Beim Tibiakopffraktur kommt es zu einem Bruch innerhalb des oberen Endes des Schienbeins (Tibia), meist in Folge eines Unfalls. Es kommt zu Schmerzen im entsprechenden Kniegelenk, die meist von einer deutlichen Schwellung und Überwärmung des Knies und des oberen Unterschenkels begleitet werden.
Der Schienbeinkopfbruch wird medizinisch auch als Tibiakopffraktur bezeichnet. Dabei kommt es zu einem Bruch innerhalb des oberen Endes des Schienbeins (Tibia), meist in Folge eines Unfalls. Da dieser Teil des Schienbeins in das Kniegelenk mit einbezogen ist, kann ein Schienbeinkopfbruch unter Umständen eine deutliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Kniegelenks bedingen. Je nach Art, Verlauf und Ausdehnung des Bruches können unterschiedlich schwerwiegende Formen unterschieden werden.
Zu einem Schienbeinkopfbruch kommt es am häufigsten im Rahmen von Verkehrsunfällen oder Stürzen auf das entsprechende Knie. Bei Verkehrsunfällen mit dem Auto kann ein solcher Bruch entstehen, wenn zum Beispiel das Knie des Fahrers oder Beifahrers durch einen Aufprall gegen das Armaturenbrett stößt. Auch ein härterer Stoß auf das gestreckte Bein, beispielsweise beim Sprung aus größerer Höhe und Landung auf dem gestreckten Bein, kann unter Umständen zu einem Schienbeinkopfbruch führen. Insbesondere auch ältere Menschen sind gefährdet, da sie eine geringere Knochendichte aufweisen und sich bei Stürzen schneller Knochenbrüche zuziehen.
Bei einem Schienbeinkopfbruch kommt es zu Schmerzen im entsprechenden Kniegelenk, die meist von einer deutlichen Schwellung und Überwärmung des Knies und des oberen Unterschenkels begleitet werden. Auch ein Bluterguss (Hämatom) kann vorliegen. Die Schmerzen treten direkt nach dem auslösenden Ereignis (Unfall, Sturz o.ä.) auf und machen eine volle Belastung des Knies oftmals unmöglich. Es liegt eine starke Bewegungseinschränkung vor. Im Kniegelenk selbst findet sich häufig ein Erguss.
Beim Schienbeinkopfbruch unterscheidet man verschiedene Formen des Bruchs. Zum einen gibt es die sogenannten Plateaubrüche. Als Tibiaplateau bezeichnet man die obere Fläche des Schienbeins, die den unteren Teil des Kniegelenks bildet. Bei den Plateaubrüchen kommt es nun zu Brüchen innerhalb des Tibiaplateaus, ohne dass sich die Knochenfragmente gegeneinander verschieben. Der Schienbeinknochen bleibt also in seiner Form bestehen, obwohl Bruchlinien vorliegen. Im Gegensatz dazu stehen die Luxationsbrüche, bei denen die Knochenfragmente aus ihrer ursprünglichen Position austreten. Durch die Kniegelenksnähe können die Knochenstücke in den Gelenkspalt gelangen und dort zu einer zusätzlichen Verletzung von Bändern, Nerven und Blutgefäßen führen. Luxationsbrüche gehen demnach häufiger mit einem komplizierten Verlauf einher als die Plateaubrüche.
Insbesondere bei Luxationsfrakturen treten nicht selten Komplikationen auf. Die abgesplitterten Knochenfragmente können umliegende Bänder des Kniegelenks (Innen-, Außenband oder Kreuzbänder) sowie die Menisken schädigen. Durch die beschädigten Gelenkanteile kann es im Laufe der Jahre nach der Verletzung zu einer Kniegelenkarthrose kommen. Um diese zu verhindern, muss ein Schienbeinkopfbruch meist operativ versorgt werden. Eine weitere spezielle Komplikation ist das sogenannte Kompartmentsyndrom. Dabei kommt es in der Folge der Verletzung zu einer Schwellung der Muskulatur. Die Muskulatur am Unterschenkel ist in einzelnen Kompartimenten, beziehungsweise Faszien gelagert. Kommt es innerhalb dieser abgeschlossenen Logen zu einer Schwellung, hat die Muskulatur nicht ausreichend Platz, um sich auszudehnen. Demnach kommt es schnell zu einer Abklemmung der Blutzufuhr. Das Gewebe wird minderdurchblutet und ist hochgradig gefährdet, abzusterben. In der Klinik wird daher der Druck in den Muskellogen gemessen, um ein Kompartmentsyndrom frühzeitig zu erkennen. Operativ wird in einem solchen Fall eine Spaltung der Muskelfaszien vorgenommen. Der Unterschenkel wird für eine Zeit lang an der Operationsnarbe offen gelassen, sodass sich die Unterschenkelmuskulatur ausdehnen kann und die Durchblutung des Gewebes sichergestellt wird.
Um die Diagnose eines Schienbeinkopfbruchs zu stellen, müssen Röntgenbilder des betroffenen Beines in mehreren Ebenen angefertigt werden. Auf diesen kann ein Bruchspalt in der Regel bereits gut erkannt werden. Alternativ lässt sich ein solcher Knochenbruch mittels Computertomographie (CT) sichtbar machen. Eine MRT-Untersuchung eignet sich lediglich, um begleitende Band- oder Meniskusverletzungen aufzuzeigen. Vor einer operativen Versorgung wird in manchen Fällen zusätzlich eine Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt, damit der Arzt genau sehen kann, wie sehr und an welchen Stellen das Kniegelenk innerlich geschädigt ist. Dies hat Konsequenzen für das therapeutische Vorgehen.
