Welche Medikamente beeinflussen die Wirkung der Pille?

In diesem Artikel geht es um die Wechselwirkungen der Pille mit anderen Medikamenten. Es werden zunächst Medikamentengruppen genannt, die die Wirkung der Pille nicht beeinträchtigen, sowie diejenigen die Einfluss darauf nehmen. Spezifisch werden die Antibiotika besprochen, Schlafmittel und Antiepileptika. Zudem werden Hausmittel genannt die Wechselwirkungen mit der Pille haben.

Welche Medikamente beeinflussen die Wirkung der Pille?

Einleitung - Wie können Medikamente die Wirksamkeit der Pille beeinflussen?

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können die empfängnisverhütende Wirkung der Pille abschwächen. Umgekehrt können hormonale Kontrazeptiva (Pille) auch die Wirksamkeit von Arzneimitteln verändern, verstärken oder abschwächen. Vor der Einnahme eines Medikamentes sollte der verschreibende Arzt unbedingt über die Einnahme der Pille informiert werden. Ob die Wirksamkeit der Pille verringert sein kann, ist auch in der Packungsbeilage der Medikamente nachzulesen. Bei Unsicherheit sollte auf jeden Fall ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
Wird die Wirksamkeit der Pille durch die Einnahme weiterer Medikamente beeinflusst, muss unbedingt auf zusätzliche Verhütungsmittel zurückgegriffen werden, da die empfängnisverhütende Wirkung nicht mehr garantiert ist. Hierbei kann es zu ungewollten Schwangerschaften kommen. Ein erstes Anzeichen der verminderten Wirksamkeit der Pille kann das Auftreten von Zwischenblutungen sein.

Medikamente mit Einfluss

  • ASS oder Acetylsalicylsäure: Diese, auch als Aspirin bekannten, Schmerzmittel werden als Gerinnungshemmer eingesetzt. ASS kann grundsätzlich Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweisen, weshalb es nicht ohne Indikation und bestenfalls in Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden sollte. ASS kann die Magenschleimhaut verändern und so möglicherweise die Aufnahme der Pille beeinflussen. Es gibt keine eindeutigen Hinweise auf die verminderte Wirksamkeit der Pille, allerdings sind Spontanmeldungen über ungewollte Schwangerschaften bei Einnahme von Acetylsalicylsäure bekannt geworden.
     
  • Etoricoxib (Arcoxia®): Die Coxibe gehören wie ASS zu den nicht-steroidalen antiendzündlichen Schmerzmitteln. Sie gehen mit einem geringeren Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Trakt einher und werden als Alternative angeboten. Auch bei den Coxiben, besonders in der Langzeittherapie, kann es zu Wechselwirkungen mit hormonellen Verhütungsmitteln und anderen Medikamenten kommen. Eine Wechselwirkung mit der Pille ist nicht sicher auszuschließen. 
    Weitere Informationen finden Sie unter: Arcoxia®
     
  • Antidepressiva: Imipramin ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen. Es gehört zur Gruppe der sogenannten trizyklischen Arzneimittel. Bei den trizyklischen Antidepressiva handelt es sich um eine ältere Gruppe zur Behandlung der Depression, die sich als effektiv in der Behandlung gezeigt haben, aber auch durch viele Nebenwirkungen auszeichnen. Außerdem kann eine Vielzahl von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Die Einnahme von Antidepressiva sollte dem behandelnden Arzt also mitgeteilt werden. Die Pille kann die Wirkung von Imipramin abschwächen und gleichzeitig dessen Nebenwirkungen verstärken. Außerdem kann auch die Wirksamkeit der Pille durch die Einnahme von Imipramin abnehmen. Patienten, die Imipramin einnehmen, sollten die Möglichkeiten der Schwangerschaftsverhütung mit ihrem Arzt besprechen.
     
