Die Übertragung des Hepatitis B-Virus erfolgt über Körperflüssigkeiten. Am häufigsten kommt es zur Übertragung durch Vaginalsekret oder Sperma beim Geschlechtsverkehr oder während der Geburt. Auch eine Übertragung über Speichel, z.B. durch Küssen oder auch Oralverkehr ist möglich. Die Übertragung des Virus über andere Körperflüssigkeiten wie Muttermilch oder Tränenflüssigkeit ist möglich aber vergleichsweise selten. Ansteckungen durch Bluttransfusionen sind aufgrund zahlreicher Tests der Blutprodukte äußerst selten. Die Ansteckungsgefahr hängt auch von der Viruslast des Infizierten ab. Hochvirämische Patienten haben aufgrund der hohen Viruslast ein erhöhtes Risiko andere Menschen anzustecken.
Prinzipiell ist die Ansteckung mit Hepatitis B durch jederlei Körperflüssigkeit möglich, da das Virus durch seine geringe Größe grundsätzlich in die Produktionsstätten aller Sekrete gelangen kann. Der weltweit häufigste Ansteckungsweg ist die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind während des Geburtsvorgangs: Nach einer solchen Infektion entsteht fast immer eine chronische Erkrankung beim Kind.
Um die verschiedenen Übertragungswege von Hepatits B-Virus zu verstehen, gewinnt man am besten zunächst einen Überblick über das Vorkommen des Virus im Körper: Die höchste Konzentration des Virus findet sich in der Blutbahn. Je nach der Anzahl der Viruspartikel, die man durch die diagnostischen Tests feststellt, kann man dann Rückschlüsse auf das Vorkommen von infektiösen Viruspartikeln in anderen Körperflüssigkeiten ziehen: Sind besonders viele Partikel im Blut zu finden, handelt es sich um einen sogenannten hochvirämischen Träger, bei welchem das Vorkommen von Partikeln in anderen Sekreten sehr wahrscheinlich ist. Dementsprechend sind die Körpersekrete einer solchen Person mit hoher Wahrscheinlichkeit ansteckend.
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Das Hepatitis-B-Virus kommt oft nicht nur im Blut, sondern auch in Körperflüssigkeiten wie Vaginalsekret oder Sperma vor. Eine Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus durch Geschlechtsverkehr ist daher möglich. Ob tatsächlich Viruspartikel in den Körperflüssigkeiten vorhanden sind, ist abhängig von der Viruslast der jeweiligen infizierten Person. Sind im Blut sehr viele Viruspartikel enthalten (hohe Viruslast), ist ein Vorkommen ansteckender Viruspartikel in anderen Körperflüssigkeiten wahrscheinlich. Bei wenigen Viren im Blut bzw. einer niedrigen Viruslast ist die Ansteckung durch Geschlechtsverkehr weniger wahrscheinlich, aber immer noch möglich. Die Erreger gelangen dabei durch kleinste Verletzungen in der Haut oder der Schleimhaut, welche mit dem Auge nicht zu erkennen sind in den Köper und in die Blutbahn.
Wie bei vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist Sperma außerdem infektiöser als Vaginalsekret. Darin mag es begründet sein, dass sich unter den gemeldeten Fällen einer Hepatitis B-Infektion noch immer viele homosexuelle Männer finden.
Wie in vielen anderen Körperflüssigkeiten können auch im Speichel, in der Tränenflüssigkeit sowie in der Muttermilch ansteckende Viruspartikel enthalten sein. Das ist ab einer bestimmten Konzentration von Viruspartikeln im Blut besonders wahrscheinlich, sonst aber nicht grundsätzlich auszuschließen. Diese Körperflüssigkeiten brauchen dann noch eine Eintrittspforte in den zu infizierenden Körper, welche meist in mikroskopisch kleinen Rissen oder Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut besteht.
