Schmerzen bei Spreizfüßen

Schmerzen bei Spreizfüßen entstehen meist durch Fehlbelastung der Mittelfußknochen durch die besondere Stellung der Fußknochen, oder durch eingeengte Nerven (Morton-Neuralgie). Langes Stehen und unpassende Schuhe können diese Schmerzen verstärken. Bei der Therapie stehen konservative Methoden wie barfuß Laufen, orthopädische Schuheinlagen, Fußgymnastik und Schmerzmittel im Vordergrund. In schweren Fällen kann eine operative Behebung der Fußknochenfehlstellung erfolgen.

Schmerzen bei Spreizfüßen

Einleitung

Spreizfüße sind die häufigste orthopädische Fehlstellung am Fuß in Deutschland und auch die, die am häufigsten mit Schmerzen einhergeht. In vielen Fällen treten Spreizfüße nur in leichter Ausprägung ohne Krankheitswert auf. Jedoch kann es vor allem dann mitunter zu Schmerzen am Fuß kommen, wenn Personen zu Spreizfüßen neigen oder diese schon diagnostiziert wurden, ohne dass eine Behandlung oder Vermeidung des Fortschreitens eingeleitet wurde. Oftmals sind die Schmerzen durch falsche Belastung und Überlastung bedingt, es kann auch eine seltene neurologische Ursache dahinter stecken.

Ursachen der Schmerzen

Die grundlegenden Ursachen der Schmerzen, die beim Spreizfuß entstehen können, sind durch die besondere Stellung der Fußknochen und auch Nerven bedingt. Es gibt im Fuß einen Halteapparat aus Bändern, Sehnen und Muskeln, der die Mittelfußknochen zusammenhält, sodass die Belastung beim Gehen und Stehen vom 1. und 5. Mittelfußknochen getragen wird. Spreizfüße weisen ein beschädigtes Quergewölbe auf, sodass die Knochen im Mittelfuß auseinander gehen, sich spreizen und absinken. Dabei kann auch der große Zeh nach außen wandern und den sog. Hallux valgus bilden. Insgesamt flacht der Fuß so ab und bei jedem Schritt kommen Knochen mit dem Boden in Kontakt, die normalerweise nicht am Tragen der Hauptlast beteiligt sind - die Mittelfußknochen 2-4. Durch diese Fehlbelastung bilden sich unter den Füßen durch Verhornung unangenehme Schwielen, die Schmerzen verursachen.

Hier erfahren Sie mehr über die Ursachen von Spreizfüßen: Ursache von Spreizfüßen

Ursachen für diese Vorgänge sind meist falsche und zu enge Schuhe, besonders hochhackige Schuhe sind in dieser Hinsicht problematisch. Auch können angeborene Bindegewebsschwächen das Risiko für Spreizfüße erhöhen. Die Schmerzen kommen dann durch chronische Belastung von normalerweise unbelasteten Regionen zustande. Vor allem der zweite und dritte Mittelfußknochen sind auf diese Weise fehlbelastet und überlastet. Ebenfalls verursacht langes Stehen Schmerzen an den betroffenen Stellen. Zusätzlich kann es zu einem neurologischen Problem bei Spreizfüßen kommen, das weitere Schmerzen verursacht. Dabei handelt es sich um die sogenannte Morton-Neuralgie. Zwischen den Zehenknochen laufen mehrere Nerven, die bei normaler Fußhaltung keiner oder nur wenig Belastung beim Gehen und Stehen ausgesetzt sind. Durch die anatomischen Verschiebungen bei Spreizfüßen sind diese Nerven eingeengt und werden bei jedem Schritt weiter gereizt und komprimiert. Diese Ursache für Schmerzen bei Spreizfüßen ist vor allem zwischen den Mittelfußknochen 3 und 4 lokalisiert.

Symptome

Das Hauptsymptom Schmerzen zeigt einige Charakteristika bei Spreizfüßen auf. Das wichtigste Merkmal ist, dass die Schmerzen belastungsabhängig sind. Sie treten deutlich auf beim Gehen und Laufen an den betroffenen Stellen, die Schwielen aufzeigen und können in ihrer Stärke variieren. In Ruhe lassen die für Spreizfüße typischen Schmerzen meist nach.

Ist die Morton-Neuralgie die Ursache der Schmerzen, zeigt sich ein charakteristischer neuropathischer Schmerz. Durch die direkte Nervenreizung treten die Schmerzen akut einschießend bei jedem Schritt auf, teilweise begleitet von Missempfindungen. Auch können sie weiter in andere Bereiche am Fuß ziehen, Hauptlokalisation ist jedoch der Mittelfuß. Schmerzen bei Spreizfüßen sind meist auch durch manuellen Druck auslösbar.

Neben den Schmerzen zeigen sich Spreizfüße noch durch die offensichtliche Fehlstellung der Zehen sowie die Schwielen und Hornhautanlagerungen unter dem Fuß. Des weiteren kommt es durch die Schmerzen beim Auftreten zu einer instinktiven Fehlstellung des Fußes, mit der versucht wird, Beschwerden zu vermeiden. Dadurch können Spreizfüße auch im Sprunggelenk Probleme verursachen.

