Medikamente gegen Schwindel

Medikamente gegen Schwindel

Synonyme

Antivertiginosa

Einleitung

Bei den Medikamenten gegen Schwindel handelt es sich um Präparate, die zur Linderung des Schwindels beitragen bzw. die Symptomatik reduzieren. Schwindel kann vielfältige Ursachen haben. Aufgrund dessen gibt es auch eine große Anzahl an Medikamenten mit unterschiedlicher Wirkungsweise. Der Auslöser des Schwindels entscheidet letztlich darüber, welches Medikament zur Behandlung des Schwindels am geeignetsten ist.

Diese Medikamentengruppen gibt es

Es gibt verschiedene Wirkstoffe bzw. Medikamentengruppen, die zur Behandlung von Schwindel in Frage kommen. Allgemein werden diese in der medizinischen Fachsprache als Antivertiginosa bezeichnet. Hierzu zählen unter anderem Antihistaminika, Anticholinergika, Benzodiazepine und Calciumkanalblocker. 

  • Die Antihistaminika kommen insbesonders bei der sogenannten Reisekrankheit und auch bei Erkrankungen des Innenohrs wie z.B dem Morbus Menieré zum Einsatz. Dabei sind vor allem das Dimenhydrinat und das Betahistin zwei bekannte Vertreter zur Behandlung von Schwindel mit Erbrechen und Übelkeit.
    Das Dimenhydrinat ist in der Apotheke unter dem Handelsnamen Vomex® erhältlich und wird gern zur Behandlung von reisebedingtem Schwindel verabreicht. Vomex® kann zudem auch bei Kindern angewandt werden, wenngleich es natürlich in geringere Dosis als bei Erwachsenen verabreicht werden sollte. Zu den möglichen und häufig beschriebenen Nebenwirkungen beim Einsatz von Histaminantagonisten zählen eine verstärkte Schläfrigkeit und ein Gefühl der Benommenheit. 
    Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter:
    Antihistaminika
    Vomex®
    Behandlung der Reisekrankheit
    Behandlung von Morbus Menieré
  • Bei den Anticholinergika ist Scopalmin in Bezug auf die Behandlung der Schwindelsymptomatik der wichtigeste Vertreter. Es hilft besonders gut bei der Reise- und Bewegungskrankheit, die typischerweise durch Schwindel und Erbrechen kennzeichnet ist.Mehr dazu finden Sie unter: Anticholinergika
  • Die Benzodiazepine sind eine große Medikamentengruppe, die insbesonders zur Beruhigung eingesetzt werden. Der größten Anzahl an Benzodiazepinen ist gemein, dass sie eine “Anti-Schwindel” beziehungsweise eine antivertiginöse Wirkung besitzen. Zu beachten gilt, dass durch die Gabe von Benzodiazepinen aber auch eine gegenteilige Wirkung beziehungsweise eine Zunahme des Schwindels auftreten kann.
    Lesen Sie mehr zu der Medikamentengruppe unter: Benzodiazepine
  • Flunarizin zählt zu den Calcuimkanalblockern. Er wird überwiegend zur Prophylaxe von vestibulärer Migräne, also einer Migräne mit Schwindel, deren Ursprung im Ohr bzw. Im Gleichgewichtsorgan liegt, angewandt. Weiterhin findet es als Medikament bei plötzlichen Schwindelanfällen Anwendung. 
    Lesen Sie mehr zur Behandlung des vestibulären Schwindels unter: Migräne und Schwindel - Was hilft dagegen?

Alle Medikamente, die gegen Schwindel einsetzbar sind, zielen auf eine Linderung der Symptomatik ab. Die Ursache des Schwindels kann damit allerdings nicht behoben werden. Der Einsatz von Antivertiginosa sollte deshalb in aller Regel nur vorübergehend erfolgen.
Zur Ursachenfindung sollte neben der Medikation auch Diagnostik betrieben werden- damit sind Untersuchungen und ggf. Bildgebungen gemeint, die helfen sollen den Auslöser des Schwindels aufzudecken. 

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Für mehr Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Therapie von Schwindel

Rezeptfreie Medikamente

Zu den rezeptfreien Medikamenten gehören unter anderem das Dimenhydrinat,  auch besser bekannt als Vomex® und pflanzliche Präparate wie beispielsweise die Mittel Vertigoheel® oder Taumea®. Auch wenn diese Medikamente ohne Rezept erworben werden können, sollten diese, vor allem bei bestehenden Grunderkrankungen im besten Fall in Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden, um Interaktionen mit anderen Medikamenten zu vermeiden. Gegebenfalls kann auch der Apotheker zur Beratung herangezogen werden.

