Rohypnol® ist der Handelsname für das Medikament mit dem Wirkstoff Flunitrazepam. Es zählt zur Klasse der Benzodiazepine und hat Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem.
Flunitrazepam
Rohypnol® ist der Handelsname für ein Medikament mit dem Wirkstoff Flunitrazepam. Es gehört zur Gruppe der Benzodiazepine und wirkt auf das Zentrale Nervensystem. Benzodiazepine haben vier Hauptwirkungen: Sie wirken je nach Dosis
Einige wirken auch antikonvulsiv, das heißt sie können zur Durchbrechung von Krampfanfällen des Zentralen Nervensystems eingesetzt werden. Das große Manko aller Arzneimittel dieser Gruppe ist das relativ hohe Abhängigkeitspotential, weshalb sie nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden sollten.
Die Tagesdosis beträgt bei Erwachsenen ½ bis 1 Tablette, das entspricht 0,5-1 mg Flunitrazepam. Die Einnahme sollte abends unmittelbar vor dem Schlafengehen erfolgen. In Ausnahmefällen ist im ambulanten (also häuslichen) Bereich eine Steigerung der Tagesdosis auf bis zu 2 Tabletten, entsprechend 2 mg Flunitrazepam, möglich. Bei älteren Patienten sollte die Tagesdosis in der Regel ½ Tablette betragen und maximal bis auf 1 Tablette pro Tag gesteigert werden. Die Behandlung sollte in der Regel 3-4 Wochen nicht überschreiten, nach regelmäßiger Einnahme über einige Tage darf Flunitrazepam nicht einfach abgesetzt werden, sondern muss langsam ausgeschlichen, also die Dosis schrittweise vermindert, werden.
Flunitrazepam wird in erster Linie zur kurzzeitigen (!) Behandlung von Schlafstörungen angewandt. Gelegentlich kommt es auch bei der Behandlung von Angst- und Spannungszuständen und bei der Prämedikation vor Operationen zum Einsatz, damit der Patient psychisch abgeschirmt und sediert ist. Flunitrazepam fällt unter das Betäubungsmittelgesetz, es bedarf also eines speziellen BtM-Rezeptes zur Verordnung.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind zugleich häufig die Wirkungen, aufgrund derer das Medikament überhaupt eingenommen wird: Schläfrigkeit, Benommenheit und Konzentrationsstörungen. Sie sind allen Benzodiazepinen gemein. Hierdurch wird das Reaktionsvermögen deutlich eingeschränkt. Nach der Einnahme von Flunitrazepam ist die Verkehrstüchtigkeit somit nicht mehr gegeben. Auch bei einer Einnahme am Abend und erst kurz vorm Zubettgehen kann es noch am nächsten Morgen zu einem sogenannten Hangover mit deutlicher Tagesschläfrigkeit und eingeschränkter Reaktionsfähigkeit kommen.
An der Haut kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen im Sinne eines Hautausschlages (Exanthem) kommen, auch ein anaphylaktischer Schock kann auftreten. Er zeichnet sich aus durch zunehmende Luftnot, sinkenden Blutdruck, steigenden Puls, Hautsymptome, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall und ist in seiner Maximalform akut lebensbedrohlich. Selten tritt eine Muskelschwäche auf, da Benzodiazepine in höheren Dosen muskelrelaxierend wirken. Gerade bei älteren Menschen kann die Muskelschwäche jedoch zutage treten und dann zu einer deutlich erhöhten Sturzneigung führen, insbesondere in Kombination mit der ebenfalls medikamentös induzierten reduzierten Aufmerksamkeitsfähigkeit.
