällen.
Gehen die Muskelzuckungen mit Kraftverlust und Muskelschwund einher kann dies ein erster Hinweis auch eine ALS sein und sollte dringend abgeklärt werden.
Treten Muskelzuckungen mit Schmerzen auf muss eine Abklärung der Ursache stattfinden. Eine mögliche Ursache ist ein Bandscheibenvorfall, bei dem ein MRT gemacht werden sollte. Doch auch einige Muskelerkrankungen wie Myositis oder Myotonien können schmerzhafte Muskelzuckungen hervorrufen und bedürfen einer Abklärung.
Durch einen gereizten Nerv kommt es beim Muskelzucken zu einer Aktivierung des Muskels, der sich daraufhin unwillkürlich zusammenzieht. Kribbeln ist dabei ein ganz typisches Begleitsymptom, da von vielen Patienten eine Nervenreizung als Kribbeln wahrgenommen wird.
Meistens kommt es bei einer diskreten Nervenreizung zu einem Kribbeln. Wird der Nerv länger geschädigt, treten eher Schmerzen auf. Man kennt dies zum Beispiel von einer eingeschlafenen Hand. Es ist also nichts Beunruhigendes. Verschwindet das Kribbeln und das Muskelzucken aber nicht von selbst wieder, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Eine einheitliche Therapie existiert beim Symptom Muskelzuckungen natürlich nicht, da sich diese nach der Ursache richten muss.
Sind die Zuckungen stressbedingt sollte dieser idealerweise reduziert werden, Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training können hierbei helfen. Kommt es begleitend zu Verspannung ist auch die Biofeedback-Technik eine Möglichkeit.
Oft wird die Zufuhr von Calcium oder Magnesium in Form von Pulver oder Brausetabletten empfohlen. Der Nutzen gegen Muskelzuckungen ist jedoch umstritten, eine eindeutige Wirksamkeit konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Solange man keine exzessiven Mengen konsumiert kann man sich dabei aber auch nicht schaden, so dass es einen Versuch wert ist. Liegt natürlich ein nachweisbarer Mangel vor sollte er ausgeglichen werden, dann aber durch ärztliche Behandlung!
Bei psychosomatisch bedingten Muskelzuckungen oder Tic-Störungen sollte eine Psychotherapie erwogen werden.
Eine generelle Behandlungsmöglichkeit ist auch die Physiotherapie. Lesen Sie hierfür gerne den Artikel unserer Partner-Seite Medon über Physiotherapie bei Muskelzuckungen!
Liegt eine ernste Erkrankung zugrunde muss diese entsprechend behandelt werden. Gerade bei der Amyotrophen Lateralsklerose ist die Prognose mit einem durchschnittlichen Überleben von 3-5 Jahren leider sehr schlecht. Als einziges Medikament ist in Deutschland aktuell das Riluzol zugelassen, das jedoch auch nur eine mäßige Besserung bringt.
Über die Dauer lässt sich pauschal nichts sagen, da diese von der Ursache abhängt. Liegt eine harmlose Ursache zugrunde verschwinden die Zuckungen meist nach kurzer Zeit. Wenn eine andere Erkrankung zugrunde liegt muss diese zunächst behandelt werden, um eine Besserung zu erreichen.