Tics sind plötzliche, sich wiederholende Bewegungen oder Lautäußerungen. Die Tics können mit einer wachsenden Spannung vorübergehend unterdrückt werden. Tics werden wie ein innerer Zwang erlebt werden. Die Diagnose der Tics erfolgt durch genaue Befragung.
Ticks, Tic-Syndrom, Tic- Störung, Tourette- Syndrom
Tics sind einfache oder komplexe, plötzlich auftretende, kurz dauernde, unwillkürliche oder halbwegs willkürliche Bewegungen (motorischer Tic) oder Geräusch- und Lautäußerungen (vokaler Tic). Mit einer innerlich wachsenden Spannung können sie für kurze Zeit unterdrückt werden. Patienten nehmen die Tics wie einen inneren Zwang wahr und spüren häufig Missempfindungen in der entsprechenden Körperregion, die dann der Anlass zum Ausführen der Bewegung sind.
Die Zahlen zur Häufigkeit von einem Tic oder Tics in der Allgemeinbevölkerung variieren sehr stark. Bei einer Untersuchung von 7-jährigen in Großbritannien fand man eine Häufigkeit der Tics von 4% mit gleicher Geschlechterverteilung. Bei einer Untersuchung an Pariser Schulen waren es jedoch nur 0,87%. Dieser Unterschied ist auf die verschiedenen Methoden der Datenerhebung zurückzuführen. So sind zum Beispiel bei der einen Studie Patienten mit geringerer Ausprägung der Symptomatik in den Zahlen enthalten, in einer anderen eben nicht.
Generell lässt sich aber wohl sagen, dass vorübergehende Tics im kindlich-jugendlichen Alter (siehe auch: Kinderheilkunde) mit einer Häufigkeit von etwa 4,8% weltweit in der Bevölkerung vorkommen, wobei Jungs öfter und schwerer betroffen sind als Mädchen. Das Geschlechterverhältnis entspricht etwas 3:1.
In Deutschland handelt es sich um eine Häufigkeit von etwa 6,6% der Gesamtbevölkerung.
Im Zusammenhang mit dem Tourette-Syndrom, dessen Symptome sowohl vokale als auch motorische Tics sind, wurden Tics das erste Mal 1825 von Jean Itard, einem französischen Arzt und Pädagogen (1774-1838), in der medizinischen Literatur erwähnt. Er beschrieb das auffällige Verhalten der Marquise de Dampierre, die seit ihrem 7. Lebensjahr komplexe vokale Tics hatte.
60 Jahre später veröffentlichte der französische Neurologe George Gilles de la Tourette eine Studie über die Marquise de Dampierre und acht weitere Patienten, die an ähnlichen Tics litten. Die Studie erschien unter dem Titel: „Étude sur une affection nerveuse caracterisée par l'incoordination motrice accompagnée d'écholalie et de coprolalie de la Neurologie, paris 9, 1885, 19-42 et 158-200“ Dr. Tourette bezeichnete die Krankheit, die uns heute als Tourette-Syndrom bekannt ist, als die „Maledie des Tics.“
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Klassifikation: Es werden motorische und vokale Tics unterschieden:
Es werden chronische und vorübergehende (transitorische) Tics unterschieden:
Es werden einfache von komplexen Tics unterschieden:
Die Ursache der Tics ist nicht geklärt. Allerdings nimmt man Funktionsstörungen im Bereich der Systeme des Gehirns an die den Botenstoff (Transmitter) Dopamin haben, wie es zum Beispiel in den Basalganglien der Fall ist. Transmitter sind Stoffe, die der Signalübertragung im Gehirn dienen und bei Vorkommen von Tics übermäßig aktiv sind. Die These wird gestützt durch die Tatsache, dass Gegenspieler des Dopamins (Dopaminantagonisten) die Tics reduzieren, wogegen Stoffe, die die Wirkung von Dopamin imitieren (Dopamimetika) und so die Dopaminwirkung erhöhen, ebenso wie Substanzen wie Amphetamine, Tics auslösen. Außerdem entspricht die Anzahl der Andockstellen (Rezeptoren) für das Dopamin (D2-Rezeptor) dem Ausprägungsgrad der Erkrankung.
