Wieso es zu Muskelverhärtungen im Rücken kommt, wie sich diese auswirken und was man dagegen machen kann erfährt man in diesem Text.
Muskelverhärtungen sind nichts anderes als angespannte Muskelfasern. Anders ausgedrückt sind Muskelverhärtungen also kontrahierte Muskeln nur mit dem Unterschied, dass die Anspannung des Muskels ungewollt ist.
Sie entstehen meist durch eine Überbeanspruchung. Fehlt nämlich der Nachschub von Energielieferanten bei einer außergewöhnlichen Belastung, fehlt dem Muskel das Substrat zur aktiven Entspannung seiner Fasern. Die Folge ist ein Verbleiben im angespannten Zustand. Sie sind daher auch als verhärtete Struktur spürbar und teils sogar als Wulst sichtbar.
Die Ursachen für eine Muskelverhärtung können vielfältig sein, wobei der häufigste Auslöser die körperliche Überlastung eines Muskels ist.
Es ist dabei egal ob der Betroffene Sport gemacht hat oder nur eine ungewohnte Haltung für eine längere Zeit eingenommen hat. Ursächlich für die Muskelverhärtung ist nahezu immer eine bis dahin unbekannte Belastung. Kann vom Körper nicht genügend Sauerstoff und Energie über die Gefäße zum Muskel transportiert werden, ermüdet dieser bildlich gesprochen und kann seiner geforderten Arbeit nicht mehr nachkommen.
Das Energiesubstrat für die Entspannung der Muskelfasern kann seinen Wirkort nicht mehr erreichen und der Muskel erstarrt in seiner Anspannung.
Folgt eine Ruhepause, kann eine sukzessive Steigerung der Durchblutung die Verhärtung wieder lösen. Ähnlich dem Prinzip einer Bewässerung braucht es aber seine Zeit bis alle Schichten des Muskels wieder versorgt werden.
Sehr selten liegt die Ursache einer Muskelverhärtung in einem genetischen Defekt wie beim Krankheitsbild der Fibromyalgie oder anderen neuromuskulären Erkrankungen. Hier bedarf es der Abklärung durch einen Spezialisten. Symptomatisch äußern sich aber diese seltenen Krankheitsbilder durch chronische Schmerzen und einer Persistenz multipler Muskelverhärtungen trotz initial adäquat begonnener Therapie.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Fibromyalgie
Das häufigste Begleitsymptom von Muskelverhärtungen sind Schmerzen. Sie sind dabei oft bewegungsabhängig und können je nach betroffenem Muskel einen stechenden bis dumpfen Schmerzcharakter haben.
Aber auch Funktionseinschränkungen sind nicht selten bei Muskelverhärtungen. Sie sind dadurch bedingt, dass die Bewegung eines Gelenkes durch die Muskelverhärtung nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden kann.
Ist ein Muskel nämlich aufgrund der Verhärtung verkürzt, kann es sein, dass er einen gegensätzlich funktionierenden Muskel (Bsp. Strecker und Beuger) blockiert.
Die Folge ist ein reduziertes Bewegungsausmaß. Hier kommt es aber ganz auf den betroffenen Muskel und den Grad der Verhärtung an.
Finden sich Muskelverhärtungen im Nacken- und Schulterbereich sind Kopfschmerzen auch recht häufig zu beobachten. Sie lassen sich durch die Reizung sensibler Nervenendigungen infolge der Verhärtung erklären.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kopfschmerzen und Muskelkater
Der Begriff „Myogelose“ ist ein medizinischer Fachbegriff und steht für nichts anderes als eine verhärtete Muskulatur. Mithilfe dieser Nomenklatur kann eine Muskelverhärtung im Diagnosenkatalog einer Praxis kodiert und die Behandlung entsprechend abgerechnet werden.
Für den Laien hat die Verwendung dieses Begriffes nichts weiter zu bedeuten. Sollte es zu einer Überweisung zu einem Facharzt kommen, weiß dieser jedoch anhand des Fachausdruckes, dass es sich um eine unspezifische, lokale Verhärtung eines oder mehrerer Muskeln handelt.
Viele weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Myogelose
Nahezu jede Muskelverhärtung verursacht Schmerzen. Befinden sich diese im Rücken, sind Rückenschmerzen also nicht verwunderlich.
Typisch für Muskelverhärtungen im Rücken sind dabei Schmerzen, die nach langem Sitzen – also Phasen minimaler Bewegung- auftreten.
Wird der Anspannungsstatus der Muskeln nämlich für eine längere Zeit nicht variiert, werden spezielle Muskelgruppen durch die Belastung überfordert und verharren schließlich im Anspannungszustand. Betroffene merken dies vor allem in einem unangenehmen Ziehen im Nacken- oder Kreuzbereich.
