Zu Hohe Thrombozyten

Zu Hohe Thrombozyten

Es gibt eine große Spannweite der Thrombozytenzahl, die für den Menschen ungefährlich bzw. normal ist. Gesunde Menschen haben eine Thrombozytenzahl zwischen 150.000 und 450.000 Thrombozyten/µl Blut. Ab einem Wert von 450.000 Thrombozyten µl ist die Thrombozytenzahl zu hoch.
Medizinische spricht man bei einer zu hohen Thrombozytenzahl von einer Thrombozytose.

Zu Symptomen und schweren Komplikationen, wie einem Blutgerinnsel, kommt es in der Regel aber erst ab einer Thrombozytenzahl von über 800.000 Thrombozyten/µl.

Symptome

In der Regel machen sich zu viele Thrombozyten nicht bemerkbar. Betroffene haben somit keine typischen Symptome.

Erst wenn die Thrombozyten sehr stark erhöht sind, treten Symptome auf. Zu diesen Symptomen zählen Mikrozirkulationsstörungen oder Blutgerinnsel (Thrombose).
Je nach Ursache treten weitere Symptome auf.
Bei der essentiellen Thrombozythämie sind Blutungen ein weiteres häufiges Symptom.

Thrombose

Umgangssprachlich wird bei der Thrombose von einem Blutgerinnsel gesprochen.

Das Blutgerinnsel besteht aus verklumpten Thrombozyten, die fälschlicherweise aktiviert wurden und dann ein Blutgefäß verstopfen. Besonders häufig treten Thrombosen in den Beinen auf.
Es kommt dann zu einer Schwellung und einem dumpfen Schmerz.
Zusätzlich treten ein Schweregefühl der Beine und eine Überwärmung auf.

Am gefährlichsten ist eine Verstopfung einer Lungenvene.
In diesem Fall spricht man von einer Lungenembolie.
Diese kann tödlich verlaufen.

Sie sind sich unsicher, ob bei Ihnen eine Thrombose vorliegt?

Diagnose

Die Thrombozytenzahl kann standardmäßig im Labor im Rahmen einer normalen Blutentnahme gemessen werden.
Ab einem Wert von über 450.000 Thrombozyten/µl ist die Thrombozytenzahl erhöht. Dabei ist ein leicht erhöhter Wert in der Regel nichts schlimmes und bringt keine schlimmen Folgen mit sich.
Ab über 100.000 Thrombozyten/µl besteht dann jedoch ein erhöhtes Thromboserisiko.

Neben der erhöhten Anzahl der Thrombozyten, können die Thrombozyten auch in ihrer Form verändert sein.
Bei der essentiellen Thrombozythämie sind sie häufig zu groß und nicht funktionsfähig.
Darüber hinaus kann die Blutgerinnung (Fähigkeit des Blutes zu gerinnen/verklumpen) in verschiedenen Laboruntersuchungen getestet werden.

Kann das auch Krebs sein?

Die Wahrscheinlichkeit, dass für eine erhöhte Thrombozytenzahl eine Krebserkrankung verantwortlich ist, ist verhältnismäßig gering – allerdings nicht 100%ig ausgeschlossen.

Eine Krebserkrankung bedeutet für den Körper eine starke Belastung, auf die der Körper verschieden reagiert.
Viele Krebserkrankte haben dabei Abnormalitäten bei den Laborwerten. Eine erhöhte Thrombozytenzahl ist dabei nicht selten.

Allerdings reagiert der Körper auch bei akuten Infektionen, die deutlich häufiger sind, mit einer erhöhten Thrombozytenzahl. Zu viele Thrombozyten im Blut sind daher keinesfalls ein spezifisches Zeichen für eine Krebserkrankung.
Außerdem machen sich die verschiedenen Krebserkrankungen meist durch andere Symptome bemerkbar, welche spezifischer sind.

Behandlung

Falls die Thrombozytose im Rahmen einer anderen Erkrankung entstanden ist, muss zunächst eine Behandlung der Grunderkrankung erfolgen.

Wenn ein erhöhtes Thromboserisiko besteht, ist es empfehlenswert, das Risiko zunächst durch allgemeine Maßnahmen niedrig zu halten.
Dies kann man tun, indem man:

  • nicht raucht,
     
  • Herz/Kreislauferkrankungen effektiv behandelt,
     
  • einen guten Lebensstil mit gesunder Ernährung und viel Bewegung führt.

Wenn dies nicht ausreichend ist, müssen blutverdünnende Mittel eingesetzt werden.
Bei der essentiellen Thrombozythämie wird häufig ASS (Aspirin) eingesetzt, sofern kein erhöhtes Blutungsrisiko besteht.
Bei ASS handelt es sich um einen Thrombozytenaggregationshemmer. Diese hemmen die Verklumpung der Blutplättchen.

