Neuroleptika

Neuroleptika umfassen Medikamentengruppe, die bei einer Reihe unterschiedlicher psychischer Erkrankungen eingesetzt werden.

Neuroleptika

Definition

Bei Neuroleptika (Synonym: Antipsychotika) handelt es sich um eine Medikamentengruppe, welche bei einer Reihe unterschiedlicher psychischer Erkrankungen eingesetzt werden.

Hierzu gehören beispielsweise Schizophrenien oder Wahnzustände. Neben diesen Erkrankungen werden einige Neuroleptika ebenfalls bei dem Vorliegen von chronischen Schmerzen sowie im Bereich der Anästhesie eingesetzt. Die Gruppe der Neuroleptika beinhaltet Medikamente und Wirkstoffe, welche sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden.

So ist die Wirkung unterschiedlicher Neuroleptika nicht stets die gleiche, sondern variiert je nach enthaltenem Wirkstoff und Dosierung.

Die Wirkung üblicher Neuroleptika beruht auf einer Blockierung von unterschiedlichen Rezeptoren im Gehirn. Je nachdem welche Rezeptoren blockiert werden, ergeben sich die Indikationen für die Verordnung des Medikaments sowie die spezifischen Nebenwirkungen des Neuroleptikums.

Medikamente

Es existiert eine Reihe unterschiedlicher Medikamente und Wirkstoffe, welche der Gruppe der Neuroleptika zugeordnet werden können. Um diese Medikamentengruppe besser differenzieren zu können, wird innerhalb der Neuroleptika grundsätzlich zwischen sogenannten konventionellen sowie atypischen Neuroleptika unterschieden. Diese Gruppen unterscheiden sich größtenteils in ihren Wirkungsmechanismen und Nebenwirkungen.

Zu den konventionellen Neuroleptika zählen Medikamente mit den Wirkstoffen:

  • Haloperidol
  • Benperidol
  • Flupentixol
  • Fluspirilen
  • Fluphenazin
  • Perphenazin
  • Chlorpromazin
  • Melperon
  • Levomepromazin
  • Chlorprothixen
  • Pipamperon
  • Promethazin

Medikamente, welche zu der Gruppe der atypischen Neuroleptika gezählt werden, beinhalten Wirkstoffe wie:

Auch innerhalb der jeweiligen Gruppe unterscheiden sich die Wirkstoffe voneinander. So kommen einige Wirkstoffe bei klassischen psychiatrischen Erkrankungen zum Einsatz, während andere Medikamente eher als Beruhigungsmittel eingenommen werden.

Wirkung der Neuroleptika

Neuroleptikum ist ein medizinischer Fachbegriff, welcher als nervenberuhigendes Mittel übersetzt werden kann. So haben alle Medikamente, welche unter den Begriff eines Neuroleptikums fallen, gemeinsam, dass eine mehr oder weniger starke beruhigende Wirkung erzielt wird. Ebenfalls kann durch die Blockade an einzelnen Rezeptoren im Gehirn eine positive Wirkung bei psychiatrischen Erkrankungen erreicht werden. Um diese Effekte zu erreichen, werden bestimmte Rezeptoren eines Neurotransmitters im Gehirn blockiert.

Bei dem blockierten Botenstoff handelt es sich um das sogenannte Dopamin. Der in dem Neuroleptikum enthaltene Wirkstoff setzt sich an den Dopaminrezeptor und blockiert diesen, sodass der Transmitter nicht mehr an den Rezeptor binden kann. Dieser Mechanismus verhindert die Wirkung, welche Dopamin normalerweise an diesem Rezeptor einnimmt. Über die genauen Hintergründe, warum eine Blockade dieser Rezeptoren für eine Verbesserung bei psychiatrischen Erkrankungen sorgt, ist bisher nicht viel bekannt. Studien konnten jedoch zeigen, dass Neuroleptika ihre Daseinsberechtigung in der Behandlung dieser Erkrankungen beibehalten können und mitunter sehr gute Ergebnisse in der Therapie von psychiatrischen Erkrankungen erzielt werden.

Die Wirkung der einzelnen Medikamente, welche unter den Oberbegriff eines Neuroleptikums fallen, ist keineswegs stets die gleiche. Grundsätzlich kann zwischen einem konventionellen oder klassischen Neuroleptikum und einem atypischen Neuroleptikum unterschieden werden. Besonders die häufig auftretenden Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente unterscheiden sich hierbei.