Der Grund für die typische Lokalisation der Schmerzen ist dabei anatomisch zu begründen. Die Stützmuskulatur der Wirbelsäule befindet sich nämlich direkt neben der Wirbelsäule und trägt im Nacken- und im Kreuzbereich die größte Gewichtsbelastung aufgrund der physiologischen Krümmung der Wirbelsäule.
Befindet sich diese Muskulatur lange in einem unveränderten Zustand, verhärtet sie sich und Betroffene merken bei kleinen Positionsveränderungen der Wirbelsäule, dass es weh tut. Im Gegensatz zu Bandscheibenvorfällen, können Betroffene jedoch keine neurologischen Ausfälle wie ein Kribbeln, Lähmungen oder Sensibilitätsausfälle bemerken.
Die Symptomatik beschränkt sich hier rein auf Schmerzen mit gegebenenfalls leichten Bewegungseinschränkungen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Bandscheibenvorfall
Die Diagnose einer Muskelverhärtung wird rein klinisch gestellt. Das heißt, dass keine invasiven Maßnahmen wie eine Blutentnahme oder eine Bildgebung für die Diagnosestellung notwendig sind.
Viel wichtiger ist eine gute körperliche Untersuchung, bei der der Muskel abgetastet und in seiner Funktion geprüft wird. Klassischerweise ist er bei der Palpation schmerzhaft und fühlt sich verhärtet an. Ist eine Muskelverhärtung besonders ausgeprägt, lässt sich der verhärtete Muskel bei einer leichten Massage nur als „Paket“ verschieben und ist oft als „Muskelwulst“ sichtbar. Ergänzend kann die Anamnese Aufschlüsse über die Ursache der Muskelverhärtung geben.
Bewegung ist das A und O bei Muskelverhärtungen. Für Betroffene bedeutet dies, sich trotz Schmerzen zu mobilisieren und die Muskeln im Rücken durchzubewegen.
Oft ist nämlich das genaue Gegenteil nämlich Bewegungsmangel der Auslöser für die Muskelverhärtungen am Rücken.
Erfolgt nur eine einseitige Belastung der Rückenmuskulatur, werden einzelne Muskeln überbeansprucht und verhärten sich infolgedessen.
Achten Betroffene auf ein ausgewogenes Training aller ihrer Muskelgruppen, können diese bei starker Beanspruchung andere Muskelgruppen entlasten. Zudem wird durch die Bewegung die Durchblutung der Muskeln gefördert und angefallene Stoffwechselprodukte können abtransportiert sowie wichtige Energielieferanten und Elektrolyte zum Muskel befördert werden. Bei sehr schmerzhaften und hartnäckigen Muskelverhärtungen kann Wärme in Kombination mit einer leichten Massage hilfreich sein, um den größten Anteil der Muskelverhärtung anzubehandeln.
Diese Maßnahmen ersetzen jedoch keine aktive Bewegung der Muskeln, da sie nicht jede Muskelfaser erreichen und nur akut symptomlindernd wirkend. Kurativ und vorbeugend ist einzig und allein ein ausgewogenes Training der Rückenmuskulatur. Es ist dabei egal ob es durch Freizeitaktivitäten, Leistungssport oder Physiotherapie vorgenommen wird.
Es gibt verschiedene Hausmittel, die gegen Muskelverhärtungen angewendet werden können. Dabei liegt es ganz in der Hand des Betroffenen, welche er für sich als wirksam betrachtet. Ein beliebtes Hausmittel ist das Auflegen von sog. Kartoffelkissen auf den verhärteten Muskel.
Hierfür werden Kartoffeln gekocht, in noch einem warmen zustand zerstampft und dann in ein Trockentuch eingeschlagen. Der Sinn davon ist, die lokale Durchblutung zu fördern und sich dabei die gute Wärmespeicherkapazität der Kartoffel für eine lange Anwendung zu Nutze zu machen.
Alternativ kann natürlich auch ein Körnerkissen oder eine Wärmflasche auf die betroffene Stelle gelegt werden. Ein obsoletes Hausmittel ist das Einreiben der Haut mit Apfelessig oder Weinbrandt. Zwar fördert die äußere Anwendung kurzfristig die Durchblutung, jedoch schädigen die Flüssigkeiten den natürlichen Schutzfilm der Haut und begünstigen somit lokale Unverträglichkeitsreaktionen sowie bakterielle Infektionen.
Statt dem Auftragen von Kräutern oder Ölen sollten Betroffene daher lieber die Stelle massieren sofern sie für sie selbst zugänglich ist. Leichter Druck und Zug an der betroffenen Stelle kann nämlich viel besser die Anspannung in den Muskelfasern lösen. Ist die Muskelverhärtung nicht mit der Hand zu erreichen, können Dehnübungen einen genauso guten Effekt erzielen.