Weiterhin kommt es nicht selten zu Schwindel, Mattigkeitsgefühl und Kopfschmerzen. Gerade bei älteren Menschen können Benzodiazepine zu Verwirrtheitszuständen führen, außerdem treten bei Senioren nicht selten sogenannte paradoxe Reaktionen auf, anstelle einer beruhigenden und sedierenden Wirkung kommt es zu akuten Erregungszuständen, Reizbarkeit und Angstzuständen. Eine weitere mögliche Nebenwirkung ist eine unerwünschte anterograde Amnesie, also die Unfähigkeit, sich an Dinge zu erinnern, die nach der Medikamenteneinnahme geschehen sind. Diese Wirkung kann in manchen Fällen jedoch auch erwünscht sein, so beispielsweise wenn das Medikament vor einer Operation als beruhigendes Mittel eingesetzt wird. Dies bezeichnet man als Prämedikation.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind eine Abnahme der Libido und depressive Verstimmungen. An den Augen können sich Sehstörungen zum Beispiel im Sinne von Doppelbildern und Nystagmen (raschem Hin- und Herzucken der Augen) zeigen. Auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen können unter der Behandlung auftreten. Selten kann es zu Herzversagen und Atemdepression kommen. Eine der wichtigsten unerwünschten Wirkungen ist die Abhängigkeit. Sie tritt schon nach der Einnahme über wenige Wochen hinweg auf und führt bei plötzlicher Nicht-Einnahme des Medikaments zu Entzugserscheinungen. Nach längerer Einnahme von Flunitrazepam und seinen verwandten Wirkstoffen sollte das Medikament nicht abrupt abgesetzt werden, da dann Angst- und Erregungszustände, Albträume, Schlafstörungen, Zittern, Schwitzen, erhöhte Krampfbereitschaft sowie Gedächtnisstörungen auftreten können. Die Dosis sollte also langsam reduziert werden bis das Medikament vollständig abgesetzt werden kann, diesen Prozess bezeichnet man als Ausschleichen.
Johanniskraut ist ein pflanzliches Mittel, das es rezeptfrei in der Apotheke zu erwerben gibt. Es ist jedoch dringend zu beachten, dass Johanniskraut die Ausscheidung von Medikamenten, die über die Leber verstoffwechselt werden, verlangsamen kann, sodass sich deren Wirkung verstärkt. So verhält es sich bei Benzodiazepinen und Johanniskraut, sodass eine parallele Einnahme vermieden werden sollte, da es sonst unter anderem zu einer verstärkten Schläfrigkeit kommen kann. Einige der älteren Medikamente gegen Epilepsien (Antikonvulsiva wie Phenobarbital und Phenytoin) hingegen beschleunigen die Ausscheidung von Flunitrazepam, sodass seine Wirkung abgeschwächt wird.
Die additive Wirkung von Flunitrazepam bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol, Schmerzmitteln aus der Gruppe der Opioide, anderen Beruhigungs- und Schlafmitteln, Neuroleptika und Medikamenten gegen Allergien aus der Gruppe der ersten Generation der Antihistaminika ist dringend zu beachten, da hier gefährliche Wechselwirkungen wie eine Atemdepression, Blutdruckabfall und ausgeprägte Sedierung entstehen können.
Absolute Kontraindikationen für den Einsatz für Medikamente aus der Gruppe der Benzodiazepine ist eine akute Intoxikation mit Schlafmitteln, Psychopharmaka, Schmerzmitteln oder Alkohol aufgrund der Gefahr einer additiven Wirkung, die zu einer Atemdepression führen kann. Patienten, die an einer Myasthenia gravis erkrankt sind, dürfen nicht mit Benzodiazepinen therapiert werden, da diese die Muskelschwäche verstärken können.
Weitere Kontraindikationen sind Erkrankungen mit eingeschränkter Atemfunktion. So sollte beispielsweise bei Patienten mit Asthma bronchiale und höheren Stadien einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) der Einsatz von Benzodiazepinen sorgsam abgewogen werden. Auch bei einem Schlafapnoesyndrom verbietet sich die Therapie mit Flunitrazepam in den meisten Fällen, da es zu einer additiven Hemmung des Atemantriebes kommen kann. Ebenso sind schwere Leberfunktionsstörungen (Leberinsuffizienz) und Psychosen sowie ein akutes Engwinkelglaukom, eine spezielle Form des Grünen Stars, eine Kontraindikation.
Eine Schwangerschaft ist keine generelle Kontraindikation für die Behandlung mit Benzodiazepinen, allerdings sollte die Indikationsstellung streng erfolgen. Eine Dauertherapie im 3. Trimenon der Schwangerschaft oder eine hochdosierte Behandlung kurz vor der Geburt kann Entzugssymptome wie niedrigen Blutdruck (Hypotonie), Untertemperatur (Hypothermie), leichte Atemdepression und Trinkschwäche beim Neugeborenen auslösen (bezeichnet als „floppy infant“-Syndrom) und sollte deshalb vermieden werden.
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Dasselbe gilt für die Stillzeit, hier sind Benzodiazepine kontraindiziert, da sie in die Muttermilch übergehen. Auch Kinder unter 18 Jahren sollten nicht mit Flunitrazepam behandelt werden.
10 Filmtabletten á 1 mg Flunitrazepam (Rohypnol ®) kosten 11,81 Euro. 20 Tabletten kosten 13,70 Euro. Zur Verordnung von Rohypnol ® ist seit November 2011 immer ein BtM-Rezept vonnöten.
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