Ebenso werden als Ursache auch Störungen in den Systemen angenommen, in denen Serotonin als Botenstoff vorhanden ist. Es wird außerdem angenommen, dass es sich bei den Tics um eine erbliche (hereditäre) Erkrankung handelt. Bei 60% der Patienten lassen sich Tics bei Familienmitgliedern feststellen, es gibt also eine sogenannte „positive Familienanamnese“. Der Erbvorgang ist vermutlich dominant oder auch semidominant, d.h. nur ein Elternteil muss das kranke Gen haben, damit ihr Kind ebenfalls an Tics erkrankt. Jedoch muss die Erkrankung nicht in dem gleichen Ausprägungsgrad vererbt werden, sondern kann auch nur leichte Tics beinhalten. Generell lässt sich sagen, dass Frauen weniger oft und weniger stark betroffen sind als Männer.
Tics wurden außerdem bei Absetzen von sogenannten Nervendämpfungsmitteln (Neuroleptika) und Medikamente gegen Epilepsie (Antiepileptika) beobachtet.
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Augenzwinkern, Augenrollen, Gesichtsgrimassen, Naserümpfen, Lippen spitzen, Schulter hochziehen, Kopfschütteln, Armschleudern, Bauch einziehen, Bauch ausstülpen, Fingerbewegungen, Mund aufsperren, Zähneklappern, Körperanspannung, rasche Schleuderbewegungen verschiedener Körperteile, Augenbrauen hochziehen, Stirn runzeln
Hüpfen, klatschen, Gegenstände/Personen oder sich selbst berühren, Stofffalten glatt streichen, durch das Haar fahren, Wurfbewegungen, sich auf die Zunge oder Lippen oder in den Arm beissen, Kopf einschlagen, ausschlagende Bewegungen, sich zwicken oder kratzen, Stossbewegungen, Schreibbewegungen, krümmende Zuckungen, Zunge herausstrecken, küssen, immer wieder den gleichen Brief oder das gleiche Wort schreiben, den Stift zurückziehen während des Schreibens, Papier oder Bücher zerreissen, wiederholen gerade gesehener koordinierter Bewegungen (Echopraxie), unanständige Bewegungen wie zum Beispiel Masturbationsbewegungen (Kopropraxie).
Ächzen, Stöhnen, Schneuzen, Pfeifen, Husten, Schnüffeln, Schmatzen, Bellen, Grunzen, Gurgeln, Räuspern, Rülpsen, Kreischen, Schnalzen, u.u, eee, au, oh und andere Laute
wiederholtes Ausstoßen obszöner und aggressiver Ausdrücke (Koprolalie), wiederholen von Lauten oder Wörtern, die gerade gehört worden sind (Echolalie), wiederholen von Silben (Palilalie), Sprechstörungen, ungewöhnliche Sprechrhythmen, Rituale wie die Wiederholung eines Satzes bis er „genau richtig“ ist.
Die Koprolalie lässt sich weiter unterteilen in:
Die Tics können einige Zeit lang unterdrückt werden. Das Auftreten der Tics ist bei manchen Patienten mit einer Missempfindung wie Jucken, Kribbeln oder Brennen verbunden. Diese Missempfindungen werden als sensorische Tics bezeichnet. Die Ausführung des Tics soll zur Verminderung der Missempfindung führen, zum Beispiel durch Blinzeln oder Räuspern. Sämtliche Tics verschlimmern sich häufig bei Stress und werden bei Konzentration schwächer. Während des Schlafes setzen sie aus, das Einschlafen und der Schlaf selbst sind jedoch oft gestört (siehe Schlafstörungen). Die Entspannung vor dem Einschlafen führt oft zu einem Auslösen der Tics.
Selten können sich aggressive Tics entwickeln, die gegen sich oder andere gerichtet sind. So kann es zum Beispiel dazu kommen, dass sich Patienten mit einem Schreibgerät die Augen verletzen oder Zigaretten auf der Haut ausdrücken. Das Verletzen anderer Person ist jedoch äußerst selten.
Das Räuspern zählt zu den einfachen vokalen Tics. Es ist einer der Tics, der bei Kindern am häufigsten vorkommt. Manchmal entsteht der Räusper-Tic nach einem Infekt und bleibt eine Weile, auch nach dem der Infekt abgeheilt ist, bestehen.