Die klassischen Neuroleptika blockieren einen Dopaminrezeptor im Gehirn, welcher als D2-Rezeptor bezeichnet wird. Diese Rezeptoren spielen vermutlich eine Rolle bei der Entstehung von Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrenie, Suchtverhalten und Essstörungen. Eine Blockade dieser Rezeptoren kann in der Behandlung dieser Erkrankungen somit zu einem Therapieerfolg führen. Der Nachteil dieser Medikamente sind die häufig auftretenden Nebenwirkungen, welche als sogenannte extrapyrimidalen Störungen (EPS) bekannt sind. Es kann zu unwillkürlich auftretenden Muskelbewegungen und Zittern sowie häufigen Stürzen kommen.

Atypische Neuroleptika wirken weniger auf den D2-Rezeptor, sondern blockieren stattdessen andere Rezeptoren des Neurotransmitters Dopamin. Durch die Wirkung an den Rezeptoren D3 oder D4 kann ebenfalls eine antipsychotische Wirkung erzielt werden, wobei das Auftreten der die Muskeln betreffenden Nebenwirkungen seltener vorkommt.

Nebenwirkungen von Neuroleptika

Wie bei den meisten Medikamenten ist auch die Einnahme von Neuroleptika mit möglichen Nebenwirkungen verbunden. Je nach Wirkstoff können unterschiedliche unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.

Typisch für die klassischen Neuroleptika sind die sogenannten extrapyramidalen Störungen, welche sich in unwillkürlichen Muskelbewegungen und Muskelzittern sowie einer erhöhten Fallneigung äußern. Ebenfalls kann es zu einer unerwünschten Produktion von Muttermilch und dem Austritt dieser an den Brustwarzen kommen. Nicht selten sind ebenfalls eine ausgeprägte Mundtrockenheit sowie Verstopfungen. Durch die Einnahme dieser Medikamente kann es außerdem zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen. Häufig wird ebenfalls darüber geklagt, dass es im Laufe der Behandlung zu einer Gewichtszunahme kommt.

Die Nebenwirkungen der atypischen Neuroleptika unterscheiden sich teilweise sehr stark von Wirkstoff zu Wirkstoff. Besonders die Entwicklung eines Diabetes mellitus, eine Gewichtszunahme sowie eine ausgeprägte Mundtrockenheit und Verstopfung sind hierbei typische Nebenwirkungen.

Generell kann es außerdem bei allen Neuroleptika zu einer lebensbedrohlichen Nebenwirkung kommen, welche als malignes neuroleptisches Syndrom bezeichnet wird. Diese Nebenwirkung geht typischerweise mit hohem Fieber, einem sehr schnellen Herzschlag, Verwirrtheitszuständen und Bewusstlosigkeit einher und sollte das sofortige Absetzen des Medikaments und eine Abklärung bei einem Arzt nach sich ziehen.

Gewichtszunahme

Eines der am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen ist eine ungewollte Gewichtszunahme im Laufe der Therapie mit Neuroleptika. Hierbei gilt, dass nicht alle Medikamente bekannt dafür sind, dass eine Gewichtszunahme auftritt. Sowohl Medikamente, welche zu der Gruppe der klassischen Neuroleptika gezählt werden, als auch Medikamente der atypischen Neuroleptika können für eine Gewichtszunahme im Verlauf der Therapie verantwortlich sein. Grund hierfür ist zum einen eine Veränderung des Appetits durch das Medikament als auch eine Veränderung des Metabolismus im Körper. Das heißt, dass durch die Therapie mit diesen Medikamenten die Verwertung einzelner Nahrungsbestandteile verändert wird und es deshalb zu einer Gewichtszunahme kommen kann.
Bekannte Wirkstoffgruppen, welche eine Gewichtszunahme verursachen können, sind beispielsweise Clozapin, Olanzapin, Quetiapin sowie Melperon, Levomepromazin, Chlorprothixen und Pipamperon. Beachtet werden sollte jedoch, dass nicht immer eine Gewichtszunahme eintreten muss. Teilweise wurde ein Appetitverlust festgestellt, welcher im Rahmen der Behandlung sogar zu einer Gewichtsabnahme führte.

Absetzen der Neuroleptika

Es kann unterschiedliche Gründe geben, warum ein Neuroleptikum abgesetzt werden muss. Das Gehirn passt sich den Veränderungen, welche eine Einnahme von Neuroleptika hervorrufen jedoch an, weshalb ein abruptes Absetzen eines Neuroleptikums nicht empfohlen werden und mit starken Nebenwirkungen einhergehen kann. Welche Nebenwirkungen im individuellen Fall auftreten können, ist nur sehr schwer vorherzusagen. Es kann zu psychischen Symptomen wie Halluzinationen oder Stimmungsschwankungen kommen. Psychotische Symptome treten häufig kurz nach dem Absetzen des Medikamentes auf und bessern sich üblicherweise innerhalb einiger Wochen.

