Pentalong® ist ein Medikament, welches durch Erweiterung der Herzkranzgefäße die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessert und somit dem Auftreten einer Angina Pectoris vorbeugen kann.

Pentalong®

Wirkstoff: Pentaerythrityltetranitrat

Wirkweise

Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der gefäßerweiternden Substanzen (Nitrate) und wird zur Förderung der Durchblutung des Herzens bei verengten Herzkranzschlagadern eingesetzt.
Im Organismus wird der Wirkstoff zum körpereigenen Stickstoffmonoxid (NO) abgebaut. Dieses wirkt direkt erweiternd an den Gefäßen.
Durch die verbesserte Durchblutung wird das Herz besser mit Sauerstoff versorgt und es wird anfallsartigen Brustschmerzen (Angina Pectoris) vorgebeugt.
Im Gegensatz zu anderen Arzneimitteln aus der Gruppe der Nitrate soll Pentalong® weder zu nitratbedingtem Kopfschmerz, noch zu einer Toleranzentwicklung führen.
Pentalong® wurde bisher in Dosierungen von 80mg und 50mg vertrieben. Seit dem 20. Mai 2014 ist das Medikament jedoch nur noch in der 50mg-Dosierung zugelassen, da in umfangreichen Studien keine ausreichende Wirkung der höheren Dosierung bei Patienten mit Angina Pectoris nachgewiesen werden konnte.
Das Arzneimittel ist verschreibungspflichtig. Es ist zur Vorbeugung und Langzeitbehandlung geeignet.

Einnahme

Patienten nehmen soweit nicht anders verordnet täglich 2-3 Tabletten Pentalong® 50mg unzerkaut etwa eine halbe Stunde vor dem Essen ein.
Die Dauer der Behandlung oder eine abweichende Einnahme bestimmt der behandelnde Arzt.
Bei Verdacht auf Überdosierung sollte die Behandlung abgebrochen und umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Sollte eine Tablette vergessen worden sein, ist nicht die doppelte Dosis einzunehmen, sondern zur nächsten regulären Einnahmezeit normal mit der Medikation fortzufahren.

Nebenwirkungen

Als sehr häufige Nebenwirkung (mehr als 1 Behandelter von 10) klagen die Patienten über Kopfschmerzen.
Häufig (1 bis 10 Behandelte von 100) kann es auch zu unerwünschten Symptomen, wie niedrigem Blutdruck, Kreislaufregulationsstörungen mit Kollaps, Schwindel, Benommenheit und schnellem Herzschlag kommen.
Gelegentlich (1 bis 10 Behandelte von 1.000) kommt es zu flüchtigen Hautrötungen (Flush) und allergischen Hautreaktionen.
Seltener (1 bis 10 Behandelte von 10.000) treten Übelkeit und Erbrechen, Hautausschlag, Herzrhythmusstörungen oder Luftnot auf.
Sehr selten (weniger als 1 Behandelter von 10.000) wurden in der Folge der Einnahme von Pentalong® schwere entzündliche Hauterkrankungen beschrieben (z.B. exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem).
Sobald solche oder andersartige Symptome bemerkt werden, sollte umgehend ein Arzt informiert, bzw. aufgesucht und das Medikament nicht erneut eingenommen werden.

Wechselwirkungen

Bei Einnahme weiterer Medikamente zusätzlich zu Pentalong® muss beachtet werden, dass die Wirkung des Arzneimittels dadurch ggf. verstärkt werden kann. Das gilt beispielsweise für die gleichzeitige Einnahme von Betablockern, Kalziumkanalblockern, Diuretika, ACE-Hemmern, Phosphodiesterasehemmern, bestimmten Antidepressiva und Neuroleptika, sowie auch für Alkoholkonsum.
Pentalong® führt außerdem zu einer Abschwächung der Wirkung von Heparin-Präparaten.
Im Gegensatz dazu wirken Präparate aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide (bspw. Dihydroergotamin) unter Einnahme von Pentalong® verstärkt blutdrucksteigernd.

Gegenanzeigen

Pentalong® darf nicht angewendet werden bei Allergie/Unverträglichkeit dem Wirkstoff gegenüber, akutem Herzkreislaufversagen, Schock, Herzinfarkt, sehr niedrigem Blutdruck (systolischer Wert <90mmHg), sowie paralleler Einnahme von Phosphodiesterasehemmern zur Behandlung von Erektionsstörungen (zB. Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil), da es dadurch zu einem ausgeprägten Blutdruckabfall kommen kann.
Bei weiteren bestimmten Gegebenheiten muss der Arzt genau prüfen, ob die Einnahme von Pentalong® gefahrlos möglich ist. So zB. bei erhöhtem Hirndruck und zahlreichen Herzerkrankungen (Herzmuskelentzündung, Verengung der Herzklappen, Verdickung des Herzmuskels, ausgeprägte Herzmuskelschwäche, Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel).

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte das Medikament nicht eingenommen werden, da bisher keine ausreichenden Erkenntnisse darüber vorliegen, ob die Anwendung in dieser Zeit ungefährlich ist.

Anwendung bei Kindern und Jugendliche

Zur Anwendung von Pentalong® bei Kindern und Jugendlichen liegen aktuell noch keine ausreichenden Erkenntnisse bezüglich Unbedenklichkeit vor. Daher ist das Arzneimittel bei jungen Menschen nur unter genauer Prüfung der Notwendigkeit einzusetzen.

Warnungen

Nach Einnahme von Pentalong® kann das Reaktionsvermögen eingeschränkt sein.
Daher ist bei Teilnahme am Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen größte Vorsicht geboten. Dies gilt besonders zu Beginn der Behandlung, bei Dosiserhöhung und im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.
Das Medikament ist weder zur Behandlung eines akuten Angina Pectoris-Anfalls, noch zur Behandlung eines akuten Herzinfarktes geeignet.
Des Weiteren enthält Pentalong® Lactose (Milchzucker), auf die Personen mit entsprechender Unverträglichkeit allergisch reagieren können.

Hintergrund

Entwickelt wurde Pentalong® in den 50er Jahren in den USA.
Seit 1964 wurde es dann in der ehemaligen DDR von einer Zwickauer Firma produziert.
Heute hat die Firma Actavis die Rechte an Pentalong®.

Da das Medikament aber nie ein Zulassungsverfahren durchlaufen musste, musste Actavis eine Nachzulassung beantragen. So wurde mit allen Arzneimitteln verfahren, die vor 1976 auf den Markt kamen, da deren Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachgeprüft werden sollte.
Die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gestellten Auflagen wurden von Actavis jedoch nicht erfüllt, sodass die Zulassung von Pentalong® 2005 zunächst auslief.
Actavis klagte gegen diesen Beschluss und legte nachfolgend Studien vor, die die Wirksamkeit von Pentalong® 80mg belegen sollten. Die Studien konnten nicht überzeugen, sodass die Zulassung dieses Medikamentes 2014 endgültig auslief.
Für die niedrigere Dosierung mit 50mg besteht weiterhin eine fiktive Zulassung, sodass dieses Medikament verkehrsfähig bleibt.
Es wird allerdings nicht mehr von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet. Der Patient muss selbst zahlen.
Daher wurde bei vielen Patienten eine Umstellung der Medikation von Pentalong® auf andere nitrathaltige Arzneimittel vorgenommen. Alternative Wirkstoffe sind beispielsweise Isosorbiddinitrat (ISDN) und Isosorbidmononitrat (ISMN), sowie bei Bedarf Nitrosprays, die ebenfalls zur Gruppe der Nitrate gehören und somit eine gefäßerweiternde Wirkung haben.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.09.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024