Eine Art „Erinnerungsräuspern“ kann durch ein Senken der Räusperschwelle entstehen. Das bedeutet, der Betroffene räuspert sich unwillkürlich, sozusagen aus der Erinnerung heraus. Dieser Räusper-Tic kann für die Umgebung sehr störend sein. Diese Reaktionen setzen den Betroffenen dann wiederrrum in eine Stresssituation, die den Tic dann sogar verstärken. In der Regel ist der Räusper-Tic, wenn keine anderen Beschwerden vorliegen, harmlos und verschwindet spontan wieder.
Tics, in Form von Zuckungen im Gesicht können verschiedene Ursache haben. Diese Zuckungen sind nur bedingt willkürlich steuerbar. Man unterscheidet, die Zuckungen, die ohne Reiz von außen entstehen, von den Zuckungen, die aufgrund eines Reizes in Form eines Reflexes entstehen.
Die Zuckungen, ohne Reiz von außen, können aus Müdigkeit oder Stress resultieren. Wenn es keine weiteren Beschwerden dazu gibt, sind diese Zuckungen harmlos und verschwinden oft so spontan, wie sie gekommen sind.
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Die Zuckungen im Gesicht, die aufgrund eines Klopfens auf der Wange entstehen, resultieren aus einer gesteigerten Erregbarkeit der Muskeln und Nerven. Folglich zuckt meist die gesamte mimische Muskulatur. Hier spricht man auch von Tetanie. Wenn nur ein leichtes Zucken am Mundwinkel erkennbar ist, deutet dies eher auf eine vegetative Ursache hin und nicht auf eine Tetanie. Unabhängig von der Ausprägung ist dieser Reflex in der Regel nicht beim Gesunden auslösbar und gibt Hinweise auf eine mögliche Erkrankung.
Von Tics sind häufig Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren betroffen. Meistens handelt es sich um vorübergehende motorische Tics, die häufig nach spätestens 12 Monaten verschwunden sind.
In der Regel sind diese Art von Tics harmlos. Halten die Tics länger als 12 Monate an, kann es sich um einen chronischen Verlauf handeln. Es kann auch sein, dass ein harmloser Tic etwas länger anhält, bevor er spontan verschwindet.
Die tatsächlichen chronischen Tics sind gekennzeichnet dadurch, dass sich die Tics verlangsamen. Gleichzeitig können die Tics sich weiter ausbreiten und verschiedene Muskelgruppen im ganzen Körper betreffen. Das bedeutet, wenn vorher nur ein unwillkürliches Augenzucken erkennbar war, dass dann noch ein Zucken der Schulter (siehe auch: Schulterzucken) oder ähnliches dazu kommen.
Bei vorübergehenden Tics sind oft nicht die Tics selbst belastend für das Kind, sondern die Reaktionen des Umfeldes. Oft aus Sorge ermahnen oder bitten Eltern und Lehrer das Kind diese Tics zu unterlassen. Doch auch gut gemeintes, liebevolles Bitten, setzt die Kinder unter Stress, weil es ihnen meist zunächst nicht möglich ist, die Tics zu kontrollieren. Das kann in ihnen das Gefühl auslösen, dass sie etwas falsch machen. Wenn die Versuche, ihr Verhalten zu ändern scheitern, resultieren Anspannung, Druck und Stress. Stress kann dann dazu beitragen, dass die Tics verstärkt auftreten. Die Ursache liegt hierfür wahrscheinlich in den nicht willkürlich steuerbaren Hirnregionen, der Basalganglien. Genauer gesagt, geht es um die Verbindungsbahnen zu den verschiedenen Zentren im Gehirn, welche beim Kind noch nicht ausgereift sind. Man vermutet, dass die vorübergehenden Tics Ausdruck eines Umbauvorganges im Gehirn sind. Bildlich ist dies vergleichbar mit einem Umbau von Straßen im Straßenverkehr. Eine Straße, die erneuert wird, verschlechtert manchmal kurzfristig das fließende Fahren. Folglich ruckeln oder zittern das Auto und der Autofahrer. Nach erfolgreichem Abschluss der Umbauarbeiten, ist das Fahren dann viel flüssiger als zuvor. Ähnlich könnte sich das Gehirn eines Kindes verhalten. Kinder berichten oft von einer Art „Vorgefühl“, bevor die Tics auftreten.