  • Griseofulvin: Der Wirkstoff Griseofulvin wird eingesetzt zur Behandlung von Pilzinfektionen von Haut und Haaren durch sogenannte Dermatophyten (Fadenpilze). Es handelt sich also um ein sogenanntes Antimykotikum oder Pilzmittel. Es wird in der Tablettenform eingenommen. Unter der Therapie mit Griseofulvin kann die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigt sein. Eine zuverlässige Empfängnisverhütung ist von großer Bedeutung, da Griseofulvin teratogene Wirkungen hat, also Missbildung beim Embryo verursachen kann.
    Weitere Informationen finden Sie unter: Medikamente gegen Pilzinfektionen
     
  • Azole: Bei einer systemischen Therapie von Pilzerkrankungen mit sogenannten Antimykotika (Pilzmittel), kann die Wirksamkeit der Pille beeinflusst sein. Dies gilt neben Griseofulvin ebenfalls für die sogenannten Azol-Antimykotika, die bei der Pilzbehandlung zum Einsatz kommen. Zu der Gruppe gehören die Wirkstoffe Ketoconazol und Itraconazol
     
  • Metoclopramid: Metoclopramid ist ein Medikament zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Der Wirkstoff ist auch bekannt unter dem Namen Paspertin. Generell sollte beachtet werden, dass durch das Erbrechen die Wirksamkeit der Pille herabgesetzt sein kann, da der Wirkstoff teilweise nicht vollständig über das Verdauungssystem aufgenommen wird. Außerdem kann eine Wechselwirkung von Metoclopramid und hormonellen Kontrazeptiva nicht ausgeschlossen werden. 
     
  • Barbiturate: Dies sind Arzneistoffe, die hemmende Signale im Gehirn verstärken. Sie wirken damit beruhigend, einschläfernd oder induzieren eine Narkose. Heute werden Barbiturate nicht mehr als Schlafmittel eingesetzt, da sie ein hohes Risiko für teils lebensgefährliche Nebenwirkungen bergen. Sie kommen allerdings in der Epilepsietherapie zum Einsatz. Barbiturate in der Langzeittherapie von Epilepsie (hierbei kommt der Wirkstoff Phenobarbital zum Einsatz) können den Abbau von hormonellen Verhütungsmitteln beschleunigen und einen Wirkungsverlust der Pille herbeiführen.
    Lesen Sie mehr zum Thema unter: Beruhigungsmittel
     
  • Ritonavir: Ritonavir ist ein Arzneimittel zur Behandlung von HIV und Aids, es handelt sich um ein sogenanntes Virostatikum. Ritonavir zeigt Wechselwirkung mit der Pille und kann die Wirkung abschwächen, auf zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen sollte zurückgegriffen werden. Neben Ritonavir zeigen zahlreiche weitere Virostatika Wechselwirkungen mit der Pille und können ihre Wirkung abschwächen. Dazu gehören Amprenavir, Atazanavir, Delaviridin, Efavirenz, Fosamprenavir, Lopinavir, Tiprinavir und weitere Virostatika der HIV-Behandlung.
     
  • Modafinil: Bei Modafinil handelt es sich um einen Arzneistoff zur Therapie der Narkolepsie. Es kann eingesetzt werden um Schlafattacken zu verhindern und den Patienten tagsüber wach zu halten. Modafinil kann die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel reduzieren. Deshalb sollten während des gesamten Anwendungszeitraums, sowie bis zwei Monate nach dem Absetzen des Medikaments zusätzliche Verhütungsmaßnahmen zum Einsatz kommen.

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Welche Antibiotika beeinflussen die Pille?

Grundsätzlich können alle Antibiotika die Wirksamkeit der Pille beeinflussen, besonders durch Veränderungen im Magen-Darm-Trakt. Durchfall beispielsweise, was eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika ist, kann die Verweildauer des Medikamentes im Verdauungssystem verkürzen und die Aufnahme beeinflussen.