Neben der Diagnostik des Schienbeinkopfbruches an sich muss der Arzt auch Komplikationen, wie zum Beispiel ein Kompartmentsyndrom, ausschließen. Er wird dazu überprüfen, ob die Sensibilität des gesamten Beines erhalten ist. Zudem wird er die Fußpulse tasten. Sind diese nicht tastbar, könnte das auf ein Kompartmentsyndrom hinweisen. Eine Druckmessung innerhalb der Muskellogen ist ebenfalls wegweisend.
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, den Schienbeinkopfbruch konservativ oder operativ zu therapieren. Die konservative Therapie kommt eigentlich nur in Frage, wenn die Knochenfragmente des Bruches alle an ihrer Position verblieben und nicht gegeneinander verschoben sind. Des Weiteren wird sie angewandt, wenn es sich beispielsweise um sehr alte Patienten mit vielen Begleiterkrankungen handelt, die eine Narkose nicht mehr verkraften würden. Bei der konservativen Therapie wird das Bein für etwa einen Monat eingegipst, sodass sich die Knochenfragmente nicht verschieben und in ihrer Position wieder anwachsen.
Liegt eine Luxationsfraktur vor, so müssen die Knochenstücke vor dem Gipsen zunächst wieder in ihre korrekte Position verbracht werden. Dies erreicht man mit der sogenannten Extensionstherapie, bei der Zug auf das betroffene Bein ausgeübt und dieses dadurch gestreckt wird. Somit können die Knochenstücke wieder in ihre richtige Position verbracht werden. Im Anschluss an die Gipsbehandlung sind physiotherapeutische Übungen sehr wichtig, um die Beweglichkeit im verletzten Kniegelenk wieder herzustellen und zu verbessern. Das Knie ist im Regelfall nach etwa acht bis zwölf Wochen wieder voll belastbar. Das Gesamtergebnis der konservativen Therapie ist jedoch in der Regel nicht so gut wie bei der operativen Versorgung der Verletzung.
In den allermeisten Fällen wird ein Schienbeinkopfbruch operativ therapiert. Dadurch kann das Risiko von Folgeschäden (beispielsweise Arthrose im betroffenen Knie) minimiert werden. Die Knochenfragmente werden bei der Operation mittels Platten oder Schrauben in ihrer korrekten anatomischen Position fixiert. Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass das Tibiaplateau anatomisch korrekt rekonstruiert wird, da es eine Gelenkfläche des Kniegelenks bildet. Bei ungenauer Passform können sich andernfalls Fehlbelastungen und weitere Folgeschäden am Kniegelenk entwickeln. Im Anschluss an die Operation erfolgt ebenfalls eine intensive physiotherapeutische Behandlung für etwa drei Monate, die der Mobilisierung und Stabilisierung des Kniegelenks dient. Die Muskulatur muss gekräftigt werden, damit sie das operierte Kniegelenk optimal stabilisieren kann.
Die Prognose, beziehungsweise der Heilungsverlauf eines Schienbeinkopfbruches hängt maßgeblich davon ab, was für eine Art von Bruch vorliegt und wie erfolgreich die therapeutische Versorgung abgelaufen ist. Einfache Brüche ohne Verschiebung der Knochenfragmente haben in der Regel eine bessere Langzeitprognose als komplizierte Trümmerfrakturen, bei denen es in der Folge häufiger zu einer Arthrose oder sonstigen Folgeschäden kommt. Durch die heutige medizinische Versorgung gelingt es jedoch in den meisten Fällen, ein zufriedenstellendes operatives Ergebnis zu erzielen und die Funktionsfähigkeit des Kniegelenks optimal zu erhalten. Je nach gewähltem Therapieverfahren und je nach Kompliziertheit des Bruches dauert die komplette Heilung des Schienbeinkopfbruches bis hin zur erneuten Vollbelastung des Beines zwischen drei und fünf Monaten. Um eine möglichst schnelle Heilung mit optimaler Funktionsfähigkeit des Kniegelenks zu erzielen, ist insbesondere eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung von Bedeutung.
Ziel der Rehabilitation im Anschluss an einen Schienbeinkopfbruch ist die Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit des zuvor verletzten Schienbeins/Kniegelenks. Das Therapiekonzept wird individuell auf den Patienten, seine Verletzungsart, sein Leistungsniveau und sein langfristig angestrebtes Funktionsniveau abgestimmt. In der ersten Phase der Verletzung, bei der noch starke Schmerzen, Schwellung und Funktionseinschränkung bestehen, zielt die Reha darauf ab, Schmerzfreiheit und Erhalt der Muskulatur zu erreichen. Sind die ersten Entzündungszeichen abgeklungen, beginnt die Stabilisationsphase, in der das Hauptaugenmerk auf dem Muskelaufbau zur Stabilisierung des Gelenkapparats liegt. Mit der Zeit kann dann wieder zu Ausdauertraining, Koordinationsübungen und Muskelaufbau mit Gewichtsbelastung übergegangen werden, indem die Intensität der Übungen immer weiter gesteigert wird. Das verletzte Bein wird so optimal wieder stabilisiert und in seiner Funktionsfähigkeit wieder hergestellt.
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