Manche vergleichen dieses Vorgefühl, mit dem Gefühl, das man kurz vor dem Niesen hat. Das kann bedingt genutzt werden, um die bevorstehenden Tics wahrzunehmen und bewusst zu unterdrücken. Wenn man sich selbst daran erinnert, wie man einen „Nieser“ unfreiwillig heraus pustet, kann man sich aber auch vorstellen, dass die Kontrolle nicht einfach und bedingungslos möglich ist.
Tics treten sehr häufig auch bei Kleinkindern auf. Sie äußern sich ähnlich wie Tics im älteren Kindesalter und manifestieren sich häufig bei einem Wechsel im Alltagsablauf.
Dazu zählem z.B. ein Kindergarteneintritt, ein Umzug oder eine Scheidung. Man vermutet, dass evolutionär bedingt Menschen und insbesondere Kleinkinder ein hohes Bedürfnis nach Ritualen haben, die eine gewisse Sicherheit bieten. Gerade in Situationen, wo große Umbrüche stattfinden, können Anspannungen und Unsicherheiten steigen. Eine Art von Ritualen in der Form von Ausbilden von Tics oder „Marotten“ können dadurch entstehen, um wieder etwas (gefühlte) Sicherheit zu erhalten und Spannungen abzubauen.
Der Unterschied zwischen zwanghaften Handlungen und den unwillkürlichen Tics ist manchmal schwer zu erkennen. Beides kann aus den oben beschriebenen Gründen entstehen – muss aber nicht. Genauso muss die Ausbildung eines Tics oder einer „Marotte“ eines Kleinkindes nicht unbedingt eine psychische oder krankhafte Ursache haben.
Es werden Zusammenhänge mit der Entwicklung des Gehirns in Betracht bezogen, die auch eine Rolle bei der Ausbildung von Tics im Baby- oder Kindesalter spielen können. Meistens sind diese Tics und „Marotten“ harmlos und verschwinden oft genauso plötzlich, wie sie entstanden sind.
Im Kleinkindalter ist es meist nicht möglich durch die Art von Wahrnehmungstraining, die bei Erwachsenen und größeren Kindern unterstützend wirkt, eine bedingte Kontrolle über die Tics zu bekommen, da sich das Gehirn noch in einer frühen Entwicklungsphase befindet.
Hilfreich ist in jedem Fall, dem Kind Sicherheit zu vermitteln. Aufklärung und Integration der Erzieherinnen im Kindergarten und anderer Personen, die mit dem Kleinkind zu tun haben, ist sehr förderlich.
Manche Eltern berichten von „Tics“ Ihrer Babys, wie z.B. ein Zucken mit den Schultern oder ein Schütteln des Körpers. Genauso, wie bei den Tics in anderen Altersgruppen, sind diese Tics meist harmlos und verschwinden so spontan wieder, wie sie gekommen sind.
Ursache für die Tics im Babyalter ist wahrscheinlich die Entwicklung des Gehirns des Kindes.Sogenannte Mustergeneratoren für überlebensnotwendige Funktionen wie die Atmung sind angeboren, Diese Mustergeneratoren können auch rhythmische Muskelzuckungen auslösen und müssen erst feinreguliert werden.
Die motorischen Tics können das Baby kurzfristig aus dem Gleichgewicht bringen. Ein „kleiner Tic“ könnte dann z.B zu einem Sturz vom Wickeltisch sorgen. Ansonsten sind diese Tics in der Regel ungefährlich. Wenn das Wachstum und die Reifung des Gehirns und der Nervenbahnen vollendet sind, verschwinden die Tics meist von selbst.
Bei Erwachsenen sind Tics ohne Vorerkrankungen seltener. Sie können sich ähnlich wie in anderen Altersgruppen in Form von Zwinkern, Zuckungen im Gesicht, Räuspern und ähnlichem zeigen.
Treten die Tics im Erwachsenenalter ohne Vorerkrankung auf, gilt dasselbe wie in anderen Altersgruppen. Meist sind sie vorübergehend, harmlos und können durch Stress verstärkt werden.
Erwachsene können durch gezieltes Wahrnehmungstraining lernen die Tics weitestgehend zu kontrollieren. Inwieweit dieses erfolgreich gelingt, ist sehr individuell und abhängig von verschiedenen Faktoren. Das Wahrnehmungstraining kann im Rahmen von verschiedenen Entspannungstechniken und Körperwahrnehmungsübungen eingebettet sein. Eine individuelle, fachliche Unterstützung ist in manchen Fällen hilfreich.