Mehr zum Thema finden Sie unter:

Vomex®

Dimenhydrinat gehört zur großen Gruppe der Antihistaminika, die auch bei allergischen Reaktionen und Übelkeit ihre Anwendung finden. Dimenhydrinat oder Vomex® ist frei in der Apotheke erhältlich und wird besonders gern bei der Reisekrankheit oder Seekrankheit eingesetzt. Es wirkt sowohl lindernd auf den Schwindel als auch auf die Übelkeit und das Erbrechen. Vomex® ist in verschiedenen Verabreichungsformen erhältlich, dazu zählen Zäpfchen, Dragees, Sirup und Tabletten. Es wirkt in der Regel 3-6 Stunden und kann bei Bedarf eingenommen werden.

Von einer Einnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit ist aufgrund einer unzureichenden Datenlage bezüglich der Auswirkung auf das ungeborene Kind, abzuraten. Bei Kindern kann Vomex® laut Hersteller angewandt werden, wobei sich hier die Dosierung nach Alter und Gewicht richtet. Zu den häufigsten Nebenwirkungen unter der Einnahme von Vomex® zählt eine verstärkte Müdigkeit beziehungsweise eine leichte Benommenheit.

Weitere Informationen zum Dimenhydrinat finden Sie unter: Vomex®

Rezeptpflichtige Medikamente

Zu den rezeptpflichten Medikamenten zählt die ganze Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine. Diese birgen, insbesonders bei längerer Gabe, die Gefahr einer Abhängigkeit, weshalb sie in der Regel eher zurückhaltend verschrieben werden.
Auch das Flunarizin, das zur Gruppe der Calciumantagonisten zählt, gehört zu den Medikamenten, die nur mit einem Rezept in der Apotheke erhältlich sind. Weiterhin können bestimmte Präparate, die zu den Antihistaminika zählen, wie etwa der Wirkstoff Betahistin auch nur gegen Vorlage eines Rezeptes erworben werden. Andere Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika, wie zum Beispiel das Dimenhydrinat (Vomex®) sind wiederrum in der Apotheke frei verkäuflich.

Lesen Sie mehr zu den rezeptpflichtigen Medikamenten unter:

Flunarizin

Flunarizin zählt zu den Medikamenten, die Einfluss auf die Calciumkanäle nehmen. Es findet Anwendung in der Behandlung von Migräne und wirkt weiterhin recht gut auf die Schwindelsymptomatik mit einem vestibulären Ursprung- also einem Schwindel dessen Ursache im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs liegt.
Es wird aufgrund dessen häufiger bei einer Menieré- Krankheit verschrieben. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans, die sich durch Tinnitus, starken plötzlichen Schwindel und einer Schwerhörigkeit kennzeichnet. Flunarizin zählt zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten. Insbesonders zu Beginn der Medikamenteneinnahme kann es zu Schläfrigkeit und Benommenheit kommen.

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Arlevert®

Arlevert® enthält einen Wirkstoffkomplex aus Cinnarizin und Dimenhydrinat.
Es wird bei Schwindel eingesetzt und findet vor allem bei der Behandlung von Schwindel im Rahmen eines Morbus Menieré Anwendung. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans, welche mit starkem Schwindel, Tinnitus und Schwerhörigkeit einhergeht. Alevert® ist nur nach Rezeptvorlage in der Apotheke erhältlich und ist zur Kurzzeitbehandlung von Schwindel vorgesehen.

Lesen Sie auch: Behandlung von Morbus Menieré

Welche Medikamente helfen bei psychogenen Schwindel?

Beim psychogenen Schwindel, der häufig auch als Angstschwindel oder phobischer Schwindel bezeichnet wird, ist eine medikamentöse Therapie in der Regel nicht zielführend.  Die Betroffenen leiden zumeist an Ängsten oder Phobien, die zur Entwicklung einer Schwindelsymptomatik führen. Eine große Anzahl der Betroffenen leidet zudem unter weiteren psychischen Erkrankungen wie etwa einer Depression.
Der Therapieansatz liegt daher weniger in einer Medikamentengabe als vielmehr in einer Psychotherapie. Insbesonders die Verhaltenstherapie wird bevorzugt bei Menschen mit psychogenem Schwindel angewandt. Die Medikamente, die ggf. zur Unterstützung verabreicht werden, sind dann weniger Mittel, die gegen den Schwindel helfen als vielmehr Präparate, die angstlösend oder antidepressiv wirken.