  • Eindeutige Nachweise für herabgesetzte Wirksamkeit der Pille gibt es für das Antibiotikum Rifampicin, das bei der Tuberkulose-Behandlung zum Einsatz kommt. Wie einige weitere Antibiotika beeinflusst es die Verstoffwechslung der Pille und der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft ist beeinträchtigt.
  • Entsprechende Hinweise gibt es auch bei der Gruppe der Makrolide (Clarithromycin, Erythromycin, Azithromycin und weitere).
  • Spontanmeldungen über ungewollte Schwangerschaften gibt es außerdem für verschiedenen Wirkstoffen aus der Gruppe der Penicilline (Penicillin G, Amoxicillin, Ampicillin, Oxacillin) und der Gruppe der Tetracycline sowie Cephalosporine.

Ähnliche Berichte gibt es auch für die Breitbandantibiotika Chloramphenicol und Neomycin, sowie die Kombination Cotrimoxazol.

Keine Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit gibt es dagegen für die Fluorchinolone Ciprofloxacin und Ofloxacin. Auch Doxycyclin und Metronidazol zeigen keine bedeutende Wechselwirkung mit der Pille.

Prinzipiell sollte bei der Einnahme eines Antibiotikums ausführlich Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Anzeichen einer verminderten Wirksamkeit kann das Auftreten von Zwischenblutungen bei sonst regelmäßigem Zyklus sein. Im Zweifel sollte man für die Dauer der Behandlung und den Folgemonat zusätzliche Verhütungsmaßnahmen anwenden, um den vollen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft zu gewähren.

Finden Sie hier eine Übersicht zum Thema: Antibiotika

Schlafmittel

Es gibt eine Vielzahl von Arzneimitteln, die als Schlafmittel (sogenannte Hypnotika) eingesetzt werden. Einige davon können die Wirkung der Pille beeinflussen und abschwächen. Patientinnen, denen Schlafmittel verschrieben werden, sollten ihren Arzt über die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel informieren und gegebenenfalls zu zusätzlichen Verhütungsmaßnahmen greifen. Zu den Schlafmitteln gehören unter anderem folgende Gruppen:

  • Antihistaminika: Dazu gehört zum Beispiel Diphenhydramin. Antihistaminika kommen in der Therapie von Übelkeit und Erbrechen zum Einsatz und haben außerdem antiallergische Wirkungen. Zudem wirken sie sedierend. Diphenhydramin scheint keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Pille zu haben.
     
  • Benzodiazepine: Benzodiazepine werden als Beruhigungsmittel und Schlafmittel eingesetzt. Zu den Vertretern dieser Gruppe gehören zum Beispiel Lorazepam, Flurazepam, Midazolam (bekannt unter dem Namen Dormicum), Diazepam (Valium) und weitere. Benzodiazepine sind stark wirksame Medikamente und führen zu Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Arzneimitteln. Die Wirksamkeit der Pille kann herabgesetzt sein. Außerdem kann auch die Pille die Wirkung von Benzodiazepinen beeinflussen und das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
     
  • Promethazin: Dies ist ein Neuroleptikum und wird heutzutage vornehmlich als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt. Die Einnahme oraler Kontrazeptiva kann den Abbau von Phenotiazinen hemmen und ihre Wirkungen verstärken. Dadurch erhöht sich das Risiko für Nebenwirkungen der Arzneimittel. Gleichzeitig können die Arzneimittel die Wirksamkeit der Pille beeinflussen, damit kann kein ausreichender Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft gewährleistet sein.

Finden Sie hier eine Übersicht zum Thema: Schlafmittel

Mittel gegen Krampfanfälle (Epilepsie)

Antiepileptika sind Arzneimittel zur Behandlung von Krampfanfällen im Rahmen von Epilepsie Erkrankungen. Grundsätzlich können alle Antiepileptika mit der Pille wechselwirken, besonders ältere Medikamente greifen in den Leberstoffwechsel und den Abbau von Medikamenten ein. Sowohl ein schnellerer, wie auch ein verlangsamter Abbau der Pille, führt zu einer Abschwächung der kontrazeptiven Wirkung.