Weiter wurde bei manchen Erwachsenen beobachtet, dass zum Beispiel beim Singen, die Tics kurzfristig verschwinden können. Das könnte im Zusammenhang mit einer Verknüpfung bestimmter Bereiche der rechten Gehirnhälfte stehen. Aber dies ist noch nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen und wird kontrovers diskutiert. Manchen Betroffenen und deren Angehörigen hilft unterstützend der Besuch einer Selbsthilfegruppe.
Einerseits können sich Tics bei hochbegabten Kindern und Erwachsenen aus den selben Gründen äußeren, wie bei normalbegabten Kindern und Erwachsenen auch.
Andererseits kann es aufgrund der stärkeren Reizwahrnehmung und Empfindsamkeit gegenüber Reizen von hochbegabten Kindern und Erwachsenen zur Entwicklung von Tics kommen. Diese können im Laufe der Gehirnentwicklung entstehen. Ähnlich wie bei normalbegabten Kindern, kann es im Zuge der Umbauarbeiten des Gehirns zu vorübergehenden Tics kommen.
Wie bei den Tics von normal Begabten ist oft das Verhalten der Umgebung belastender, als der Tic selbst.
Ein charakterliches Merkmal von hochbegabten Menschen ist eine sogenannte erhöhte psychomotorische Sensitivität, die sich in Bewegungsdrang, Begeisterungsfähigkeit und einem Übermaß an Energie äußert. Viele Hochbegabte jeden Alters können nur in Bewegung Inhalte auswendig lernen. So zeigen Hochbegabte auch, insbesondere wenn sie sich konzentrieren, Bewegungen ihres Körpers. Bei Kindern können es beim Lernen z.B. ein ständiges Wackeln des Fußes oder des ganzen Beines oder ein Klopfen mit dem Stift auf den Tisch sein.
Bei manchen hochbegabten Erwachsenen kann man beispielsweise beobachten, wie sie während sie sich konzentrieren den Mund oder die Hände stetig bewegen. Diese Bewegungen dienen zum Spannungsabbau und sind sowohl für hochbegabte Kinder, sowie für hochbegabte Erwachsene wichtig. Um nicht andere Kinder in der Schule zu stören, kann man den hochbegabten Kindern einen Knetball oder einen ähnlichen Gegenstand anbieten. Hochbegabte Erwachsene können ihre Spannungen abbauen z.B. durch Kaugummi kauen oder kritzeln, stricken oder auch durch einen Knetball. Sollten sich zu den harmlosen Tics oder „Marotten“ andere und dauerhafte Verhaltensweisen zeigen, die den Alltag des Betroffenen aus seiner Sicht einschränken, sollte derjenige eine fachkundige Person, die sich mit Hochbegabung auskennt, aufsuchen.
Anders als bei den oben beschriebenen Tics, berichten die hochbegabten Kinder und Erwachsene bei dieser Art von Tics, selten von einem „Vorgefühl“ in Form von Missempfindungen oder ähnlichem. Jedoch gilt wie bei anderen Kindern und Erwachsenen auch, dass das bedingungslose „Annehmen“ desjenigen förderlich wirkt.
Die Diagnose erfolgt durch Befragung (Anamnese) des Patienten und Beobachtung der Symptome über einen länger Zeitraum, damit der Schweregrad der Erkrankung erfasst werden kann. Dies wird mithilfe von Fragebögen und Schätzskalen gemacht. Wichtig ist auch die Beurteilung der Krankengeschichte des Patienten selbst und seiner Familie. Es gibt aber keine spezifische Untersuchung, weder labortechnisch noch bildgebend. Jedoch können eine Messung der Gehirnströme (Elektroenzephalogramm, EEG) und bildgebende Verfahren des Gehirns zur Abgrenzung des Tic-Syndroms von anderen Erkrankungen dienen.
Es gibt noch keinen standardisierten Test für Tics. Bisher werden bei Bedarf verschiedene Untersuchungen kombiniert, die auf einen Tic bzw. dessen Ursache schließen lassen und mögliche Vorerkrankungen aufdecken. Wichtig ist eine ausführliche Befragung des Betroffenen oder der Eltern des betroffenen Kindes. Im „Diagnostiksystem für psychische Störungen nach ICD 10 und DSM IV für Kinder und Jugendliche – II“ gibt es eine Diagnose-Checkliste, sowie Fremd- und Selbstbeurteilungsfragebögen, die bei der Diagnosestellung hilfreich sein können.