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Homöopathie bei Schwindel

Es gibt zahlreiche Präparate aus dem homöopathischen Bereich, denen eine lindernde Wirkung von Schwindel unterschiedlichster Herkunft nachgesagt wird. Dazu gehören unter anderem die homoöpathischen Mittel Vertigoheel®, Traumea® oder Vertigopas®.
Vertigoheel® zum Beispiel beinhaltet die pflanzlichen Wirkstoffe Graue Ambra, Kokkelskörner und Steinöl, die zur Reduktion der Schwindelsymptomatik führen sollen.
Die Ursache kann, wie bei den anderen Medikamenten, die gegen Schwindel eingesetzt, auch hier nicht behoben werden. Zu den meisten Medikamenten bzw. deren Wirkungserfolg gibt es allerdings keine eindeutigen Studien. Die Einnahme von homöopathischen Mitteln ist daher häufig ein umstrittenes Thema, sowohl unter Ärzten als auch unter den Betroffenen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Homöopathie bei Schwindel

Vertigoheel® gegen Schwindel

Vertigoheel® beinhaltet verschiedene sogenannte natürliche Inhalthaltstoffe, dazu zählen Graue Ambra, Kokkelskörner, Schierling und Steinöl.  Es soll die Schwindelsymptomatik reduzieren und kann laut Hersteller bei Schwindel unterschiedlichster Ursache eingesetzt werden. Neben dem Schwindel soll es auch einen positiven Einfluss auf Übelkeit haben. Auch hier kann das Präparat nicht die Ursache beheben, sondern lediglich die Schwindelbeschwerden lindern. Es gibt Vertigoheel® sowohl in Tabletten als auch in Tropfenform und kann ohne Rezept in der Apotheke erworben werden.

Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Homöopathie bei Schwindel

Ginkgo gegen Schwindel

Ginkgo ist eine Pflanze, dessen Ursprung in China liegt. Seit vielen Jahren ist sie auch in Deutschland als Heilmittelpflanze bekannt. Es gibt zahlreiche Erkrankungen und Beschwerden bei denen Ginkgo eine lindernde Wirkung nachgesagt wird. So auch beim Schwindel.
Im Gegensatz zu anderen Medikamenten, die häufig eine sedierende bzw. beruhigende Nebenwirkung zeigen, wird dem Ginkgo nur ein geringes Nebenwirkungspotenzial zugeschrieben. Vor allem in der alternativen Heilmedizin ist es beliebt und es gibt zahlreiche Studien zu deren Wirksamkeit. Leider ist die Studienlage bis heute aber noch nicht eindeutig und die Daten aus den Analysen sind teilweise widersprüchlich. Ginkgopräparate sind in der Apotheke zu erhalten, dabei gibt es eine große Auswahl an Produkten verschiedenster Hersteller, die gegen Schwindel helfen sollen.

Lesen Sie mehr über die Heilmittelpflanze unter: Ginkgo gegen Schwindel

Taumea gegen Schwindel

Traumea® zählt ebenfalls zu den natürlichen, beziehungsweise zu den auf pflanzlicher Basis basierten Medikamenten. Es beinhaltet Anamirta cocculus ( gelber Jasmin) und Gelsemium sempervirens (Scheinmyrte). Laut Hersteller kann der duale Wirkstoff gegen verschiedene Arten von Schwindel eingesetzt werden.
Wie bei den anderen pflanzlichen und homöopathischen Medikamenten ist auch hier keine eindeutige Studienlage zur Wirksamkeit beschrieben. Eine Einnahme vor allem bei Betroffenen, die noch unter anderen Grunderkrankungen leiden, sollte immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Weitere Fragestellungen

Ist eine Einnahme Antivertiginosa in Schwangerschaft und Stillzeit möglich?

Die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft, die gegen Schwindel wirken ist stark beschränkt. Von der Einnahme von Benzodiazepinen und Flunarizin wird abgeraten, da sie Einfluss auf die Entwicklung des Kindes nehmen können.
Bei Dimenhydrinat soll eine Gabe in den ersten 2/3 der Schwangerschaft unbedenklich sein, im letzten Drittel sollte aber von einer Einnahme abgesehen werden. Generell sollten Schwangere sich vor der Einnahme von Anti-Schwindel Präparaten immer vom Arzt beziehungsweise Frauenarzt beraten lassen. Dies gilt auch für die Einnahme von pflanzlichen oder homöopathischen Präparaten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Schwindel in der Schwangerschaft

Hat es eine Wirkung auf die Pille?

Die Wirksamkeit der Pille kann durch die Einnahme von anderen Medikamenten beeinflusst werden, so etwa auch bei der Gabe von Benzodiazepinen. Um einen ausreichenden Verhütungsschutz zu gewährleisten, sollte daher auf weitere Verhütungsmittel, wie etwa Kondome, zurückgegriffen werden.
Zur Anwendung von Flunarizin sind keine Interaktionen mit der Pille und deren Wirksamkeit beschrieben. Eine Abklärung mit dem Arzt vor Einnahmebeginn ist aber dennoch ratsam. Bei der Einnahme von Präparaten, die Dimenhydrinat beinhalten wie etwa Vomex® sind bis dato keine Interaktionen mit der Pille bekannt. Die Wirkung bzw. Wirksamkeit der Antibabypille sollte demnach unbeeinflusst bleiben.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.04.2020 - Letzte Änderung: 18.09.2024