Auch von Schlafproblemen wird häufig berichtet. Nicht selten können außerdem sogenannte Dyskinesien auftreten. Hierbei kommt es zu gestörten Bewegungsabläufen. So kann es sein, dass Bewegungen der Arme oder Hände nur noch unkontrolliert ablaufen und unwillkürliche Muskelzuckungen und Bewegungen auftreten. Generelle Nebenwirkungen, welche auftreten können, betreffen den Allgemeinzustand und können sich in Schweißausbrüchen, generellem Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen und Herzrasen äußern. Wenn die Einnahme von bestimmten Neuroleptika zu einer Gewichtszunahme führte, kann es beim Absetzen der Medikamente zu einer Gewichtsreduktion kommen.

Insgesamt ist immer dann von vielen und starken Nebenwirkungen auszugehen, wenn zuvor hohe Mengen des Medikamentes über eine lange Zeit eingenommen wurden. Besonders in diesen Fällen ist deshalb ein langsames Absetzen des Neuroleptikums essentiell, um starke Nebenwirkungen im Verlauf zu verhindern.

Generell sollten Neuroleptika nur dann abgesetzt werden, wenn die betroffene Person psychisch stabil ist und sich in einem stabilen Lebensumfeld befindet. Ein Arzt kann helfen, das Absetzen des Medikamentes zu planen. Generell gilt, dass vor Absetzen eines Neuroleptikums stets ein Arzt konsultiert werden sollte.

Neuroleptika bei Demenz

Neuroleptika werden bei einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsbilder verschrieben. Neben den klassischen psychiatrischen Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrenie kommen Neuroleptika auch bei Erregtheitszuständen, Verwirrtheit oder starker Unruhe und Angstzuständen zum Einsatz. So bekommen viele ältere Menschen, welche an einer Demenz leiden ebenfalls Neuroleptika verschrieben. Besonders die häufig auftretenden Erregtheitszustände sowie andere Verhaltensauffälligkeiten bei Demenzerkrankten sollen durch die Gabe der Neuroleptika therapiert werden. Heutzutage weiß man jedoch, dass die Gabe von Neuroleptika bei gleichzeitiger Demenzerkrankung zu einer deutlich höheren Sterberate führt.

Studien konnten außerdem zeigen, dass sich die Demenzerkrankung selbst durch die Gabe von Neuroleptika verschlechtert. Durch einen anderen Stoffwechsel bei älteren Menschen sind die Nebenwirkungen, welche im Rahmen einer Therapie mit Neuroleptika auftreten können, deutlich häufiger als bei jüngeren Patienten. Vor der Gabe von Neuroleptika bei älteren Menschen mit einer Demenzerkrankung sollte aus diesen Gründen immer abgewogen werden, ob der Nutzen der Behandlung der Medikamente die Risiken und Nebenwirkungen, welche mit einer Therapie einhergehen, überwiegen.

Quetiapin

Bei Quetiapin handelt es sich um einen Wirkstoff, welcher zu den atypischen Neuroleptika zählt. Ein bekanntes Medikament mit dem Wirkstoff ist als Seroquel® bekannt und es existieren zudem einige Generika. Medikamente mit dem Wirkstoff Quetiapin werden eingesetzt bei psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, manischen und depressiven Episoden sowie bipolaren Störungen. Die Substanz blockiert sowohl Serotonin als auch Dopaminrezeptoren im Gehirn. Die Blockade dieser Rezeptoren führt zum einen zu einer erhöhten Dopaminfreisetzung sowie zu einer Blockade eines bestimmten Rezeptors für Dopamin. Durch diesen Mechanismus können sowohl Erkrankungen wie Schizophrenie als auch Depressionen und Angstzustände erfolgreich behandelt werden.

Extrapyrimidale Störungen, also Störungen im Bewegungsablauf einzelner Muskeln, treten bei der Einnahme von Quetiapin nur sehr selten auf. Häufig dahingegen werden Nebenwirkungen wie eine, besonders zu Beginn der Therapie auftretenden Gewichtszunahme, eine ausgeprägte Müdigkeit, Verstopfung und eine erhöhte Herzfrequenz bemerkt.

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Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Neuroleptika finden Sie hier:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.11.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024