Ein Hinweis auf Tics können die zuvor empfundenen “Vorgefühle“ in Form von Missempfindungen oder Anspannungsgefühlen sein. Im EEG kann ein fehlendes Bereitschaftpotenzial vor einfachen Tics fehlen, welches bei Willkürbewegungen im EEG sichtbar ist.
Zudem lassen sich in speziellen Untersuchungen eventuell Veränderungen des Dopamin-Transportes, einem Botenstoff des Gehirns, feststellen. Bei einem Verdacht auf eine Tic-Störung werden routinemäßig Leber, Niere und Schilddrüsenwerte überprüft.
Es ist schwierig, motorische Tics von Zwangsstörungen zu unterscheiden.
Zwangsstörungen sind mit zwanghaften Befürchtungen verbunden, sodass ein ängstliches Unwohlsein entsteht, wenn die Handlung unterdrückt wird. Wie auch bei Tics ist eine bestimme Anzahl an Wiederholungen der Handlung notwendig um die zwanghaften Befürchtungen abwenden zu können. Die Befürchtungen sind dem Patienten allerdings nicht verständlich oder sogar unsinnig, wogegen Patienten mit einer Tic-Störung die vorhergehende Missempfindung als fassbar erleben. Die Zwangshandlungen selbst werden willentlich, gezielter und langsamer ausgeführt als die Bewegungen bei motorischen Tics. Außerdem sind Tics von Anfang an für andere sichtbar, Zwänge können jedoch oft lange verheimlicht werden. Auch die Prognose beider Erkrankungen ist unterschiedlich: Im Vergleich zu Tics ist ein vollständiges Nachlassen (Remission) der Zwangsstörung eher selten.
Die motorischen Tics müssen von raschen unwillkürlichen Muskelzuckungen (Myoklonien) und Bewegungsstörungen (Dystonien) unterschieden werden. Tics können für einen gewissen Zeitraum unterdrückt werden, Myoklonien dagegen gar nicht und Dystonien nur bis zu einem gewissen Grad. Zusätzlich werden Tics von einer vorausgehenden Missempfindung begleitet, die die eigentliche Bewegung auslöst. Diese sensorische Komponente ist der wesentliche Unterschied zu anderen Bewegungsstörungen.
Viele der Patienten lernen mit der Zeit selbst mit ihren Tics umzugehen und benötigen weder eine psychotherapeutische noch eine medikamentöse Behandlung. Sollte aber eine Therapie benötigt werden, kann diese nur symptomatisch erfolgen, d.h. die Symptome, also die Tics selbst, werden behandelt, die Ursache jedoch ist meist ungeklärt und kann nicht therapiert werden.
Oft ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll, in der gelernt werden soll wie man mit den Tics im Alltag umgeht. So werden die Tics bei Konzentration auf eine Sache oder eine Handlung schwächer, bei Stress jedoch stärker. Eine medikamentöse Therapie wird meist nur bei chronischen Tics eingesetzt, die länger als ein Jahr dauern oder die für die Umgebung so erschreckend sind, dass der Patient zu sehr eingeschränkt wird. Auch bei aggressiven Tics, die gegen den Patienten selbst oder andere Menschen gerichtet sind, ist eine medikamentöse Behandlung sinnvoll. Die wirksamsten Tic-reduzierende Medikamente sind Neuroleptika wie Haloperidol, Pimozid und Fluphenazin, deren Wirkung durch die Beeinflussung von Dopamin-Rezeptoren zustande kommt. Jedoch muss hier zwischen dem Nutzen der Therapie und den eventuellen Nebenwirkungen der Medikamente abgewogen werden. Die Einnahme von Neuroleptika führen zu Müdigkeit und nachlassender Motivation, was vor allem bei Schulkindern problematisch ist. Zusätzlich bergen Neuroleptika das Risiko einer Störung von Bewegungsabläufen (Dyskinesie), weswegen sie nur in schweren Fällen verschrieben werden sollten. Clonidin, Tiaprid und Sulpirid sind zwar weniger nebenwirkungsreich, aber dafür auch nicht so effektiv.
Medikamente, die zur Behandlung von Hyperaktivität oder Zwangsstörungen bei Kindern eingesetzt werden, können zu einer Zunahme der Tics führen!