Falls es bereits zu einer Thrombose gekommen ist, werden auch Medikamente zur Blutverdünnung eingesetzt.
Akut wird hier normalerweise Heparin eingesetzt.
Manchmal ist auch ein operativer Eingriff notwendig, um das Blutgerinnsel zu entfernen.
Anschließend erfolgt häufig eine Kompressionsbehandlung, zum Beispiel mit Kompressionsstrümpfen.

Sie möchten Ihr Thromboserisiko so niedrig wie möglich halten?

Ursachen

Die häufigste Ursache für eine erhöhte Thrombozytenzahl ist die sogenannte reaktive oder sekundäre Thrombozytose. Hierbei kommt es aufgrund einer anderen Grunderkrankung zu einer erhöhten Thrombozytenzahl. So zum Beispiel bei:

  • akuten Infektionen
     
  • chronisch entzündlichen Erkrankungen
     
  • einer Blutung oder
     
  • malignen Tumorerkrankungen

     
  • Die essentielle Thrombozythämie ist eine seltene Ursache. Hier liegt die Ursache für die erhöhten Thrombozyten in einer Fehlfunktion der Stammzelle im Knochenmark, aus welcher sich die Thrombozyten bilden.
     
  • Auch andere Erkrankungen des Knochenmarks können eine Thrombozytose verursachen.

Essentielle Thrombozythämie

Die essentielle Thrombozythämie ist eine sehr seltene Erkrankung.

Durch eine Fehlfunktion der Stammzelle im Knochenmark werden zu viele Thrombozyten gebildet und ins Blut gelassen.
Thrombozytenzahlen über 1.000.000/µl sind nicht selten.

Dadurch kommt es zu einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel (Thrombose).

Die Thrombozyten haben die Aufgabe bei einer Verletzung der Gefäße zu verklumpen und die Verletzung abzudichten. Wenn die Thrombozytenzahl so stark erhöht ist, wie bei der essentiellen Thrombozythämie, besteht das Risiko, dass sich auch ohne Verletzung Blutgerinnsel bilden, die Gefäße verstopfen und die Durchblutung stören.

Einerseits kommt es zu einem vermehrten Auftreten von Blutgerinnseln, andererseits treten auch vermehrt Blutungen auf, da die produzierten Thrombozyten nicht funktionstüchtig sind.

Reaktive Thrombozythämien

Auf verschiedene Prozesse z.B. bei Krankheit oder Entzündungen reagiert der Körper mit verschiedenen Mechanismen. Dies ist sinnvoll, da er dadurch versucht, die Ursache zu bekämpfen und größere Schäden zu verhindern.

Allerdings kommt es dadurch häufig zu Änderungen im Blutbild.
Eine häufige Reaktion des Körpers ist eine Erhöhung der Blutplättchen.

Auslöser sind zum Beispiel:

  • akute Infektionen,
     
  • chronisch entzündliche Erkrankungen,
     
  • eine Blutung oder
     
  • maligne Tumorerkrankungen.

Bei einer reaktiven Thrombozythämie liegt das Problem nicht in der erhöhten Thrombozytenzahl, sondern in der Grunderkrankung.
Diese macht sich in aller Regel auch noch durch weitere Symptome bemerkbar. Durch eine Behandlung der Grunderkrankung normalisiert sich auch wieder die Thrombozytenzahl.

Erkrankungen der Milz

Neben ihrer wichtigen Rolle in der Immunfunktion ist die Milz auch wichtig für die Blutreinigung. Sie erkennt alte Blutzellen, auch Thrombozyten und baut diese ab. So ist es nicht überraschend, dass es bei einer Erkrankung der Milz zu Veränderungen beim Blutbild und auch zu Veränderung in der Thrombozytenzahl kommt.

Der Körper ist in der Lage auch ohne die Milz zu leben. Wenn die Milz z.B. durch einen Unfall schwer beschädigt wurde, muss sie im Rahmen von einer Operation entfernt werden.
Man spricht von einer sogenannten Splenektomie. Nach einer Splenektomie haben viele Menschen zu hohe Thrombozyten.

Sie fragen sich, ob diese Ursache bei Ihnen vorliegen könnte?

Verlauf & Prognose

Der Krankheitsverlauf und die möglichen Folgen richten sich nach der Ursache für die zu hohen Thrombozyten. Manche Ursachen, wie Infektionen, sind innerhalb weniger Wochen abgeklungen und auch die Thrombozytenzahl normalisiert sich in der Heilungsphase wieder. Chronische entzündliche Erkrankungen, wie z.B. die chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, oder Krebserkrankungen haben einen viel schwerwiegender Krankheitsverlauf.

Auch in einem zu hohen Bereich führen Thrombozyten zunächst nicht direkt zu Folgen. Allerdings kann die Grunderkrankung zu verschiedenen Folgen führen. Ab stark erhöhten Thrombozyten, zu welchen es normalerweise nicht kommt, wenn die Thrombozytose sekundär im Rahmen einer Grunderkrankung entsteht, sind allerdings schwerwiegende Folgen möglich.

Es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Thrombosen (Gerinnsel).
Falls so ein Gerinnsel in einer Lungenvene entsteht, kann es zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie kommen.