Eindeutige Hinweise darauf fanden sich bei folgenden Antiepileptika: Carbamazepin, Felbamat, Oxcarbazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon und Topiramat (in der Dosierung über 200mg pro Tag). Hier eingeschlossen sind also auch „neuere“ Antiepileptika.

Allerdings gibt es auch eine Reihe von Medikamenten, die die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva scheinbar nicht vermindern. Trotzdem ist eine Wechselwirkung nicht auszuschließen, das gilt auch für die Wirksamkeit des jeweiligen Antiepileptikums, die ebenfalls verändert sein kann. Dies gilt vor allem für Lamotrigin: Zwar scheint die Wirkung der Pille nicht vermindert zu sein, allerdings kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung von Lamotrigin bei der gleichzeitigen Einnahme und dadurch zu abnehmender Wirksamkeit des Antiepileptikums. Krampfanfälle können die Folge eines zu niedrigen Lamotriginspiegels sein.

Medikamente, die die Wirksamkeit der Pille scheinbar nicht vermindern sind Ethosuximid, Gabapentin, Levetiracetam, Pregabalin (in Dosen von unter 200mg pro Tag), Valproinsäure, Vigabatrin und Zonisamid.

Patientinnen, die dauerhaft mit einem Antiepileptikum therapiert werden, sollten mit ihrem Arzt über das Thema Schwangerschaftsverhütung sprechen. Dies gilt für Epilepsiepatienten, aber auch für Patienten, die Antiepileptika aufgrund anderer Diagnosen einnehmen, etwa bei bipolarer Störung oder neuropathischem Schmerz.

Weitere Informationen finden Sie unter: Medikamente gegen Epilepsie

Hausmittel

  • Johanniskraut ist ein pflanzliches Arzneimittel. Es kommt bei leichten bis mittelschweren Depressionen zum Einsatz und soll stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkungen haben. Johanniskraut kann die Verstoffwechslung anderer Arzneimitteln beschleunigen und deren Wirkung abschwächen, dazu gehört auch die Pille. Bei der Einnahme von Johanniskraut sollte zusätzlich verhütet werden, da die empfängnisverhütende Wirkung der Pille nicht weiter garantiert werden kann.
     
  • Auch Grapefruitsaft zeigt Wechselwirkungen mit der Pille zur Empfängnisverhütung. Durch die Beeinflussung des Stoffwechsels der Pille ist die Wirkung dieser verändert, außerdem erhöht sich das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen. Neben der Pille hat Grapefruit Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten, der Konsum sollte also sorgfältig überdacht werden. Um den optimalen Verhütungsschutz aufrecht zu erhalten, sollte auf große Mengen Grapefruitsaft verzichtet werden.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Nebenwirkungen der Pille

Medikamente ohne Einfluss

  • Ibuprofen: Ibuprofen gehört zu den Schmerzmitteln. Für Ibuprofen sind jedoch keine Wechselwirkungen mit der Pille bekannt.
     
  • Paracetamol: Für Paracetamol sind keine Wechselwirkungen mit der Pille bekannt. Die Wirkung der Pille scheint durch die gleichzeitige Einnahme von Paracetamol zur Schmerzreduktion und Fiebersenkung nicht vermindert zu sein.
     
  • Vomex / Diphenhydramin: Vomex enthält Dimenhydrinat, eine Kombination aus den Wirkstoffen Diphenhydramin und Chlortheophilin. Über eine Hemmung im Gehirn und Nervensystem wirkt es als Antiemetikum, also als Medikament zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Wechselwirkungen mit der Pille sind nicht beschrieben. Trotzdem sollten bei Erbrechen zusätzliche Verhütungsmaßnahmen zum Einsatz kommen, da eine verkürzte Verweildauer im Verdauungssystem die Wirksamkeit der Pille möglicherweise verringert.
Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.12.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024