Ein vorübergehender Tic ist meist harmlos und verschwindet spontan wieder, hier ist keine Behandlung notwendig.
In manchen Fällen wirkt auch eine homöopathische Behandlung bei Tics unterstützend. Hierbei ist eine ausführliche Anamnese und fundiertes Wissen des Behandelnden erforderlich. Es sei gesagt, dass keine Studien einen signifikanten Effekt für homöopathische Mittel zeigen konnten, weshalb sie in der modernen Medizin sehr kritsich angesehen werden.
Von Homöopathen werden dennoch folgende Präparate empfohlen: Agaricus muscarius, China officinalis, Cina/Artermisa cina, Cuprum metallicum, Hypscyamus niger, Ignatia amara, Lycopodium clavatum, Sepia officinalis, Zincum metallicum.
Bei etwa 60% der Patienten kommt es zu einer spontanen vollständigen Remission oder zumindest zu einer erheblichen Besserung. Wenn die Erkrankung bereits im Kindesalter aufgetreten ist, sind die Chancen auf eine Besserung noch höher, etwa zwei Drittel werden hier gegen Ende des ersten oder Anfang des zweiten Lebensjahrzehnts frei von Tics.
Stress ist nicht die Ursache von Tics, kann aber Tics auslösen und verstärken. Daher ist es einerseits wichtig, dass die Betroffenen einen guten Umgang mit Stress erlernen und andererseits wichtig, dass die Umgebung keinen zusätzlichen Stress auslöst.
Die Grundsätze des Verhaltens eines Kindes oder eines Erwachsenen oder eines Hochbegabten jeden Alters mit einem vorübergehenden oder chronischen Tic beinhalten die gleichen, dort beschriebenen Grundprinzipien. Weiter ist ein individuelles Stressmanagment des Betroffenen erstrebenswert. Dieses Stressmanagment kann unter anderen Entspannungsverfahren, Körperwahrnehmungsübungen, Bewegungen und Gestaltung eines ausgeglichenen Alltags beinhalten
Ein Schlaganfall, in einem bestimmten Bereich im Gehirn, den sogenannten Basalganglien, kann Bewegungsstörungen auslösen.
Oft äußerm sich diese dann in einem einseitigen unwillkürlichen Schleudern von Armen und Beinen, einem sogenannten Hemiballismus. Dies ähnelt zwar einem Tic, ist aber davon abzugrenzen. Der Betroffene kann diese Bewegungen nicht kontrollieren. Sie können von fremden fälschlicherweise als Ausdruck von Aggressivität gedeutet werden.
In Physio-, Ergo-, und Sprachtherapie kann der Hemibalismus im Rahmen des Schlaganfalls zielgerichtet behandelt werden. Hier sollte die Teilhabe und Selbständigkeit im Alltag, sowie die Erhöhung der individuellen Lebensqualität und Integration der Angehörigen im Vordergrund stehen.
Beim Tourette-Syndrom kann man verschiedene motorische und vokale Tics beobachten. Häufig beginnen die Tics beim Tourette Syndrom in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter. Oft beobachtet man zusätzlich zu den Tics eine Zwangsstörung und ein ADHS. Auch kann das soziale Verhalten auffällig sein, muss aber nicht. Die motorischen Tics können so stark ausgeprägt sein, dass die Betroffenen nicht fähig sind ihre Hände für Alltagstätigkeiten einzusetzen.
Tics sind plötzliche, schnelle, sich wiederholende Bewegungen oder Lautäußerungen. Sie können mit einer wachsenden Spannung vorübergehend unterdrückt werden. Sie werden wie ein innerer Zwang erlebt und haben oft Missempfindungen in den betreffenden Körperregionen, die zur Ausführung der Bewegung führen. Die Diagnose erfolgt durch genaue Befragung (Anamnese) und Beobachtung des Patienten über einen längeren Zeitraum. Die Therapie ist symptomatisch und häufig auch psychotherapeutisch. Manche Patienten lernen aber auch ohne Therapie mit ihrer Erkrankung zurechtzukommen. Eine medikamentöse Therapie mit Neuroleptika wird nur in Fällen von extremen Leidensdrucks empfohlen. In vielen Fällen kommt es zu einer Besserung oder sogar zum vollständigen Nachlassen der Tics.
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