Wer in Kontakt mit dem Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten einer eventuell infizierten Person gekommen ist und nicht geimpft ist, sollte einen sofortigen Arztbesuch in Erwägung ziehen.
Im Blut ist in der Regel die relativ gesehen höchste Konzentration an Viruspartikeln im Körper einer infizierten Person zu finden. Dementsprechend ist ein Kontakt mt dem Blut einer solchen Person ein großer Risikofaktor.
Eine Bluttransfusion mit dem Blut bzw. dem Blutprodukt einer Hepatitis-B-positiven Person würde dieses hochinfektiöse Material sogar direkt in das Blut der anderen Person bringen. Gerade wegen der hohen Ansteckungsgefahr bei Bluttransfusionen wird das Blut der Spender vielerlei Tests unterzogen. Die Ansteckung mit Hepatitis B über eine Transfusion mit Blutprodukten ist daher höchst unwahrscheinlich.
Konkrete Angaben für die sexuelle Übertragungswahrscheinlichkeit sind kaum möglich. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Erstens ist das Auftreten der Viruspartikel in Sexualsekreten von der Anzahl der Viruspartikel im Blut der infizierten Person abhängig. Die Menge der infektiösen Partikel in den Körperflüssigkeiten ist stark variabel, ebenso wie das Krankheitsbild, das verursacht wird. Eine Infektion muss nicht zwingend eine akute, symptomatische Hepatitis zur Folge haben. Zudem ist das Vorkommen einer Hepatitis B-Infektion in Europa äußerst selten geworden. Die Übertragung auf dem Sexualweg ist durch geschützten Geschlechtsverkehr ebenso ungewöhnlich geworden.
Die Übertragung über Speichel, Tränenflüssigkeit oder Muttermilch stellen eine eher seltener vorkommende Möglichkeit der Ansteckung dar. Über Nadelstichverletzungen und während der Geburt werden weitaus mehr Infektionen übertragen, da hier der direkte Kontakt mit infektiösen Blut besteht.
Der Ansteckungsweg über das Erhalten eines Blutprodukts ist äußerst selten. Das liegt zum einen an den gründlichen Tests, welche das gespendete Blut und sowie der Spender selbst durchläuft. Zudem gehören die infizierten Personen meist bestimmten Risikogruppen an, die bereits vor der Blutspende durch Abfragen bestimmter Faktoren ausgeschlossen werden.
Als Viruslast wird die Konzentration der Viren in einer Körperflüssigkeit, normalerweise dem Blut, bezeichnet. Sie wird in IU (infektiöse Einheiten) pro mL angegeben und wird als Maß für die Infektiösität, also das Ansteckungspotenzial einer Flüssigkeit verwendet: Je mehr Viruspartikel sich im Blut befinden, desto größer ist die Ansteckungsgefahr.
Hier ist jedoch hinzuzufügen, dass nicht alle Viren ab der gleichen Viruslast infektiös sind oder ein entsprechendes Krankheitsbild auslösen. Das Hepatitis B-Virus ist ein Beispiel für ein Virus, welches bereits bei sehr wenigen Viruspartikeln, also einer geringen Viruslast eine Hepatitis auslösen kann. Die nötige Viruslast ist hier sogar niedriger als beim HI-Virus, das Hepatitis B-Virus ist folglich hochansteckend.
Wie bei allen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt man sich vor der Ansteckung mit Hepatitis B beim Geschlechtsverkehr mit einem Kondom. So wird ein Kontakt des Spermas bzw. des Vaginalsekrets mit dem anderen Partner verhindert. Das schließt jedoch nicht die Ansteckung über andere Körperflüssigkeiten aus, es kann also theoretisch auch zu einer Ansteckung durch Küssen kommen. Auch Oralsex ist durch den Kontakt von Körperflüssigkeiten mit der Mundschleimhaut eine potenzielle Infektionsquelle und sollte daher nicht bzw. nicht ungeschützt durchgeführt werden, solange der Krankheitsstatus des Partners unbekannt ist.
