Risperdal® stellt ein so genanntes Depotpräparat zur Behandlung von Schizophrenien, dem Borderline, bei Manien und Demenz, ... dar. Depotpräparate wirken über einen gewissen Zeitraum, sodass tägliche Einnahmen entfallen. Risperdal gehört zur Gruppe der atypischen Neuroleptika und ist damit ein recht modernes Medikament zur Behandlung von Psychosen und Manien.
Risperdal® ist ein sog. „atypisches Neuroleptikum“, also ein recht modernes Medikament gegen Psychosen. Darüber hinaus wird es auch in der Behandlung der Manie eingesetzt.
Risperdal® ist eines der wenigen Medikamente, welches auch als ein sog. „Depot“ eingesetzt werden kann. Bei solch einer Depotmedikation entfällt die tägliche Tabletteneinnahme und der Patient bekommt stattdessen in einem bestimmten Abstand (2-4 Wochen) eine Spritze.
Risperdal®
Benzisoxatol (piperidin)
Risperidon
Schizophrenien - sowohl in der akuten, als auch in der weiterführenden Behandlung
Manie - sowohl in der akuten, als auch in der weiterführenden Behandlung
Demenzen - jedoch nur bei psychotischen Symptomen wie z.B. Wahn, Halluzinationen oder bei aggressivem Verhalten
Borderline-Störung – bei wiederholtem selbstverletzendem oder fremdgefährdendem Verhalten
Intelligenzminderung – bei Impulsdurchbrüchen und chronischer Aggressivität.
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Die Hauptwirkung vom Risperdal® besteht darin, dass es zu einer Dämpfung des Überangebotes des Transmitterstoffes „Dopamin“ kommt. Dieses Überangebot wird heutzutage als Hauptursache von psychotischer Wahrnehmung (z.B. Halluzinationen) gesehen.
Grundsätzlich funktioniert das System der Übertragung von Botschaften zwischen Nervenzellen durch ein „Schlüssel-Schloss-Prinzip“. Eine Nervenzelle schüttet einen Botenstoff aus (z.B. Dopamin). Dieser Botenstoff passt wie ein Schlüssel an verschiedene andere Nervenzellen. Der Botenstoff „legt“ sich quasi in dieses Schloss (den sog. Dopamin-Rezeptor) der Nervenzelle und schließt diese auf. Biologisch bedeutet dieser Vorgang des Aufschließens, dass die aufgeschlossene Nervenzelle aktiv wird (sie feuert einen Impuls ab). Hat nun das Dopamin seine Aufgabe erfüllt, kehrt es, wie ein Auto in die Garage, in seine Ursprungszelle zurück. Man kann sich nun leicht vorstellen, dass ein Überangebot an Botenstoff ein ständiges „Aufschließen“ zur Folge haben kann und die aufgeschlossene Nervenzelle ständig Impulse feuert. Wenn dies in allen wichtigen Arealen des Gehirnes passiert, kommt es zu einer krankhaften Wahrnehmung.
Risperidon (Risperdal®) blockiert nun (wie alle anderen antipsychotisch wirksamen Neuroleptika auch) die Dopamin-Rezeptoren in einem solchen Maße, dass ein Überangebot von Dopamin nicht mehr zu einer solchen krankhaften Veränderung führt.
Bei Schizophrenie: Beginn mit 2-4 mg verteilt auf 1-2 Gaben pro Tag. Die Höchstdosis liegt hier bei 8 mg.
Es gibt Aussagen die die Höchstdosis mit 16 mg am Tag beziffern. Erfahrungsgemäss bringt in der Therapie der Schizophrenie eine Steigerung über 8 - 10 mg hinaus jedoch keinen zusätzlichen positiven Effekt mehr. Das Risiko von Nebenwirkungen steigt bei einer solchen Dosierung jedoch immens an.
Weitere Informationen finden Sie auch unter unserem Thema: Schizophrenie
Bei Manie: Empfohlen wird eine Dosis von 3-4 mg am Tag. Die Dosierung von 6 mg sollte nicht überschritten werden.
Weitere Informationen finden Sie auch unter unserem Thema: Therapie der Manie
Bei einer Demenz - Erkrankung: Hier sollte man sehr behutsam in die Medikation einsteigen. Es empfiehlt sich eine Anfangsdosierung von 2x0,25 mg. Bei ausbleibenden Nebenwirkungen sollte die Zieldosis 2x0,5 mg sein. In Einzelfällen kann man in 1/4mg Schritten weiter hochdosieren.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch unter: Demenz
Bei der Depotmedikation beginnt man heutzutage mit 25 mg alle 2 Wochen. Je nach Ausprägung der Störung sind jedoch auch Dosierungen von 37,5 mg und 50 mg (Höchstdosis) möglich.