Diagnose

Die Diagnose Spreizfüße kann durch einen geübten Arzt leicht gestellt werden. Anfangs steht die genaue Inspektion des Fußes, mit der die Abflachung des Fußgewölbes sowie die Fehlstellung und die Verbreiterung des Vorfußes erkannt werden können. Eine für Spreizfüße typisch abgespreizte Großzehe (Hallux valgus) fällt ebenso auf. Diese Untersuchungen sollten im Stehen geschehen.

Ergänzt wird die Untersuchung durch bildgebende Verfahren, so wird in manchen Fällen eine Röntgenaufnahme der Füße angefertigt. Entscheidend ist es, das Ausmaß der Spreizfüße festzustellen, um die Therapie entsprechend anzupassen.

Darüber hinaus werden die Schmerzen genau abgefragt. Wichtig ist es zu wissen, wann die Schmerzen auftreten, wie stark diese sind und welchen Charakter sie haben (spitz, dumpf, stechend, kribbelnd). Anschließend wird die Fußsohle abgetastet, um einen Druckschmerz feststellen und lokalisieren zu können. Liegt der Verdacht vor, dass die Schmerzen durch eine Morton-Neuralgie verursacht werden, wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) angefertigt, mit der Einengungen und Verdickungen von Nerven gefunden werden können.

Therapie

Leichte Spreizfüße werden in vielen Fällen keiner besonderen Therapie unterzogen. Treten jedoch Schmerzen und deutliche Einschränkungen auf, muss eine Behandlung erfolgen, wobei verschiedene Methoden zur Verfügung stehen.

Im Vordergrund stehen konservative Maßnahmen. Neben der Umstellung auf passendes und weites Schuhwerk sind orthopädische Einlagen sinnvoll. Diese stützen das Fußgewölbe von unten und reduzieren Schmerzen und Druckempfindungen. Sie helfen dabei, Spreizfüße wieder in eine physiologische Stellung zu bringen. Eine weitere wichtige Methode, um die Schmerzen bei Spreizfüßen zu lindern, sind gezielte Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur im Sinne von Fußgymnastik. So kann unter Anleitung durch einen Physiotherapeuten eine langfristige Besserung der Beschwerden erreicht werden, da Einlagen zwar stützen, aber nicht die Ursache bekämpfen. Die einfachste Form der Fußgymnastik, die gegen Spreizfüße hilft und die Muskulatur und Sehen stärkt, ist das barfuß Laufen. Sind die Schmerzen jedoch zu stark und lassen keine Aktivität zu, helfen feuchte Umschläge und Ruhestellung. Schmerzmittel lindern ebenfalls die Schmerzen. Teilweise kann es sinnvoll sein, die Hornhautschwielen durch einen Podologen entfernen zu lassen, zusätzlich hilft eine Gewichtsreduktion, die auf die Spreizfüße wirkende Belastung zu verringern.

Mehr Informationen zum Thema Einlagen finden Sie hier: Spreizfußeinlagen 

Meist reichen diese konservativen Maßnahmen aus, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Jedoch beseitigen sie nicht komplett die Fehlstellung. Daher muss in schweren, nicht zu kontrollierenden Fällen ein operativer Eingriff erfolgen. Die Operation bei Spreizfüßen, die Weil-Osteotomie genannt wird, zielt darauf ab, die Längenverhältnisse am Fuß wieder gerade zu rücken. Dies gelingt, indem man die beteiligten Mittelfußknochen um ein kleines Stück verkürzt und so von den Schwielen, die beim Auftreten die Schmerzen verursachen, räumlich trennt. Auch eine Fehlstellung des großen Zehs wird hier korrigiert. Im Falle einer Morton-Neuralgie können die Schmerzen beseitigt werden, indem man die Nerven durch Entfernen von Gewebe entlastet. Die Schmerzen gehen dann schnell zurück. Ob eine konservative oder invasive Therapie erfolgt, muss im Einzelfall stets abgewogen werden.

Prognose

Die Prognose bei Spreizfüßen, die Schmerzen bereiten, ist in den meisten Fällen gut. Durch oben genannte Behandlungsmöglichkeiten kann der großen Vielzahl der Patienten gut geholfen werden, ohne dass Schmerzen zurückbleiben. Unbehandelt können Spreizfüße einen schlechteren Verlauf nehmen, die Schwielen werden größer und es entwickeln sich Hühneraugen und sogenannte Hammerzehen. Die andauernden Schmerzen führen dann ebenso zu weiteren orthopädischen Fehlstellungen am Fuß.

Prophylaxe

Die wichtigste Form der Prophylaxe ist passendes Schuhwerk. Es muss darauf hingewiesen werden, dass enge und vor allem hochhackige Schuhe mit großer Vorderfußbelastung der Hauptrisikofaktor für Spreizfüße sind. Menschen, die eine Veranlagung zu Spreizfüßen haben, sollten besonders darauf achten passendes Schuhwerk zu tragen. Auch häufiges barfuß Laufen senkt deutlich das Risiko für Spreizfüße, indem es das Gewebe am Fuß stärkt. Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf ein gesundes Körpergewicht mit einem BMI unter 25 zu achten, um die auf den Fuß wirkende Last zu reduzieren.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.10.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024