Die Dehnung von Muskelfasern ist vom Wirkprinzip mit einer Massage zu vergleichen, da mit beiden Methoden die Muskeln mechanisch gestreckt werden.
Die kontrahierten Muskelfasern müssen sich bei der Dehnung dabei bildlich gesprochen glätten und die Anspannung wird somit bewusst unterbrochen.
Damit der Zustand der Anspannung jedoch nicht wiederkehrt, muss der Dehnungszustand so lange gehalten werden bis die angefallenen Stoffwechselprodukte im Muskel durch die Durchblutung abtransportiert wurden. Wird die Dehnung korrekt durchgeführt, kann sie daher sehr gut Muskelverhärtungen lösen. Sie bedarf aber einer regelmäßigen Anwendung.
Im Grund empfehlen sich alle Präparate, die die Durchblutung fördern. Ein Beispiel für eine durchblutungsfördernde Salbe ist die Finalgon-Salbe. Sie ist zwar unangenehm in der Anwendung, da sie ein starkes brennendes Gefühl und eine begleitende Rötung auf der Haut verursacht, jedoch steigert sie effektiv die Durchblutung und damit den Abbau saurer Stoffwechselprodukte aus dem Muskel.
Als Alternative kann Voltaren-Salbe angewendet werden, wobei diese primär nur gegen die Schmerzen hilft.
Es liegt ganz am Geschmack und den Erfahrungen des Betroffenen, ob er bei Muskelverhärtungen lieber Wärme oder Kälte anwendet.
Die Mehrheit bevorzugt jedoch wärmende Umschläge, da hierdurch die Durchblutung des Muskels direkt angeregt wird und sich daraufhin die Verspannung langsam lösen kann.
Kälte wirkt eher erst in einem zweiten Schritt gegen die Muskelverhärtung. Sie betäubt zuerst die sensiblen Nervenendigungen im betroffenen Muskelanteil, woraufhin sich der Betroffene besser bewegen kann. Dies wiederum bewirkt, dass der betroffene Muskel gedehnt und infolgedessen auch besser durchblutet wird.
Das Tapen von Muskeln soll die Spannung der Muskelfasern reduzieren. Stellt man sich dies bildlich vor, schient das Tape die Muskelansätze und reduziert somit die Belastung auf die Muskelfasern. Als Folge ist der Muskel entspannt und die Fasern können sich in Ruhe regenerieren.
Der Nachteil des Tapen ist jedoch, dass der Effekt nicht lange anhält, da kompensatorisch andere Muskelgruppen bei gewissen Bewegungen mehr angespannt werden, was wiederum zu neuen Muskelverhärtungen führen kann. Zudem lässt die elastische Wirkung je nach Qualität des Tapes schnell nach und ist daher oft nicht ausreichend wirksam.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kinesiotape
Faszientherapien sollen Verklebungen der Muskelhüllen (=Faszien) lösen und damit eine bessere Beweglichkeit der einzelnen Muskelgruppen bewirken.
Betroffene sollen dafür die betroffene Körperstelle über eine sog. Faszienrolle rhythmisch vor und zurück bewegen, damit die Verklebungen mechanisch gelöst werden können.
Leider ist sie oft schmerzhaft und wird selbst von Gesunden nicht toleriert. Liegen also Muskelverhärtungen vor, ist die Therapie besonders unangenehm. Ist jedoch eine Muskelverhärtung durch andere Maßnahmen bereits gelöst worden, ist sie eine gute Methode zur Vorbeugung weiterer Verhärtungen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Faszienrolle
Muskelverhärtungen mittels Spritzen zu lösen, sollte chronischen Muskelverspannungen vorbehalten sein. Hier handelt es sich dann aber weniger um klassische Muskelverspannungen, sondern um eine vorliegende Spastik mit einem hohen Leidensdruck des Betroffenen.
Die einzige Ausnahme für die Anwendung von Spritzen im Akutfall sollten stark schmerzhafte Krämpfe sein, die durch andere Maßnahmen wie beispielsweise eine Magnesiumgabe als Braustablette nicht zu terminieren sind. Hier kann ein Arzt dann im begründeten Einzelfall Magnesium intravenös oder sogar spezielle Medikamente wie Antiepileptika gegeben werden.
In der Regel halten Muskelverspannungen nur wenige Tage an. Sie sollten daher nicht länger als circa 3 Tage gravierende Beschwerden machen.
Für Betroffene ist wichtig darauf zu achten, dass sich die Muskelverhärtung schrittweise zurückbildet und es schließlich zu einer Symptomfreiheit kommt.
Jede Schmerzzunahme oder schlimmer werdende Bewegungseinschränkung bei Anwendung von adäquaten Maßnahmen wie zum Beispiel Wärmen und Schonung sollte Anlass für einen ärztlichen Besuch sein.
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