Bei der Borderline – Störung: Sowohl Selbstverletzung als auch „psychosenahe“ Zustände kommen leider im Rahmen der Borderline–Erkrankung nicht selten vor.
In meiner Erfahrung sind hierbei Dosierungen zwischen 1-3 mg Risperdal® hilfreich, um sowohl den Selbstverletzungsdruck, als auch evtl. „psychoseähnliche“ Fehlwahrnehmungen gut in den Griff zu bekommen. Natürlich kann eine rein medikamentöse Therapie niemals eine Borderline orientierte Psychotherapie ersetzen.
In Einzelfällen kann die Dosierung auch höher sein (hängt vom Schweregrad bzw. der Rückfallwahrscheinlichkeit ab). Während der Umstellung von Tabletten auf Depotmedikation muss für ca. 3 Wochen eine gleichzeitige Behandlung erfolgen, da das Depot keine sofortige Wirkung hat.
Am häufigsten (bei bis zu 20% der Patienten) finden sich bei Risperdal® die sog. EPS (Extrapyramidalen Störungen). Hierunter fallen Nebewirkungen, die mit Motorik und Bewegung im weitesten Sinne zu tun haben.
Die EPS unterteilt man grundsätzlich in:
Frühdyskinesien: Hierunter fallen Symptome wie körperliche Unruhe, Muskelzucken, ungewolltes Zunge herausstrecken, Blickkrämpfe. Diese Störungen bilden sich nach Absetzen des Medikamentes zurück.
Spätdyskinesien: Diese Symptome können bei jahrelangem Einnehmen von Neuroleptika auftreten. Die Symptomatik ist ähnlich wie bei den Frühdyskinesien. Zusätzlich finden sich typische Bewegungsmuster und Gesichtsbewegungen. Diese Störungen sind dauerhaft.
Anmerkung des Autors: In meiner bisherigen ärtzlichen Laufbahn ist mir noch niemand mit Spätdyskinesien begegnet, die auf Risperdal® zurückzuführen waren.
Parkinsonoid: Diese Symptomatik erinnert an das Krankheitsbild des Morbus Parkinson. Hierbei kommt es zu einer Einschränkung bzw. Verlust der Feinmotorik, kleinschrittigem Gang, Zittern (Tremor), allgemeine Steifigkeit (Rigor) und Verlust der Gesichtsmuskelbewegungen (Amimie).
Akathesie: Hiermit wird eine sehr quälende Sitzunruhe bezeichnet. Die Patienten können trotz größter Bemühungen nicht ruhig sitzen bleiben, sondern „wippen“ typischerweise auf und ab.
Weitere häufige Nebenwirkungen sind:
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall und Schwindel
Seltenere Nebenwirkungen sind:
Potenzstörungen (erektile Dysfunktion), Übelkeit, Milchfluss
In Einzelfällen kann es zu (epileptischen) Krampfanfällen sowie zum Abfall der weißen Blutkörperchen kommen (Leukopenie).
Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Nebenwirkungen von Risperdal®
Bei gleichzeitiger Gabe von Clozapin, kann es zu einer Erhöhung der Konzentration von Clozapin im Blut kommen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Carbamazepin kommt es zu einem Absinken von Risperdal® im Blut.
Medikamente gegen Bluthochdruck können in Kombination mit Risperdal® eine verstärkte Wirkung haben.
Bei Risperdal® handelt es sich um ein Psychopharmakon, also ein Medikament, welches bei psychischen Erkrankungen wie der Schizophrenie, der Manie oder anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt wird, um dann die Symptome der Erkrankung zu reduzieren.
Bei dem Psychopharmakon Risperdal® handelt es sich um ein Medikament, welches sich nur sehr schlecht mit Alkohol verträgt, weshalb während der Einnahme von Risperdal® von Alkohol abgeraten wird. Das Problem liegt darin, dass zum einen sowohl das Medikament Risperdal® als auch der Alkohol über die Leber abgebaut wird, um dann aus dem Körper eliminiert zu werden.