Falls die Thrombozyten zusätzlich funktionsunfähig sind, besteht auch ein erhöhtes Blutungsrisiko. Besonders schwer betroffen sind Menschen mit einer essentiellen Thrombozythämie, da es hier zu stark erhöhten und funktionsunfähigen Thrombozyten im Verlauf der Erkrankung kommen kann.
Durch eine Normalisierung oder Erniedrigen der stark erhöhten Thrombozytenzahl, sinkt gleichzeitig auch das Thromboserisiko.

 

Die Dauer und Prognose sind abhängig von der Ursache der erhöhten Thrombozyten.
In vielen Fällen handelt es sich nur um eine kurzzeitige oder mittelfristige Erhöhung der Thrombozyten, welche sich nach einer Behandlung der Grunderkrankung, z.B. einer Infektion, zurückbildet.

Bei chronisch Krankheiten ändert sich die Thrombozytenzahl im Verlauf immer wieder, mal ist sie höher, mal ist sie wieder etwas niedriger. Eine Rolle kann z.B. spielen, wie gut die Krankheit im Moment eingestellt ist.

Die essentielle Thrombozythämie, bei der die Ursache direkt in Thrombozyten bestehen, kann nicht geheilt werden. Durch Medikamente können nur die Symptome der Erkrankung behandelt werden.
Bei einer essentiellen Thrombozythämie ist dennoch in den meisten Fällen mit einer normalen Lebenserwartung zu rechnen.
Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung anderer Krankheiten, die mit der Blutbildung zu tun haben.

Ab wann wird es gefährlich?

Thrombozyten haben im Blut die Aufgabe bei Verletzungen zu verklumpen, die Gefäßwand abzudichten und so die Blutung zu stillen.
Bei zu wenig Thrombozyten besteht das Risiko von Blutungen, bei zu vielen Thrombozyten kommt es zu Verklumpungen, also zu Blutgerinnseln bzw. Thrombosen.

Ein deutlich erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel besteht aber erst ab einer Thrombozytenzahl von über 800.000 Thrombozyten/µl.
So hoch steigen die Thrombozyten allerdings selten an.

Weitere Informationen

Thrombozyten und Leukozyten zu hoch

Dass Thrombozyten und Leukozyten (weiße Blutkörperchen) gleichzeitig erhöht sind, ist nichts seltenes, da Leukozyten auch bei vielen Körperreaktionen, wie z.B. Infektionen erhöht sind.

Das ist eine Anpassungsreaktion des Körpers, um die Infektion zu bekämpfen.
Sie sind nämlich ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr.

Zu hohe Leukozyten und Thrombozyten können auch bei der essentiellen Thrombozythämie vorkommen.

Darf ich mit zu hohen Thrombozyten die Pille nehmen?

Prinzipiell sind zu hohe Thrombozyten kein Grund, weshalb die Pille nicht eingenommen werden darf.

Eine Thrombozytose an sich erhöht das Thromboserisiko nicht unbedingt. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der Frauenärztin ist jedoch empfehlenswert.
Das Risiko für Thrombose (Blutgerinnsel) ist stark davon abhängig wie stark die Thrombozyten erhöht sind und durch was dies verursacht wird.

Insbesondere bei der essentiellen Thrombozythämie als Ursache oder sehr stark erhöhter Thrombozytenzahl ist das Thromboserisiko erhöht.
Durch eine zusätzliche Einnahme der Pille wird dieses Thromboserisiko noch weiter erhöht.

Sie machen sich Gedanken um mögliche Nebenwirkungen unter Einnahme der Pille?

Daher sollte in diesem Fall ein ausführliches Gespräch mit der Frauenärztin über alternative Verhütungsmethoden und über das Risiko einer Pilleneinnahme stattfinden.
Hier wären andere Verhütungsmethoden ohne Thromboserisiko, der Pille vorzuziehen.

Sie suchen nach einer alternativen Verhütungsmethode neben der Pille?

Zu hohe Thrombozyten in der Schwangerschaft - Das sollte ich beachten

Bei veränderten Blutwerten in der Schwangerschaft macht man sich schnell Sorgen. Zu hohe Thrombozyten in der Schwangerschaft sind selten und in den meisten Fällen nicht stark ausgeprägt.
Es gilt, sich ausreichend auszuruhen und zu erholen, wenn eine Infektion die Ursache ist.
Außerdem kann ein Arzt zur Abklärung aufgesucht werden.
Allgemein gilt ausreichend zu trinken und sich zu bewegen.

Bei einer bestehenden essentiellen Thrombozythämie ist das Risiko für eine Thrombose der Mutter und Fehlgeburten erhöht. Das Fehlgeburtsrisiko kann vermutlich durch eine niedrig dosierte Einnahme von ASS verringert werden.
Insgesamt haben etwa 60% der Frauen mit essentieller Thrombozythämie einen normalen Schwangerschaftsverlauf.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.07.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024