Eine Verätzung entsteht durch Einwirkung von Säuren oder Laugen. Diese Substanzen zerstören die Eiweiße der Haut. Die Defekte können je nach Stärke und Konzentration der ätzenden Mittel leicht oder schwer ausgeprägt sein. Eine Verätzung kann in drei Grade eingestuft werden und wird ähnlich wie eine Verbrennung therapiert.
Die Verätzung der Speiseröhre kann durch einen Unfall passieren (Kleinkinder trinken Reinigungsmittel) oder aber in suizidaler Absicht auftreten.
Besonders gefährlich für die Schleimhaut der Speiseröhre sind Laugen, weil diese einen Spasmus (Krampf) der Muskulatur, welche den Magen öffnen soll, erzeugen und somit für eine längere Verweildauer der Lauge in der Speiseröhre führen.
Die Speiseröhrenverätzung wird in drei Stadien eingeteilt.
Verätzungen des Grad 3 verheilen aufgrund der Narbenbildung meist unter Ausbildung von Verengungen (siehe auch: Speiseröhrenverengung)
Typisch für Verätzung sind starkes Brennen der Speiseröhre und Vernichtungsschmerzen in Rachen, Schlund und im Bereich hinter dem Brustbein. Auch Verätzungen der Lippen, Zunge und des Mundraumes werden gefunden.
Bereits bei dem Verdacht auf eine Verätzung der Speiseröhre wird eine notfallmäßige Spiegelung vorgenommen, um das Ausmaß der Schädigung abschätzen zu können. Reste der ätzenden Substanzen werden gegebenenfalls abgesaugt. Auch eine Spülung kann über das Endoskop erfolgen. Anhand des sich zeigenden Bildes der Schleimhaut kann die Diagnose gestellt werden.
Nicht immer ist ein Endoskop zum Spülen vor Ort. Der Patient sollte daher animiert werden viel zu trinken, um die Säure oder Lauge abzuspülen. Eine ausreichende Verdünnung kann nicht erreicht werden, da je nach Menge der geschluckten Flüssigkeit zu viel Wasser nötig wäre.
Als Sofortmaßnahme steht die Schmerzmitteltherapie zur Verfügung. Antibiotika verhindern eine bakterielle Infektion des geschundenen Gewebes. Ist die Verätzung schwer, so kann die Gabe von Kortison notwendig werden.
Auch eine OP ist in schwersten, medikamentös nicht in den Griff zu bekommenden Fällen notwendig. Die Speiseröhre muss womöglich teilweise entfernt werden.
Nach schwerer Verätzung besteht die Möglichkeit, dass sich Verwachsungen ausbilden. Dies sind in der Regel Spätfolgen. Es kann bis zum Verschluss der Speiseröhre kommen. Auch Narbenkarzinome (bösartige Entartung des Narbengewebes) können sich nach 10 bis 20 Jahren entwickeln. Regelmäßige Kontrollen sind also angezeigt.
Als Frühkomplikationen treten Blutungen und Durchbrüche auf.
Die Prognose ist von der Konzentration (Stärke) und der Einwirkdauer der chemischen Substanz abhängig. Im Mittel sterben etwa 10% der Betroffenen an den Folgen einer Verätzung. Die Ausbildung von narbigen Verwachsungen tritt in 10% auf. Eine spät notwendig werdende Entnahme der Speiseröhre aufgrund nicht zu behandelnder Verwachsungen oder einer bösartigen Geschwulst ist ebenso möglich.
Verätzungen der Augen sind sehr schmerzhaft. Sie entstehen meist als Unfall am Arbeitsplatz oder im Haushalt. Die Verätzung kann zum Erblinden führen.
Da der Betroffenen die Augen schmerzbedingt fest zusammen kneifen wird, ist die Hilfeleistung erschwert. Das Auge muss so schnell als möglich mit viel (!) Flüssigkeit gespült werden. Vor Ort als Ersthelfer ist primär egal um welche Flüssigkeit es sich handelt. Wasser wäre am Besten geeignet, aber auch Milch oder ähnliches erfüllen ihren Zweck. Die Flüssigkeit vom inneren Augenwinkel nach außen gießen, um das andere eventuell nicht geschädigte Auge zu schonen.
Auch in der Klinik wird das Auge primär gespült. Hierzu gibt es spezielle Gummischläuche, die an einem Ende eine Art Adapter haben, welcher genau in ein Auge passt. Gegebenenfalls kann das Auge lokal betäubt werden.
Verätzungen der Haut äußern sich in Schmerzen und in der oben beschriebenen Schorfbildung. Auch hier gilt die Devise: Spülen, spülen und nochmals spülen!
Gegebenenfalls müssen getränkte Kleidungsstücke entfernt werden.
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