Hierbei kann es dann dazu kommen, dass die Leber das Medikament Risperdal® abbaut und in der gleichen Zeit nicht zusätzlich den Alkohol abbauen und ausscheiden kann. Dies kann dazu führen, dass die Wirkung des Alkohols verstärkt wird oder aber das umgekehrte Szenario, es kommt dazu, dass die Leber das Risperdal® nicht abbauen kann und es somit länger im Körper verbleibt, was dann zu erhöhten Nebenwirkungen führen kann.
Des Weiteren kommt es dazu, dass Risperdal® genauso wie Alkohol im Gehirn an verschiedenen Rezeptoren wirkt. Man muss sich diesen Rezeptor wie einen Bürostuhl vorstellen. Das Risperdal® kann nur dann seine Wirkung entfalten, wenn es auf diesem Rezeptor, also auf dem Bürostuhl ist. Blockiert jedoch ein Molekül des Alkohols diesen Rezeptor, also den Bürostuhl, so kann das Risperdal® nicht wirken.
Dies führt dazu, dass die positive Wirkung des Risperdals® entfällt während hingegen die Nebenwirkungen des Risperdals® durch den Alkohol verstärkt werden.
Während der Einnahme von Risperdal® ist auf Alkohol also möglichst komplett zu verzichten, da es sonst zu unerwünschten Nebenwirkungen und einer Abschwächung der eigentlichen Wirkung kommen kann.
Lesen Sie mehr zum Thema: Risperdal und Alkohol - verträgt sich das?
Viele Patienten möchten oder müssen nach einiger Zeit Risperdal® absetzten. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann es sein, dass die Patienten das Risperdal® nur übergangsweise nehmen sollten, beispielsweise wenn sie sich in einer aggressiven Phase befanden, oder aber, die Nebenwirkungen des Risperdals® sind zu hoch, sodass der Patient Risperdal® absetzten möchte.
Hegt ein Patient den Wunsch, Risperdal® abzusetzen, sollte er zunächst mit seinem behandelnden Psychiater darüber sprechen, damit dieser beurteilen kann, ob der Patient gefestigt genug ist, um auch mit einer verminderten Dosis von Risperdal® keine Probleme zu haben.
Hierbei ist es immer wichtig, sich vor Augen zu führen, dass der Patient das Risperdal® aus einem bestimmten Grund einnehmen musste, beispielsweise aufgrund einer Schizophrenie oder einer Manie. Setzt der Patient Risperdal® nun ab, kann es dazu kommen, dass die Symptome der Schizophrenie oder der Manie wieder verstärkt werden.
Des Weiteren kommt es während des Absetzens von Risperdal® zu verschiedenen Nebenwirkungen, wie Unruhe oder Schlaflosigkeit. Deshalb ist es wichtig, die genauen Schritte mit dem Psychiater zu besprechen, da dieser am besten beurteilen kann, ab wann der Patient ohne allzu großen Nebenwirkungen mit einer Dosisreduktion des Medikaments beginnen kann.
Es ist hierbei entscheidend, dass die Dosis von Risperdal® in kleinen Schritten und über einen langen Zeitraum hinweg reduziert wird, bis zu einem Jahr, bis das Risperdal® dann komplett abgesetzt ist. Überstürzt ein Patient hingegen das Absetzten von Risperdal®, kommt es zu sehr starken Nebenwirkungen und die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient zurück in die ursprüngliche Krankheit verfällt, ist sehr viel größer. Deshalb ist es enorm wichtig, einen Plan zusammen mit dem Psychiater zu entwickeln, wann und wie der beste Zeitpunkt ist, um das Risperdal® etappenweise abzusetzen.
Dieses etappenweise Absetzten von Risperdal® oder allgemein von Psychopharmaka wird als ausschleichen bezeichnet und ist die sanfteste und nebenwirkungärmste Methode, um ein Psychopharmakon wie Risperdal® absetzten zu können.
Lesen Sie mehr zum Thema: Risperdal absetzen
Da immer vom Kostendruck im Gesundheitswesen gesprochen wird, halten wir es für wichtig auch Preise für Medikamente zu erfahren (Preise beispielhaft und ohne Empfehlungscharakter):
Risperdal® Tabletten 2 mg | 50 Tbl. (N2) | 123,11 €
Risperdal® Tabletten 4 mg | 100 Tbl. (N3) | 450,76 €
Risperdal® Depotpräparat 25 mg | 1 Flasche | 139,87 €
Risperdal® Depotpräparat 50 mg | 1 Flasche | 270,34 €
Stand: Januar 2004
Es besteht für alle Dosierungen Rezeptpflicht!
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