Generell sollte darauf geachtet werden, nicht mit den Körperflüssigkeiten einer infizierten Person in Berührung zu kommen. Das mag bei der Tränenflüssigkeit einfacher sein, bei Speichel und der Muttermilch etwas schwieriger. Für (werdende) Mütter empfiehlt es sich daher, sicherzustellen, dass keine Infektion vorliegt.
Um eine Ansteckung durch Speichel zu vermeiden, genügt meist das Befolgen hygienischer Standards sowie das Meiden von Kontakt mit Speichel von Risikopersonen.
Die Impfung gegen Hepatitis B ist von der Ständigen Impfkommission empfohlen und bietet einen guten Schutz gegen Hepatitis B. Lesen Sie hier mehr zum Thema Impfung gegen Hepatitis B und über den Impfstoff Twinrix®.
Wer drogenabhängig ist, hat bekanntlich ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV oder einem Hepatitis-Virus zu infizieren. Gemeint ist hier vor allem der Gebrauch von intravenös verwendeten Drogen mit unsauberen Nadeln. Der Kontakt mit dem Blut einer mit Hepatitis B infizierten Person zieht relativ häufig (d.h. in etwa 30% der Fälle) eine Ansteckung nach sich, während der Kontakt mit anderen Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Urin weniger häufig eine Infektion zur Folge hat.
Das hängt vor allem von der Anzahl der Erreger im Blut des Infizierten ab. Ist die Erregerzahl hoch, befinden sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch Erreger in anderen Körperflüssigkeiten. Eine Ansteckung über den Kontakt mit Speichel, Tränenflüssigkeit oder Ähnlichem beispeilsweise durch das Teilen oral oder nasal konsumierter Drogen ist also ebenfalls möglich. Das hat zur Folge, dass Hepatitis B neben Hepatitis C zu den häufigsten Lebererkankungen und Infektionserkrankungen unter drogenabhängigen Menschen gehört.
Für Menschen, die auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen sind, gibt es einen speziellen Impfstoff mit einer höheren Wirkstoffkonzentration. Begründet ist dies in der veränderten Reinigung des Blutes, durch die die gebildeten Antikörper gegen das Virus schneller reduziert werden können. Trotz der erhöhten Konzentration an Wirkstoff in der Impfung ist die Impfung gut verträglich. Geimpft werden kann auch mit dem herkömmlichen Impfstoff, jedoch empfiehlt sich dann ein abweichendes Impfschema. Konsultieren Sie hierzu am besten Ihren behandelnden Arzt.
Wie bei jeder geimpften Person erfolgt auch bei dialysepflichtigen Menschen vier bis acht Wochen nach der Impfung eine Titerkontrolle, bei der der Gehalt an Antikörpern gemessen wird. Dadurch kann geprüft werden, ob die Impfung eine ausreichende Immuntität gewährleistet. Dialysepflichtige Personen gehören generell zu den Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, sich mit Hepatitis B zu infizieren. Eine Impfung wird diesen Personen daher empfohlen.
Die Impfung regt im Körper die Bildung von Antikörpern an, die bei einem Kontakt mit dem Hepatitis B-Virus dieses unschädlich machen. Wurden nach der Impfung genügend solcher Antikörper gebildet, ist eine Ansteckung mit dieser Hepatitisform nicht möglich. In seltenen Fällen kann es sein, dass nicht genügend Antikörper gebildet werden. Man spricht dann von sogenannten Low-Respondern (wenige Antikörper wurden gebildet) oder Non-Respondern (keine Antikörper wurden gebildet). Dann ist eine Ansteckung theoretisch möglich.
Um solchen Fällen vorzubeugen, findet einige Wochen nach der Impfung stets eine Titerkontrolle statt. Hierbei wird die Anzahl der gebildeten Antikörper überprüft und im Falle zu weniger Antikörper die Impfung wiederholt.